Epochen > Absolutismus und Revolution

Der Angriff des Kaisers bei Waterloo

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tattergreis:

--- Zitat ---Alternativ dazu wäre wirklich nach Westen mit der Armee ziehen
aber dann die Schlacht verweigern
--- Ende Zitat ---

Damit wäre ihm strategisch nicht gedient.

cheers

Franz:

--- Zitat --- Generell wird aber vielleicht auch Napoleons taktische Finesse
überschätzt: Er war ein genialer Stratege in der Großbewegung und
Vorbereitung, aber in der konkreten Schlacht hatte er dann doch meist
den Hau-Drauf-und-Schluß-Ansatz. Siehe insbesondere Borodino.
--- Ende Zitat ---
Ja, der Angriff gegen die Schanzen in Borodino mit Kavallerie war verheerend.
Wie kann man eine so schöne Armee aufstellen und sie dann so rücksichtslos einsetzen.

Das Heere direkt frontal aufeinanderlosgehen war in der Antike und im Mittelalter die Regel, aber auch dort wurde die Flanke und der Rücken genutzt.
Das lag an der Bewaffnung mit Nahkampfwaffen.

Mit Einführung der Kanonen und den Kartätschen sollte man meinen, daß ein frontaler Angriff der kostbaren Kavallerie nur in absoluter Not befohlen wurde.


--- Zitat --- In gewisser Weise hatte dieses \"mit dem Kopf durch die Wand\" schon starke Erfolge.
--- Ende Zitat ---
Ich denke auch, es hätte klappen können, wäre die Garde nicht so lange in Plancenoit gebunden gewesen wäre, sie hat ja mit Bajonettangriffen die Preußen wieder herausgeworfen. Ihr Einsatz direkt nach den Kavallerieattacken von Ney mit der Masse der Garde-Bataillone hätte durchschlagen können.

Davout:
Bei Borodino war die Sache eigentlich noch schlimmer. Die Kavallerie wurde nicht nur frontal verheizt, sie stand vorher auch lange sinnlos im gegnerischen Geschützfeuer herum. Ein Ausrutscher war die Sache freilich nicht, denn Borodino war keineswegs ein Einzelfall, wo die teure Kavallerie verheizt wurde, weil Infanterie fehlte.

Bei Waterloo lag der Schlüssel zum Sieg ganz woanders und am Tag der Schlacht war der Kuchen eigentlich bereits gegessen. Was die Preußen machten konnte Napoleon so oder so nicht beeinflussen. Der Würfel war bereits bei Ligny/Quatre Bras gefallen, wo das Korps von d\'Erlon auf keinem der beiden Schlachtfelder zum Einsatz kam. Wären diese Truppen nicht sinnlos hin- und hermarschiert hätte man entweder die Preußen wirklich entscheidend schlagen können, was einen unbedingten Rückzug nach Osten notwendig gemacht hätte und Wellingtons Armee allein dastehen ließ, was wiederum deren Rückzug erzwungen hätte, oder die Preußen wären wie historisch auch geschehen geschlagen worden, die Britisch-Alliierten aber auch, nur viel massiver, wobei auch in diesem Fall eine Vereinigung unwahrscheinlich erscheint. Dennoch hätte sich Napoleon in seinem Nordfeldzug wohl verrannt. Die Preußen waren Stehaufmännchen und früher oder später kamen dann doch die Riesenarmeen der Russen und Österreichen plus weiteren Verbündeten zum Tragen, genau dann als Napoleons Feldarmee schon völlig verausgabt war. Man mag denken, dass trotz allem eine Chance auf einen Sieg bestand, jedoch nicht im gesamten Krieg. Man muss nur sehen dass die französische Armee in diesem Feldzug noch undisziplinierter war als sonst und das will schon was heißen. Kein Wunder dass die Truppe eine erhebliche Neigung zur Panik hatte. Mit so einer instabilen Armeen kann man tatsächlich ein paar Schlachten gewinnen, sobald aber auch nur der kleinste Rückschlag eintritt ist alles verloren. Waterloo war bekanntlich kein kleiner Rückschlag, sondern eine Katastrophe.

Grüße

Gunter

carthaginian:

--- Zitat von: \'Davout\',\'index.php?page=Thread&postID=186983#post186983 ---Bei Waterloo lag der Schlüssel zum Sieg ganz woanders
--- Ende Zitat ---
Na ja, diskutiert wird ja hier die Siegmöglichkeit der Schlacht an sich bei drohenden Preussen. Du hast in dem was Du sagst völlig recht, doch dann muss man gleich eine Ebene höher gehen: Es wird ja gemeinhin vergessen, dass auch die Österreicher und Russen in der Armeeaufstellung waren. Napoleon hatte aber im Wesentlichen nur diese eine Doppelarmee bei Waterloo/Wavre. *Militärisch* konnte er den _gesamten_ Krieg unmöglich gewinnen.
Deswegen gab es für Napoleon bei diesem Feldzug überhaupt nur eine einzige, unverückbare Siegoption: Im Triumph in Brüssel einmarschieren und dadurch *politisch* zu siegen und einen Frieden zu verhandeln. Das wäre bei einem Sieg bei Waterloo trotz d\'Erlon Irrmarsch noch immer möglich gewesen.

Rein militärische großtaktische Evaluierungen wie eine weite Bewegung nach Westen schieden aber mit dieser Siegbedingung von vorneherein aus. (Und erklären IMHO auch das paralysierte Verhalten der Franzosen nach Waterloo)

Hanno Barka:

--- Zitat von: \'carthaginian\',\'index.php?page=Thread&postID=186916#post186916 ---aber ich habe so ein abstruses Hobby und spiele solche Schlachten einfach nach
--- Ende Zitat ---


--- Zitat von: \'tattergreis\',\'index.php?page=Thread&postID=186925#post186925 ---Das \"Lustige\" an Waterloo ist doch, dass auf dem tabletop die Franzosen mit einem sofortigen massiven Angriff meist gewinnen. Der \"Fehler\"  Napoleons aus dieser Perspektive ist meist die Zeitverzögerung und die eigene Ablenkung durch den Angriff auf Hougomont.

--- Ende Zitat ---

Da sollte man aber auch im Hinterkopf behalten, daß die Regelwerke in unserem Hobby genau das sind - Spiele. Einige sind durchaus taktisch sehr anspruchsvoll, andere weniger, aber eine an die Wirklichkeit auch nur annähend heranreichende Simulation ist keines davon, daher wär ich ein bisserl vorsichtig mit der Annahme, daß was auf meinem Spieltisch klappt auch in der Realität klappen würde ;)

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