Allgemeines > Bücher, Filme, Publikationen
Das Berliner Stadtschloß
Koppi (thrifles):
Juhu. Endlich seid ihr mal anderer Meinung. :dance3: Nee. Ich mag das. Mir gefallen halt wiederaufgebaute Scheinhäuser besser, als modernistische Glas-Stahl Bauten. Aber logisch, dass viele das auch nicht mögen.
Ich darf das. Ich bin nicht mehr jung. :D
Pappenheimer:
--- Zitat von: \'Riothamus\',\'index.php?page=Thread&postID=269336#post269336 ---Hatte noch keine Zeit zu lesen, aber will man beim Berliner Stadtschloss nicht nur die Fassade rekonstruieren und dahinter modern bauen, wie man es oft nach dem Krieg gemacht hat?
--- Ende Zitat ---
Das sieht man ja in den Fotos. Das Meiste ist 2000ern Architektur wie sie hier in Freiburg z.B. seit langem aus dem Boden sprießt. Nichts besonderes.
@ Velos
Och, das mit den fehlenden handwerklichen Kenntnissen würde ich auf keinen Fall so sehen. Es ist alles eine Frage des Willens. Ich hatte ein Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege und war dadurch beruflich in verschiedenen Aus- und Fortbildungsstätten für Handwerker im Bereich der Restaurierung. Die Zimmerleute, Maurer, Gipser etc., die ich da erlebt habe, wüssten schon wie man Gebäude herkömmlich errichtet. Ich kenne das auch aus Freilichtmuseen, dass da die Handwerker, die zum Ausbessern oder Wiederaufbauen von hist. Gebäuden herangezogen werden, das beherrschen.
Karsten:
Hallo,
betrachten wir das ganze mal als einen Neubau, der sich an die vorhandene und frühere Bebauung anpasst.
So kann es mit dem gefordertem Raumkonzept funktionieren. Von Denkmalpflege, oder ähnlichem kann hier sicher nicht die Rede sein.
Diese muss an den vielen Gebäuden, die es in Berlin zu sanieren gibt unbedingt gesondert erfolgen.
Legt man diesen Gedanken zu Grunde, kann man in der Architektur, wie bei jedem neu entstandenem Bauwerk, über die Schönheit streiten.
... Karsten
Riothamus:
Zumindest ich muss nach dem Lesen sagen, dass ich die Verbindung des Neubaus von alt und neu mag. Bisher hatte ich das nicht so genau betrachtet und wollte es mir in fertig anschauen, eben weil es in Zusammenhang mit den anderen Bauten gesehen werden muss, wie Du schreibst. Soweit es den Bau angeht, stimme ich Dir also zu. Enttäuscht bin ich bei jedem neuen Projekt wieder, dass der Bürger beiseite gelassen wird. Ich will nicht gegen Kultur und Wissenschaft reden, aber ursprünglich sollten doch die Bürger in die Architektur der Hauptstadt an zentraler Stelle einbezogen werden und ein entsprechendes Zentrum entstehen. Das wurde unter Hinweis auf die Haushaltslage gecancelt und seitdem war bei einigen neuen Projekten davon zu lesen und es wurde immer wieder abgeschmettert. So muss ich zumindest darin wiedersprechen, dass es sich um ein demokratisches Projekt handelt. Es ist eher ein antidemokratisches Projekt, wie die Repräsentation \"der Bevölkerung\" durch Dreck, die als ein gewisser Ersatz gedacht war und dann nicht mal den Bürger berücksichtigte, dafür aber alle Bewohner Deutschlands so beleidigte, wie es einst ein preußischer König tat. Für mich kommen da somit eher die negativen Seiten Preußens damit durch, dass der Bürger nichts zu sagen hat und ihm kein Wert zugemessen wird. Letzteres übertrifft dann sogar die schlechten Seiten Preußens noch mit Anklang an schlimmere Töne und die Rede von den \"kriminellen Schichten\", wie sie heute in gewissen Kreisen wieder populär wird.
Was Preußen sonst angeht, habe ich aber ein wesentlich differenziertes Bild. Auch wenn wir hier in Ostwestfalen zwangsweise eingepreußt wurden und irgendwie immer noch den Bischof als Landesherrn betrachten. (Wenn ich auch keine Scheiterhaufen mehr errichten darf. ;) ) Neben dem -lange lebensnotwendigen- Militarismus und Gleichschritt der Gesellschaft stehen da auch Toleranz, im Rahmen der Zeiten immer eine vergleichsweise Freiheit des Wortes und eine Herrschaft des Rechts, die die Fälle, in denen der Monarch sich darüber hinwegsetzte, bis heute als Skandal erscheinen lässt. Und wie Christopher Clark sehe ich es als Tragik Preußens, dass vieles so nicht ins Deutsche Reich übernommen wurde und selbst im Bürgertum meist nur der Gleichschritt übrig blieb. Vereinfacht gesagt. (Sein Buch empfehle ich, wenn möglich, auf Englisch zu lesen. Die Übersetzung zeigt oft, das kaum, teilweise sogar kein Verständnis der Sache beim Übersetzer vorhanden ist.)
Pappenheimer:
--- Zitat von: \'Riothamus\',\'index.php?page=Thread&postID=269349#post269349 --- Enttäuscht bin ich bei jedem neuen Projekt wieder, dass der Bürger beiseite gelassen wird. Ich will nicht gegen Kultur und Wissenschaft reden, aber ursprünglich sollten doch die Bürger in die Architektur der Hauptstadt an zentraler Stelle einbezogen werden und ein entsprechendes Zentrum entstehen.
--- Ende Zitat ---
Bei uns in BaWü nennt man das Bürgerbeteiligung.
Letztlich haben die Geldgeber was zu sagen. Man kann sich das Schloss in den Plänen anschauen; so weiß ja, wer dafür spendet, in etwa was dabei rauskommt. Letztlich kann man bei keinem Beteiligungsprogramm von Anwohnern egal ob Planfeststellungsverfahren mit Offenlage oder Bürgerbeteiligungstermine, die dann auch für Leute interessant sind, die nicht direkt davon betroffen sind, jeden \"mitnehmen\". Ich habe den Eindruck, dass es durchaus einige Leute gibt, die das Schloss so wie es aufgebaut wird, begrüßen und eben andere, die es als Raum- und Geldverschwendung sehen. Das wird immer so sein, bei jedem Großbauvorhaben egal ob Stuttgart21, nen Schloss\"wiederaufbau\" oder dem Neubau einer OU.
Eigentlich hat der Schloss\"wiederaufbau\" natürlich auch seine Parallelen in der Vergangenheit. Da wurden ja auch schon Schlösser oder andere repräsentative Gebäude wieder aufgebaut. Mal weniger, mal mehr originalgetreu. Neuschwanstein z.B. sollte zeitweise auch genau wie die alte Burg an der Stelle wiedererrichtet werden und dann entschloss sich Ludwig II. zu einer völligen Neuschöpfung. Das House of Parlement ist auch so eine historistische Überformung des alten Komplexes. Ironie der Geschichte, dass just der alte Teil, der von Guy Fawkes in die Luft gejagt werden sollte, erhalten geblieben ist. :D
Anders als bei Neuschwanstein hat dann im Elsass ein Architekt nach enorm aufwendigen Studien im ganzen Vogesenraum die Hochkönigsburg wieder aufgebaut. Manch einer mag da was bemängeln, aber anhand der Forschungen des Architekten Bodo Ebhardt ist durchaus ein ausgeprägter Wille zur originalgetreuen Wiedererrichtung erkennbar.
Wie Karsten ganz richtig anmerkt wirkt halt Wiederaufbau etwas skurril, wenn gleichzeitig andernorts noch immer massiv alte Bausubstanz aus den Innenstädten verschwindet wie z.B. bei uns in Freiburg sogar Gebäude aus dem 18.Jh.. Das hat dann auch nichts mit Armut zu tun, was in DDR-Zeiten vielleicht Verfall erklärte sondern eher mit Reichtum, dass finanzielle Interessen Denkmalschutzbedenken aushebeln. Nen historisches Gebäude lässt sich halt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten oftmals kaum behaupten. :(
Schöner ansprechend bebilderter Artikel von thrifles auf jeden Fall. :) Ich stehe dem neutral gegenüber. Muss ja auch nicht damit leben, wohne nicht in Berlin. Und falls wirklich Steuermittel verschwendet werden - naja, sind wir ja in Dtl. wie anderswo gewohnt.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln