Es geht heiß her heuer !
Mir graust, wenn ich an vorgestern denke. In welch unchristliche Hölle sind wir geraten ! Kaum haben wir mit unserm Hetman und seinen Verbündeten das Dorf verlassen, hat uns eine feindliche Streitmacht empfangen. Man konnte sich nicht zu einem Angriff entschließen. Also ließen sie uns den ganzen Tag in Schlachtordnung auf dem Feld stehen, währenddessen beide Seiten fröhlich ihre Stücke abbrannten. Hei ! was ein Dröhnen, Wummern und Krachen, dass mir jetzt noch die Ohren klingeln mögen.
Ein Falkonett des Feindes hat meinem lieben Wassily den strohgefüllten Kopf abgerissen und ich brauchte bis nach Mitternacht um die Stückchen seines Gehirnes aus meinem Rocksaum zu klauben. Armer Wassily, wer hätte gedacht, dass so viel Gehirn in deinen alten Schädelwänden wohnt. Die Jungfrau sei deiner sündhaften Seele gnädig.
O möge dies das letzte Bombardement gewesen sein, unter dem ich so untätig leiden musste. Dann lieber frisch drauf, mit glimmender Lunte und blankem Säbel !
Ein Fuhrmann berichtete mir, dass er den Tross mit den großen Belagerungsgeschützen des deutschen Kaisers begleitet hätte, als dieser von Thorn abzog.
Thorn ist gefallen und die kaiserliche Soldateska wütet in den Gassen und Straßen. Das ist wohl das Ende einer einst blühenden und gedeihenden Stadt.
Der Geschütztross wurde aber in der Nähe von Leslau von einer Abteilung schwedischer Reiterei überfallen und zeitweise gehörig durcheinander gebracht worden.
In dem ganzen Tumult wären einige schweren Kanonen herrenlos zurückgeblieben. Sie wären unbewacht, man müsste nur hingehen und sie holen.
Mir wurde berichtet, dass im Norden ein Gefecht stattgefunden hat, aber nicht um Allenstein soll es gegangen sein. Vielmehr ein Kampf in der Ebene. Vielleicht haben sich die hohen Herren doch zum Schlagen entschieden.
Achja, den räuberischen Livländern soll ein guter Teil des Kriegsschatzes abhanden gekommen sein, den sie ihrerseits dem Kron-Hetman Sapyeha abgenommen haben. Es soll einigen gar ungut bekommen sein, in welcher Manier sie traktieret wurden. Der Rest von ihnen wäre mittlerweile mit dem Schatz aber über alle Berge.
Das alles hat mir einer ihrer Stallburschen erzählt, der mit seinem Herren kürzlich in der Nähe weilte. Er berichtete weiter, dass viele der anständigeren Kürassiere mittlerweile die Reue gepackt hätte und sie sich wieder einer regulären Truppe anschließen wollen. Sie hätten ein Regiment gebildet und würden an der Straße zwischen Allenstein und Rastenburg lagern. Von dort wollen sie sich für wenig Geld jedem rechtschaffenen Heerführer anschließen, der sie treulich behandelt und für ihren Unterhalt aufkommt.
Gerüchte:Auf der Straße südlich von Leslau befinden sich einige herrenlose schwere Geschütze. Es dürfte nicht schwer sein, sich diese anzueignen.
Ein Regiment schwerer Kürassiere lagert an der Straße zwischen Allenstein und Rastenburg. Für wenig Sold wollen sie sich dem Kommando eines rechtschaffenen Heerführers unterstellen.