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Autor Thema: Deutsche Begeisterung für die Konföderierten-Fahne  (Gelesen 11529 mal)

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Decebalus

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Deutsche Begeisterung für die Konföderierten-Fahne
« am: 19. August 2015 - 12:03:11 »

Ich möchte hier keineswegs etwas gegen das Logo des neuen Münchner Wargaming-Clubs einwenden, es ist für mich nur der Aufhänger für etwas, was mir schon oft aufgefallen ist. Ich sehe auch die ironische Komponente in dem dicken Südstaaten-Soldaten.

Und ich spiele kein ACW, finde es auch eher etwas unspannend. Wenn ich mal was lese, habe ich durchaus auch eine leichte Neigung Richtung Süden, aber das ist wohl mehr das Interesse am \"Looser\", bzw. an dem, der trotz Unterlegenheit so lange ausgehalten hat. Und der Romantik von \"Vom Winde verweht\" kann man sich wohl auch schlecht entziehen.



Bilder und Link zum Münchner Club gelöscht.

Aber jetzt zum Thema:

Es ist auffallend, dass es in Deutschland eine gewisse sympathische Hinwendung zum US-Süden gibt: Das zeigt sich dann in einer Mischung aus Southern Rock (ZZ Top!?), BBQ und eben auch der Südstaaten (bzw. Rebellen-) Fahne. Die sieht man doch durchaus öfter, besonders nach meinem Eindruck in Schreber-Gärten. Und ich hatte immer etwas den Eindruck, dass die deutsche Message hier ist: Wir sind zwar provinziell, aber stolz darauf.

Das ist inzwischen in totalem Kontrast zur Diskussion in den USA. Spätestens nach den Morden von Charleston ist dort klar, dass die Rebellenfahne heute eine Fahne der Rassisten ist. Historisch wurden dabei übrigens noch einmal drei Punkte hervorgehoben:
1. Der US-Bürgerkrieg ist als erstes um die Frage der Sklaverei geführt worden.
2. Die Rebel-Fahne war nie die Staatsfahne der Südstaaten, sondern nur die Kriegsfahne, die nicht einmal einheitlich verwendet wurde.
3. Die Rebel-Fahne war nach dem Bürgerkireg weitgehend vergessen, und ist erst seit den 1950er Jahren als Symbol im Widerstand gegen die Schwarzenbewegung wieder entdeckt worden.

Die spannende Frage: Können wir in Deutschland eine deutlich andere Bedeutung aufrecht erhalten als in den USA?
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Paintordie

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Deutsche Begeisterung für die Konföderierten-Fahne
« Antwort #1 am: 19. August 2015 - 12:21:50 »

Das Münchner-Logo ist der Hammer. :D

Ich denke es kommt auf den Kontext an. Viele Leute picken sich \"coole\" Aspekte raus und verkennen den Rest.
Da besinnt man sich gerne auf das \"rebellische\" und lässt den Rassismus außen vor. In der Rassismus-Frage besteht glaub ich schon ein deutlicher Unterschied zwischen einem provinziellen Deutschen und einem provinziellen Amerikaner, auch wenns nur ist, wie frei und offen er seine Meinung kundtut.

Der stärkste Punkt ist aber vermutlich, dass die Leute deutlich schlechter über den ACW Bescheid wissen, als wir vielleicht denken - trägt wesentlich zur Verkennung bei.

Eine Frage an dich. Du hast Southern-Rock und BBQ aufgezählt, siehst du das als Beweis für die Affinität zur Südstaaten-Romantik?
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Goltron

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Deutsche Begeisterung für die Konföderierten-Fahne
« Antwort #2 am: 19. August 2015 - 12:26:15 »

Das finde ich jetzt eigentlich nicht. Ich denke die Südstaaten haben einen gewissen Charme, ein wenig so ähnlich wie die Schotten und wie vielleicht die Bayern in anderen Länder. Deshalb mag man sie aus einem unbestimmten Grund, vielleicht auch weil man halt den Underdog mag der sich der Übermacht entgegenstellt. Davon abgesehen steht die Fahne in gewisser maßen für eine Zeit in der Amerika halt noch das Land der Pioniere und Auswanderer war und nicht der \"große Bruder\" den es heute darstellt.

Zitat
Das ist inzwischen in totalem Kontrast zur Diskussion in den USA. Spätestens nach den Morden von Charleston ist dort klar, dass die Rebellenfahne heute eine Fahne der Rassisten ist. Historisch wurden dabei übrigens noch einmal drei Punkte hervorgehoben:

Ist sie das? Ich glaube eher das sie für viele \"Südstaatler\" Tradition darstellt und man sich so eben ein wenig besondes darstellen kann. Wenn ich diese Fahne mag, was kann ich dann dafür das sie andere für Gewalttaten mißbrauchen? Das wäre jetzt irgendwo so als wenn man sagen würde alle die Lederhosen tragen sind Rassisten weil irgendwo ein paar Rechte in Lederhose eine Flüchtlingsunterkunft anzünden.
Zitat
1. Der US-Bürgerkrieg ist als erstes um die Frage der Sklaverei geführt worden.

Da muss ich wirklich vehement widersprechen! An der Sklavenfrage mag sich letztlich der Krieg entzündet haben, geführt wurde dieser aber um die Frage ob Bundesstaaten wieder aus der Union austreten können.
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Karma Kamileon

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Deutsche Begeisterung für die Konföderierten-Fahne
« Antwort #3 am: 19. August 2015 - 12:58:07 »

Hallo Decebalus,

interessanter Denkanstoß, erstmal. Als Newcomer in der historischen Wargaming-Szene wird meine Meinung hierzu sehr subjektiv ausfallen, dazu noch weil mir hier scheinbar dein Kontext fehlt: Mir ist weder im Musik- noch im Freizeit- oder Schrebergartenbereich in deutschen Landen bisher irgendeine ungewöhnliche Neigung zur Dixie-Flagge (sage ich jetzt mal salopp, um nicht andauernd \"Kriegsflagge der Konföderierten Army of Northern Virginia\" tippen zu müssen, weil es sich hierbei schließlich, wie du korrekt sagst, nicht um die Staatsflagge der Konföderation handelt) aufgefallen. Das heißt natürlich nicht dass es den Trend, auf den du da hinweist, nicht gäbe. Nur dass ich mich wohl nicht in den Kreisen bewege, in denen sowas auffällig wäre.

Meine persönlichen zwei Eurocent dazu wären, dass das Clublogo für mich einerseits (auch schon von dir angesprochen) vor Humor und Ironie strotzt. Die genaue Denke hinter dem \"Fat Rebels\"-Clubnamen können nur die beiden Gentlemen verraten die ihn sich ausgedacht haben, aber für mich rührt das vom Bürgekriegsthema her, beinhaltet reichlich Selbstironie, verrät etwas über unsere Attitüde des Selbst-Nicht-Ernst-Nehmens (indem wir einerseits eine Kriegspartei unseres Hauptsettings, andererseits ein Tabletopperklischee durch den Kakao ziehen), und passt ganz nett weil München/Bayern ebenfalls im Süden seiner respektiven Republik liegt. Und (klischeemäßig betrachtet) die eine oder andere oberflächliche Gemeinsamkeit mit den US-Südstaaten hat. So wie leeres Stammtisch-Unabhängigkeitsgegrantel, Eigenbrötlertum, Ländlichkeit und einen gewissen Stolz \'drauf. Man gilt als Eigen.

Dazu sei noch bemerkt dass ich auch kein Bayer bin, sondern wie der gute Regulator (und damit gegenwärtig 2/3 der Bürgerkriegsfans im Club…) aus dem Ländle komme, was uns das ganze extra-augenzwinkernd betrachten lässt.

Zu deinen drei Fakten ist nichts weiter hinzuzufügen… natürlich hat die Flagge nichts in der Nähe von US-Regierungsgebäuden und staatlicher Institutionen zu suchen. Dazu sei leider noch zu sagen dass meinem Eindruck nach leider der durchschnittliche US-Dixie-Flaggenschwenker politisch unwissend oder konservativ bis rechts einzuordnen ist und reichlich bildungsfremd daherkommt, sodass solche Kontroversen vorprogrammiert sind. Solche Symbole ziehen leider immer bestimmte Typen an, auch andernorts. Soweit also mal mein Hintergrund.

Jetzt zur Romantisierung des ganzen Themas: Es gibt sie. Unabstreitbar. Jegliche Popularität der Flagge in Europa hat für mich aber keine nennenswerte Bedeutungskomponente, sondern ist rein popkulturell bedingt. Der Mensch mag auf Anhieb tendenziell den Underdog einer Geschichte, und hier liegt der Knackpunkt: (leider?) ist für uns Europäer erfahrungsgemäß der US-Brügerkrieg eher eine Geschichte als Geschichte. Eine Story. Ein Setting für Romane, Filme, Spiele (alles davon gerne \"Lost Cause\"-gefärbt, weil das den spannenderen Narrativ hergibt), zeitlich und örtlich und thematisch fern genug für diese Distanzierung, und das kriege selbst ich zu spüren, trotz Geschichtsstudium, umfangreicher faktischer Auseinandersetzung mit dem amerikanischen 19. Jahrhundert, und trotz dass der Farbige in den USA und vielen anderen Staaten der westlichen Welt noch immer vielerlei Nachteilen, Gefahren und Vorurteilen ausgesetzt ist. Siehe die jüngsten Entwicklungen. Man kann noch so aufgeklärt, dialektisch veranlagt und belesen sein, ab und an lässt man sich doch mal beim Spielen zu \'nem Rebell Yell hinreißen, oder zum einen oder anderen Ausbruch politisch inkorrekten Humors unter Freunden. Geb\' ich sofort zu.

Und ich finde man darf. Ich finde wir haben mit unserer eigenen Geschichte schwer genug zu tragen und zu kämpfen, und gerade mal wieder, aber eigentlich konstant, genug humanistisch Flagge und Stellung zu zeigen, angesichts PEGIDA und Flüchtlingsaversion und all der anderen Schreckgespenster. Da streite ich mich mit Bekannten und Freundesfreunden, gehe eine Jubeljahre auf Demos, empöre und diskutiere ich leidenschaftlich auf Facebook. Was das Thema US-Südstaaten angeht allerdings nicht. Das ist für mich ein Element meiner Freizeitbeschäftigung, und ich hätte noch nie wahrgenommen dass das Dixie-Banner irgendwo in Mitteleuropa politisch instrumentalisiert wird, oder dass europäische Farbige dahingehend zu verletzende Sensibilitäten hätten (da gibts andere Adressaten), also erlaube ich mir Distanz. Gönne mir den Luxus, dieses Hobby nicht zu politisieren, und bin dankbar für jeden Mitspieler der\'s genauso hält- Aber dadurch nicht weniger diskussionsbereit (wie man hoffentlich merkt).

Will man da aber einen Zusammenhang ziehen, schlage ich mal einen vor: Deutschamerikaner waren mit ca. 200.000 Kriegsteilnehmern die in der Unionsarmee zahlenmäßig größte ethnische Gruppe (machten grob die Hälfte des Immigrantenanteils der US-Armee aus), und hatten im Schnitt den (aus heutiger Sicht guten) Ruf aufrichtiger Abolitionisten. Das ist doch mal was. :)


PS - Zum Süden als Armeethema bin ich gekommen, weil Werit langsamer malt als Regulator, beim Einstieg in die Thematik tendierte ich zu einer Nordstaatenarmee. Aber dann wars eine Frage des Zahlenverhältnisses. :whistling: Auch das heißt nicht, dass es diese Neigungen hierzulande nicht gäbe, aber das wollte ich nicht unerwähnt lassen.


PPS - Der Kriegsgrund des US-Bürgerkriegs schlechthin war die Sezession. Der Grund für die Sezession schlechthin war die Unfähigkeit zur Einigung bei der Regelung der Aufrechterhaltung und Ausbreitung der Sklaverei in den Staaten und Territories, sowie ihrer Rechtsbasis in Nicht-Sklavenstaaten (z.b bei Verfolgung entflohener Sklaven über die Grenzen). Im weiteren Kriegsverlauf wurde die Sklavenbefreiung zu einem politischen Werkzeug des Nordens und führte zu einem Rebranding des Konflikts. Lustig: Hier heiligte das Mittel historisch mal den Zweck, und nicht umgekehrt.
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tattergreis

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Deutsche Begeisterung für die Konföderierten-Fahne
« Antwort #4 am: 19. August 2015 - 12:59:58 »

Zitat von: \'Decebalus\',\'index.php?page=Thread&postID=199716#post199716
Die spannende Frage: Können wir in Deutschland eine deutlich andere Bedeutung aufrecht erhalten als in den USA?
Ich denke schon, insbesondere als tabletopper. Wenn jemand in seinem Garten eine solche Fahne aufhängt, ist die Bedeutung meines Erachtens viel weniger klar, aber ein eindeutiges Bekenntnis zum Rassismus erkenne ich drin nicht.

Als Dieter Hallervorden \"Ich bin nicht Rappaport\" aufgeführt hat, rasselten Rassismusvorwürfe auf ihn nieder, insbesondere wegen des sog. blackfacing. Meines Erachtens ist blackfacing bei uns historisch nicht mit einer Rassismuskomponente verbunden, in den USA schon. Dieselben Dinge können also vollkommen unterschiedliche Bedeutungen haben (Klassiker Hakenkreuz), und deshalb finde ich den Kontext wichtiger als ein Symbol allein.

Bzgl. Gründe des ACW: Da die Südstaaten aus der Union austreten wollten, weil sie die Sklaverei aufrecht erhalten wollten, ist der Punkt doch eigentlich egal, oder?

Goltron

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« Antwort #5 am: 19. August 2015 - 13:15:16 »

Zitat
Bzgl. Gründe des ACW: Da die Südstaaten aus der Union austreten wollten, weil sie die Sklaverei aufrecht erhalten wollten, ist der Punkt doch eigentlich egal, oder?

Nein ist er nicht. Woher sollen wir wissen das es nicht auch ohne den Streit um die Sklaverei irgendwann zum Bruch gekommen wäre? Man muss sich vor Augen halten das die Südstaaten die Sklaverei ja nicht um ihrer selbst willen sondern aus wirtschaftlichen - und den daraus folgenden gesellschaftlichen - Gründen erhalten wollten.
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Regulator

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Deutsche Begeisterung für die Konföderierten-Fahne
« Antwort #6 am: 19. August 2015 - 13:16:38 »

Habe Kamil nicht viel hinzuzufügen, das hat er sehr gut erklärt und ich bin zum größten Teil seiner Meinung.

ich wollt nur noch einmal sagen, dass der Grund des Bürgerkrieges auf garkeinen Fall die Sklaverei war. Die Sklaverei war nie ein Thema bis Mitte bzw. Ende 1862. Entlaufene Sklaven des Südens, die es in den Norden geschafft haben, wurden auch während dem Krieg wieder zurück in den Süden geschickt (durch Gesetz), Lincoln verweigerte die Abschaffung der Sklaverei in den Südstaaten bis lange, lange Zeit in den Krieg hinein. Das Parlament sprach nur gegen die Ausweitung der Sklaverei in den neuen, westlichen Bundestaaten. In einigen der (alten) Nordstaaten gab es ebenfalls die Sklaverei (auch während dem Krieg). Die Sklaverei wurde zuerst nur in den \"rebellierenden\" Staaten während des Krieges verboten und erst nach dem Krieg auf dem ganzen Bundesgebiet. Bis zur Beendigung des Rassismus dauerte es in den USA lange in das 20. Jahrhundert.
Im Norden während des Bürgerkrieg wurde sehr wohl auch ein Unterschied zwischen einem \"Neger\" und einem Weißem gemacht. (Bezahlung, Bekleidung, Uniformierung, Rederecht, etc.)

Interessant sind die schreiben von Frederic Douglas an den US Präsidenten, indem er ihn um die Abschaffung der Sklaverei bittet. Lincoln hat meistens nicht einmal darauf geantwortet, und wenn dann immer nur mit der Aussage, dass der Krieg zur Einigung der Nation dient und nicht zur Veränderung von wirtschaftlichen Interessen und Lebensarten.

Die oft genannte Dixie Fahne (Die Fahne der Armee von North Virginia) war indirekt auch ein Teil der Staatsfahne der Konföderierten Staaten von Amerika (nämlich ab dem 01.05.1863) und ist immer noch ein Teil der Fahne des Staats Mississippi. Die Wichtigkeit der North Virginia Armee ist ungemein groß und wird oft als das wichtigste politische Mittel der CSA angesehen. In Europa wird diese ja eher mit den Rockern und Motorradgangs in Verbindung gebracht und ich bin mir sicher, dass die meisten Leute sie hier in Deutschland kein bisschen mit der CSA verbinden.

Was den \"falsch\" Gebrauch von Flaggen angeht, ist die Liste ja sehr sehr lang. Siehe die England Fahne, schwarz-weiß-rot, etc.

Im amerikanischen gibt es einen schönen Begriff, den viele Südstaaten fühlen, welcher \"Heritage\" heißt. Dixie-Fahnen Schwinger in den USA würde ich definitiv nicht alle Rassisten abstempeln, das geht zu weit m.M.n.

Stephan
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Kokolores

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« Antwort #7 am: 19. August 2015 - 13:23:23 »

Hallo zusammen,

das ist wirklich ein interessantes Thema.

Aus Sicht der Südstaaten handelte es sich nicht um einen Bürgerkrieg, sondern um einen Unabhängigkeitskrieg. Die Südstaaten hatte ja nicht die Absicht, die Regierung in Washington zu stürzen, sondern wollten aus der Union ausscheiden.

Hauptursache für die Sezession war auch nicht die Sklaverei, sondern die weitere Erhöhung der Einfuhrzölle auf ausländische Fertigprodukte, welche dazu dienten, die Industrieproduktion der Nordstaaten auf Kosten der agrarisch geprägten Südstaaten zu subventionieren. Hier ein interessanter Artikel dazu:

http://www.ashevilletribune.com/archives/censored-truths/Morrill%20Tariff.html

Das Thema Sklaverei rückte erst im Laufe des Krieges in den Vordergrund, hauptsächlich als Propagandainstrument Lincolns, um den unerwartet langen Krieg und die hohen Verluste der eigenen Truppen moralisch zu rechtfertigen. Außerdem diente dies als moralisches Mittel, um europäische Mächte wie Frankreich und England von einer Unterstützung der Konföderierten abzubringen. Da bekanntlich der Sieger die Geschichte schreibt, wird die Sklaverei deswegen heute meistens als Hauptursache dargestellt.

Die Kriegsflagge der Südstaaten dient heute vielen Südstaatlern als patriotisches Bekenntnis zum Süden, und es sind nicht nur Weiße, die sie zeigen.

Also, die Sache ist durchaus komplexer als meistens dargestellt, und das wird auch in den USA so diskutiert.



Viele Grüße,

Kokolores
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Strand

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« Antwort #8 am: 19. August 2015 - 13:46:27 »

Zitat
Können wir in Deutschland eine deutlich andere Bedeutung aufrecht erhalten als in den USA?
Die Bedeutung sollte nie allein auf das Symbol an sich bezogen werden, sondern erwächst primär aus dem Kontext der Nutzung. Da gibt es viele Beispiele, wie z.B. die klassische Piratenflagge. Als St.Pauli-Marketing-Gag oder in Schrebergärten? Von mir aus. Auf dem Dach eines öffentlichen Gebäudes? Eher nicht.
Zu Hakenkreuzen gibt es hingegen einen ganzen Katalog gesetzlicher Regelungen, und bei Kruzifixen wird es erst recht spannend ...
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« Antwort #9 am: 19. August 2015 - 13:59:28 »

Kurzer Hinweis am Rande:

Der Bundesstaat South Carolina hat die Confederate Battle Flag erst vor ca. 4 Wochen eingeholt! Sie wehte dort ununterbrochen seit 1962 (Civil Rights Bewegung, Dr. Martin Luther King Jr. etc.), als alle anderen Südstaaten sich bereits anders entschieden hatten. Ursache für den jetzigen Sinneswechsel war eine Initiative der Gouverneurin nach der tödlichen Schiesserei in Charleston. Der Senat hat sich dann eindeutig dafür ausgesprochen, die Flagge einzuholen. Sie soll nun in einem Museum ausgestellt werden.
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WCT

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« Antwort #10 am: 19. August 2015 - 14:01:16 »

Ich für meinen Teil würde mit keiner Amiflagge herum laufen, warum auch?
Zitat von: \'Decebalus\',\'index.php?page=Thread&postID=199716#post199716
1. Der US-Bürgerkrieg ist als erstes um die Frage der Sklaverei geführt worden.
8| Genauso wie es im 1.Wk um die Ermordung Frand Ferdinands ging. ^^
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« Antwort #11 am: 19. August 2015 - 14:14:15 »

Tarif- und Wirtschaftsstreitigkeiten gab es nicht nur entlang der Mason-Dixie-Line sondern so ziemlich kreuz und quer, und was States Rights angeht beachte man bitte, dass die Konföderierte Verfassung den Mitgliedsstaaten ebenso wenig explizites Austrittsrecht einräumte wie die der Vereinigten Staaten, wohl aber mehrfach (im gegensatz zu der der USA) die Sklaverei als Fundament der Nation verankerte. Deswegen würde ich vehement widersprechen dass Sezession und Bürgerkrieg auch nur anfangs nichts mit der Institution der Sklaverei zu tun hatten, auch wenn die Thematik natürlich zahllose Tiefen und Komplexitäten hat, weil Sklaverei nur der deutlichste politische Graben zwischen mehr als nur zwei in zahlreichen Punkten unterschiedlichen Regionen war, und trotzdem nur einer von vielen. Und weil das prinzipiell nie bedeutet, es hätte sonst keine weiteren Gründe gegeben. Will man es trotzdem kurz und knapp fassen, tschuldigung, kommt man um die Sklaverei nicht herum: Anlass der Sezession South Carolinas (der weitere Staaten folgten) und des ersten Konföderierten Kongresses war die Wahl Lincolns zum Präsidenten unter dem Eindruck, er würde den Abolitionisten mehr Einfluss verschaffen und generell den zuvor geschwundenen Einfluss des Südens in der Politik (der einmal übermächtig gewesen war) endgültig kippen. Was ironisch ist, weil \"das sind die Abolitionisten!\" ein Label war, das die Politischen gegner der republikanischen Partei massiv publiziert und verschärft haben, um sie unwählbar zu machen: Unter gemäßigten Politikern ihrer Zeit galten jene, die sich offen für die Zerschlagung der Sklaverei einsetzten, als gefährliche Radikale, und die Sympathie für dieses Gedankengut fasste nur zaghaft Fuß. Damit hat sich der Süden selbst in die Ecke getrieben. Lincoln hätte den Teufel getan die Sklaverei abzuschaffen, wovor die Südstaaten letzlich Angst hatten. Und die Sezession war ein radikaler Schnellschuss einer politischen Elite, welche diese Drohnung inzwischen inflationär aufgeblasen hatte (in der Vergangenheit immer wieder mit großem Erfolg) und handeln musste.

Ich bleibe dabei: Grund für den Krieg war die Sezession. Er wurde zur Wahrung der Union geführt. Hauptauslöser der Sezession war die Sklavenhaltungs-Kontroverse: Oder zumindest das griffigste politische Schlagwort, das damals am heißesten debattiert wurde, und Politiker wie auch ihre Wähler zu diesen schicksalsschweren Eskalationen trieb. Leider hab\' ich gerade von der Arbeit aus keine Zeit, entsprechende Quellen \'ranzuschaffen, aber letztlich ist diese Debatte eine, die im betroffenen Land seit langen Jahren von spezialisierten Historiken differenziert und leidenschaftlich geführt wird, ohne dass da einer konvertieren würde- Und ebenso werden wir uns hier, wenn wir unbedingt so wollen, bis zum Sankt Nimmerleinstag mit Quellen und Meinungen um uns werfen können welche lediglich die verschiedenen Gewichtungen der selben Argumente untermauern oder schwächen.

Ich würde stattdessen vorschlagen (und dabei belasse ich es dann auch) beim weitaus sensibler formulierten Thema \"Was bedeutet die Südstaatenflagge den Deutschen\" zu bleiben, einem das nicht nur das ursprüngliche des Threads war, sondern auch eines bei dem wir viel besser mitreden können.
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Shapur

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Deutsche Begeisterung für die Konföderierten-Fahne
« Antwort #12 am: 19. August 2015 - 14:21:44 »

Und ich dachte immer der Grund für den Bürgerkrieg war, in wieweit die Bundesregierung in die Rechte der einzelnen Bundesstaaten eingreifen darf. Also die Frage ob Bundesrecht Landesrecht bricht. Nebenbei gab es noch ein paar andere Gründe. Hierzu empfehle ich Apu\'s Einbürgerungstest (Simpsons), wo Apu die Gründe für den Bürgerkrieg erklärt und der Einbürgerungsbeamte sagt, ach sagen wir wegen Sklaverei.

Hört sich auch besser ein nobler Grund und nicht: \"wir haben uns gestritten und die anderen wollten nicht mehr mitspielen, dann haben wir uns gehauen und jetzt spielen wir nach meinen Regeln.\"
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Decebalus

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« Antwort #13 am: 19. August 2015 - 14:29:49 »

Ging ja flott. Wow.

Auf jeden Fall vielen Dank an die klugen Bemerkungen. Besonders an Kama Kamileon, der eine tolle Mischung aus persönlichem Statement (als Clubmitglied) und historischer Einordnung gegeben hat.
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Werit

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« Antwort #14 am: 19. August 2015 - 15:35:05 »

sodala:
Lösche das Bild aus dem ersten Post, Danke. Das \"bitte\" habe ich mir erstmal erspart.
Handelt es sich nach dem Forenregel um ein verbotenes Zeichen? Wohl auch nicht.
Die lieben Moderatoren können sich natürlich untereinander beraten ob Sie das zulassen wollen oder nicht.
In meinen Augen ist das ein Schnellschuss einen Einzelnen.
Ich habe keine Lust mich da rauszureden oder Ähnliches, ich kann eigentlich nur darüber lachen.
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​\"The Stonewall Brigade - A noble body of patriots\"
General Thomas J. Jackson