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Warum haben sich gerade die Mittelmeer-Hochkulturen durchgesetz?

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Mansfeld:
Ich hab gerade erst vor ein paar Tagen \"Die militärische Revolution\" von Geoffrey Parker durchgelesen (Link: http://www.amazon.de/milit%C3%A4rische-Revolution-Kriegskunst-Aufstieg-Westens/dp/3593343657/ref=sr_1_3?s=books&ie=UTF8&qid=1314794346&sr=1-3), dabei geht es genau um diese Problematik. Ist auch wirklich wissenschaftlich basiert, wenn auch schon etwas älter. Interessanterweise ist ein gewichtiger Faktor für den Kollaps der amerikanischen Kulturen schlicht und einfach die fehlende Resistenz gegen Keime, die den Euroasiaten nicht so viel anhaben konnten. Ein weiterer ist dann (nicht nur bei verschiedenen indianischen, sondern auch indonesischen oder afrikanischen Gruppen) die Art, Krieg zu führen. Europäer haben in den Augen dieser Gruppen erschreckenderweise versucht, möglichst viele Gegner zu töten, während die einheimische Kriegführung das versucht hat zu vermeiden (weil primäres Kriegsziel Gefangene waren).
Auch hier wird aber deine Frage multikausal beantwortet, ich kann das Buch nur empfehlen, es liest sich sehr gut. Netter Fakt aus dem Buch am Rande: die Japaner haben ca. 20 Jahre vor den Europäern die Salventechnik für Musketenschützen angewendet - hätte ich nicht gedacht. 8|

Clödi:
Also, in der Medienwissenschaft geht man davon aus, dass ein Grund für die Dominaz Europas in den letzten paar hundert Jahren in dem Phonetischen Alphabet der Griechen liegt, dass den industriellen Buchdruck später begünstigt hat. Schriftkultur ist mit einem Silben- oder Bildalphabet genauso möglich (Ägypten, China, Japan) aber eine Beschränkung auf 24 Buchstaben ist halt super für die industrielle Standardisierung. Protestantismus, Dampfmaschine, industrielle Kriegsführung sind dann als Folgen aus der Druckerpresse zu verstehen.

Mansfeld:
Hey, das ist auch so ein Aspekt, über den man erst nachdenkt, wenn man mal darauf hingewiesen wird. Allein für sich zwar nicht entscheidend, aber im Multikausalitätsbündel dann doch Dynamit.

Hanno Barka:
Es ist nicht nur das Alphabet alein - Europa besaß die effizenteste Datenverarbeitung - die lateinische Schrift und die arabischen Zahlen. Viele Kulturen hatten zwar entweder eine effiziente Schrift (wenig Zeichen) oder ein effizientes Zahlensystem aber kaum beides (versucht mal Mathematik mit römischen Zahlen zu betreiben - urgs) Das ermöglichte sehr schnelle technische Fortschritte, da man einerseits Erkenntnisse gut darlegen konnte (Sprache) andererseits hatte man mit dem arabischen Zahlensystem ein gutes Handwerkszeug zur Weiterentwicklung (das meiste Technikzeugs basiert halt iwie auf Mathematik), weiters konnten Erkenntisse durch Druck mit beweglichen Lettern schnell verbreitet werfen und Forscher und Ingeneure konnten auf Erkenntnissen anderer aufbauen ohne das Rad immer neu erfinden zu müssen.
(HAt mir jedenfalls mal ein Kommunikationswissenschaftler reingedrückt :))

Romendacil I.:
Ein weiterer Grund, warum die Europäer z. B. den amerikanischen Ureinwohnern überlegen waren, liegt an der Ost-West-Ausdehnung Eurasiens, d. h. die meisten wichtigen Orte bzw. Kulturzentren liegen auf dem selben bzw. einem naheliegenden Breitengrad. Dadurch herrscht überall ein ähnliches Klima, was die Verbreitung von Nutztieren und -pflanzen extrem vereinfacht. So wurde die Verbreitung des Ackerbaus und der Handel/die Expansion erleichtert. Amerika liegt ja auf einer Nordsüdachse, d. h. was in Chile gedeit, wächst in Kanada nimmermehr. Außerdem hatte Europa durch das zentrale Mittelmeer einen starken Vorteil, da es das Reisen doch vereinfachte und von Alaska nach Chile zu kommen ist ja heute noch ein Abenteuer.

Vllt. war es auch der Mangel an Raum und Ressourcen, sowie die teritorriale Zersplitterung in Europa, die eine starke Expansion begünstigten, eine Art \"Völkerwanderung\", die Europa vom \"Underdog\" zur \"Weltmacht\" machte. Auf jeden Fall ein spannendes Thema, dass noch viel zu wenig ausgeleuchtet wurde.

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