Hallo zusammen,
ein frohes Neues Jahr wünsche ich euch allen!
Ulanen sind an sich schon erstmal identisch mit Lanzenreitern zu verstehen, nur gab es eben allein in der napoleonischen Zeit deutliche Unterschiede zwischen den Armeen und Entwicklungen innerhalb derselben Armee. An sich beziehen sich die Lanzenreiter dieser Zeit so ziemlich alle auf das polnische Vorbild. Die Umsetzung desselben erfolgte aber höchst unterschiedlich. Als Grundlage diente die traditionelle polnische Bewaffnung 1. Glied Lanzen, 2. keine Lanzen, was sich aus der alten Gliederung in adlige/nichtadlige Kämpfer ableitete.
In den Polen am nächsten liegenden Staaten wurde dies seltsamerweise nicht so übernommen, so hatten die preußischen und russischen Ulanen Lanzen für beide Glieder, die österreichischen m. E. ebenfalls. Dafür führten sie aber keine Karabiner. Wahrscheinlich lag das daran, dass man nicht entsprechend aus dem polnischen Adel rekrutierte und es so keinen sozialen Unterschied mehr zwischen den Angehörigen der beiden Glieder gab. Ich meine die russische Ausstattung ist der altpreußischen gefolgt und nicht der polnischen. Interessanterweise folgten die russischen Husaren ab 1812 dem polnischen Vorbild, was logisch erscheint, da sie so die große Zahl der polnischen Ulanen im kommenden Feldzug ausgleichen sollten.
In Frankreich wurde mit Teileinheiten immer wieder mit Lanzen herumexperimentiert. Ausschlaggebend war der Erfolg der Weichsellanciers in Spanien. Dass die Garde-Chevaulegers anfangs keine Lanzen hatten scheint an deren ursprünglichem Charakter als Ehrengarde gelegen zu haben. Hier haben wir es mit einem gegensätzlichen Effekt zur ursprünglichen Tradition zu tun, denn die Truppe sollte die soziale Elite Polens abbilden, was sie aber nicht um erwarteten Umfang tat. Zunächst also ohne Lanzen machten sie den Russlandfeldzug mit Lanzen UND Karabiner mit, was völlig verfehlt war und eine deutlicht Überbewaffnung darstellt. Ab 1813 wurde das schleunigst behoben und nur das 1. Glied führte Lanzen, das 2. die Karabiner. Die aus Dragonern umgewandelten Linienlanciers waren zwar in geringer Zahl aber auch überbewaffnet in den Feldzug gegangen, führten ab 1813 aber auch die genannten optimale Bewaffnung. Weitere kleinere Einheiten wie die Lanzier-Gendarmen oder einzelne Kompanien/Eskadronen, bzw. Sappeure der französischen Kavallerie konnten auch Lanzen führen. Uniformmäßig hatten nur die Garderlanciers und die 7.-9. Linienlanciers etwas mit dem polnischen Vorbild zu tun.
Bei den kleineren Staaten ist die Bewaffnung mit Lanzen nicht so klar wie man meinen sollte. Ausrüstung und Uniformierung standen dabei in keinem zwingenden Zusammenhang. Man muss auch bemerken, dass es außer den Ulanen/Lanciers auch etliche andere Lanzenreitergattungen gab, z.B. die Landwehr oder die Krakusen. Die Kosaken würde ich das schon fast rausnehmen wollen, denn die hatten sehr viel längere Lanzen und kämpften auch anders.
Grüße
Gunter