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Autor Thema: Fliehen in diversen Regelwerken und in der Realität  (Gelesen 2202 mal)

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Pappenheimer

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Fliehen in diversen Regelwerken und in der Realität
« am: 03. Juli 2015 - 10:13:13 »

Mir ist neulich in Waterloo aufgefallen, dass das Fliehen aus dem Gefecht eine verflixt schwierige Sache ist.

Im TT fliehen zumeist die Einheiten geschlossen als ganze Einheit. Wenn es gelingt sie zu sammeln, sind dann auch lustigerweise wieder 100 % der Männer Gewehr bei Fuß.

In Age of Battles flohen die Einheiten halt, wenn man sie nicht sammeln konnte bis zum Schlachtfeldrand und wenn sie den überschritten, waren sie weg. Ich glaube mich zu entsinnen, dass fliehende Einheiten andere, die sie trafen, auf der Flucht mitreißen konnten.
Als einziges Regelwerk, das hier von der Zeit nicht rein passt, will ich Lion Rampant erwähnen, weil mir darin ein Aspekt beim Fliehen sehr gut gefällt. Fliehende Einheiten müssen am Anfang jeder Runde vom Spieler gesammelt werden. Gelingt dies nicht, so verliert die Einheit jeweils einen Mann (sozusagen ein Versprengter). Da der Moralwert von der Menge der Männer abhängt, die noch in der Einheit sind, wird somit das Sammeln zusehends schwieriger bis dann bei 1-2 Mann so gut wie unmöglich.
In Black Powder fliehen doch die Einheiten, so man sie nicht gesammelt kriegt auch einfach vom Schlachtfeld. Mit verschiedenen Moraltests kann man versuchen sie zu sammeln. Bei Pike & Shotte ist es genauso.
In den Spielen der Spanish Fury Actions!-Ableger wird auch weiter und weiter geflohen bis vom Schlachtfeld runter. Der Moralwert wird durch Verlust von Basen nicht tangiert.

Kugelhagel geht da einen anderen Weg. Die Einheiten fliehen nur einmal und dann erstmal nicht mehr weiter. Da sich die gegnerische Einheit aussuchen kann mit der normalen Geschwindigkeit zu verfolgen und die Fliehenden im Falle des Einholens vernichtet, ist die Flucht aber schon recht hart.
Die \"Der Alte Fritz Rules for 18th Century Warfare\" sehen ebenfalls nur ein einmaliges Fliehen vor. Dann wird ein Moraltest abgelegt. Wenn dieser jedoch nicht bestanden wird, wird die Einheit sofort aus dem Spiel entfernt. Das mag hart klingen, aber so wahrscheinlich ist das Thema Flucht auch garnicht in dem System.

Die Geschwindigkeiten der fliehenden Einheiten variieren von Regelwerk zu Regelwerk. Normalerweise fliehen sie in der normalen Bewegungsgeschw., soweit nichts anderes angegeben wird.

Mir ist auf dem Reenactment aufgefallen, dass es bei unwegsamen Gelände sehr schwer sein kann zu fliehen. Ständig bleibt man irgendwo hängen. So weiter man sich von der Gefahr entfernt, so langsamer wird man. Im Tohuwabohu einer Schlacht ist es enorm schwierig sein Bataillon wiederzufinden. Man ist ja, mal abgesehen vom Feind, nicht allein in der Landschaft. Die zeitgenössischen Berichte schildern das eigentlich auch zumeist recht anschaulich. Dass nach einer Flucht, ein Regiment mehr oder weniger vollständig zusammengetrommelt werden kann, ist schon sehr schwierig. Was das TT abbildet ist doch oftmals eher eine Art geordneter Rückzug, den ich außer aus Spanish-Fury-Actions! bis jetzt aus keinem Regelwerk als Ausgang eines Kampfes kenne (einmalige Rückzugsbew. der Unterlegenen, die nichts mehr in der Runde machen können - aber auch kein Moraltest nötig).
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Davout

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Fliehen in diversen Regelwerken und in der Realität
« Antwort #1 am: 03. Juli 2015 - 11:32:42 »

Interessante Ausführungen. Ich denke nicht, dass die \"Flucht\" in den Regelwerken sowas wie eine wirkliche panikartige Flucht darstellen soll, sondern wie du schriebst sowas wie einen geordneten Rückzug nach dem Schema \"Kommandeur entscheidet, dass das hier nichts mehr bringt\". Von einem Sammeln von Einheiten in Panik ist da wohl eher nicht auszugehen, bei Kampagnen vermutlich in der nächsten Schlacht, aber nicht mehr in derselben. Ich finde das eigentlich ganz gut, wie das bei Age of Battles geregelt wird. Da \"flieht\" eine Einheit nicht nur, sie wird dadurch auch zusätzlich erschöpft, bis sie völlig außer Kontrolle gerät und verloren ist. Der zusätzliche Aspekt des \"Ansteckens\" dahinterstehender Einheiten ist auch gut, so kann man eine Rückzugswelle in der gegnerischen Armee erzeugen. Nicht zufällig standen die Elitetruppen ja meist hinten in Reserve, nicht nur um die besten Einheiten nicht schon zu Beginn zu verheißen, sondern weil die Wahrscheinlichkeit höher war, dass sie standhielten, wenn von vorn eigene Truppen auf sie zu flohen.

Mir fällt da noch die Regelung aus dem PC-Spiel Civil War Generals II ein. Da fliehen Einheiten, wenn sie moralisch gebrochen wurden, sie sind dann völlig außer Kontrolle. Je nach Schweregrad ihrer Panik flüchten sie entweder zu ihrem Hauptquartier oder an bestimmte Stellen am Spielfeldrand. Je weiter sie vom Gegner weg sind, desto leichter erholen und sammeln sie sich wieder. Sie müssen dann neu aufminutioniert werden, weil bei der Flucht alles weggeworfen wurde, dann können sie wieder voll eingesetzt werden. Die Mannschaftsstärke ist in diesem Spiel allerdings äußerst dynamisch, denn jede Bewegung, jeder Beschuss etc. führt zu Verlusten. Bis auf die Toten können aber die meisten Soldaten bei genügend Ruhe außerhalb des feindlichen Wirkradius wieder gesammelt werden. Da ahnt man manchmal garnicht mit wie kleinen Einheiten man die Schlacht über operieren muss. Eine arg mitgenommene Einheit hat also keine Munition mehr, wenig Männer, geringe Moral, Struktur und Gesundheit. Einen Haken hat die Sache aber: Gerade bei längeren Schlachten, die z.B. über mehrere Tage gehen, kann der zunächst erfolgreiche Gegner sein blaues Wunder erleben, wenn plötzlich haufenweise vorher in die Flucht geschlagene Einheiten wieder voll erholt auftauchen. Dann steht er mit seinen zwar bisher siegreichen aber durchschnittlich auch sehr erschöpften Truppen manchmal dumm da.

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Gunter
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Pappenheimer

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Fliehen in diversen Regelwerken und in der Realität
« Antwort #2 am: 03. Juli 2015 - 12:22:32 »

Vielen Dank für die Präzisierung zu \"Age of Battles\".
Hatten bei AoB die Einheiten also auch unterschiedliche Moralwerte?
Konnte das Zusammentreffen mit einer Einheit, die noch in Ordnung war, dann auch dazu führen, dass die fliehende Einheit anhielt?

Ich habe Age of Battles vielleicht 5-6 mal gespielt - vor 4-5 Jahren - und dann noch mit teilw. eigenen Armeelisten, da in den Packungen für den GNW keine mehr drin waren. Z.T. hatte es schon ziemlichen Flair und mit schönen Bases (statt denen von Zvezda) hätte es bestimmt auch optisch was hergemacht.
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Rahgoul

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Fliehen in diversen Regelwerken und in der Realität
« Antwort #3 am: 03. Juli 2015 - 12:22:43 »

Ich spiele z.B. Sehr gerne DBMM. Dort gibt es den \"Flee-Move\" und den \" Rout-Move\"

Solche Wortspielereien wirst Du auch in div. anderen Regelwerken finden und hat bei mir immer zu Verwirrungen geführt  gerade wenn man auf \"Denglisch\" spielt.

Beides wird im Deutschen zwar als fliehen beschrieben, es sind aber 2 verschiedene Bewegungen die während der Schlacht simuliert werden.

Flee : Das simuliert ein Zurückdrängen und einen ungeordneten Rückzug aus dem Kampf ( um sich z.B. in besseren Gelände zu verstecken) aber die Moral ist noch so gut dass man sich dem Gegner wieder zudreht und in der nächsten Runde weiterkämpft.

Rout: ist der Zustand nachdem man die Armee nicht mehr zusammen halten kann und die Truppen demoralisiert vom Schlachtfeld fliehen.

Kann mir vorstellen dass die oben genannten englischen Regelwerken \"flee\" und \"rout\" genau so darstellen/simulieren wollen.
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vodnik

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Fliehen in diversen Regelwerken und in der Realität
« Antwort #4 am: 03. Juli 2015 - 12:25:04 »

[font=\'Arial]...fliehende Einheiten verlieren während der Fluchtbewegung jede Ordnung & Zusammenhalt. Die meisten Regeln können zwar geordnete Truppen darstellen, ungeordnete Einheiten werden zwar mit Markern oder so dargestellt, verlieren im Nahkampf etwas von ihrer Stärke, aber die benutzten Figuren oder Elemente stehen immer noch in Heih & Glied...[/font]

[font=\'Arial]...bei DBX fällt bei Fluchtbewegung etwas länger aus als eine, die PIPs kostet. Ein etwaiges Zurückdrehen wird nicht ganz einfach & kostet Zeit &/oder PIPs. Dazu kommt noch ein wesentlicher Unterschied; handelt es sich um leichte oder um Linientruppen? Bei leichten Truppen gehört Flucht mit zum Charakter der Einheit. Wenn aber Linientruppen fliehen, sollten sie nicht so einfach
zurückgepfiffen werden können...[/font]
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Davout

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Fliehen in diversen Regelwerken und in der Realität
« Antwort #5 am: 06. Juli 2015 - 11:22:23 »

@Pappenheimer,

bei AoB haben die Einheiten tatsächlich unterschiedliche Moralwerte. Die ursprünglichen Truppenlisten laden geradezu ein sie zu modifizieren und selbst Werte für neue Gattungen zusammenzustellen.

Wenn eine fliehende Einheit auf eine andere eigene trifft und größer ist, dann reißt sie die kleinere mit, ist es umgekehrt, bleibt die große stehen, die kleine flieht einfach hindurch weiter. Sind beide gleich groß, muss die zu passierende Einheit einen Moraltest ablegen. Die ursprünglich fliehende Einheit hält aber auf keinen Fall durch das Treffen auf eine eigene, formierte Einheit an. Ich denke, das könnte man auch noch etwas anpassen, denn hinter der Gefechtslinie aufgestellte Truppen sollten schließlich auch ein Zurückfluten stoppen. Regeltechnisch ist das bei AoB aber schwer zu begründen, weil die fliehende Einheit zum Anhalten erstmal wieder unter Kontrolle gebracht werden muss, es sei denn man führt einen zwingenden Moraltest beim Auftreffen auf eine eigene formierte Einheit ein. Eine Möglichkeit wäre es sowas zumindest beim Auftreffen einer kleineren auf eine größere Einheit zu machen.

Grüße

Gunter
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Pappenheimer

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« Antwort #6 am: 06. Juli 2015 - 11:26:36 »

@ Davout
OT: Spielst Du auch AoB? Als ich damals das Regelwerk gekauft habe, gab es vereinzelt noch Spieler davon. Das muss so 2003 in der Ecke gewesen sein. Spielberichte würden mich schon allein aus Nostalgiegründen interessieren, zumal ich gern sehen würde, wie andere das mit dem Beschuss etc. dargestellt haben (Schablonen).
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Davout

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Fliehen in diversen Regelwerken und in der Realität
« Antwort #7 am: 06. Juli 2015 - 19:09:26 »

Wie schon anderswo hier erwähnt arbeite ich schon seit einigen Jahren an Hausregeln für das System, da das Original zwar an sich nicht schlecht aber aus meiner Sicht ausbaufähig und verbesserungswürdig war. Da ich noch andere Hobbys habe, zieht sich das so hin, ist aber auf dem Schirm. Ich hoffe damit entscheidend weiterzukommen, sobald meine darauf abgestimmte Sammlung abgerundet sein wird, was hoffentlich bald der Fall sein sollte. Hin und wieder habe ich in den letzten Jahren auch schon Versionen meiner Hausregeln rumgeschickt. Wenn du magst, schick mir doch bitte deine E-Mail-Adresse per PN, dann nehme ich dich mit in den Verteiler auf.

Das mit den Schablonen ist für mich nicht mehr relevant. Mir ist nämlich eine russische Version der 4. Edition in die Hände gefallen, bei der eine Tabelle mit unterschiedlicher Würfelanzahl für die einzelnen Kaliber und Munitionsarten verwendet wird. Die große Granatschablone war früher sowieso völlig irre, damit konnte man im schlimmsten Fall gleich halbe Einheiten erledigen.

Grüße

Gunter
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Decebalus

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Fliehen in diversen Regelwerken und in der Realität
« Antwort #8 am: 07. Juli 2015 - 14:37:14 »

Das Regelwerk Grande Armee von Sam Mustafa bietet einen ganz interessanten Ansatz, der ziemlich abweicht von dem, was andere Regelwerke machen.

In Grande Armee werden fliehende Brgaden (die Spieleinheit ist eine ganze Brigade) vom Tisch genommen. Die Erklärung ist, dass Flüchtende überall und nirgends sind, sich also als ein endloser Strom von wegrennenden Soldaten über das Schlachtfeld hinziehen. Wenn man versucht zu sammeln, dann bestimmt man einen Sammlungspunkt. Der hat bestimmte Voraussetzungen (zum Beispiel Entfernung zum eigenen General und Abstand zum Gegner), d.h. mit verfolgender Kavallerie kann ich eine Sammlung unmöglich machen. Gelingt der Sammlungswurf, wir die Einheit mit gesunkener Stärke dort ins Spiel gebracht. Zudem ist sie markiert, d.h. eine zweite Flucht überlebt sie nicht.
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