Mich irritiert ein wenig, dass es sich trotz Plumage und der Andeutung eines Ordens um einen Unteroffizier handeln soll. Denn auf dem Gemälde, dass auf dem Aquarell basiert und weniger genau ist, hat er sich vielleicht nur umentschieden:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2d/Gleseker_Paderbornischer_Musketier_ca_1750.pngAuch sind die Unterschiede zu Gudenus interessant:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5d/Paderbornischer_Soldat_Gudenushandschrift_1734_Karlsruhe.jpgDie Unterkleider sind der Mode entsprechend hell geworden, jetzt ist ein Kragen vorhanden und man kann darüber streiten, ob die Rabatte des Grenadiers im Hintergrund noch weiß umrahmt ist, während diejenige des Musketiers weiß ist.
Das sind denn auch alle zeitgenössischen Bildzeugnisse zu den Paderborner Uniformen und auch die Archive enthalten nicht mehr Informationen. Ein Bild von einem glimpflich ablaufenden Dombrand zeigt Soldaten, die herbeieilen, doch sind es nach dem Datum Preußen -an der Uniform wäre es nicht zu unterscheiden. Zum sog. Paderborner Kaffeelärm 1781 (eher ein kleiner Skandal darum, dass sich die Paderborner nicht das Kaffeetrinken verbiete ließen, der lange danach aufgebauscht wurde) gibt es eine Zeichnung des 19. Jahrhunderts mit recht generischen Soldaten der Zeit, die sich mit den Bürgern verbünden und bei es gibt ein Zigarettenbild mit einem Paderborner Soldaten, was dann das Wort der Historienmalerei ist. Um die Kulturgeschichte abzurunden sei erwähnt, dass sich die Paderborner (Hand-)Puppenspiele vor ca. 25 Jahren ein paar Soldatenfiguren mit Paderborner Uniformen der Zeit beschafft haben, um Stücke zum Kaffeelärm und andere lokale Stoffe zeigen zu können.
Was die Qualität der Uniformen anging, gab es immer wieder Probleme. Die neue Uniform wurde zum Liborifest ausgegeben. Als einmal Regen fiel, waren die Röcke pünktlich zum ersten Festtag so weit eingelaufen, dass sie nicht getragen werden konnten. Da die alten Uniformen schon teilweise ihre Abzeichen hatten abgeben müssen, muss es bei der Prozession ein interessanter Anblick gewesen sein. Ich würde hier also nicht zuviel erwarten.
(Ja, gut, die überragende militärische Bedeutung des Paderborner Militärs im 18. Jahrhundert ist nicht jedem geläufig, daher: Das Paderborner Militär bestand aus einer Grenadierkompanie in Neuhaus sowie Musketieren, deren Anzahl schwankte. Dazu kam eine Invalidenkompanie in Neuhaus, die im Krieg den Wachdienst übernehmen musste, während Grenadiere und Musketiere gemäß Reichsmatrikel durch weitere Musketiere auf Battailonsstärke gebracht wurde. Dazu gehörte aber auch noch die Kapelle, die den Offizieren der Reichsarmee -der Paderborner Geschichtsschreibung nach angeblich als einzige Kapelle- zur Unterhaltung diente und die Clemens August schließlich abzog: Im Krieg hatte er sie zu zahlen, während sie sich in Paderborn durch ihr Privileg, als einzige im Hochstift Paderborn musizieren zu dürfen, weitgehend selbst ernährten. Auch die geistliche Feldkapelle der Truppen Clemens Augusts war den Paderbornern zugeteilt. Das Zelt für Gottesdienste wurde für die Kranken zweckentfremdet und senkte die Todesrate, worauf Kurfürst Clemens August die Landstände seiner Länder um Geld für ein richtiges Feldlazarett bat, was aber abgelehnt wurde. Die beiden Regimentsgeschütze mussten erst nach Münster zur Reparatur geschickt werden und wurden dann durch Münsteraner Artilleristen bemannt. Ende des Krieges wurde für einige Zeit ein Zug Husaren unterhalten und es entwickelte sich das sogenannte Zweikompaniensystem mit einer Kompanie Grenadieren in Schloß Neuhaus und einer Kompanie Musketieren in Paderborn. Anfangs des 18. Jh. gab es auch Dragoner, die schließlich mangels Finanzierungswillens durch den Landtag schließlich abgedankt wurden. Daneben existierte der Landesausschuss, der ursprünglich aus einer Umorganisation des mittelalterlichen Aufgebots aus der Zeit um 1590 entstanden war. Die Ausschusschützen wurden eigentlich nur als Ordner beim Liborifest eingesetzt, sie zu nutzen, um das Battailon aufzufüllen, scheiterte. Dafür saßen einige Offiziere auf diesbezüglichen Sinekuren. Im 18. Jahrhundert war das Paderborner Militär eher bekannt für das Eintreffen pünktlich zum Friedenschluss, hat sich aber bei Saalfeld, wo die Überlebenden in Gefangenschaft gerieten, und beim auf Roßbach folgenden Rückzug bewährt, indem es zusammen mit den anderen Truppen Clemens Augusts eine schnelle Verfolgung verhinderte und vor allem die preußischen Husaren band. Es gab noch einen Konflikt mit Lippe, der schnell beigelegt war und ein oder zwei Einsätze im Innern wegen Steuerrückständen und ähnlichen zeittypischen Konflikten. 1802 wurde das Hochstift zwangsverpreußt und das Militär wohl zum großen Teil entlassen -die meisten waren nach preußischen Standards wohl kaum tauglich, das Militär diente in Paderborn auch als soziales Auffangbecken- oder zum eher kleineren Teil in das Preußische eingegliedert.)