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The Guardian: Is Cameron\'s Britain what we fought for in the war?

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AndréM:
Sagen wir es so, ich könnte sehr gut auf die City of London und ihre Handlanger verzichten, der Rest von UK ist nämlich viel angenehmer.

Goltron:

--- Zitat ---Wirtschaftlich hat man sicher gewonnen, aber in vielen anderen Bereichen auch sehr viel verloren. Wenn man es aber nur auf die Wirtschaft reduzieren will...
--- Ende Zitat ---

Und welche anderen Bereiche sind das? Gesundheit? Soziale Absicherung? Frieden? Demokratie? Persönliche Freiheit? Das einzige was heute schlechter ist als früher sind doch diese ominösen Verstrickungen und Verschwörungen von Politik und Industrie die auf der einen Seite nicht ganz von der Hand zu weisen sind, von denen man auf der anderen Seite aber auch nie so recht sagen kann wie schlimm sie wirklich sind.

Davout:
Ich denke wir sehen die Verhältnisse von damals trotz allem durch eine gefärbte Brille, natürlich keine rosarote, aber dennoch. Was wussten denn die Soldaten davon, um was es wirklich ging? Wer kämpfte denn genau wann wofür? Die einen fürs Geld, die anderen aus Angst, ums Überleben, aus Pflichtgefühl, sozialem oder staatlichen Druck, von der Propaganda verführt, usw. Für die Freiheit? Gute Frage. Gerade beim 2. Weltkrieg ist die Wahrnehmung durch die Verbrechen und den Holocaust verschoben. Dabei muss man aber sehen dass die Alliierten faktisch garnicht um das Massenmorden zu beenden gegen Deutschland antraten, denn sie \"wussten\" offiziell garnicht davon, tatsächlich freilich schon, was aber erst nach Kriegsende eine wesentliche Rolle zu spielen begann. Einige Länder führten aus systemischen Gründen Krieg, nicht aus moralischen oder humanitären (was ohnehin kaum möglich ist) genau wie bereits im 1. Weltkrieg.
Veteranen neigen immer dazu ihr Leiden, ihre Opfer und ihren Einsatz im Sinne einer positiven Sache darzustellen. Allerdings ist das völlig unabhängig vom Ergebnis und den eigentlichen Hintergründen, weil diese Haltung psychologisch eine wichtige Vorraussetzung dafür ist negative Erlebnisse mit einem positiven Sinn aufzuladen. Nur so kann der Krieg auch mental \"überlebt\" werden. Wahrscheinlich macht das der Mensch auch unabhängig vom Kriegserleben so, wenn er sich erinnert. Dann wird manches legitim, wenn es nur einem positiven Ziel dient. Tatsächlich gab es aber auch unter den \"Befreiern\" genau wie bei ihren Gegner etliche Mörder, deren Taten durch nichts zu rechtfertigen sind. Vieles davon sind sicher individuelle Tatbestände gewesen, bei anderen lag aber auch System dahinter, z.B. bei Bomber Harris. Heiligt der Zweck immer die Mittel, zumal wenn das Konzept eigentlich garnicht funktioniert hat? Letztlich muss jeder für sich die Verantwortung für sein Tun tragen.
Mir fällt dazu ein Beispiel anlässlich einer Reise nach Prag ein. Wir besuchten die heutige Kirche St. Cyrill und Method, in der sich die Attentäter auf Reinhard Heydrich verschanzt hatten. Nun ist es nicht abwegig zu behaupten, dass ein Mensch wie Heydrich es verdient hatte, nur war es wirklich richtig? Wer trug die Verantwortung für die brutalen Racheaktionen? Bezeichnenderweise wurde das Attentat von aus Großbritannien eingeflogenden Leuten durchgeführt und nicht von vor Ort befindlichen Kräften des Widerstandes. Die deutsche Seite kam in diesem Spiel nur mehr die Rolle eines automatisierten Gegenspielers zu mit dessen Reaktionen unzweifelhaft gerechnet wurde. Die tschechische Exilregierung verfolgte nämlich eine ganz eigene Agenda, die mit dem Attentat ihre Aktionsfähigkeit unter Beweis stellen wollte und das auf Kosten ihrer Landsleute in der Heimat, wo der dortige Widerstand wohl wissend gegen ein solches Attentat war. Gerade diese Konstellation gab mir zu denken. Menschliches Handeln ist nun mal nicht einfach nur gut oder böse, allzu oft gibt es garkein Gut oder alles zu gleicher Zeit.

Grüße

Gunter

Thomas Kluchert:
Hab den Artikel endlich mal gelesen. Mehr als \"wir waren echt voll super und hatten noch Ideale\" und \"die Politiker heute sind alle echt voll doof und so\" hab ich jetzt nicht rausgelesen. Im Westen mal wieder nichts Neues.

@ Goltron und Gunter
Wahre Worte. Mehr kann ich dazu auch nicht schreiben.

AndréM:
Dann beschäftige dich mal bitte mit der aktuellen britischen Regierung.

Wenn da im Parliament unter dem brüllenden Gelächter der (sehr vermögenden) Members ein Gesetz verabschiedet wird, dass den weniger Begüterten so ziemlich überall nochmal eins reinwürgt, dann fragst du dich echt, ob du im falschen Film bist. Und das ist nur eine von vielen solcher Aktionen.

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