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Autor Thema: Purpur in der Antike  (Gelesen 1594 mal)

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Riothamus

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Purpur in der Antike
« am: 20. November 2015 - 08:52:44 »

Diskutiert hatten wir darüber ja schon. Gerade ist mir aufgefallen, dass sich eine antike Abbildung erhalten hat. Bei der Entführung der Persephone aus den Argeaden-Gräbern in Vergina (Aigai) sind die Umhänge in Purpur gehalten. Netterweise hat man schon damals unterschiedliche Farbschattierungen genutzt, um Tiefe zu erzeugen. Jetzt können wir also einfach abmalen. :D

Auch das Schema des Zaumzeugs ist gut zu erkennen, da der Wagenlenker des Hades schon laufend die Pferde am Zügel führt, während der mit Persephone noch auf denselben steigt. Beim Wagen ist die Perspektive noch nicht ganz so weit, während die Füße des Wagenlenkers für den kunsthistorisch Interessierten sicher interessant sind.

Es wird ja auch immer wieder darüber diskutiert, was wir über die Körperhaltung vergangener Zeiten wissen können. Hier sehen wir, dass es sich von heute gar nicht so sehr unterscheidet. Man beachte auch die Figur ganz rechts (Demeter?).
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Riothamus

Pedivere

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Purpur in der Antike
« Antwort #1 am: 20. November 2015 - 09:23:30 »

hab nicht so verstanden worauf Du hinauswillst?

Ich wäre sehr vorsichtig damit Körperhaltungen oder was auch immer von künstlerischen Konventionen abzuleiten, die waren auch in der Antike mode-/stilsache und zuweilen sehr stark kanonisiert und ikonographisch belegt. Das ist eine ganze Forschungsrichtung in der Kunstgeschichte und der klassischen Archäologie. Das wargaming ist natürlich frei von so einem Ballast, Zinnfiguren modellieren ist letztendlich künstlerischer Ausdruck, das kann man nutzen wie man will. Da kann auch eine ganze pharaonische Armee walken \"like an Egyptian\" :dance3:

was das Purpur im besonderen und Farbpigmente im allgemeinen angeht.... vor der Erfindung künstlicher Pigmente im 19. Jahrhundert, bezeichneten Pigmentnamen keine Farbe, sondern einfach nur die Verwendung des Pigments, inklusive aller sozioökonomischer Konnotationen. Purpurschnecken können eine ganze Reihe von Farbtönen erzeugen, von violett bis blau, und es gab auch andere Schneckensorten mit denen man das \"gefälscht\" hat.

Purpur (und auch andere Sachen wie indische Baumwolle und Seide etc), waren so Protzgüter, wie die goldenen Ohrringe der Gardegrenadiere und Elfenbeingriffschalen am Colt, oder das Paggri am Kolonialhelm.
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Riothamus

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Purpur in der Antike
« Antwort #2 am: 20. November 2015 - 09:53:17 »

Vor einiger Zeit wurde hier irgendwo über Purpur diskutiert. Hätte ich es wiedergefunden, hätte ich es dort gepostet. Dieses Grabgemälde ist dafür relevant. Es ging auch um die Intensität der Färbung, die beim Raub der Persephone immerhin in unterschiedlichen Graden dargestellt werden konnte. Mein Hinweis darauf war vielleicht etwas zu dezent, aber jemand machte mich darauf aufmerksam, dass ich mitunter zu direkt und arrogant schreibe. (Die unterschiedlichen Tönungen wurden mir damals übrigens trotz Quellenangaben vehement bestritten bis ich fast überzeugt war. Oder war das in einem anderen Forum?)

Das Bild wurde, ich meine vom Spiegel, kann aber auch National Geografic oder Geo sein, zur Illustration des Problems der Körperhaltung herangezogen und wird auch in wissenschaftlichen Aufsätzen, die ich jetzt nicht heraussuche, dazu genannt. Da das für Figuren relevant ist, wollte ich zumindest einen Hinweis geben.

Und das Protzgut Purpur wird für Römische Feldherren, Kaiser und Triumphatoren gebraucht. Da von Cäsar im Alexandrinischen Krieg berichtet wird, dass er aus Eitelkeit einen roten Purpur-Feldherrenmantel trug und von der Marine für die Feldherren in Abgrenzung zum Heer Blau als belegt gilt, wird für normale Feldherren von Violett auszugehen sein. In der Kaiserzeit mag es anders gewesen sein, in der Spätantike gab es genaueste Vorschriften und Lieferungen an Barbaren wie die Fränkischen Könige waren ein Politikum.
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Riothamus

Pedivere

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Purpur in der Antike
« Antwort #3 am: 22. November 2015 - 09:15:37 »

was ist denn das Problem der Körperhaltung?
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Riothamus

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Purpur in der Antike
« Antwort #4 am: 22. November 2015 - 10:10:41 »

Das wir, abgesehen von Bildern, etc. nicht wissen können, wie die Körperhaltung in vergangenen Zeiten war.

Gerade und aufrecht zu stehen soll z.B. in vergangenen Zeiten die (erzwungene) Haltung der Sklaven gewesen sein, und hat erst durch neuzeitliches Militär und Schulmeister an Ansehen gewonnen. (Ich kann da jetzt keine Quellen nennen, das Thema liegt mir nicht so nah, da doch viele Körperhaltungen durch die Ethnologie und Anthropologie und Abbildungen belegt als allgemein verbreitet gelten müssen.) Das weite Ausschwingen der Arme beim Laufen, wie es das Bild zeigt, soll in der Antike so trainiert worden sein, während heute viele trainieren sollen, etwas weniger zu schwingen. Doch ist das ein Pendeln um die natürliche Bewegung. Wenn mir da jetzt ein Lauftrainer oder ein Kunsthistoriker widerspricht, lerne ich gerne dazu, ich habe mein Wissen dazu vorwiegend aus einem einzigen Vortrag von vor 18 oder 19 Jahren und ein paar Aufsätzen, worin auch die verlinkte Darstellung besprochen wurde. Immerhin hatte mich der Vortrag (innerhalb einer Vorlesung) so beeindruckt, dass ich die Aufsätze anschaute. Aber mit meinem Studium hatte es eigentlich nichts zu tun, daher beschäftigte ich mich damit nicht weiter.

Wie gesagt, dass Bild wurde in dieser Hinsicht besprochen, da die Füße des vor die Pferde tretenden Wagenlenkers hier in der richtigen (oder zumindest fast richtigen) Perspektive gezeigt sind, was man eigentlich erst sehr spät in der Neuzeit konnte. Daher wird angenommen, dass die Haltung der Personen richtig gezeigt ist. Man beachte, wie gesagt, auch die nicht ganz so tolle Perspektive des Streitwagens. Bei der Haltung der rechten Figur z.B. würde man die Handhaltung heute anders darstellen. Allerdings könnte man auch sagen, es seine verschiedene Gesten in künstlerischer Freiheit vereint. Zumal der Wagenlenker/Läufer ein paar Sekunden weiter gedacht, eigentlich einen Sturz hinlegen müsste, hier also quasi zu verschiedenen Zeitpunkten gezeigt ist.
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Riothamus

Pedivere

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Purpur in der Antike
« Antwort #5 am: 24. November 2015 - 15:26:27 »

auch stilistische Konventionen haben mehr mit Wollen denn mit Können zu tun...

eine Untersuchung jenseits von kunsthistorischen Aspekten kenne ich über die Kampfhaltung spätrepublikanischer und frühkaiserzeitlicher Legionäre anhand der Helmform und Bewaffnung

Connoly glaube ich

ansonsten glaube ich nicht daß Menschen in der manieristischen Kunstperiode verdreht herumstanden. Daß sich soziologische Aspekte in der Kunst niederschlagen allerdings schon.
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