Manchmal wird man missverstanden und manchmal drückt man sich einfach scheiße aus. Mir ist wohl letzteres passiert. Also, an alle, bitte senken sie Ihren Puls jetzt.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Überlieferung (Bildquellen, Bereichte und archäologische Überreste) viel zu dünn ist, um überhaupt eine Aussage zu treffen, was richtig und was falsch ist. Da die ganze Sache mit den Liveries bestenfalls als halblegal galt, könnte ich mir vorstellen, dass es da sehr viel weniger verbindliche Regeln gab als man gerne hätte und vor allem auf dem Miniaturenschlachtfeld darstellen möchte.
Was die Livery-Geschichte angeht, so muss davon ausgegangen werden, dass es Abstufungen gab. Z.B. werden Leute, die für einen bestimmten Kriegszug angeheuert wurden. Die werden dann jenes berüchtigte Shirt oder den Coat zum überwerfen bekommen haben. Andererseits waren das Tragen von Livery-Farben auch Teil des zivilen Alltagsleben, so dass angenommen werden darf, dass festangestellte mehr als nur eine Weste bekommen haben. Für Adlige oder sonstwie wichtige Gefolgsleute wurden auch gerne Kettenanhänger aus Metall verschenkt.
Was vorne und hinten angeht, so war meine Überlegung, dass jene Waffenröcke, die das heraldische Wappen des Trägers zeigen, dieses eigentlich nicht spiegeln, also von hinten und vorne gleich aussehen. Für die Herstellung eines Hemdes sollte dies egal gewesen sein, da dabei - soi viel ich weiß - Vorder- und Rückenteil am Ende zusammengenäht wurden. Und dann hätte man bei einem zweifarbigen Hemd ohnehin vier Teile, die man zusammentackert. Die Hosen und Ärmel entstanden, weil ich einfach Bock drauf hatte.
Überlegung zu dem Shirt der Retainer Edwards of March bei Towton. Auf dem Bild der Plastikbox sehr schön zu sehen mit der Rose im Sonnenkranz auf
Nun nehmen wir einmal an, alle unsere schönen Annahmen seien richtig, Richard of York habe blau-weiße Liveries ausgeteilt und Edward schwenkt nun um auf blau-rot. Da wäre die erste Frage, ab wann tut er das? Macht er es seit er neben seinem Vater auf Feldzügen auftaucht (1459), bei der Rückkehr nach England mit Warwick (1460) oder erst nachdem er von dem Desaster bei Wakefield erfahren hatte (Anfang 1461)? Er siegt mit seinen Verbündeten über die walisischen Lancasteranhänger am 2/3. Februar bei Mortimer\'s Cross. Dabei erscheint schneesturmbedingt eine Dreifachsonne am Himmel erschien. Dies deutete Edward als göttliches Zeichen für sich und seine Anhänger und wählte fortan die sog. \"Sun in splendor\". Die Nachricht von der Schlacht erreichte London einige Tage später, der Duke of March traf erst am 27. Februar mit seinen Trupen in der Hauptstadt ein, die er am 13. März richtung Towton verließ. 5.000 oder mehr nageneu gestickte Sonnen in dieser Zeit? Trugen wirklich alle Gefolgsleute Edwards blau-rot? Niemand im alten blau-weiß?
Was z.B. auch richtig nervt, ist der Umstand, dass sich manche Adlige einfach nicht um das geschert haben, was man ihnen so andichtete. Schönstes Beispiel ist da John Howard (ab 1483 Duke of Norfolk), bei dem eine weiß-rote Kombination gemeinhin angenommen wird (Freezywater). Leider konnte der Historiker Ashdown-Hill nachweisen, dass im Hause Howard einerseits immer wieder rote und blaue Kleider oder Tuche angeschafft wurden (um seine Anhängerschaft zu den Yorkisten zu dokumentieren vermutet der Autor), andererseits gab er orderte er immer wieder schwarze Stoff und gab diese an Anhänger und Familienangehörige (auch Frauen) aus. Ab 1483, Richard III. erhebt ihn zum Duke of Norfolk wechselt er dann auf blau. Nebenbei merkt Ashdown-Hill an, dass Farben der Mowbrays nicht blau-rot (wie oben von mir behauptet) sondern nur rot waren. Und John Howard, der denen ja lange unterstand, zog deren Klamotten auch hin und wieder an und gab sie an seine Anhänger aus.
Verstanden? ;( :smiley_emoticons_joint: :assassin_1: