Epochen > Frühes Mittelalter bis zur Renaissance

SAGA, Aufbau Anglo-Dänen Warband

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D.J.:
Riothamus, ich liebe deine Antworten :) (Das ist kein Scherz jetzt! )
Da ist wieder richtig viel Futter für mich dabei und ja, auch ein ziemlicher Augenöffner. Mönche mit improvisierten Waffen? ?(
Das ist mir wirklich neu, gibt aber der Idee von Mönchen als \"Bauernersatz\" für meine Truppen weiteren Aufwind. Das würde meine Anglo-Dänen etwas indivudeller machen, zumal die Spielwerte für Mönche und Bauern gleich sind, Mönche aber noch ein paar Extras bieten als Ersatz für den Fernkampf.
Danke dir für deine Recherche und Hinweise, damit kann ich was machen.

:thumbsup:

Dareios:
Das mit den Mönchen ist mir auch neu, aber die Idee einer Mönchsgruppe mit improvisierten Waffen ist ziemlich gediegen.

Riothamus:
Man hatte im 8. und 9. Jahrhundert ein Problem mit der Vermittlung christlicher Werte, weil die Volkssprache nicht geeignet waren. Eigentlich war es katholische Lehre, das Christentum in der Volkssprache zu verbreiten. Davon zeugen noch der altsächsische (altniederdeutsche) Heliand (Nacherzählung der Evangelien) und die Altsächsische Genesis. Doch fehlten allein schon Wörter für Dinge wie Barmherzigkeit oder Jünger. Bezeichnend für den Tenor ist die Bezeichnung der Jünger als Degen (Angehörige einer kriegerischen Gefolgschaft wie die Thegns) und Jesu als Druchtin (Herr einer Gefolgschaft). Gewalt und Krieg waren positiver dargestellt. Wegen solcher Verfälschungen wurde dann die lateinische Sprache vorgeschrieben. Und als in der Neuzeit die ersten (Nieder)deutschen Übersetzungen angefertigt wurden, mussten sie sich eng an den lateinischen Text der Vulgata halten, wodurch sie reichlich unleserlich wurden. Luthers Übersetzung war nicht die erste, aber die erste gut lesbare Übersetzung.

Jedenfalls war das Christentum in den Dark Ages Nord- und Mitteleuropas lange etwas völlig anderes. Man glaubte z.B. oft an die Existenz der heidnischen Götter, sah sie nur als Feinde des christlichen Gottes an. Priester galten als Magier, in Irland kam es zu einer Art Anerkennung als Druiden. Eine Würde, auf die die Irischen Bischöfe zumindest vor wenigen Jahren noch bestanden haben sollen. Da es um Magie ging, kam es nur darauf an, die richtigen Worte vorzutragen, nicht sie zu verstehen. Der Kaiser spielte Bischof Meinwerk von Paderborn Anfang des 11. Jh. einen Streich, indem er den zu lesenden Text so änderte, dass der Bischof wegen seiner schlechten Lateinkenntnisse nicht merkte, dass er vorlas, er sei ein Esel. Für die verpatzte Messe hatte der Bischof Buße zu tun. Und sie galt sozusagen als ungültig. In der Vorstellung so verpatzt wie in der Fantasy vielleicht eine Dämonenbeschwörung durch einen Fehler verpatzt wird.

Selbst bei Persönlichkeiten wie Karl dem Großen sind Seltsamkeiten zu verzeichnen. Teils wundert man sich, warum Gelehrte wie Alkuin oder Hrabanus Maurus nicht verzweifelten.

Und so war der Kampf, insbesondere gegen Heiden für Mönche akzeptabel.

Man muss berücksichtigen, dass die Philosophie abgerissen war, Alkuins Bemühungen gelten als Beginn der Rekonstruktion der Philosophie und des antiken Wissens.

Und der Krieg war normal. Ob man nun sagt, dass die Menschen daran gewöhnt, oder dass sie abgestumpft waren, waren doch Krieg und Raub normal.

In England war die Bildungssituation etwas besser, aber bewaffnete Mönche auch nicht unrealistisch.

Und wie man damals aufgrund ganz anderer oder fehlender Begriffe das Christentum kaum erfassen konnte, können wir die damaligen Menschen nicht ohne Verständnis ihrer Begrifflichkeiten verstehen. Der Abt würdigt nicht eine Fremde Ethnie herab. Er sieht die heidnischen Ungarn ganz real als Diener des Teufels, die es zu bekämpfen gilt.

D.J.:
Wow! Das ist schon echt klasse, was du da an Hilfen raushaust, Riothamus! Ich möchte da gerne nochmal nachhaken, weil ich an einigen Punkten unsicher bin.

Beim Bischof denkt man ja meist an den netten äteren Herrn, manchmal mit Rauschebart, und dem stilisierten Hirtenstab :)
Jetzt sehe ich aber in deinem Text (und habe es mal so halbgar aus meinem alten Schulwissen herausgekramt), dass Bischöfe aber auch gerne mal mit Ross und Harnisch unterwegs waren.
Frage:
Woher stammt eigentlich der Aberglaube (?), dass der Klerus scharfe Waffen ablehnt und ist der überhaupt haltbar?
Ich denke nicht, wenn ich an den wohl berühmtesten Bischof denke, Sankt Martin. Der teilte ja seinen Mantel (Umhang) mit seinem Schwert. Dennoch ist die Frage da, wie sich ein Mönch mit Schwert (und Kettenhemd?) sozusagen am Spieltisch verkaufen lässt und ob Streitkolben passender wären bzw. ob es diese damals schon gab?

Ich habe mir überlegt, dass ich mir in absehbarer Zeit drei oder vier Mönchsmodelle zulegen werde (spätestens dann, wenn zumindest meine erste 4 Punkte Warband fertig ist) Der Hintergrund, denn ich mir zu dieser Truppe ausgedacht habe, geht dahin, dass eine Abtei / ein Kloster überfallen und niedergebrannt wurde. An die Abtei (gab es die damals überhaupt schon?) bzw. das Kloster war ein kleines Dorf angeschlossen, dass ebenfalls dem Überfall zum Opfer fiel.
Frage:
Ist das historisch korrekt UND spieltechnisch erlaubt, wenn ich eine Einheit wütender Mönche aus vier bis fünf Mönchsmodellen und sieben bis acht Bauern darstelle?
Die Truppe soll ja als Mönche gespielt werden, es geht mir dabei aber um die Kombi Fluff (Kloster und angeschlossenes Dorf) und Aussehen, die mir mit dieser Mischung passend erscheint.

Vorab vielen lieben Dank für deine Hilfen, Riothamus :thumbsup:
(Und natürlich auch für jeden anderen, der mir weiterhilft, ich komme dank Stress nicht in die Stadtbibi und zum selber recherchieren :blush2_1: )

Bone:
Warrior Clerics of Medieval England, 1000-1250
Presentation to the University Honors Program at Texas A&M University-Texarkana, January 26, 2017. Craig Nakashian PhD.

https://www.youtube.com/watch?v=29r1Kcni708

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