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Autor Thema: Maximilian - ab 01.10.17 im ZDF  (Gelesen 3793 mal)

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Regulator

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Maximilian - ab 01.10.17 im ZDF
« Antwort #30 am: 07. Oktober 2017 - 21:57:17 »

Durch Zufall kam ich über eine Freundin (die teilweise für die Kostüme zuständig war) zu einem der Drehorte/ Schlachtfelder. Ich fand es wirklich schön wie viel Liebe ins Detail gesteckt wurde und welcher Aufwand für einen Historienfilm dargebracht wurde... Die Folgen habe ich noch nicht gesehen, gebe denen aber aufjedenfall eine Chance, auch wenn der Trailer etwas murcksig ist  :whistle3:
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Riothamus

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Maximilian - ab 01.10.17 im ZDF
« Antwort #31 am: 07. Oktober 2017 - 21:59:03 »

Ihr müsst schon unterscheiden, was ich vom Publikum und was ich von den Filmemachern erwarte. Wie ich ja auch schreibe: Es muss vermittelbar dargestellt werden. Nur versagt hier eben an vielen Punkten schon die Darstellung. Da muss dann gar nicht mehr auf das Publikum geschaut werden, weil gar nichts zu vermitteln ist.

Es geht nicht darum, dass da mit Gewalt und Langeweile dem auf den Sitzen festgeschnallten Publikum Bildung eingehämmert werden soll. Es geht um den Anspruch, den sich die Filmemacher selbst stellten. Und davon sind sie eben weit abgekommen. Hätten sie ganz einfach nichts gesagt, nur einen Historienschinken angekündigt, okay. Aber sie haben ihren hehren Anspruch verkündigt und zur Verdeutlichung gleich noch eine \'Dokumentation\' gedreht.

Denken wir an \'Der Untergang des Römischen Reiches\' und den seinen Remakestatus verleugnenden \'Gladiator\' (Ein äußerst schlecht synchronisierter Film.). Da ist auch viel falsch. Und es fehlt auch vieles. Aber es sind tolle Filme, jeder auf seine Art.

Maximilian ist kein Historienfilm. Er ist auch keins der ganzen heutigen Sex-Blut-Intrigen-Machwerke im Game of Thrones Stil. Und ebenso keine etwas dramatisierte und für das Publikum zurechtgestutzte Historienshow. Alles hätte bei dem Thema in einem gelingen können. Und bei der Zusammenarbeit von öffentlich-rechtlichen Programmen zweier Staaten ist durchaus zu erwarten, dass da nicht nur Halbgares produziert wird.

Sie haben es noch nicht mal geschafft, die Story zuende zu erzählen, sondern irgendwann den Telegrammstil eingeschaltet. Da zeigt sich dann, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, zuvor die Probleme wie in einem griechischen Drama -der langweiligsten Kunstform überhaupt - von allen Protagonisten nacheinander bequatschen zu lassen. Ja, wer das verstanden hat, dem reichen gen Ende Andeutungen. Doch fürchte ich eben, dass das Publikum zwar nicht blöd, dafür aber gelangweilt ist. Nicht umsonst haben sich Shakespeare und Goethe statt an den Griechen an Seneca orientiert. Der Tragödie zweiter Teil hat -sehr zu seinem Nachteil- mehr von den Griechen. Ich warte immer noch auf die Verfilmung von Schillers Wallenstein nach dem ursprünglichen, eher unklassischem Plan, den Goethe ihm ausredete. Er entsprach nicht der damaligen Vorliebe für das Griechische und war zum Teil mit den Mitteln des Theaters gar nicht zu realisieren.

Aber ich schweife ab. Mir geht es hier einfach darum, dass ein bestimmtes Werk als etwas angekündigt war, was es nicht erfüllte. Und zu diesen Punkten habe ich mich geäußert. Das Gent nicht in Burgund lag und die burgundischen Lande aus mehr als einer Stadt bestand, erkläre ich jedem Hauptschüler, notfalls mit einer Karte wie beim Herrn der Ringe. Mit zu hohen Ansprüchen hat das nichts zu tun. Wer sich nur mit Gefühlen einlullen lassen will, soll Schlager hören und seine tägliche Soap sehen. Ein Produkt wie Maximilian taugt trotz Reduzierung der Action auf ein Level unter das Mindestmaß nicht dazu.

Wollte ich mit der Bildungskeule kommen, würde ich mich über Dinge aufregen, wie das es nicht um Herrscher gegen Bürger, sondern um Herrscher gegen Stände ging. Und darüber, dass Gent und Brügge ganz einfach wegen Dingen, für die andere Herrscher die führende Schicht der Bürger einen Kopf kürzer gemacht hätten, ihre ziemlich weit gehenden Privilegien entzogen worden waren, die sie nun Maria und Maximilian wieder abtrotzen wollten. Und darüber, dass ein Gegensatz zu den weniger vom Krieg betroffenen Gegenden (z.B. Antwerpen) entstanden war. Darüber, dass alle Seiten ihren Eigennutz im Auge hatten. Einschließlich des Kaisers. Und die paar Leute, die -wie Maximilian- auch an die Notwendigkeit eines Funktionierens der Gemeinschaft dachten, sich dann auch noch befehdeten. (Mag sein, dass Maximilian daran dachte, weil ihn die Auswirkungen mehrmals hart trafen und er von einem Ende der burgundischen Länder zum anderen jagen musste, um kleine Angriffe Frankreichs abzuwehren, die darauf ausgerichtet waren die burgundischen Landschaften, d.h. die Stände, zu zermürben und ihm dann vorgeworfen wurde, dass er das Geld der Stände durch den Krieg veruntreue. Die Brügger bezeichneten den Krieg mit Frankreich, in heutige Sprache übersetzt, als seine Privatangelegenheit, für die er keine öffentlichen Gelder hätte ausgeben dürfen und berieten über seinen Tod. Friedrich III. ging unter die Decke, als er davon erfuhr, dass sein Sohn sich an die lerzwungenen Versprechen zu halten gedachte, wohl weil er das Prinzip \'Pacta sunt servanda.\' nicht auch noch selbst brechen wollte. Friedrich bestrafte die Brügger selbst und nahm Maximilian, den er wohl nicht mehr als geistig voll betrachtete, mit zurück. Ja, Jahre nach Marias Tod, aber ich wollte zeigen, sie unfähig man damals war, sich gegenseitig zu verstehen oder auch nur eine andere Position als Möglichkeit anzunehmen. Um so bemerkenswerter, dass Maximilian sich mit Maria verstand, obwohl die einzige gemeinsame Sprache zunächst Latein war, dass beide aber nur sehr schlecht beherrscht haben sollen.)
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Riothamus

Riothamus

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Maximilian - ab 01.10.17 im ZDF
« Antwort #32 am: 07. Oktober 2017 - 22:04:02 »

Zitat von: \'Regulator\',\'index.php?page=Thread&postID=259882#post259882
Durch Zufall kam ich über eine Freundin (die teilweise für die Kostüme zuständig war) zu einem der Drehorte/ Schlachtfelder. Ich fand es wirklich schön wie viel Liebe ins Detail gesteckt wurde und welcher Aufwand für einen Historienfilm dargebracht wurde... Die Folgen habe ich noch nicht gesehen, gebe denen aber aufjedenfall eine Chance, auch wenn der Trailer etwas murcksig ist :whistle3:
Lass Dich nicht abschrecken. Es gibt auch viele Lichtblicke.


Es ist nur irgendwie so wie mit dem Herrn der Ringe-Zeichentrickfilm. Man merkt, dass die Filmemacher überfordert waren.
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Riothamus

Pappenheimer

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Maximilian - ab 01.10.17 im ZDF
« Antwort #33 am: 09. Oktober 2017 - 09:42:30 »

Es stimmt allerdings, dass der dritte Teil der enttäuschendste ist. Es ist ja nicht so, dass es an Statisten gemangelt hätte. Es waren ja sogar ordentlich viele Ritter zu sehen. Aber wie das gefilmt war. Und es ergibt letztlich eben doch nur Sinn Maximilians Innovation (bzw. Übernahme der Schweizer Kampfweise) anhand eines Gevierthaufens darzustellen. Eine Reihe Piken soll dem Ansturm der französischen Ritterschaft widerstehen? So ergab das einfach keinen Sinn und wie Vorredner schon sagten: Maximilian ohne Helm. Ja klar coole Typen wie er, sein Kämmerer und sein Feldherr brauchen so einen Firlefanz scheinbar nicht... Charles VIII wird hier der Dramaturgie wegen als selbstbewusster König gebracht, während sein Vater augenscheinlich primär ein intriganter Typ sein soll. Während der Dreiteiler sich primär in Anlehnungen an GoT versucht, hat die Schlacht nun Anleihen aus \"Henry V.\" von Kenneth Brennagh: die Kommandeure verhandeln vor der Schlacht miteinander, die bösen Ritter greifen die Engländer Burgunder ohne Sinn und Verstand frontal an. Man sieht fast nix von der Schlacht selbst, dafür dann der GoT/\"Henry V.\"-Blick auf das Schlachtfeld mit den Toten etc..

Dass Friedrich III. etwas arg eindimensional dargestellt wurde, ist ja oft moniert worden. Aber ich finde das Bild von den Franzosen, deren König Louis XI einzig auf gedungene Mörder und dergleichen baut, weitaus einseitiger. Seine Grausamkeit mag damals berüchtigt gewesen sein, aber er wird doch noch andere Wesenszüge gehabt haben...
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Pappenheimer

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Maximilian - ab 01.10.17 im ZDF
« Antwort #34 am: 09. Oktober 2017 - 11:58:31 »

Zitat von: \'Riothamus\',\'index.php?page=Thread&postID=259883#post259883

Maximilian ist kein Historienfilm. Er ist auch keins der ganzen heutigen Sex-Blut-Intrigen-Machwerke im Game of Thrones Stil. Und ebenso keine etwas dramatisierte und für das Publikum zurechtgestutzte Historienshow. Alles hätte bei dem Thema in einem gelingen können. Und bei der Zusammenarbeit von öffentlich-rechtlichen Programmen zweier Staaten ist durchaus zu erwarten, dass da nicht nur Halbgares produziert wird.
Genau das ist doch zu erwarten.

Und noch schlimmer. Schau Dir mal die historischen Mehrteiler vom ZDF der letzten 2 Jahrzehnte an! Im Vergleich zum Trenck ist der Maximilian ja Oberklasse.  :thumbsup:

Ich finde, der Film ist ganz das Gegenteil von dem wie Du es beschreibst. Ganz dem Zeitgeschmack entsprechend kommt viel Blut und ein bisschen was Ekeliges vor. Sex wird wohldosiert eingesetzt, aber eben nicht so, dass es wie in manchen neueren Produktionen ermüdet. Da Schlachten nicht vorkommen, müssen Mordkomplotte Spannungs- und Handlungsträger bleiben. Der Rest ist ein Kammerspiel, wobei sich die Akteure bisweilen, aber nicht immer, wiederholen. Grundthema: Maximilian arm aber sexy, Frankreich fies und mächtig, Burgund reich aber uneins.

Es gibt aber wohl Filme, die sich dem Medium Film stärker verweigern, wo faktisch noch stärker die Handlung außerhalb der Bildfläche geschieht. Ich denke da an \"Les lignes de Wellington\" (2012) z.B.. Da haben sie auch geschafft mit teilweise Superstars als Nebendarstellern ungezähmte Langeweile zu produzieren.
Für mich ist \"Maximilian\" ein Historienfilm mit fiktiven und die Geschichte vermengenden Elementen. Das hat nicht nur Tradition, sondern ist für das Genre des Historienfilms regelrecht typisch (man denke an \"Cromwell\", \"The Patriot\" usw..).
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steffen1988

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Maximilian - ab 01.10.17 im ZDF
« Antwort #35 am: 09. Oktober 2017 - 13:44:30 »

Zitat von: \'Riothamus\',\'index.php?page=Thread&postID=259883#post259883
Denken wir an \'Der Untergang des Römischen Reiches\' und den seinen
Remakestatus verleugnenden \'Gladiator\' (Ein äußerst schlecht
synchronisierter Film.). Da ist auch viel falsch. Und es fehlt auch
vieles. Aber es sind tolle Filme, jeder auf seine Art.

Du meinst den Sandalenfilm wo es um Marcus Aurelius umd Commodus geht?

Oder \"Kampf um Rom\" (Die Romanvorlage ist sehr unhistorisch).

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=SETCT5vwb7U[/youtube]

Riothamus

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Maximilian - ab 01.10.17 im ZDF
« Antwort #36 am: 09. Oktober 2017 - 17:26:50 »

Du kannst davon ausgehen, dass ich schon den angegebenen Film meine, zumal ich Gladiator als sein Remake ansprach.

Felix Dahn würden wir heute eher als (unfreiwillige) Fantasy ansprechen. Aber wir sollten dem Autor auch entsprechenden Humor zugestehen, wenn er zu Beginn die gotischen Helden in unterschiedlichem Outfit auftreten oder am Ende anachronistische Wikinger aufmarschieren lässt, die die Goten in die \"Heimat\" einladen. Auch an anderen Stellen spielt er mit Humor auf unterschiedliche Positionen der Diskussion an. Hinzu kommt dann natürlich, dass er eben nicht das schrieb, was Klein Fritzchen unter Historischem Roman versteht, sondern sich in vielem auf seine Zeit bezog. Dahn war ausgewiesener Experte für die Völkerwanderung und Prokop. Da sollten wir schon davon ausgehen, dass er nicht einfach Blödsinn schreibt, sondern sich dabei etwas gedacht hat. (Einmal abgesehen vom uralten Forschungsstand natürlich.) Auch im \'Ekkehard\' Victor von Scheffels -immerhin der erfolgreichste deutsche Roman des 19. Jh. - geht es nur als Leinwand um Ungarnkriege und unglückliche Liebe. (Mittlerweile wird Fontane mit Effie Briest oder irgendwas von Karl May ihn überholt haben, aber zeitgenössisch war es der erfolgreichste deutsche Roman des 19. Jahrhunderts. Bevor jemand Goethe ruft: Der Werther ist eine Erzählung und gehört noch ins 18. Jahrhundert.)

@ Pappenheimer: Aus den Beispielen dieser Sender wäre Schlimmeres zu erwarten. Aber ich hoffe noch, dass die Ressourcen mal genutzt werden.

Ich sehe Maximilian als Genremix. Daher meine Beurteilung: Nichts Halbes und nichts Ganzes. Das ist dann auch der Grund, warum ich Gladiator als Beispiel Anführer. Bei einem Historienfilm wird, wie auch bei Dahn eben nicht die Geschichte dargestellt, sondern eine Geschichte auf den Hintergrund aufgesetzt, oder vor ihm dargestellt. Hier sollte aber die Geschichte einer der Akteure sein, um im Bild zu bleiben. Da das explizit gesagt wurde, brauchen wir nicht mal zu spekulieren.

Das Zweite, was mir festzustellen wichtig war, ist, dass sie ihre Möglichkeiten nicht nur nicht genutzt haben, sondern nicht einmal beherrschten, was für mich deutlich beim dritten Teil zu sehen war. Wie die Story dem Ende zugeführt wurde, fand ich schon unverschämt dem Zuschauer gegenüber. Es wirkte, als ob das Geld knapp geworden sei und das Vorhandene daher irgendwie zusammengeschnitten wurde.

Dass ein solcher Ansatz funktionieren kann, zeigt der erste Teil. Doch um das durchzuhalten, hätte man mehr Teile gebraucht oder die Story im Folgenden weniger ausgiebig aber dafür besser komponiert darstellen müssen.

Ich hoffe, dass die guten Ansätze bei zukünftigen Produktionen fortgesetzt werden und nicht die teils schlechte Umsetzung dem im Weg steht. Und natürlich habe ich hier mehr das Negative betont, da ich es präzisieren musste, weil mir hier schon wieder gar nicht Gemeintes unterstellt wurde.
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Gruß

Riothamus

Pappenheimer

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Maximilian - ab 01.10.17 im ZDF
« Antwort #37 am: 09. Oktober 2017 - 17:38:41 »

@ Riothamus
Naja, ich sehe halt \"Maximilian\" eher in Relation zu \"Tudors\" und ähnlichem. Nicht zu dem was vielleicht theoretisch mit Liebe zum Detail möglich wäre.

Freue mich schon auf meine nächste Diskussion mit unseren Freunden aus der SpäMi-Szene.  :D
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Riothamus

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Maximilian - ab 01.10.17 im ZDF
« Antwort #38 am: 09. Oktober 2017 - 19:14:29 »

Ich denke, einer Formulierung, dass sie nicht genug gewagt haben, kann ich zustimmen.

Aber die Reduzierung auf Serien wie die \"Tudors\" ist mir aufgrund der Äußerungen zum Vorhaben zu eng. Und bei aller Kritik sehe ich es ja auch als Lichtblick, wenn ich es ausnahmsweise positiv formuliere.
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Gruß

Riothamus