@Nelson:
Ich werde auch auf Deine Einladung im anderen Thread zurückkommen

Aber nun:
Hier mal einiges zu einem großartigen WW2 Spiel, welches ich grad spielbereit mache.
Die Regeln stammen von Massimo Torriani, welcher auch den Skirmisher Operation Squad geschrieben hat. Op: Squad wird auch von Warlord vertrieben und ist sein bekannteres System.
Op:WW2 ist ursprünglich für 20mm bzw 1/72er Figuren geschrieben worden, lässt sich aber beliebig rauf und runter skalieren. Man kann sich die Mühe machen, diverse Tabellen anzupassen, muss man aber nicht.
Die Basierung ist Einzel.
Ich beschreibe alles im 20mm Maßstab.
Die Ebene, auf der es spielt, ist variabel. Man kann z.B. einen Zug Infanterie, bestehend aus x Squads, mit Fahrzeugen als Unterstützung und/oder schweren Waffen spielen. Man kann aber auch gleich eine ganze Kompanie spielen, sollte sich dann aber entsprechend Zeit nehmen.
Op:WW2 gelingt in meinen Augen der Spagat zwischen Realismus/Detailgrad und Spielbarkeit, dabei ist das Spiel sehr innovativ.
Zum Detailgrad:
Ein Squad Infanterie z.B. besteht i.d.R. aus zwölf Mann mit Standardbewaffnung, d.h. der Anführer mit Pistole, 9 Mann mit Gewehr, einer mit LMG und ein Helfer für´s LMG. Nun kann man aber für x Punkte den Trupp umgestalten, immer im Historisch passenden Rahmen. So kann man dem Offizier ein SMG kaufen, eine Panzerfaust hinzu nehmen etc.
Je nach gewählter Liste kommt vielleicht noch ein Jeep oder eine Halbkette dazu usw.
Fahrzeuge können ähnlich ausgestattet werden, z.B. Schürzen für x Punkte etc
Fahrzeuge nehmen auch detailliert Schaden, inkl Crew. Man kann die Bewaffnung zerstören, Ketten/Räder zerlegen, Crewmitglieder killen etc. Man kann durch Beschuss auch die Crew in Panik versetzen, so daß sie aus dem Panzer springen und in Deckung rennen.
Beispiele zum Realismus:
Ausgehend von 1cm auf dem Tisch = 1cm in der Realität hat bei Op:WW2 ein Gewehr eine Reichweite von 200-300cm.
Panzerwaffen oder Artillerie können auch 1.000, 3.000 und mehr cm Reichweite haben.
Ein SdKfz 234 darf bis zu 50cm mit einer Aktion fahren, ein Sherman noch 35.
Soweit realistisch, aber da fehlt etwas wichtiges.
Man stelle sich Schlachtfeldbedingungen vor, dann versteht man eine der Innovationen des Spiels:
Die Awareness.
Waffenreichweite nutzt nix, wenn man den Gegner nicht sieht oder andere Sorgen hat.
Ein getarnter Panzer in Deckung, der in der vorherigen Runde nix gemacht hat, ist z.B. nur noch aus einer Entfernung von 50cm zu entdecken. Fährt er über freies Feld, sieht man ihn schon auf 150cm. Feuert er dabei noch, ist er nicht mehr zu übersehen und man darf aus 300cm Entfernung auf ihn feuern.
Bei Infanterie ist es genau so. Versteckte Infanterie, die sich passiv verhält, ist nur noch aus 30cm zu entdecken. Dazu kommen Regeln wie der Nachteil der ersten T-34, die sehr miserable Sicht hatten, wenn der Kommandeur nicht herausgeguckt hat. Der T-34 wird die versteckte Infanterie erst aus 15cm Entfernung bemerken, wodurch ihm seine Geschützreichweite von 600cm absolut nichts nutzt.
Radien und Kohäsion:
Eine 150mm Granate hat einen Radius(!) von 10cm. Eine 20mm Vierlingsflak pflastert die Gegend mit 8 Schablonen je 3cm Radius zu. Da kann viel kaputt gehen, allerdings darf Infanterie z.B. einen Baseabstand von 10cm halten.
Ob es sinnvoll ist, einen 12er Trupp auf 120cm zu dehnen, ist eine andere Sache...
Fehlt noch eine Prise Realismus, die kommt mit dem Aktivierungsystem
Op:WW2 spielt mit eigenen Karten.
Jeder bekommt ein Kartendeck, unterschiedlich groß.
Die Deutschen z.B. waren top organisiert und bekommen 7 Karten +1 je Einheit, die Amis 4+1 etc
Es gibt folgende Karten:
Move
Fire
Ambush
Suppression Fire
Assault (quasi Move + Fire)
Auf den Karten ist jeweils eine Zahl von 1-6, die Priorität.
Die führt zu einem wirklich genialen Aktions/Reaktionsprinzip.
Ein Beispiel, wie die Aktivierung abläuft:
Ich bin an der Reihe und spiele eine Move 5 Karte auf meinen Sherman, dazu sage ich, wo er lang fahren wird.
Mein Gegner hat eine Pak40 und spielt an einem Punkt meiner Bewegung eine Fire 3 Karte.
Das passt mir nicht, ich habe ein M3 mit Trupp in der Nähe und spiele diesem eine Assault 2 Karte auf die Pak.
Mein Gegner hat scheinbar nix mehr mit 1.
Nun läuft die Sache rückwärts:
Mein M3 startet nen Assault, um die Pak auszuschalten, die meinen Sherman bedroht. Schaffe ich es nicht, die Pak zu killen, schiesst diese auf meinen Sherman. Nur wenn der überlebt, wird er sein Bewegungsziel erreichen.
Nun gelten diese 3 Einheiten als aktiviert und mein Gegner gibt einer seiner anderen Einheiten einen Befehl. Jetzt kann ich wieder unterbrechen, je nach Karten, wenn ich will - ich muss nicht.
Das geht so, bis alle Einheiten einen Befehl(Karte) hatten, dann neue Runde.
Und jetzt kommt die Prise realistischer Schweinerei, die gern mal für zünftige Flüche sorgt
Man MUSS jeder Einheit einen Befehl pro Runde geben.
Das ist sehr doof, wenn man nur noch Fire! Karten auf der Hand hat und der letzte Trupp die Infanterie ist, die sich doch eigentlich still verhalten sollte, damit der Panzer sie nicht entdeckt... Da ist irgendein Trottel an den Abzug gekommen, wurde nervös, was auch immer...
Oder man hat nur noch Move Karten. Dann ist halt irgendein Trottel noch schnell von Gebüsch 1 zu Gebüsch 2 gerannt und wurde gesehen.
Als Kompaniechef hat man halt nie jeden einzelnen im Blick...
Op:WW2 arbeitet mit W10 statt W6, weil es Modifikatoren benutzt. Auf ebenfalls realistische, aber einfache Weise.
Z.B. ist das Kaliber der Waffe zweitrangig, wichtiger ist das Geschütz, aus dem geschossen wird und die Munition.
Eine 57mm AT-Gun der Amis würde eine Halbkette z.B. nur auf 8+ durchschlagen. Ist aber long-barreled (-1), feuert Ap (-1), ist nah (-1) und trifft die Seite (-1), schon ist die Halbkette bei 4+ hinüber.
Es gibt noch nen Haufen anderer toller Regelelemente.
Mein Fazit:
Op:WW2 ist eine geniale Alternative zu den etablierten Systemen, wenn man ein etwas detailliertes WW2 Spiel mit Einzelbasierung sucht.
Wer es mal ausprobieren möchte: PN
Leider kennt es fast niemand, zu kaufen gibt es das soweit ich weiß nur noch als Softcover bei Caliver. Ich habe zum Glück noch die PDFs.
Spielberichte werden folgen, dauert aber noch.