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Go West! at the Movies

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D.J.:

--- Zitat von: Poliorketes am 22. Dezember 2018 - 21:49:37 ---Für alle, die jetzt einen Beitrag über Grouch, Harpo, Beppo & Chico erwarten - reingefallen!
--- Ende Zitat ---

 ;D ;D
Klasse Thread, dem ich ab jetzt folge :D

Pappenheimer:
 "Il mio nome è Nessuno" ("Mein Name ist Nobody").
Italien 1973
Regie: Valerii/Leone
Darsteller: Henry Fonda, Terence Hill, Jean Martin

Wohl einer der seltsamsten Western, die es gibt. Sergio Leone hatte die Idee dazu. Offiziell wird er im Vorspann nicht als Regisseur genannt, soll aber als er davon Wind bekam, dass Valerii eventuell den besten Western aller Zeiten schuf, angereist sein um Valerii die Tour zu vermiesen. Daher wurden einige alberne Szenen eingeschoben, die recht fehl am Platz wirken wie die überlange Schlägerei auf dem Rummelplatz etwa in der Mitte des Films. Leone hat entsprechend Fotos aber auch bei der großartigen Szene des Showdowns in New Orleans im Regiestuhl gesessen. Außerdem soll er laut Hill von Fonda den Tipp bekommen haben, einfach Hill die Regie zu überlassen (was Hill dann später zu der irrigen Meinung verleitete, er könne als Regisseur arbeiten  :-X ). Fonda war über das Endergebnis so verärgert, dass er sich den Film nie mehr anschaute. Er hat dann auch nicht mehr mit Leone zusammen gearbeitet.

Handlung: 1899. Jack Beauregard will nach Europa auswandern, denn es hält ihn nichts mehr im Westen. Doch es fehlt ihm das Geld für die Überfahrt. Auf einer Odysee begegnet ihm Nobody (der Witz kommt in der Deutschen Fassung wenig rüber), der nochmal Beauregard in Action sehen will, denn er ist ein Fan des Revolvermannes. Aber ihm kommt auch Sullivan in die Quere, der Beauregard vorsichtshalber durch die Wilde Horde umlegen lassen möchte, da Sullivan von Beauregard fürchtet, dass er sich für den Mord an Beauregards zwielichtigen Bruder rächen wird. Daher pflastern bald Leichen Beauregards Weg. Denn die Wilde Horde ist hinter ihm her, noch mehr seit Beauregard den Unterschlupf der Bande gefunden und deren Geheimnis aufgespürt hat. Beauregard will nicht kämpfen, doch er muss es. Denn Nobody schnappt der Bande einen gewaltigen von Soldaten bewachten Goldtransport weg, den sie überfallen wollte. Nach einem der größten Gefechte des Italo-Western in epischem Stil geht es Nobody nur noch darum für Beauregard einen stilvollen Abgang zu schaffen - Jack Beauregard muss sterben, ist ja klar!

Die Handlung ist eigentlich vom Grundgerüst genial. Das Schauspielerduo Fonda/Hill auch. Übrigens einer der seltenen Fälle, wo Hill mal mehr schauspielern darf. Die Settings sind berauschend. Die Kostüme und Ausstattung regelrecht atemberaubend. Man merkt dabei Leones eigene Entwicklung, weg vom US-Vorbild hin zu mehr und mehr authentischem Gewand der Kämpfer. So tragen Gute wie Böse einfach mal richtige Kleidung, Beauregard z.B. in regelrecht kultiger Kluft, oft auch in typischem 1890er Sakko. Auch die ganz kurz eingeblendeten Soldaten wirken top.
Der Film hat so unendlich viele Motive, dass man damit Bände füllen könnte und obwohl er auch von Leone sabotiert wurde, ist er bis heute eines seiner Meisterwerke. Es gibt einfach alles, was ein Western braucht: Saloon, Barbier, Eisenbahn, Miene, ja sogar mal kurz Indianer. Der Schurke ist herrlich schurkisch und großartig besetzt. Das Hauptmanko liegt in den widersprüchlichen Slapsticknummern an 2-3 Stellen des Films, die durch die Schnodder-Synchro auf Deutsch noch verstärkt werden.
Themen: Der Ende des Westens.
Die Ablösung der Generationen auf mindestens 3 Ebenen: Alter US-Western (wofür Fonda steht) durch Italowestern (dass der kurz darauf auch verschwindet, konnte man nicht ahnen)
Alter Held durch jungen, der dann auch schneller und besser schießt.
Ernsthafter (Italo- und US-)Western (Fonda) gegen Spaßwestern der Trinity-Generation(Hill)
Die moderne Technik (Telegraphen als Handy von um 1900).
Die Erschließung des Westens (früher war der Westen unendlich weit und man traf nie jemanden zweimal...)
Geld regiert die Welt (typisches sozialkritisches Thema) - mal will Sullivan den Nobody, mal sogar Jack Beauregard kaufen und Beauregard hat eigentlich auch nichts dagegen
...
Letztlich ist der Film auch eine Abrechnung Leones mit Packinpah dessen Wild Bunch er nicht nur niedermetzeln lässt, sondern der hier sogar als Leiche auf dem Indianerfriedhof liegt. Typisch Intellektuelle, gekränkt bis aufs Blut nur weil Packinpah nicht mit Leone zusammenarbeiten wollte! Wie sollte das auch gut gehen? Zwei Genies und obendrein zwei Perfektionisten an einem Set? Never!

Darsteller: ****
Bilder *****
Story ****
Sound *****

Anmerkung: bei Streifen mit Ennio Morricone als Komponist muss Sound/Musik mit rein, denn die macht laut Leone ja 1/3 des Films aus.

Poliorketes:
Thumps up!
auf Bewertung der Musik habe ich bewußt verzichtet, das würde den Text noch länger machen. Dimitri Tiomkin, Elmer Bernstein, Alfred Newman, Ennio Morricone...

Vera Cruz
USA 1954, Farbe
Regie: Robert Aldrich
Darsteller: Gary Cooper, Burt Lancaster, Denise Darcel, Sara Montiel, Cesar Romero, Ernest Borgnine, Jack Elam, Charles Buchinski

Robert Aldrich, das schwarze Schaf eines mit den Rockefellers verschwägerten reichen Ostküsten-Clans, war noch am Anfang einer Karriere, die einige der besten Filme der 50er und 60er hervorbringen sollte: Krimis (Rattennest), Kriegsfilme (Ardennen 1944, Das dreckige Dutzend), Abenteuerfilme (Der Flug des Phoenix) und Psychothriller (Was geschah wirklich mit Baby Jane?). Gary Cooper konnte zu Ende seiner Karriere noch einmal seine ganze Klasse zeigen und lieferte sich ein großartiges Leinwandduell mit Burt Lancaster, der als Co-Produzent auf dem Höhepunkt seiner Karriere war. Aber auch die Nebenrollen brauchten sich nicht zu verstecken. Denise Darcel ist Westernfreunden aus Karawane der Frauen bekannt, Sara Montiel ist in Spanien eine Legende, die Almodovars Transvestit Zahara in La mala Educacion inspirierte. Cesar Romero gab später den Joker in der Batman-TV-Serie mit Adam West. Ernest Borgnine und Jack Elam gehören zu den bekanntesten Western-Nebendarstellern, und Charles Buchinski wurde als Charles Bronson zum Actionstar.

Die Handlung: Nach dem Bürgerkrieg zog es amerikanische Glücksritter nach Mexiko, wo die Guerilla des rechtmäßigen Präsidenten Juarez gegen den von französischen Invasoren und Großgrundbesitzern gestützten Kaiser Maximilian (Bruder von Kaiser Franz Joseph) kämpfen. Der ehemalige Adjutant von Robert E. Lee, der desillusionierte Ben Trane (Cooper), gerät an die Truppe des Outlaws Joe Erin (Lancaster), der ihm zuerst ein gestohlenes Pferd verkauft und ihn dann ausrauben will. Trane behält die Oberhand, was Joe Erin imponiert, er macht ihn zum Partner. Ein französischer Marquis (Romero) heuert beide an, für Kaiser Maximilian einen gut bezahlten Auftrag anzunehmen. Bei einem Empfang im Kaiserpalast, den die Outlaws aufmischen, wird ihnen eine Gräfin vorgestellt (Denise Darcel), die mit Romero liiert ist und von der Truppe und einer Ulaneneskorte für 50.000 $ zum Hafen Vera Cruz gebracht werden soll. Schnell stellt sich heraus, daß ihre Kutsche 3 Mio in Gold transportiert, mit dem Maximilian in Europa Truppen anwerben will. Cooper und Lancaster wollen sich das Geld unter den Nagel reissen, und erhalten in der Gräfin eine unerwartete Komplizin, die schon ein Schiff für die Flucht nach Europa besorgt hat. Aber auch die Juaristas sind mit ihrer schlecht ausgerüsteten Armee hinter dem Gold her, und eine junge Diebin (Montiel), die Cooper schöne Augen macht, sorgt für Unruhe unter den Outlaws - und entpuppt sich als Spionin der Juaristas. Während Cooper, Lancaster und Darcel versuchen, sich gegenseitig auszubooten, hat der Marquis das Spiel längst durchschaut und das Gold umgeladen und nach Vera Cruz gebracht, wo die Gräfin exekutiert werden soll. Die Outlaws als unfreiwillige Köder werden von den Juaristas umstellt, aber Cooper macht einen Deal. Die Bande hilft für eine hohe Belohnung beim Sturm auf Vera Cruz, der unter hohen Verlusten gelingt. Lancaster entlockt der Gräfin den Landeplatz des Schiffes, erschießt seinen letzten noch lebenden Kumpan und will mit dem Planwagen voll Gold verschwinden. Aber Gary Cooper hat seine Ideale wiederentdeckt und es kommt zum Showdown. Burt Lancaster stirbt mit einem letzten breiten Grinsen.

Einer meiner absoluten Lieblingswestern. Für Aldrich ungewöhnlich fehlt es bei diesem bunten Abenteuer an gesellschaftskritischem Tiefgang, aber das würde wohl nur den Spaß verderben. Burt Lancaster in schwarzem Leder und mit breitestem Zahnpastalächeln wirbelt als gewissenloser Glücksritter durch den Film, während Gary Cooper den ruhigen Gegenpol bildet und sich die ganze Zeit vormachen will, das Ideale für Verlierer sind und er ein Gewinner sein will. Denise Darcel gibt eine phantastische Femme Fatale, die jeden ihrer Gefährten betrügen und sogar umbringen lassen würde, um an das Gold zu kommen - und dann trotzdem von Lancaster betrogen wird. Sara Montiel umgarnt und betrügt Cooper genauso wie Darcel Lancaster und Romero, aber ohne Bosheit und mit der Andeutung einer gemeinsamen Zukunft. Die beste Rolle hat Romero. Sein angesichts der rüpelhaften amerikanischen Cretins und betrügerischer Schönheiten immer joviales Wesen verdeckt seine Loyalität zu Maximilian und seinen gerissenen Plan. Obwohl von Anfang an klar ist, daß er für seinen Kaiser stirbt (was er dann recht unspektakulär auch tut), behält er gegen alle Gaunereien die Oberhand und wird nur durch den aufopferungsvollen Kampf der Juaristas geschlagen.

Robert Aldrich holt aus seinen Darstellern das Beste heraus und es gelingt ihm, Architektur (z.B. die Sonnenpyramide von Teotihuacan) und Massenszenen (hier vor allem immer wieder die schweigenden, weißgekleideten Juaristas, die in einer langen Reihe zum Angriff bereitstehen) wirkungsvoll in Szene zu setzen. Allerdings kommt die Landschaft zu kurz, was aber am dunstigen Wetter gelegen haben kann. Gedreht wurde in Mexiko und nur wenig im Studio.

Darsteller: *****
Bilder: ****
Story: ****

Joe Hembus gibt 2 Sterne und nennt Cooper und Lancaster „zwei große, virile Gringos in einem Land der kleinen Kostümhelden“, womit er auf das Klischee der Überlegenheit des US-Amerikaners gegenüber dem Mexikaner zielt.

Pappenheimer:
Tolles Review.
Jack Elam und Ernest Borgine sind eh zwei meiner Lieblingsschauspieler des Genres.
Aber ich mag auch sehr gerne Nebendarsteller, die mir manchmal lieber sind als Hauptdarsteller.
Kinski z.B. mag ich als Nebendarsteller wie in "Für ein paar Dollar mehr" viel lieber.
Charles Bronson sehe ich aber auch als einen der berühmtesten Westerndarsteller. Mit "Vera Cruz", "Die Gloreichen Sieben", "Spiel mir das Lied vom Tod" und "Chatos Land" hat er schon in vier echten Klassikern mitgemacht. Das hat kaum einer sonst zustande gebracht, auch wenn er als Held eben mal kein Schönling ist.

khde:
Bei Charles Bronson fällt mit sofort Nevada Pass ein, gute Verfilmung eines guten Authors.

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