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Kanonendonner über'm Meer - Filme mit großen Segelschiffen
Pappenheimer:
Mal wieder (endlich?) Piratenstandardware, wenn auch mal mit einem seltenen Hauptdarsteller.
"Unter der Flagge der Freibeuter"
I, E, D 1961
Regie: Eugenio Martin
Darsteller: Hans von Borsody, Brigitte Corey, Helga Liné, Luis Induni
Handlung: 1620 gelingt es dem fiesen Piratenkapitän Brasseur die Beute eines Raubzuges zu unterschlagen und die Schuld dem Konkurrenten van Eyck in die Schuhe zu schieben. Van Eyck sieht nun keine andere Chance um sich gegen Brasseur zu behaupten als bei den Spaniern unterzutauchen. Als deutscher Botaniker Eisenbrink getarnt, schleicht er sich in Maracaibo ein, welches das neue Ziel Brasseurs ist. Was van Eyck nicht weiß ist, dass der Anführer aller Piraten genannt El Valiente bereits in der Rolle der Donna Moira am Hof die Gunst des Gouverneurs genießt. Entgegen der Meinung einiger Kapitäne überzeugt Brasseur die anderen Kapitäne, die sich alle (wozu eigentlich?) nach Maracaibo hinein geschlichen haben, gemeinsam den Hafen anzugreifen. Während eines Festes bei dem van Eyck durch einen Komplizen Brasseurs vor dem Gouverneur enttarnt wird, beginnen die Seeräuber den Sturmangriff auf Maracaibo. Van Eyck gelingt es aus dem spanischen Kerker zu entkommen und schlägt sich nun auf die Seite der Spanier. Gemeinsam gelingt es nicht nur den Angriff der Piraten abzuwehren sondern auch Brasseur zur Strecke zu bringen, auch wenn Moira dem Fiesling zum Opfer fällt...
Die Handlung dieses Films ist verhältnismäßig umfangreich, wennauch nicht wirklich komplex. Zumindest in der deutschen 96 min. Fassung gibt es erhebliche Probleme der Handlung zu folgen insbesondere am Ende, als Brasseur ein Schiff besteigen will. Man weiß einfach nicht, was daran der "Trick" sein soll, da er ja scheinbar garnicht geschafft hat den Schatz des Gouverneurs zu erbeuten und welches Schiff soll das sein? Brasseurs oder van Eycks? Und wie kommt Brasseurs Mannschaft in den Hafen von Maracaibo? Und wenn die Kapitäne allesamt in der Stadt herumspazieren können - warum gelangen nicht die anderen Seeräuber ebenso unbemerkt in die Stadt? Warum versucht El Valiente nicht die Kapitäne auf ihre Seite zu ziehen und warum folgen diese Brasseur, der offenbar noch nie mit jemandem geteilt hat?
Neben der erheblichen Logikfehler nehmen sich die Schiffe sehr lächerlich aus und scheinen bei kleinstem Wellengang unterzugehen. Sind das Modelle in einem Wasserglas?
Immerhin scheinen alle Szenen anders als bei den späteren Produktionen extra für den Streifen gedreht, was erstmal einen höherwertigen Eindruck als bei den zahlreichen späteren Produktionen, wo alle Seeszenen aus anderen Filmen reingeschnitten waren. Auch wenn das Kostümbild und auch sowas wie die Kanonen albern wirken (sind die aus Pappe?), erstaunt die Masse an Komparsen und solche Details wie Musketengabeln bei den spanischen Musketieren.
Neben dem großen Anteil den die Frauenrollen hier einnehmen ist auch Hans von Borsody ein ungewöhnlicher Darsteller in einem solchen Seeräuberstreifen. Dadurch wird zumindest vereinzelt einen Hauch mehr geschauspielert als bei der übrigen Massenware des Genres.
Darsteller *
Bilder **
Schiffe
Story **
Pappenheimer:
Diesmal ein nichteuropäischer Film, dafür mit wirklich großen Schiffen und viel Kanonendonner - mehr als in den meisten hier besprochenen Streifen - wenngleich ohne Segelschiffe.
"Der Admiral - Roaring Currents"
KR 2014
Regie: Kin Han-min
Darsteller: Choi Min-sik, Ryu Seung-ryong, Cho Jin-woong
Handlung: Admiral Yi Sun-sin steht 1597 mit dem Rücken zur Wand. Von seiner Flotte sind ihm nur noch 12 Schiffe geblieben; der kommandierende General fordert ihn auf die Marine aufzulösen und die Soldaten dem Heer zuzuführen und der König ignoriert des Admirals Bitten die Verteidigung der Hauptstadt der Flotte zu überlassen. Der Admiral muss sich einerseits mit der Furcht seiner eigenen Mannschaften und Offiziere, andererseits aber auch mit den Anschlägen durch Japaner und den koreanischen Oberkommandierenden auseinandersetzen. Nachdem sein letztes Schildkrötenschiff in Flammen aufgegangen ist, verlieren seine Leute das letzte bisschen Hoffnung. Doch der Admiral rechnet fest auf seinen Vorteil indem er die Strömungsverhältnisse vor einer Insel kennt. Immerhin hilft ihm die Zerstrittenheit unter den nummerisch haushoch überlegenen Japanern, deren Oberkommandierenden ein vom Kaiser gesandter Piratenführer als Mitkommandeur zuwider ist. Schließlich kommt es zur Seeschlacht und der Admiral muss nicht nur auf seine und seiner Leute seemännische und kämpferische Fähigkeiten vertrauen sondern auch den Faktor Furcht richtig in seiner Planungen mit einbeziehen, wenn man die Japaner aufhalten will...
Der Film hatte bei seinem Erscheinen in Südkorea einen unheimlichen Erfolg, der sicherlich auch der brutalen Action und einem südkoreanischen Starensemble sowie dem Charakter des Films verschuldet ist. Denn das Drehbuch betreibt eine Schwarz-Weiß-Malerei par excellence. Die Japaner werden als fiese blutrünstige, teils feige Kreaturen gezeichnet, während die Koreaner ganz überwiegend pflichtbewusste Kämpfer sind, die ganz dem sovjetischen Propagandafilm als Vorlage verpflichtet hinopfern. Die Szenen insbesondere mit der Frau und dem mit dem japanischen Brander explodierenden Koreaner erinnern schon schwer an ähnliches wie bei dem türkischen Streifen "Fetih".
Der Film bemüht sich rein äußerlich weder die asiatische Art Filme zu machen noch den westlichen Actionfilm so ganz zu verlassen. Daher gibt es auch mal ruhige Szenen, die an alte Monumentalfilme des 20. Jh. aus Ostasien erinnern. Dann aber auch wieder hanebüchernen Quatsch wie wenn eine Frau übers Meer hinweg die leise Stimme ihres Geliebten hört oder der hunderte oder mehr Meter entfernte japanische Oberkommandierende scheinbar genau sieht wie der Anführer der Vorhut getötet wird, was teilweise im Widerspruch zu anderen Kameraperspektiven steht... Auch manche Wunderwaffen scheinen nicht irgendwie plausibel, v.a. wenn die Reichweite mancher Waffe mal so und mal so dargestellt wird.
Positiv zu nennen wäre der doch recht große Aufwand, der zumindest in manchen Szenen durchaus auch Spaß machen kann, insbesondere wenn tatsächlich seemännische Aspekte mit hinein spielen - auch wenn man manche Facetten gefühlt eher als Seemannsgarn abtun würde. Manchmal fragte ich mich, ob etwas in der von mir gesehenen Fassung rausgeschnitten war, z.B. wenn der Sohn des Admirals scheinbar nur leicht verwundet am Ufer die Seeschlacht beobachtet.
Was mir ein wenig fehlte, war wirklich gutes Schauspiel. Natürlich ist so ein zur Schau gestellter Stoizismus vielleicht typisch für die Charaktere. Aber irgendwie konnte ich kaum einem selbst unter den Gesichtspunkten die Beweggründe etc. abnehmen.
Darsteller **
Bilder **
Schiffe ***
Story ***
D.J.:
Danke dir für deine Mühen :)
Ja, die asiatische Kultur ist nicht leicht zu verstehen und jenseits der fliegenden-und-jaulenden-Menschen-Action-Fantasy der für westliche Denke leichter verständlichen Filmkost ist es oft schwer, hinter die "Masken" der Darsteller und ihrer Rollen zu blicken.
Daher meinen Respekt dafür, dass du es mit so einem Film versucht hast :)
Riothamus:
Danke für die Rezension, den Film habe ich nur halb gesehen.
Der Admiral war berühmt für seine stoische Haltung. Ob das für seine Umgebung auch galt, kann ich nicht sagen. Er war auch bekannt dafür, dass es unter seiner Führung wenig Verluste gab. Aber das passt natürlich nicht so gut in ein modernes Propaganda-Bild.
Pappenheimer:
--- Zitat von: D.J. am 23. September 2021 - 05:57:50 ---
Daher meinen Respekt dafür, dass du es mit so einem Film versucht hast
--- Ende Zitat ---
Immerhin war das Ganze auf seine Art beeindruckend. Ich bin gespannt, was ich noch so alles mal zufällig online finde. Aber bis Mitte November ist hier vorraussichtlich mal Sendepause in dem Thread.
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