Epochen > Übergang zur Moderne

Schulprojekt (Fragen)

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Fengzhuxi:
Was Computerspiele angeht ist es durchaus möglich dass sie Leute zum nachdenken bringen können. Wobei ich mir nicht so sicher bin wie gut das funktioniert wenn man schon genug abgestumpft oder noch zu jung ist. Wer Spec Ops - The Line gespielt hat wird mir da aber wahrscheinlich zustimmen.

Und was das \"Grausamkeiten zeigen müssen\" angeht hat meine Mutter meine Begeisterung für das Bemalen von kleinen Zinnsoldaten zum Anlass genommen mir in verdammt jungem Alter lauter A4 Bilder in einem Buch über den 1. WK zu zeigen von halben Gesichtern, Toten, Verätzten etc... was meiner Meinung nach weder zielführend noch sinnvoll war. Warum sollte nur ein Maximum an realistischer Brutalität die Chance haben Kinder zum Nachdenken zu bringen? Was bringt das? Entweder es verstört längerfristig oder es wird sich \"lustig gemacht\" oder was auch immer, aber die meisten wird es nicht zum denken bringen. Schon gar nicht Kinder, die das auf Grund ihres Alters völlig anders aufnehmen. Wenn sowas was bringen würde wäre eine Tierschützerschockdoku genug um Deutschland zu Vegetariern zu machen. Ich halte es für deutlich sinnvoller die Kinder umfassend an das Thema ranzuführen und selbst wenn sie bei so einem Projekt nur \"das mit den Figuren war cool und das Museum langweilig\" mitnehmen legt es doch sicherlich eher die Grundlage dafür dass sie sich Gedanken machen oder sich mit dem Thema Krieg auseinandersetzen und es vlt irgendwann \"klick\" macht als wenn man versucht mit einer Schocktherapie an die Sache heranzugehen wo die sich denken: \"Na scheisse warum zeigst du mir das, lass mich in Ruhe ich will das nich sehn.\" Ich denke bei meiner Mutter war es Hilflosigkeit gegenüber der Angst dass ich wegen Zinnsoldaten plötzlich zum Bund renn, während ich tippe dass unterm Strich political correctness dafür verantwortlich ist, dass hier gefordert wird das ganze möglichst grausam und spassarm zu machen und political correctness bringt Leute (und schon gar nicht Kinder) nicht zum nachdenken und bildet sicher auch nicht. Man muss sich ja damit dann nicht mehr auseinandersetzen oder drüber nachdenken und kann sich erstmal wieder wohl fühlen wenn man was politisch korrektes gefordert hat. Egal ob es unterm Strich was bringt oder nicht. Denken ist das was gefördert werden muss und das geht nur über interesse und Wissen und nicht über geschrei nach Gruselbilder und Grauen. Ich denke Rebel Girl wird sich schon n Kopp gemacht haben wie sie das Thema angeht und wie ja auch erwähnt sind Referate, Museumsbesuche etc dabei. Die Aufgabe dabei ist Interesse zu wecken und denken zu fördern und nicht die Kindern einmal kurz pauschal zu verstören damit sich Leute wohler fühlen damit wie der Unterricht aussieht. Wie gesagt selbst wenn die Kinder nur eine interessierte Spasskomponente mitnehmen was Geschichte angeht und die negativen Sachen erst einmal ausblenden wird das langfristig eher dazu führen, dass sie sich mit dem Thema beschäftigen und dadurch ein Aha Erlebnis bekommen was Krieg angeht als wenn sie nur genervt sind.

Drake Corbett:
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, so ein Projekt hätte ich mir in meiner Schulzeit gewünscht.
Ein Punkt kommt immer wieder hoch der auf Soldaten oder Bundeswehrangehörige im Allgemeinen angewendet wird, dass für Diese Gewalt quasi normal sei (kommt zumindest bei mir so an).
Als ehemaliger Grundwehrdienstleistender bei der Sicherung kann ich nur sagen: Diese Zeit hat mich zum Pazifisten gemacht. Wer solche Äußerungen von sich gibt der war entweder nicht in der Armee oder hat eine seltsame Weltsicht.
Ich emfand es als überhaupt nicht \"geil\" von einem Maschinengewehr \"überschossen\" zu werden während einer Übung. War zwar ein Feldwebel der das Ding bedient hat und in einem festen Korridor, aber da ging mir der Arsch auf Grund.
Wenn ich mir dann noch vorstelle dass das ein Gegner ist der auf mich zielt, dann gute Nacht. Das heißt keiner Geil der das erlebt, da bin ich mir sicher.
Und während der ganzen Ausbildung hieß es immer: \"Auf einem modernen Schlachtfeld habt ihr keine 3 Minuten.\"
Grosses Tennis.
Wer von euch ist denn schon mal neben einer Panzerhaubitze gestanden als die gefeuert hat? Ganz ehrlich: Das ist am PC cool oder auf dem Tabletop, aber wer da in Echt steht weiss: Du hättest KEINE Chance...

Führt die Wehrpflicht wieder ein, das generiert zuverlässig Pazifisten :)

Und zurück zum Thema: Ich finds cool :) Würd ich mir für meine Töchter auch wünschen

Dareios:
Sehr gute Beitraege von Knochensack und allen Nachrednern. Es stimmt schon, Holzhammermethode bringt zumeist wenig. Immerhin vermoegen ja moderne Horrorfilme (oder legaler \"Snuff Porno\", wenn man mal ehrlich ist) nicht Leute zu Pazifisten zu machen. Da geht es auch nur um Voyeurismus und ein geradezu verstoerende Lust an der Gewalt. Dennoch ist es nur ein Film oder in unserem Fall ein Spiel. Um das \"Grauen des Krieges\' zu verstehen muss man wohl in einem solchen gekaempft haben. Die Informationen, das Nachdenken etc. welches dieses Projekt hervorbingen wird koennen aber zumindest eine Annaehrung darstellen, d. h. die Realitaet des krieges kann als unangenehm imaginiert werden, muss aber vom eigentlichen Spiel (und auch den Museumsbesuchen etc.) getrennt werden, da keines dieser medien die Realitaet vollstaendig abbilden kann.

Der Ansatz eher handwerkliche Faehigkeiten zu schulen, aber auch Geduld, Konzentrationsfaehigkeit und vor Allem langfristiges Engagement ist im Endeffekt viel wichtiger. Ich denke diese Faehigkeiten sind das Lernziel. Ob nun der WWI, WWII, die varusschlacht oder die Belagerung von Wien abgebildet werden ist eigentlich nebensaechlich. Es bleibt stets die Unmoeglichkeit die Realitaet des Krieges abzubilden und ich stimme daher dne Vorrednern zu, dass man es vielleicht doch einfach als Kreativaufgabe sehen sollte und nicht all zu verbissen die \"Grausamkeit\" abbilden moechte.

Ich schliesse mal mit einem Zitat aus Susan Stewarts \"On Longing. narratives of the Miniature, the Gigantic, the Souvenir, the collection. Duke University Press: Durham and London 1993\" Seite 69: \"The miniature, linked to nostalgic versions of childhood and history, presents a diminutive, and thereby manipulateable, version of experience, a version which is domesticated and protected from contamination.\"

Shinkansen:

--- Zitat von: \'Rebel Girl\',\'index.php?page=Thread&postID=166587#post166587 ---Zum Thema Eltern bin ich dann nochmal dran. Da gibt es zwei Sorten davon. Die einen die es gar nicht interessiert. (Was ich traurig und schwieriger finde) Und jene die sich interessieren und unterstützen.Natürlich haben wir auch Kritiker darunter aber die werden wir im Laufe des Projektes überzeugen!
So werden wir versuchen auch unsere \"Ausflüge\" so zu veranstalten das Eltern und auch andere sich anschließen können.
--- Ende Zitat ---

Um auch mal meinen Senf dazuzugeben:

So weit ich das verstehe, ist dies entweder ein Schulprojekt eines externen Anbieters für einen Schulträger im Rahmen einer ganzjährigen Nachmittagsbetreuung bzw. im Rahmen eines Ganztagschulkonzeptes oder ein von der Gemeinde gekauftes Paket zur Jugendförderung in der Freizeit, welches nur die Räumlichkeiten einer Schule nutzt.

Unter der Annahme (und das ist einfach mal ein Schuss ins Blaue), dass dies direkt mit dem Schulträger interagiert:

Die Schule hat personelle und finanzielle Engpässe, sonst würde sie nicht auf Externe ausweichen. Damit dürfte die Linie der Schulleitung bzw. des Schulträgers in etwa wie folgt anzusiedeln sein: Ein beliebiges Projekt bespaßt möglichst viele Schüler, verursacht keine zusätzlichen Kosten, stört nicht den schulischen Ablauf, ist konform mit dem Schulrecht und sorgt nicht für Unruhe in der Elternschaft.  

Unter diesen Bedingungen ist das bislang Vorgestellte als bestenfalls \"schwierig\" zu bezeichnen. Kritik im Einzelnen: zu überfrachtet, zu ambitioniert, aus den bislang geäußerten Ideen lassen sich locker mehrere ganzjährige Projekte gestalten. Mit \"Kriegsspielzeug\", \"Ausflüge\" und \"Krieg nachspielen\" (alles sehr provokant gemeint, ich entschuldige mich auch dafür) ist es einfach eine Frage der Zeit, bis Kritiker (und ein ernsthafter Kritiker ist völlig ausreichend) das Projekt zu einem beliebigen Zeitpunkt massiv stoppen. \"Internetauftritt\", \"Videoprojekt\" ist mit Schülern datenschutzrechtlich ein heikles Minenfeld. \"Videoprojekt\", \"Basteln\" & \"Ausflüge\" sind von der Aufsichtspflicht her ebenfalls nicht völlig unproblematisch, außerdem kann man da schnell in Konflikt mit dem Schulbetrieb kommen, von den Finanzierung mal ganz abgesehen.

Letzten Endes sollte man auch bedenken, dass es um einen Job geht - mit Vor- und Nachbereitung, Anfahrt usw. stellt sich schnell die Frage, wo exakt eigentlich der effektive Stundenlohn liegen soll.

Trotzdem wünsche ich guten Gelingen

Rebel Girl:
Ansich ist das alles mit der Schule geklärt. Ja es läuft neben der normalen Schulzeit in einer Nachmittagsbetreuung. Kritiker haben wir und werden wir auch weiter haben. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen und schon gar nicht davon abkriegen.
Die Ausflüge sind auch finanziert (Schule,Land,Staat)
Mit dem Bund deutscher Kriegsgräber bin ich am schreiben und die Unterstützung des Projektes ist so gut wie gesichert.
Es geht mehr um die \"Kleinigkeiten\" wie das Spiel und die Dioramen.

Aber auch da finde ich noch die ideale Lösung. Deswegen bin ich ja so auf Spenden was das anbelangt angewiesen. Ich freu mich schon über jeden Styrodurrest oder ähnliches.

Ich habe das ganze gerade mit meinem Kollegen besprochen ob wir nicht kleine Dioramas bauen sollen und diese gegebenenfalls versteigern sollen um so an das Material zu kommen. Dann fehlen aber halt schon wieder Figuren. Wie wir es drehen und wenden es ist ein zweischneidiges Schert!

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