Ihr müsst schon unterscheiden, was ich vom Publikum und was ich von den Filmemachern erwarte. Wie ich ja auch schreibe: Es muss vermittelbar dargestellt werden. Nur versagt hier eben an vielen Punkten schon die Darstellung. Da muss dann gar nicht mehr auf das Publikum geschaut werden, weil gar nichts zu vermitteln ist.
Es geht nicht darum, dass da mit Gewalt und Langeweile dem auf den Sitzen festgeschnallten Publikum Bildung eingehämmert werden soll. Es geht um den Anspruch, den sich die Filmemacher selbst stellten. Und davon sind sie eben weit abgekommen. Hätten sie ganz einfach nichts gesagt, nur einen Historienschinken angekündigt, okay. Aber sie haben ihren hehren Anspruch verkündigt und zur Verdeutlichung gleich noch eine \'Dokumentation\' gedreht.
Denken wir an \'Der Untergang des Römischen Reiches\' und den seinen Remakestatus verleugnenden \'Gladiator\' (Ein äußerst schlecht synchronisierter Film.). Da ist auch viel falsch. Und es fehlt auch vieles. Aber es sind tolle Filme, jeder auf seine Art.
Maximilian ist kein Historienfilm. Er ist auch keins der ganzen heutigen Sex-Blut-Intrigen-Machwerke im Game of Thrones Stil. Und ebenso keine etwas dramatisierte und für das Publikum zurechtgestutzte Historienshow. Alles hätte bei dem Thema in einem gelingen können. Und bei der Zusammenarbeit von öffentlich-rechtlichen Programmen zweier Staaten ist durchaus zu erwarten, dass da nicht nur Halbgares produziert wird.
Sie haben es noch nicht mal geschafft, die Story zuende zu erzählen, sondern irgendwann den Telegrammstil eingeschaltet. Da zeigt sich dann, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, zuvor die Probleme wie in einem griechischen Drama -der langweiligsten Kunstform überhaupt - von allen Protagonisten nacheinander bequatschen zu lassen. Ja, wer das verstanden hat, dem reichen gen Ende Andeutungen. Doch fürchte ich eben, dass das Publikum zwar nicht blöd, dafür aber gelangweilt ist. Nicht umsonst haben sich Shakespeare und Goethe statt an den Griechen an Seneca orientiert. Der Tragödie zweiter Teil hat -sehr zu seinem Nachteil- mehr von den Griechen. Ich warte immer noch auf die Verfilmung von Schillers Wallenstein nach dem ursprünglichen, eher unklassischem Plan, den Goethe ihm ausredete. Er entsprach nicht der damaligen Vorliebe für das Griechische und war zum Teil mit den Mitteln des Theaters gar nicht zu realisieren.
Aber ich schweife ab. Mir geht es hier einfach darum, dass ein bestimmtes Werk als etwas angekündigt war, was es nicht erfüllte. Und zu diesen Punkten habe ich mich geäußert. Das Gent nicht in Burgund lag und die burgundischen Lande aus mehr als einer Stadt bestand, erkläre ich jedem Hauptschüler, notfalls mit einer Karte wie beim Herrn der Ringe. Mit zu hohen Ansprüchen hat das nichts zu tun. Wer sich nur mit Gefühlen einlullen lassen will, soll Schlager hören und seine tägliche Soap sehen. Ein Produkt wie Maximilian taugt trotz Reduzierung der Action auf ein Level unter das Mindestmaß nicht dazu.
Wollte ich mit der Bildungskeule kommen, würde ich mich über Dinge aufregen, wie das es nicht um Herrscher gegen Bürger, sondern um Herrscher gegen Stände ging. Und darüber, dass Gent und Brügge ganz einfach wegen Dingen, für die andere Herrscher die führende Schicht der Bürger einen Kopf kürzer gemacht hätten, ihre ziemlich weit gehenden Privilegien entzogen worden waren, die sie nun Maria und Maximilian wieder abtrotzen wollten. Und darüber, dass ein Gegensatz zu den weniger vom Krieg betroffenen Gegenden (z.B. Antwerpen) entstanden war. Darüber, dass alle Seiten ihren Eigennutz im Auge hatten. Einschließlich des Kaisers. Und die paar Leute, die -wie Maximilian- auch an die Notwendigkeit eines Funktionierens der Gemeinschaft dachten, sich dann auch noch befehdeten. (Mag sein, dass Maximilian daran dachte, weil ihn die Auswirkungen mehrmals hart trafen und er von einem Ende der burgundischen Länder zum anderen jagen musste, um kleine Angriffe Frankreichs abzuwehren, die darauf ausgerichtet waren die burgundischen Landschaften, d.h. die Stände, zu zermürben und ihm dann vorgeworfen wurde, dass er das Geld der Stände durch den Krieg veruntreue. Die Brügger bezeichneten den Krieg mit Frankreich, in heutige Sprache übersetzt, als seine Privatangelegenheit, für die er keine öffentlichen Gelder hätte ausgeben dürfen und berieten über seinen Tod. Friedrich III. ging unter die Decke, als er davon erfuhr, dass sein Sohn sich an die lerzwungenen Versprechen zu halten gedachte, wohl weil er das Prinzip \'Pacta sunt servanda.\' nicht auch noch selbst brechen wollte. Friedrich bestrafte die Brügger selbst und nahm Maximilian, den er wohl nicht mehr als geistig voll betrachtete, mit zurück. Ja, Jahre nach Marias Tod, aber ich wollte zeigen, sie unfähig man damals war, sich gegenseitig zu verstehen oder auch nur eine andere Position als Möglichkeit anzunehmen. Um so bemerkenswerter, dass Maximilian sich mit Maria verstand, obwohl die einzige gemeinsame Sprache zunächst Latein war, dass beide aber nur sehr schlecht beherrscht haben sollen.)