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Go West! at the Movies
Pappenheimer:
Ein weiterer Film von 71, der sich als Parodie auf den harten Italowestern versucht, auch wenn er nicht so plump ist wie "Zwei wilde Companeros".
"Amico, stammi lontano almeno un palmo" (Zwei Himmelhunde im Wilden Westen)
I 1971
Regie: Michele Lupo
Darsteller: Giuliano Gemma, George Eastman, Vittoria Congia, Luciano Catenacci, Aldo Sambrell
Handlung: Der Viehdieb Bill Bellow saß drei Jahre in einem mexikanischen Gefängnis ein. Sein ehemaliger Komplize Charlie ist enttäuscht, als er erfährt, dass Bill das ganze Geld aus einem Coup verloren hat und will nichts mehr von ihm wissen. Fortan hält sich Bill mit Gaunereien und Falschspiel über Wasser bis er erneut Charlie über den Weg läuft. Als Bill mit einem gestohlenen Revolver eine Bank ausraubt, zieht er Charlie mit hinein. Nun werden beide vom skrupellosen Sheriff Walker verfolgt, der selber das Geld aus dem Bankraub unterschlägt und daher Bill und Charlie aus dem Weg räumen muss. Nachdem sie Sheriff Walker getötet haben, werden die beiden Gauner nun auch als Mörder gesucht und die Taten nehmen an Verwegenheit und Gewalt zu. Bei einem Bankraub schließt sich ihnen auch der kleine Bankangestellte 3-Prozent-Smith an, welcher das Finanzielle der Bande regeln soll. Denn statt von Kopfgeldjägern gestellt zu werden, die von einem Pinkerton-Agenten aufgehetzt werden, schließen sich nun drei professionelle Räuber der Bande an. Charlie beschließt auszusteigen, da er mit Bills neuem Vorgehen als Bandenchef nicht mehr einverstanden ist. Doch wird er früher als erwartet wieder in Bills Probleme hinein gezogen ...
Am Anfang denkt man, der Film sei eine leicht beschwingte Westernklamotte mit dem ewig grinsenden Giuliano Gemma, der bei all seinen Misserfolgen seine gute Stimmung nicht verliert. Dann aber zeigt sich, dass eben doch mehr dahinter ist. Es geht um ein Psychogram von zwei Losern wie man sie selten im Westerngenre als Hauptfiguren erlebt. Der eine ist Pessimist, der andere träumt vom großen Geld und einer strahlenden Zukunft, die sich durch eine Spirale der Gewalt als im Grunde immer unwahrscheinlicher erweist um so näher er ihr zu kommen glaubt. Wenn auch die Klamotten wieder irgendwie recht billig wirken bis hin zu dem Räuber Joe, der irgendwie wie eine Comicfigur ausschaut. So sind doch die etlichen Drehorte wirklich beeindruckend. Selbst die McBain-Farm aus "Spiel mir das Lied vom Tod" und die Westernstadt aus "Für ein paar Dollar mehr" sind Handlungsorte. Das Ganze wird exzellent gefilmt und wenngleich der Film nicht durchweg spannend ist, vermag er in einzelnen Szenen durchaus zu überzeugen. Man könnte bei dem Hin-und-Her erstmal glauben, dass man hätte etwas rausschneiden können - aber die volle Lauflänge von 100 Minuten braucht der Film doch um seine Story und die Charaktere zu entwickeln.
Störend fand ich neben diesem einen ulkigen Banditen vor allem George Eastman (eigentlich Luigi Montefiori), der einfach mit seinem Bart und den Haaren in seinem ganzen Aufzug eher wie ein Hippie daher kommt. Die übrigen Nebenrollen wie Aldo Sambrell als fieser Sheriff sind allerdings überzeugend besetzt und Giuliano Gemma ist eh in allen Western eine solide Besetzung für die Hauptrolle, auch wenn seine blonden Haare echt wunderlich ausschauen. Insgesamt ein guter Italowestern - aber man muss diese Art der Buddy-Geschichte schon mögen.
Darsteller: ****
Bilder *****
Story ****
Pappenheimer:
Ausnahmsweise habe ich mal einen US-Western gesehen und auch das nur, weil ich gestern zufällig auf Arte drüber gestolpert bin, als der dort lief.
"Der letzte Zug von Gun Hill"
USA 1959
Regie: John Sturges
Darsteller: Kirk Douglas, Anthony Quinn, Carolyn Jones, Earl Holliman
Handlung: Als Marshal Matt Morgan bei seiner Frau eintrifft, ist diese ermordet worden. Alle Spuren führen nach Gun Hill, wo sein alter Freund Craig Belden wohnt. Dessen Sohn stellt sich als Mörder von Morgans indigener Frau heraus. Doch ein wütender Mob will Marshal Morgan an seiner Abreise mit dem Zug hindern. Insbesondere der Komplize von Rick Belden, hat sich geschworen ihn zu befreien und legt am Hotel in dem Rick und Matt untergebracht sind in der Nacht Feuer. Nur Linda will Matt unterstützen, der Rick zum Bahnhof bringen will um ihm gesetzmäßig den Prozess zu machen.
Der Film ist ein typischer Western der 1950er, welcher durch das moralische Dilemma der Hauptfiguren etwas aufgewertet wird. Wie wichtig ist Craigs und Matts Freundschaft? Kann Craig, der kein schlechter Kerl zu sein scheint, es zulassen, dass sein Sohn bestraft wird?
Das ist alles neben der mitschwingenden Rassismuskritik alles recht interessant und der Film ist auch gerade darum spannend, weil sich eben die Hauptfiguren nicht durch die Landschaft schießen und dutzende Halunken abgeknallt werden sondern im Grunde eine recht schlichte Story ohne viel Blutvergießen erzählt wird. Der Film ist eher ein Drama. Als Italowestern-Fan muss ich mich an diesen Duktus ebenso gewöhnen wie an das Szenenbild. Die Häuser wirken unglaublich unecht und die Straßen aufgeräumt, die Cowboys zu sauber. Mir fehlte es auch an interessanten Nebenfiguren, schönen Szenenbildern usw..
Dennoch ein akribisch gefilmter Western mit Tiefgang und mit Anthony Quinn und Kirk Douglas hochkarätig besetzt.
Darsteller: ***
Bilder **
Story ***
Pappenheimer:
Wenn man von den großen Western von Corbucci spricht, dann taucht normalerweise "An seinen Stiefeln klebt Blut" (Il grande Silenzio), "Django" und eben "Il Mercenario" auf. Gestern habe ich den letzteren Streifen gesehen nachdem ich die anderen schon kannte.
"Il Mercenario" (Die gefürchteten Zwei)
I 1968
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Franco Nero, Tony Musante, Jack Palance, Giovanna Ralli
Handlung: Der Killer Kowalski, genannt der Pole, begegnet nach einiger Zeit Paco wieder und erinnert sich an dessen Anfänge. Er denkt daran wie Paco als armer Minenarbeiter angefangen hatte, die Besitzer der Mine stürzte und wie er, Kowalski selber, von diesen angeheuert wurde Silber in die USA zu überführen. In der Mine traf er mit Paco zusammen und da Kowalski feststellen musste, dass sein ursprünglicher Auftrag erledigt war, lässt er sich von Paco bezahlen anfangs sich der Regierungstruppen zu erwehren und dann Banken auszurauben um seinen Anteil an der Revolution in Mexiko zu unterstützen. Doch dabei ist der skrupellose Ricciolo den beiden auf den Versen, erst um Kowalski das Silber abzujagen und dann um sich an beiden zu rächen. Paco und Kowalski bekommen eine Weile beide was sie wollen. Kowalski bekommt tausende von Pesos und Paco seinen Ruhm als Anführer der Revolution wenngleich er diesen immer teurer mit Geld und Erniedrigungen bezahlen muss um so mehr Fehler er macht, da Kowalski immer mehr für seine Dienste verlangt um so unfähiger sich Paco als Stratege herausstellt. Auf dem Zenit seiner Macht lässt Paco nun Kowalski verhaften und das Geld abnehmen und will seine neue Stellung genießen. Doch da kommen die Regierungstruppen mit einem Flugzeug und massiver Artillerie und Kowalski kann nicht mehr helfen, während alles für Paco zusammenbricht und er und seine Braut fliehen müssen, wobei Ricciolo nun auch wegen Pacos Kopfgeld ihm auf den Fersen ist...
Dieser Film ist optisch eine Wucht. Es gibt massig Schießereien und Explosionen, kombiniert mit zielsicheren Dialogen. Manche Szenen sehen aus wie von einem zeitgenössischen Foto, das im Vorspann zu sehen ist. Corbucci hat damit vielleicht seinen ultimativen Revolutionsfilm gemacht und dadurch wirkt "Companeros" vielleicht so schwach, weil er doch gegen "Il Mercenario" nicht ganz soviel Biss hat. Vielleicht versteht man auch durch "Il Mercenario" warum "Todesmelodie" von Leone nicht so einschlagen konnte, da das Thema des mexikanischen Revolutionärs, der Banken knackt und einen Europäer dabei hat, der mit dem nötigen Grips arbeitet einfach durch Corbuccis Film schon ausgeschlachtet war.
Ebenso wie in "Companeros" ist der Score etwas eintönig, da Morricone für Corbucci einfach nicht soviele individuelle Themen für seine Filme gemacht hat wie er das beispielsweise für "Zwei glorreiche Halunken" oder "Spiel mir das Lied vom Tod" getan hat. Dennoch ist der Sound natürlich allererste Sahne.
Neben der exzellenten Kameraarbeit, besticht auch die Besetzung. Jack Palance ist ein verflixt guter Schurke und es überrascht, dass Tony Musante bei seiner großen Performance hier in nicht mehr ähnlich gelagerten Western mitgespielt hat. Franco Nero ist sowieso in so einer Rolle ideal besetzt.
Insgesamt fand ich die Handlung nachvollziehbar. Man fragt sich natürlich wie in etlichen ähnlichen Filmen wie die Protagonisten, den Bösewicht inklusive, immer durch den Kugelhagel reiten oder fahren können ohne auch nur einen erkennbaren Treffer und was man mit ner Kugel in der Schulter noch alles anstellen kann. V.a. erscheint das albern, wenn rundum die Regierungssoldaten von den MGs niedergemäht werden. Besonders schön fand ich den Erzählstrang mit Pepote, auch wenn ich die Verbindung erst beim zweiten Anschauen verstanden habe, weil sich manche Mexikanerfiguren vom Kostüm her einfach zu sehr ähneln. Das Ende hat mir nicht eingeleuchtet. Wozu zahlt die mexikanische Regierung Columba eine Belohnung, wenn Kowalski doch Paco eh ausliefern wollte?
Die zahlreichen Schießereien sind sicherlich eine tolle Inspiration für den Wargamer, wenn man den Zeitschnitt 1910-1920 spielt (ist in Dtl. vielleicht nicht sooo üblich).
Darsteller: *****
Bilder *****
Story ****
Sound *****
D.J.:
Ich kann mich ganz dunkel an diesen Film erinnern. Aber wirklich nur sehr vage. Eine sehr schöne Review und eine (filmisch) wenig beleuchtete Zeit, da gebe ich dir recht.
Danke dir für deine Mühen :)
Pappenheimer:
Schon in den 1960ern gab es Italowesternmassenware, wozu ich trotz starkem Anfang auch gern diesen Streifen rechnen würde.
"Un uomo, un cavallo, una pistola" (Western Jack)
I, D, USA 1967
Regie: Luigi Vanzi
Darsteller: Tony Anthony, Daniele Vargas, Ettore Manni, Jill Banner
Handlung: Ein Fremder kommt in ein Kaff und rasch einer Bande auf die Spur, welche eine Postkutsche entführt. Während die US-Kavallerie jegliche Hilfe ablehnt, heftet sich der Fremde an die Räuber. Zwar gelingt es denen ihn zu überwältigen und gefangen zu nehmen. Doch die Gier ihres Komplizen macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Außerdem steht nun ein wunderlicher Prediger an der Seite des Fremden. In der Stadt, wo der Überfall stattgefunden hat, kommt es zum Showdown.
Die Story ist unheimlich platt. Der Anfang scheint erstmal raffiniert. Man hat nicht gleich den Eindruck, dass der Protagonist eine Chance gegen die Verbrecher hätte. Aber dann geht dem Film doch auch die Luft aus. Er versucht mit eigenwilligen Humor zu kaschieren, dass es so eigentlich keine interessanten Figuren gibt. Die Räuber haben kein wirkliches Profil und der Handlung fehlt es an irgendeiner Raffinesse. Dass es ein paar sozusagen sprechende Bilder gibt wie die Schießerei zwischen den Särgen, reicht mir dann doch nicht für einen Western. Eigenwillig auch wie die Rolle des einen Jungen eingeführt wurde ohne dass man erfährt, was aus ihm geworden ist. Immerhin einmal nicht die übliche Rachestory.
Das Kostümbild ist regelrecht primitiv.
Darsteller: **
Bilder **
Story **
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