Warum sind das keine Reiter?
Zum einen trugen Reiter keine Kurzschwerter. In dieser Zeit entwickelte sich aus den keltischen Formen gerade das Spatha. In der Größe sind die längeren Schwerter untereinander aber wohl nur am Knauf zu unterscheiden, wenn da auffällige Details wie die Antennen sind.
Dann zeigten sich Decurios wohl eher in Anlehnung an die Rüstung der Offiziere aus der Oberschicht, also nicht als typischer Zenturio.
Sonst muss das kein Unterschied zu Legionssoldaten sein. Etatsmäßige Reiter hatten natürlich runde Schilde, aber es kam auch vor, dass Legionäre mit Scutum auf ein Pferd gesetzt wurden. Die Bemalung dieser Schilde wirkt auf mich eher Griechisch, aber da gab es ja auch Moden.
Wichtig sind zwei Monumente aus etwas älterer Zeit. Zunächst ist da das sog. Zensusrelief vom Altar des Gnaeus Domitius Ahenobarbus. Ganz abgebildet findet sich das Relief am Ende des Abschnitts \'Historical Scene\' im Artikel \'Altar of Domitius Ahenobarbus\' der Englischen Wikipedia. Das Original steht im Louvre. Der Altar soll aus der Zeit um 120 v.Chr. stammen, bis auf die Helmmode vielleicht sehen die Soldaten bei Cäsar aber kaum anders aus.
Der Zensor führte alle 5 Jahre eine Steuerschätzung durch, und korrigierte die Bürgerlisten sowie die der Senatoren und Ritter. Zum Abschluss wurden die Wehrpflichtigen gemustert und eine Parade abgehalten, deren Ablauf ein Exerzieren der in der Schlacht zu Zeiten der Manipulartaktik benötigten Formation Wände Ringen im Legionsstempeln war. Livius hat den späten Ablauf, als es schon ritualisiert war und wohl auch nicht mehr richtig verstanden wurde, beschrieben. Der letzte Akt des als lustrum bezeichneten Festes, womit noch heute mitunter ein Zeitraum von 5 Jahren benannt wird, war ein Reinigungsopfer.
Betrachten wir nun das Relief von links nach rechts, sehen wir zunächst, wie die Angaben von Bürgern zu ihrem Vermögen aufgenommen werden. Die nächste Szene wird durch zwei Legionäre abgetrennt. Der attische Helm des rechten ist in Caesars Zeiten eher etwas für Offiziere, und auch in dieser Zeit für einen normalen Legionär eher unter künstlerischer Freiheit zu verbuchen.
Dann folgt beginnend mit zwei Musikern die Opferszene. Links des Altars steht eine Gestalt in Uniform eines Militärtribunen. Es handelt sich um die Verkörperung des Mars, der als jugendlicher Offizier dargestellt wird. In etwa so hat der junge Tiberius Gracchus ausgesehen, als er ein paar Jahrzehnte zuvor als erster die Mauern Karthagos erstürmte und bis in die Kaiserzeit hat sich wenig daran geändert. Statt des Pseudokorinthischen Helms waren zu Cäsars Zeiten wohl eher attische in Mode, aber das war für jeden Offizier nur eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wer eine solche Figur sucht, wird in 1:72 bei Zvezda in der Box No 8034 Republican Rome. Infantry (eigentlich ist die Box für polybianische Römer, nicht die Zeit Caesars, aber der Offizier ist eben zeitloser als der Rest) fündig, auch wenn der Stabsoffizier auf der Beschriftung zum Zenturio degradiert wurde. Sie haben ihn recht offensichtlich vom Relief übernommen, nur dass er einen runden Schild hält, statt sich auf ein Scutum zu stützen. In 28 mm kann ich mich gerade an keine Figur erinnern.
Dann kommt der Altar und der auf die herangeführten Opfertiere (Stier, Wieder, Eher) für das Reinigungsopfer warten. Es war ein Reinigungsopfer für die Übeltaten der Bürger in ihrer Eigenschaft als Verteidiger der Bürgergemeinde. Deshalb auch die Verkörperung des Mars. Ein etwas befremdlicher Umgang mit den eigenen Kriegsverbrechen, daher sei gesagt, dass die größeren durchaus verfolgt werden konnten, was ein Grund für Caesar war, dass er zu Beginn das Kompromissengebot, dass er und Pompeius ihre Ämter aufgeben sollten, nicht akzeptieren konnte. Ihn erwarteten da gleich mehrere Vorwürfe. Und er konnte sie nicht mal leugnen, beschreibt er sie doch selbst noch in der veröffentlichten Version seiner Berichte fast ganz ohne Feigenblatt.
Hinter der Opferszene folgen dann wieder zwei Legionäre und schließlich, der der uns interessiert, der Reiter. Es ist sicher, dass es ein Reiter sein soll, die Kunsthistoriker sehen 4 Legionäre und den Reiter als Symbol der Steuerklassen an, nach denen weit vor dieser Zeit die Legionäre eingeteilt waren.
Bemerkenswert ist, dass wir hier schon vor Marius den Reiter nur durch Pferd und Mäntel, den Legionäre aber auch tragen konnten, von den Fußsoldaten zu unterscheiden ist. Abgesehen von dem längeren Schwert hat sich das bis Cäsar nicht verändert. Schild und Lanze sind ja nicht abgebildet. Das sich Dekurionen über Zenturionen erhaben fühlten hing mit der höheren sozialen Stellung der Equites zusammen.
Es sei noch gesagt, dass die barfüßige Darstellung eine künstlerische Konvention war, die aus Griechenland übernommen wurde.
Nun gibt es eine weitere Darstellung aus ähnlicher Zeit, die einen ganz anderen Reiter zeigt. So wie schon Polybios die Römischen Reiter beschreibt. Zu sehen ist, wie sich Marcus Curtius für den Staat opfert, indem er sich in eine Erdbebenspalte auf dem Forum stürzt. Der dort entstandene Teich wurde Lacus Curtius genannt und eine Replik des dort gefundenen Reliefs ist vor Ort zu sehen. Oder im Tabularium das Original oder im Wikipedia-Artikel Lacus Curtius ein Foto.
Marcus Curtius ist mit Linothorax dargestellt und sieht eher aus wie der Offizier vom Zensusrelief. Im Grunde noch so, wie Polybios Römische Reiter beschreibt und wie sie aussagen, seitdem das Griechentum im 3. Jahrhundert in Rom modern wurde. Das Schild Zvezda denn auch der erwähnten Offiziersfigur in die Hand gedrückt und das Relief auch bei der korrespondierenden Reiterbox für das 3. bis 1. Jahrhundert berücksichtigt.
Der Hintergrund der Unterschiede ist recht einfach. Es gab Reiter, die vom Staat ausgerüstet wurden und welche, die sich selbst ausrüsten konnten. Ein reicherer Reiter könnte sich eine andere Rüstung leisten. Und noch zur Zeit Cäsars begannen die Söhne von Patriziern und Rittern ihre Karriere im Dienst bei den Reitern. Erst in der Kaiserzeit begannen sie als Zenturio. Zur Zeit Cäsars war das noch unter ihrer Würde. Sie begannen auch nicht als Militärtribun, wie oft zu lesen ist, sie hatten erst Dienst als Reiter abzuleisten. Für Personen wie Cicero oder Octavian durchaus ein Problem. Dennoch kann da durchaus ein wenig an einen britischen Offiziersclub der viktorianischen Zeit gedacht werden. Und diese jungen Schnösel kleideten sich natürlich lieber so, wie es der Bewunderung für Griechenland entsprach. Da wird sich im Bürgerkrieg einiges geändert haben, aber wenn es die geringe Römische Kavallerie betrifft, eröffnet es durchaus Möglichkeiten der Gestaltung.
Aber die Mehrheit der Kavallerie waren andere. Bei Pompeius wieder eher hellenistisch, aber auch Iberer in Spanien und Numider.
Cäsar hatte Numidische leichte Reiter, sicher auch Iberer, aber vor allem Gallier und Germanen. Und germanische Reiter wären dann auch wieder etwas für Umbaukünstler. Da lief nämlich für je zwei Reiter ein Fußhüpfer mit, der sich an den Sättelknäufen festhielt, was sie sehr effektiv gemacht haben soll. Ich meine irgendwo entsprechende Figuren gesehen zu haben.