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TV Serie 1864 Deutsch-Dänischer Krieg

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Maréchal Davout:
Gucke nun auch gerade die Serie aus der Arte-Mediothek und finde sie bisher phantastisch! Sehr wertig produziert, Frieden und Krieg zur Mitte des 19. Jahrhunderts werden stimmig dargestellt.

Weil ich nicht der größte Kenner dieser Zeit bin, habe ich einige Fragen zum Bild, das von den Preußen gezeichnet wird:

Als der Krieg 1864 beginnt, haben die Preußen ja Generalfeldmarschall Friedrich von Wrangel als Oberbefehlshaber. Kommt euch das auch so vor, dass er eventuell etwas zu schrullig bis verrückt dargestellt wird?

Insgesamt ist die dänische Perspektive natürlich die überwiegende. Mir gefällt aber gut, dass multiperspektivisch gearbeitet wird, man sowohl Preußen als auch Dänen in den Fokus nimmt - vom einfachen Soldaten bis hin zu König und Kanzler. Nun frage ich mich, ob die Preußen zu tendenziös dargestellt werden:
Warum wird gerade diese Totenkopfhusarentruppe so grausam gezeigt (erschießen Gefangene)? Gerade deren Anführer sieht durch alte Brandverletzungen am ganzen Kopf besonders abscheulich aus.

Wissensfrage:
Die Husarentrompeten, die man während des Rückzugs der Dänen im Winterwald hört, klingen sehr schaurig-düster-klagend. So wird eine gelungene Atmosphäre von Bedrohung unterstrichen, wie wenn bei Game of Thrones die Untoten (Wightwalkers bei der Nights Watch) nahen. Ich als Trompeter frage ich aber, was die Husaren da 1864 für Instrumente gehabt haben sollen. Mir sind keine Kavallerietrompeten bekannt, die so einen krass-klagenden Sound erzeugen...

Gruß
Felix

Davout:
Ich bin schwer enttäuscht von der Serie. Die ersten 3 Folgen ließen erahnen, dass die Sache gut gemacht und interessant werden könnte. Was dann kam, ist an Tiefschlägen garnicht mehr zu überbieten. Ganz ekelhaft: Die preußischen Leibhusaren werden wieder mal als Mördertruppe diffamiert, zugespitzt auf den von Verbrennungen entstellten Offizier, der sich Kriegsverbrechen schuldig macht. Schon klar, böse Menschen sehen natürlich auch hässlich aus. Das grenzt schon fast an Rassismus. Ansonsten ist weder die Story noch die Ausstattung besonders gut. Wie ein Bajonett aufgepflanzt wird, scheint da wohl unbekannt zu sein, überhaupt wird das Teil offenbar nur dazu gezückt, um tödlich verletzten Lebewesen den Gnadenstoss zu versetzen. Auch hier stehen die Preußen auf derselben Stufe wie dänische Schweine. Jedwede Militäraktion kam mir bisher völlig sinnfrei und uninspiriert vor. Die Fantasyelemente machen noch dazu die Story völlig unglaubwürdig. Gerade die mittleren Episoden überbieten sich in immer realitätsfremderen Superlativen, man denke da nur an die dänische Commando-Einheit, die Piefkes Musikkapelle auslöscht. Das kann man dann wohl nur als späte Rache dafür betrachten, dass die Preußen unter musikalischer Inszenierung Piefkes den Dänen wortwörtlich gehörig den Marsch geblasen haben. In meinen Augen tun solche Überdramatisierungen dem Wert eines solchen Filmwerkes massiven Abbruch. Die Realität war schon schlimm genug, man muss sie nur so darstellen, wie sie schlimmstenfalls erlebt werden konnte und das ist so bisher nicht geschehen. Es wird ja immer schön moralisiert, aber dennoch wird sich nicht getraut zu zeigen, was es bedeutet, wenn die eigenen Soldaten durch die Hölle gehen, wenn sich im Krieg Gut und Böse, Falsch und Richtig vermischen und es keine Helden geben kann. Trotz zum Teil dargestellter krasser Erlebnisse hatte ich immer wieder den Eindruck, dass hier um den heißen Brei herum inszeniert wurde. Mal sehen ob es in den letzten beiden Folgen wieder besser wird. Mir wird jedenfalls immer wieder schlecht, wenn ich sehe wie die ihre Gewehre halten. Authentische Bewegungen erzeugen meiner Ansicht nach bei den Darstellern auch einen überzeugenden Habitus, der hier ziemlich fehlt. Man muss sich da nur mal eine wirklich gute Reenactmenttruppe beim Exerzieren anschauen, dann weiß man was ich meine. Da wird nicht mehr nur gespielt, da wird gelebt.

Zu den Preußen:
Wrangel war schon ziemlich speziell und er war damals auch schon 80 Jahre alt und somit geistig wohl nicht mehr auf der Höhe seiner Schaffenskraft. Insgesamt soll er ein beliebter und gerechter Vorgesetzter gewesen sein, der übrigens auch ein gutes Verhältnis zum sächsischen Bundeskontingent pflegte. Er war sicher kein großer Heerführer, aber seine schrullige Art war keineswegs beispiellos. Man denke da nur an den ebenfalls als leicht verrückt geltenden Suvorov, der als einer der besten russischen Feldherrn praktisch den Spleenigen spielte, um am Hof nicht anzuecken. Auch ihn vergötterten die Soldaten und er war noch dazu ein brillanter General.

Die vermeintlichen Husarentrompeten sind tatsächlich Ork-Tröten, denn die Preußen verhalten sich ja auch so. Da ist man wohl irgendwie im falschen Film gelandet. Völlige Hirngeburt sowas.

Grüße

Gunter

Pappenheimer:
Obwohl ich weiß Gott kein Fan der Preußen bin, fand ich die Darstellung auch zu einseitig. Mir scheint es so, als ob man einfach dadurch, dass die Preußen als so blutrünstig und bitterböse dargestellt werden, über die eigene Blamage hinweghelfen wollte. Auch schon hart, wenn man sich extra hinter Schanzen verbirgt und dann noch höhere Verluste einsteckt. Das kann ja nur mit der Grausamkeit und der fiesen Art des Feindes erklärt werden... ;)

vodnik:
...von diesem \"Befreiungskrieg\" weiss ich eigentlich nur, dass die Österreicher die Insel Amrum besetzt hatten, liegt ja auch am Weg...

morty:
Ich habe mir jetzt auch gerade die Folge vom Sturm auf Düppeler Schanzen angesehen... Mir ist leider auch zu viel Dänen-Pathos dabei.. Irgendwie erschien mir, daß die Dänen jeden Nahkampf gewannen und nur besiegt werden konnten, wenn sie erschossen wurden ( und dann noch aus dem Hinterhalt ). Der Offiziersrevolver der Dänen hatte wohl auch mehr Schuß als damals übliche Revolver..

Zeitweilens war der Irrsinn des Krieges gut eingefangen, aber manchmal war es leider auch irrsinnig kitschig

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