Epochen > Absolutismus und Revolution

Taktik in der 1. Hälfte des 18.Jahrhunderts

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Pappenheimer:

--- Zitat von: \'bräzl\',\'index.php?page=Thread&postID=183314#post183314 ---In meinem Buch \"Heerwesen der Neuzeit - Waffen der Kabinettskriege\" steht auf Seite 106, das das werfen von Handgranaten, bei vielen Heeren bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts üblich war.
Auf der selben Seite ist oben ein östereichisches Exerzitium zum Handgranatenwurf abgebildet das auf 1749 datiert wird.
--- Ende Zitat ---
Ich denke auch, dass generell das, was „frisch“ in den Reglements gedruckt wurde, sicher irgendwie und sei es nur dann und wann, angewendet wurde. Das Reglement hatte schon eine Funktion einer Art Bibel des Offiziers, v.a. des angehenden Offiziers, dem stärker auf die Finger geschaut wurde. Außerdem sind Reglements mit die greifbarsten Quellen, die wir haben. Zeitgenössische Abbildungen liegen sicher im Aussagewert noch deutlich dahinter, weil ja die Künstler oftmals bis fast immer nicht persönlich dabei waren und maximal den Kasernenhof kannten.

Von daher würde ich sagen, dass sicher bei den Ösies noch ne Weile das Werfen der Granaten praktiziert wurde - wenn nicht immer, so konnte man es ja zumindest für den Kampf in Gräben gut gebrauchen.

tattergreis:
Im Prinzip hat man in verschiedenen Situationen eben nicht mit dem Peloton geschossen, sondern einzelne Rotten oder größere Gruppen sind aus der Ordnung hervorgetreten und haben individuell oder in kleinen Trupps geschossen und sind dann wieder ins Glied zum Laden getreten. Aber das sind spezielle situative Arten des Feuerns. Wenn ein paar einzelne Reiter geplänkelt haben, hat man auch nicht mit einer Generalsalve geantwortet.

Der Abstand zwischen den Rotten und Rängen war vor der Einführung des Steinschlosses schon aus Sicherheitsgründen größer. Wie solch ein Gebilde Schwenkungen durchgeführt hat, weiß ich nicht. Die Franzosen haben den Gleichschritt zur Zeit von Maurice de Saxe eingeführt iirc, vorher gab es dann ja wohl kaum taktische Bewegungen außer vor und zurück ohne dass Chaos ausbrach. Der Abstand zwischen den Rängen war ohne Gleichschritt auch notwendigerweise größer, und vier Ränge die Regel, bis irgendwann dann bei Preußen Gleichschritt, 3 Ränge und eiserner Ladestock eingeführt wurden.

cheers

Koppi (thrifles):
Anbei zwei schematische Darstellungen, damit das wechselweise Feuern im 17. und dann im 18. Jhd. etwas klarer wird.

Quelle: Herbert Schwarz, Gefechtsformen der Infanterie in Europa durch 800 Jahre.



Man sieht, dass ein solches Feuern erst möglich wird, wenn zwischen den Rotten, den Gliedern bzw. im letzten Beispiel zwischen den Kompanien genügend Platz gelassen wird, um zu enfilieren.
\"Das Zeitalter vor der Lineartaktik kennt noch verschiedene Arten, die Schützen im geregelten Feuergefecht zu wechseln, Arten bei denen eine Ortsveränderung der Schützen nötig ist, andere Arten, bei denen Zusammengeschlossenheit und Aufgeschlossensein der Schützen wechselt, also Rotten und Glieder der Schützen zum Wechsel der Schützen geöffnet werden müssen. Die Lineartaktik kennt allmählich nur die Salve der aufgeschlossenen und zusammengeschlossenen Abteilung, wobei der einzelne Mann seinen Platz nicht wechselt. Dies ist die bevorzugte Feuerart.\" (ebd. S. 259)



Im zweiten Schema wird das unterschiedliche Gliederfeuern im 18. Jhd. dargestellt.

Nach 1680 ist die viergliedrige Aufstellung schon Standard.

In der zweiten Hälfte des 17. Jhd. finden sich noch beide Feuerungsarten. Die oben beschriebene und ...\" die andere findet statt in geschlossener, aufgeschlossener und zusammengeschlossener Ordnung mit gliederweisen Salven oder zugweisen Salven, letzteres als Vorläufer des Peletonfeuerns ...\" (S. 262)

\"Die häufigste Art der Chargierung, wie erwähnt, ist das Gliederfeuer. Es schließen entweder die drei hinteren Glieder auf das vordere Glied oder die drei vorderen Glieder auf das hintere Glied und zwar bis auf Ohrband, soll heißen Ortband des Degens, auf. ... Es beginnt das vierte Glied über die drei knieenden Glieder zu feuern ... Hat ein Glied abgefeuert, steht das vor ihm knieende Glied auf, gibt Feuer, setzt dann ab und führt nun wieder die Ladung ohne Kommando durch. Nach dem Feuer des ersten Gliedes erfolgt eine kleine Pause, da dieses Glied ja erst nach vollzogener Ladung wieder knien kann... Eine weiter Art besteht darin, dass die vordere Rottenhälfte, die vorderen zwei Glieder aufs Knie fallen, die zwei hinteren Glieder stehen bleiben... Zweites und viertes Glied schießen neben der Schulter des Vordermannes vorbei ...\" S.263 f.
Nach letztere Methode wird Peletonweise geschossen.

\"Zu Beginn der Lineartaktik finden wir beim Antreten die Zahl von vier Gliedern (neben Preußen) auch in Frankreich und in Österreich, die Tiefe von drei Gliedern zu Beginn der Lineartaktik in Sachsen, Holland und England. Mehr als vier Glieder können für die Chargierungen nicht verwendet werden und dann muss das erste Glied bein Schießen knien und meist das letzte Glied als Feuerreserve zurückgehalten werden.\" S.265

Koppi (thrifles):

--- Zitat von: \'tattergreis\',\'index.php?page=Thread&postID=183352#post183352 ---Im Prinzip hat man in verschiedenen Situationen eben nicht mit dem Peloton geschossen, sondern einzelne Rotten oder größere Gruppen sind aus der Ordnung hervorgetreten und haben individuell oder in kleinen Trupps geschossen und sind dann wieder ins Glied zum Laden getreten. Aber das sind spezielle situative Arten des Feuerns. Wenn ein paar einzelne Reiter geplänkelt haben, hat man auch nicht mit einer Generalsalve geantwortet.

cheers
--- Ende Zitat ---

Das hier angesprochene Rottenfeuer erfolgt aus der Front. Damit sollten Kavallerieplänkler vertreiben werden. Es feuert Rotte nach Rotte, aber ohne den Platz in der Front zu verlassen.

Das später auftauchende Heckenfeuer ist ein auslaufendes Rottenfeuer.  Hier laufen zwei Rotten aus der Front des Peletons vor, bilden zwei Glieder und feuern. Danach laufen sie wieder zurück.

tattergreis:
Cooler post :thumbup:

cheers

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