@DonVoss
Die Schußweiten werden durchaus unterschiedlich angegeben. Das ist wohl umstritten. Einerseits sind Schußergebnisse von günstigen Bedingungen bei preußischen Manöverübungen heran gezogen worden und andererseits stehen die tatsächlichen Erfahrungen aus den Schlachten gegenüber. Dabei geht es um die Beeinträchtigungen, die die Feuerwirksamkeit der Infanterie stark herab setzten. Pulverqualm schon nach der 1. oder 2. Salve verringerten die Sicht erheblich. Sowohl die Schützen, als auch die Beschossenen waren davon betroffen. Die Einen sahen nix mehr und die anderen standen im Nebel, weil sie ja auch geschossen haben. So wurde dann nicht mehr auf Sicht geschossen, sondern nur noch in die vermutete Richtung drauf gehalten. Das Gelände war auch nicht immer ideal und verdeckte teilweise die Sicht auf das Ziel. Der Stress und die Angst der Soldaten verschlechterten die technischen Abläufe beim Schießen zusätzlich. Nicht zu vergessen, daß die Zuverlässigkeit der Musketen schon nach wenigen Feuerrunden ebenfalls zu vermehrten Fehlfunktionen führten. Noch ein Faktor war, daß spätestens nach 2 Feuerrunden nicht mehr so koordiniert im Bataillon geschossen wurde und Männer oft aus der Linie traten, um eine bequemere oder subjektiv sicherere Schußposition zu erlangen. Das verursachte schon schnell eine Unordnung, die erst wieder ausgerichtet werden musste. Deshalb gehe ich immer noch von 80-100 Yards aus, wo wirklich etwas passiert. Ich denke, daß die anderen Schußentfernungen zu hoch gegriffen sind in ihrer Feuerwirksamkeit. Mit dieser Meinung folge ich nur zeitgenössischen Militärs wie Marschall de Saxe oder aktuellen Personen wie Major-General H.P. Hughes in Firepower, S.26.
An den Spielregelfeuerreichweiten in Black Powder will ich noch nicht mal rühren. Irgendwo muss man auch Kompromisse machen und kann nicht alles simulieren. Pragmatisch mal etwas passend zu machen gehört auch dazu. Kompliziert und umfangreich sind die Hausregeln auch nicht.
@tattergreis
Von den Reisswitzregeln hatte ich schon mal gehört, weiss aber nix genaues. Bei den Feuerwerten ist das Spiel dann aber schnell zu Ende.
Zu der Artillerieattacke von Friedland 1807 durch General de Senarmont ist noch zu sagen, daß ein konzentriertes Artilleriefeuer mit 30 Kanonen auf die russische Infanterie aus 600m Entfernung startete und die bereits auf dem Rückzug befindlichen Russen in der Flußschleife zusammen drängte und in Unordnung versetzte. Deshalb setzte die Berittene Artillerie mit Fuß-Artilleriebatterien nach und verkürzte die Beschußentfernung bis auf 60m. Ob die Russen aufgrund des beginnenden Chaos da noch wirkungsvoll zurück schießen konnten, ist fraglich. Dieses aggressive Vorgehen durch Senarmont war sicherlich nicht die Regel. Dass die Reisswitz-Regel die Ari soweit schießen lassen, finde ich ok.
Ansonsten kann die Hausregel für BP, daß die Fuß-Artillerie nicht in die Musketen-Feuerreichweite von Infanterie ziehen darf, gerade auch die schnelle 6-Pfder in die Schranken weisen. Die Berittene Artillerie soll diese agressive Vorgehensweise ruhig machen dürfen. Sie war sehr beweglich (in der Literatur auch strittig). Die Mannschaften waren warscheinlich auch etwas professioneller.
Gruß
Bernd