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Go West! at the Movies

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Pappenheimer:

--- Zitat von: emigholz am 01. Dezember 2021 - 16:14:03 ---Ok weil Woody Strode halb Afro Amerikaner halb Blackfood Native immerhin in einigen Filmen zu sehen war, unvergessen sein Duell mit Spartacus oder in Dschingis Khan, nach Spiel mir das Lied vom Tod kam ne Reihe Italo Western. Für die damalige Zeit auch schon beachtlich wenn man bedenkt das da meist noch Weiße die Indianer spielten, manchmal zum Glück sonst hätten wir keinen Bronson oder Lancaster in ihren tollen Rollen gehabt.

--- Ende Zitat ---
Bei nem guten bis sehr guten Regisseur wie Leone und Colizzi hat man auch genau dieses Potenzial aus Woody Strode rausgeholt. Finde es daher auch schade, dass bei den "besten Westerndarstellern" in den Listen eher kein Woody Strode sondern immer die gleichen wie John Wayne rauskommt. Aber ich lebe auch gerne mit meiner Rolle als Außenseiter.  ;)

"Mit eisernen Fäusten" / "Scalphunters"
USA 1968
Regie: Sydney Pollack
Darsteller: Burt Lancaster, Shelley Winters, Telly Savalas, Ossie Davis

Handlung: Der Fallensteller Joe Bass will seine Felle wiederhaben, die ihm von Kiowa abgenommen worden sind. Dabei muss er sich zudem mit der Bande unter Jim Howie rumschlagen, der die willensstarke Kate mit im Gepäck hat. Die Kämpfe mit Kiowa und Banditen offenbaren aber auch die größte Schwäche von Joe Bass mit anderen wie dem Sklaven Joseph Lee zu kooperieren. Denn Bass ist ein von sich selbst durch und durch überzeugter Einzelgänger. So ist der Film mehr als nur eine wütende Prügelei zwischen Gut und Böse, mehr als ein "Indianerfilm", sondern auch ein Film über Eitelkeit, Vergebung und immer wieder neu austarierte Machtverhältnisse vor einer scheinbar erbarmungslosen Natur.

Dieser US-Western erinnert schon in seinen Bildern stark an Italowestern und mit Telly Savalas ist auch ein Hauptdarsteller mit von der Partie, der auch später selber in italienischen Produktionen auftreten sollte. Das sind aber nicht nur die Kameraeinstellungen, sondern auch der starke politische Fokus mit der Vorstellung einer natürlichen Überlegenheit, die Bass nicht nur den Kiowa sondern auch seinem Sklaven gegenüber inne wohnt. Diese Faktoren machen neben der hervorragenden schauspielerischen Leistung aller Charaktere auch des damals noch eher unbekannten Davis den Reiz des Films aus (typisch für die damalige Zeit bekamen weder Savalas, noch Lancaster oder Davis einen Oscar oder Golden Globe - vielleicht stand dem wie Morricones lange auf sich warten lassende Auszeichnung im Wege, dass Western oftmals leider unterschätzt wurden). Der Film schafft es auch die Handlung nicht als etwas abgeschlossenes zu bearbeiten wie die üblichen (auch italienischen) Rachewestern, sondern vermittelt dem Zuschauer ein Gefühl, dass die Handlung eben nur eine Episode aus dem Leben von Bass und Lee ist.

Darsteller: *****
Bilder ****
Story *****

Pappenheimer:
Nachdem Sergio Corbucci schon einige der prägendsten Filme des Genres drehte, kam 1970 dieser Revolutions-Italowestern raus, der sich selbst nicht so besonders ernst nimmt.

"Laßt uns töten, Companeros" / bisweilen nur "Companeros"
I 1970
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Franco Nero, Tomás Milián, Fernando Rey, Jack Palance, Iris Berben

Handlung: Der Baske wird nachdem er einen Obersten der Leute von Díaz tötet zu einer Art Volksheld und von General Mungo als dessen Stellvertreter auserkoren, was aber letztlich nur heißt, dass er immer seinen Kopf hinhalten muss, wenn es brenzelig wird. Die Männer des Basken erobern San Bernardino und metzeln die Anhänger von Professor Xantos nieder. Als der sogenannte Schwede eintrifft, der mit Mungo wegen Waffentransporten handeln will, möchte der Baske ihn erschießen lassen, da der Schwede zwei von Mungos Leuten getötet hat und obendrein mit den Xantisten zu paktieren scheint. Doch degradiert General Mungo als er endlich ankommt kurzerhand den Basken dafür, muss dann aber diesen und den Schweden losschicken um Professor Xantos aus einem US-Gefängnis zu befreien, weil dieser als Einziger die Kombination des Safes von der Bank von San Bernardino kennt. Dummerweise stehen nun den beiden Schlitzohren nicht nur die Regierungstruppen im Weg, sondern heftet sich auch ein alter Gefährte des Schweden an ihre Versen, der auf Rache sinnt ...

Dieser Film hat generell alles zu bieten, was man von einem Revolutionswestern erwartet. Es wird viel geballert, es gibt nen Zug, verschiedene Parteien und einen Anteil Sozialkritik.
Dennoch kommt mir der Film insgesamt schwächer vor als Corbuccis frühere Werke und sogar als "Stetson - Drei Halunken erster Klasse", weil er allzusehr sich selbst referenziert. Die Kritik an den gewissenlosen US-Amerikanern hat man bei Damiani schon besser gesehen und die Handlung überzeugt einfach nicht recht durch richtige Twists. Die Action hat einiges zu bieten ohne aber etwas Neues dem Genre hinzu zu fügen. Da die Helden jede noch so gefährliche Situation scheinbar unbeschadet überstehen, geht dem Film dann auch recht die Spannung ab (ich denke da v.a. auch an das Ende mit der irgendwie doch arg schwachen Armee von General Mungo).
Überzeugend war für mich aber das Schauspiel der 4 Hauptdarsteller, die jeweils perfekt auf ihre Rollen passen. Die Kameraarbeit ist gut und dem Film kann man insgesamt immerhin nicht absprechen unterhaltsam zu sein. Die deutsche Komödiensynchronfassung von Rainer Brandt erinnert stark an die lapidaren Wortgefechte aus v.a. Trinity-Filmen...
Der Score stammt von Ennio Morricone - mehr braucht man wahrscheinlich nicht zu sagen.  8)

Darsteller: ****
Bilder ****
Story ***
Sound *****

Pappenheimer:
Dies ist nun ein Klassiker unter den Italowestern und hat bei all seinen Schwächen doch seit Jahren bei mir ein gewisses Gefühl der Nostalgie erhalten.

"I giorni dell'ira" (Der Tod ritt dienstags)
I, BRD 1967
Regie: Tonino Valerii
Darsteller: Giuliano Gemma, Lee Van Cleef, Walter Rilla, Christa Linder

Handlung: Scott Mary ist der starke Kerl, den man herumschupsen und schlagen darf, der die niedersten Tätigkeiten verrichten muss in Clifton bis ein Fremder in der Gegend auftaucht. Es ist Frank Talby, der seinen Anteil an einem Coup sucht. Schließlich findet er Wild Jack, seinen ehemaligen Komplizen und erfährt von ihm, dass er sich seine 50.000 Dollar selber von einer Reihe von Bürgern von Clifton besorgen muss, die Wild Jack betrogen haben. Talby verändert das Leben in dem kleinen Nest vollständig. Er bringt Scott den Umgang mit dem Revolver bei und errichtet eine Art Gewaltregiment über die Stadt. Scotts Freund, der alte Murph Allen, will wieder Ruhe und Ordnung herstellen und übernimmt die Rolle des Marshals von Clifton nachdem Talby diesen erschossen hat. Nun steht Scott zwischen den Stühlen und muss sich zwischen Murph und Talby wie es scheint entscheiden ...

Der Film psychologisiert sehr stark. Natürlich erscheint es heute, wenn man Giuliano Gemma in der Gesamtsicht als Muskelprotz der Sandalenfilmära und als Revolvermann zahlreicher Italowestern vor Augen hat, schwierig ihn sich als wehrloses Opfer vorzustellen, aber wenn das erstmal geht, funktioniert der Western sehr gut. Mir gefällt natürlich vor allem die Performance von Lee Van Cleef.
Eher mies finde ich das Szenenbild. Die Gebäude wirken durchweg zu aufgeräumt und zu sehr nach Bühne und auch auf der Straße kommt selten der Eindruck vom Wilden Westen. Einzig das Setting am Anfang, als Wild Jack auf Talby trifft, fand ich irgendwie stimmig. Die Kostüme sind auch extra low budget. Die Schießereien zeigen nicht die Höhe an Spannung wie wir sie teilweise von Corbucci und Colizzi oder stets bei Leone gewohnt sind.
Dennoch würde ich mich den eher negativen Kritiken, dass Damiani hier vor allem "Mein Name ist Nobody" vorbereitet nicht unterschreiben - zumal dessen Handlung ja von Leone entworfen worden war.

Darsteller: *****
Bilder ***
Story *****

Pappenheimer:
Ich habe die Tage nen Klassiker auf YT gefunden und hat mir gefallen.

"Da uomo a uomo" (Von Mann zu Mann)
I 1967
Regie: Giulio Pedroni
Darsteller: John Philip Law, Lee van Cleef, Anthony Dawson, Luigi Pestilli

Handlung: Die Familie des jungen Bill Maceita wurde von einer Mörderbande niedergemetzelt. Seither trachtet er nach Rache. Doch die Gelegenheit dazu erschließt sich ihm erst, als der Verbrecher Ryan aus dem Zuchthaus entlassen wird um sich seinerseits an den Männern zu rächen, die ihn dem Gesetz ausgeliefert haben und um sein Geld einzufordern. Bill macht dem "Opa" allerdings einen Strich durch die Rechnung indem er Cavanaugh tötet, ehe dieser Ryan auszahlen kann. Um jeweils den Plan des anderen zu durchkreuzen versuchen sie sich wiederholt gegenseitig abzuschütteln. Als Ryan aber Bürgermeister Walcott gegenüber steht, könnte er Bills Hilfe gut gebrauchen. Denn Walcott ist aus anderem Holz geschnitzt und will nun Ryan für seine eigenen Pläne nutzen indem er ihm einen Bankraub unterschiebt...

Dieser Film ist wirklich abwechslungsreich, was insbesondere bei der ziemlich platten und immer wieder sich im Genre wiederholenden Motivation von Bill überrascht. Die Bösewichte wirken einigermaßen auswechselbar, auch wenn insbesondere Luigi Pestilli als einer der 5 Mörder besonder überzeugen kann. Es hätte dem Film gut getan wenigstens einem der Charaktere etwas wie Verwundbarkeit oder emotionale Tiefe mitzugeben. Auch die ansonsten vorhandene moralische oder politische Komponente fehlt hier gänzlich. Die Ausstattung fand ich eher mäßig (Männer nur mit den obligatorischen Westchen statt Mänteln und das sogar im Sandsturm!).
Der Score von Morricone, der freilich nicht so einprägsam wie in den besseren Filmen ist, und die passable bis ausgezeichnete schauspielerische Leistung allen voran des Routiniers Lee van Cleef machen noch einen überdurchschnittlichen guten Italowestern aus.

Darsteller: ****
Bilder ***
Story ***
Sound ****

Pappenheimer:
Schon in den frühen 70ern war das Genre des Italowestern dabei sich selbst auf die Schippe zu nehmen und in dem Fall auch mal der Revolutionswestern.

"Viva la muerte… tua!" (Zwei wilde Companeros)
I, E, BRD 1971
Regie: Duccio Tessari
Darsteller: Franco Nero, Eli Wallach, Lynn Redgrave, Horst Janson, Eduardo Fajardo

Handlung: Der falsche Geistliche Orlowski kommt einem Goldschatz auf die Spur, als er einem Sterbenden die Beichte abnehmen soll. Dann sucht er den Verbrecher Lazoya, der mehr darüber wissen soll und bei Orlowskis sadistischen Bruder im Gefängnis sitzt. Derweil trifft die Irin Mary O'Donell ein, die für ihre Zeitung und scheinbar auch aus anderen Motiven den Revolutionär El Salvador freikaufen soll. Trotz einiger Hindernisse gelingt die Flucht. Doch Mary ist ebenso undurchsichtig wie gefährlich und scheint als nächstes die beiden Galgenstricke gleich General Huerta ausliefern zu wollen. Der Russe und Layoza können nun zwar erneut mit Marys Hilfe entkommen, doch wird ihre Schatzsuche zwar einerseits durch die Umbrüche der Revolution in Mexiko begünstigt, aber andererseits auch durch Layozas Verwechslung mit El Salvador ständig behindert. Zwar findet Orlowski schließlich den Schatz - aber doch nur um ihn von Huerta wieder abgenommen zu bekommen. Während Mary und die beiden Ganoven überlegen wie sie in die stark bewachte Festung Huertas eindringen können, ist ihnen auch noch Orlowskis Vetter Sherff Randall auf den Fersen...

Der Film ist ähnlich wie "Zwei Glorreiche Halunken" oder "Todesmelodie" eine persönliche Story von zwei Galgenvögeln vor dem Hintergrund eines großen historischen Ereignisses wie hier der mexikanischen Revolution. Ähnlich wie in Todesmelodie wird mächtig herum geballert und wenn hunderte von MGs und anderen Waffen niedergemäht werden, fragt man sich schon wie da die drei Hauptfiguren so relativ unbeschadet durch alles hindurch kommen. Irgendwann sind die ständigen Wendungen mit Gefangennahmen und Befreiungen auch etwas ermüdend und 2-3 Kapriolen hätte man sicher auch wegsparen können ohne den Charakter des Films zu verstümmeln. Der Film spielt etwa 1912 wofür freilich die allgemeine Motorisierung in den Städten etwas erstaunt. Die Kostüme und die Ausstattung wirken etwas lieblos - die weibliche Hauptfigur sieht einfach aus wie aus den 1970ern... Der Aufwand mit hunderten Statisten und zahllosen Handlungsorten ist immerhin beeindruckend und immerhin brilliert Eli Wallach in seiner gewohnten Rolle als ausgebuffter Kleinkrimineller, der hoch hinaus will.

Darsteller: ****
Bilder ***
Story **

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