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Kanonendonner über'm Meer - Filme mit großen Segelschiffen

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Pappenheimer:
Auch wenn der Film 1936 offenbar ein ziemlicher Erfolg war, hat er nur kaum etwas mit den historischen Ereignissen zu tun und ist von daher sogar ziemlich verwirrend.

"Lloyd's of London"
USA 1936
Regie: Henry King
Darsteller: Tyrone Power, Sir Guy Standing, Madeleine Carroll, Virginia Field

Handlung: Horatio Nelson und sein Kindheitsfreund Jonathan Blake kommen Verbrechern auf die Spur, die Goldbarren von einem Schiff entwenden. Sie beschließen dies in Lloyd's Coffeehouse zu melden, da dort die britischen Handelsschiffe versichert werden. Doch plötzlich kommt Horatio sein Onkel dazwischen, der den 12-jährigen Horatio davon überzeugen kann ihm als Midshipman auf sein Schiff zu folgen, weil Horatios Onkel 1770 [sic.!] gerade von einem Kampf mit den Spaniern zurück kehrt. Jonathan muss also allein zu Lloyd's und es gelingt ihm nach einigen Widerständen bei Mr. Angerstein Gehör zu finden, der den armen Jonathan im Coffeehouse als Gehilfen einstellt. 
In der Folge erleben wir episodenhaft den Aufstieg von Blake im Coffeehouse und wie er sich zum engen Vertrauten von Mr. Angerstein mausert. In den 1780ern entwickelt Blake einen Sichttelegraphen, der in Windeseile mit einem auf Buchstaben beruhenden System [das entsprechend in Wahrheit viel zu langsam wäre] Nachrichten über den Ärmelkanal transportieren soll. In den 1790ern ist Napoleon Bonaparte mittlerweile Machthaber in Frankreich und der sich verdeckt getarnt als französischer Geistlicher in Frankreich aufhaltende Blake kann eine feine Dame, Lady Elizabeth, aus Frankreich auf einem offenen Boot retten, die beinahe in die Hände eines französischen Offiziers gefallen ist. Zurück in England sieht sich Blake in seiner Liebe für die Lady getäuscht, als er erfährt, dass diese mit Lord Stacy vermählt ist, der ihn von oben herab behandelt. In der Folge entscheidet sich Blake seinen Prinzipien abzuschwören und beginnt alles Mögliche zu versichern um an Reichtum zu kommen, wodurch er bald den Lord in eine Abhängigkeit zu sich bringt, denn der Lord ist bankrott. Die Ereignisse überschlagen sich, als 1803 wieder der Krieg ausbricht und hunderte Handelsschiffe der Briten von den Franzosen gekapert oder versenkt werden. Daher kann Angerstein und Lloyd's nicht mehr dieselben Konditionen für die gefährdeten Schiffe übernehmen. Blake erinnert sich an seine Verpflichtungen gegenüber England und erkennt, dass kein Schiff mehr ohne Versicherung auslaufen würde und bietet die Versicherungen zu den alten Konditionen an. Angerstein gelingt es beinahe 1805 die Admiralität dazu zu bewegen die Hälfte von Nelsons Flotte abzuziehen um als Geleitschutz der Handelsschiffe zu dienen, weil sonst der Schiffverkehr zusammenbräche [sic.!]. Blake lässt sich aber durch ein dankbares Schreiben von Nelson dazu motivieren eine Falschnachricht zu fingieren, die am 18. Oktober eintrifft um einen Sieg Nelsons zu melden, welcher den Geleitschutz unnötig machen würde [sic.!]. Lord Stacy ist nun der erklärte Feind Blakes und will dessen Lüge bei Angerstein und der Admiralität melden bis Angerstein ihn aufklärt, dass sich der Lord dadurch selber ruinieren würde, weil Lady Elizabeth und der Lord selbst ihr ganzes Vermögen bei Blake angelegt haben. Aus Rache unternimmt der Lord einen Mordanschlag auf Blake, der just zu Bette liegt als die Nachricht von Nelsons Sieg bei Trafalgar eintrifft...

Der Film ist natürlich ein ziemliches Durcheinander von Ereignissen, die einen Mix aus Realität und kompletter Fiktion darstellen. So wird unsinnigerweise so getan, als ob die französische Kriegsflotte dazu genützt würde englische Handelsschiffe zu jagen. Das war natürlich in Wahrheit die Aufgabe der französischen Korsaren und von Versorgungsengpässen in England durch eine französische Seeherrschaft kann keine Rede sein. Von daher ist der Knackpunkt des Films vollkommener Unsinn. Ein typischer Kniff bei solchen Stories ist allerdings auch, dass das Drehbuch den erwachsenen Blake mit Nelson niemals zusammentreffen lässt und seine "Errungenschaften" offenbar keinerlei Einfluss auf die wahre Weltgeschichte haben. Ähnlich wie in "Young Mr. Pitt" von 1942 wird sehr frei mit den historischen Ereignissen umgegangen und Napoleon soll scheinbar schon 98 Machthaber in Frankreich sein.
Anders als ein zeitgenössisches Filmplakat wirbt, kommen garkeine großen Schlachtszenen zur See vor, sondern der Film ist fast überwiegend ein Kammerspiel, der sich um die persönlichen Beziehungen Blakes dreht und auch Nelson nur ganz am Rande vorkommen lässt. Es wirkt auch ulkig, dass der 22-jährige Power später einen 50-jährigen spielen soll, was man ihm halt auch garnicht ansieht - die weiblichen Hauptrollen altern aber auch nicht, während Angerstein komischerweise zum Greis wird. Immerhin soll sich die Handlung über 35 Jahre erstrecken! Der Film lebt von der Leinwandpräsenz des alle überragenden Tyrone Power, der auch den Topstar der Zeit Standing in die Tasche steckt.

Darsteller ***
Bilder *
Schiffe
Story *

Pappenheimer:
Der Film hat auf Deutsch einen dämlichen Titel, der nichts mit der Handlung zu tun hat.

"Mutiny" (Meuterei auf dem Piratenschiff)
USA 1952
Regie: Edward Dmytryk
Darsteller: Mark Stevens, Angela Lansbury, Patric Knowles, Gene Evans

Handlung: 1812 bricht wegen der Zwangsrekrutierung amerikanischer Matrosen in die britische Navy der Krieg aus. Captain Marshall bekommt einen Geheimauftrag und wirbt dazu den ehemaligen Kapitän Waldridge samt dessen 8 Mann Geschützmannschaft an. Hook und Redlegs, zwei der acht Galgenvögel, spionieren während der Fahrt nach Frankreich den Grund der Reise aus: 10 Millionen $ in Gold sollen von Frankreich übergeben bekommen werden, was den Krieg für die USA entscheiden soll. Doch Waldridge, der vom Komplott seiner Männer eigentlich nichts wissen will, wird von diesen überzeugt, als Leslie, seine Geliebte, die er aus Paris mitbringt, die Seite von Hook und den anderen bezieht. Die Sloop Concorde entkommt allen britischen Schiffen; doch sie entkommt nicht der Gier von Hook und Leslie. In einer blutigen Meuterei bringt Waldridge das Schiff in seine Gewalt. Aus Dankbarkeit lässt er Marshall entkommen, der von den Offizieren eines amerikanischen Kriegsschiffes aufgelesen wird. Marshall selbst führt die Entermannschaft an, welche die Concorde zurück erobert. Es gelingt zwar das Gold und das Schiff wieder zu erlangen. Aber in der Nähe taucht ein britisches Linienschiff auf. Waldridge hat einen Plan dieses mit einem Torpedo zu versenken, wodurch er sich bei der amerikanischen Marine vielleicht rehabilitieren könnte ...

Der Film ist eine typische Low-Budget-Verfilmung dieser Zeit. Der Film versucht ohne Spannung und Humor auszukommen und setzt auf die Leinwandpräsenz von Angela Lansbury.  Die Schiffe haben beispielsweise keinen Anstrich von Kriegsschiffen und sind offenbar allesamt Modelle. Immerhin sieht die Concorde tatsächlich als Modell aus wie ein Zweimaster. Die sowieso schon sehr konstruierte Handlung wird durch solche Aspekte wie den Umstand, dass 8 Mann das Schiff angeblich segeln können (und manchmal alle einfach unter Deck sind) oder das aus dem Hut gezauberte halbe Tauchboot, nochmehr torpediert...

Darsteller **
Bilder *
Schiffe *
Story

Pappenheimer:
Dieser Film ist nun kein klassischer Seekriegs- oder Piratenfilm, aber ich fand dass darin die Macht der Elemente besonders gut eingefangen wurde, deswegen will ich ihn hier auflisten.

"Barbara"
DK 1997
Regie: Nils Malmros
Darsteller: Anneke von der Lippe, Helene Egelund, Lars Simonsen, Peter Hesse Overgard, Ove Pedersen

Handlung: Der junge Pastor Poul Aggersø kommt in den 1740ern auf dem Zweimaster "Fortuna" nach Thorshavn, wo er sogleich der Witwe seiner beiden Vorgänger auf der Insel Vágar namens Barbara verfällt. Kurz darauf trifft eine französische Flotte ein, welche anfangs versehentlich für Piraten gehalten wird. Der französische Admiral bedingt sich aus mit seinen Offizieren einen Ball in Thorshavn durchführen zu dürfen bei welchem Barbara einem der Leutnants verfällt. Doch in mehr als in dem Fall gelingt es Barbara den jungen Poul hinters Licht zu führen und trotz aller Warnungen heiratet er die Witwe. Beide ziehen auf die Insel Vágar. Doch der Friede währt nicht lange, denn ein paar Monate später trifft der junge Stutzer und Neffe des Landrichters namens Andreas Heyde aus Kopenhagen ein. Statt die Flora und Fauna entsprechend dem Befehl von König Frederik zu erforschen gibt er sich einzig den Amüsemants hin und gewinnt Barbara für sich, als er Vágar besucht und Poul gerade auf die Insel Mykines reisen muss, da dort viel zu lange schon die Säuglinge nicht getauft, die Paare nicht getraut und die Toten keinen Segen bekommen haben. Durch die Unbilden des Wetters verzögert sich Pouls Rückkehr und Barbara ist fort, als Poul in sein Pfarrhaus zurückkehrt. Nach einer stürmischen Überfahrt und Wanderung nach Thornshavn konfrontiert Barbaras Cousin, der Büttel Gabriel, nun Poul mit der einzigen Möglichkeit Andreas und Barbara inflagranti zu erwischen und einzusperren. Der Richter verhilft aber Andreas zur Flucht ...

Neben der Liebesbeziehung geht es in dem Film aber auch ganz stark um die besondere Topographie der Färöer. Eine im Grunde kurze Reise mit einem offenen Boot kann durch die Winde und die Strömungen unter Umständen ein waghalsiges Abenteuer sein. Obendrein erlebt man wie die ganze Kommunikation zur Außenwelt offenbar nur über den wichtigsten Hafen läuft und die unwissenden Einwohner - selbst die Oberhäupter der Administration wie der Ratsherr Lagmanden - bisweilen nichtmal Kenntnis haben ob ihr Königreich gerade im Krieg mit Frankreich ist und wie man sich in dem Fall zu verhalten hat, da die Inseln vollkommen ungeschützt vor allen Angriffen sind.
Soweit ich das sehen konnte waren die Kostüme ganz OK. Sehr beeindruckend fand ich die Landschaftsaufnahmen und die Szenen auf dem Meer. Als die drei Kriegsschiffe in Thornshavn einlaufen wirkt das auch sehr real. Der Film war damals in Skandinavien sehr erfolgreich, was nicht zuletzt an den gegensätzlichen Schauspielern und den fein nuancierten derben bis artigen Umgangsformen liegen mag. Mir hat der Film auf jeden Fall sehr gut gefallen. Er ist aber m.W. nur auf Dänisch mit deutschen Untertiteln zu sehen.

Darsteller *****
Bilder ****
Schiffe *****
Story ****

Maréchal Davout:
Das scheint ja mal ein guter Tipp - merke ich mir vor, danke!

Pappenheimer:

--- Zitat von: Pappenheimer am 18. Februar 2019 - 10:07:46 ---"Der Schwarze Korsar"
Italien 1976
Regie: Sergio Sollima
Darsteller: Kabir Bedi, Carole André, Mel Ferrer, Sal Borgese
...

Jepp, das ist ein irrer Mix aus Italowestern, Piratenfilm, Romanze, Horrorfilm und ein bisschen Hippiekram. ...

--- Ende Zitat ---
Ohne politische Untertöne, die man bei Solima findet aber beinahe wie eine Kopie des im selben Jahr erschienenen italienischen "Piraten"films kommt "Swashbuckler" daher.

"Swashbuckler"
USA Regie: James Goldstone
Darsteller: Robert Shaw, Peter Boyle, Geneviève Bujold, Beau Bridges

Handlung: 1718 regiert tyrannische Lord Durant über Jamaika mit uneingeschränkter Autorität und Sardismus gegen Feinde wie Untergebene. Nachdem ein Pirat vom Galgen weg befreit wurde und Captain Ned Lynch den konfiszierten Schatz des Richters Sir James Barnet abgenommen hat, wird der verantwortliche Major Folly von Durants rechter Hand gefoltert. Des Richters Tochter Jane gelangt zu den Piraten unter Lynch und beschließt trotz ihrer Abscheu gegenüber ihnen diese um Hilfe bei der Befreiung ihres Vaters zu bitten, der vom Lord hingerichtet werden soll...

Die geringen Mittel des Films gingen in dem damals schon recht namenhaften Cast drauf. So gibt es keine wirklichen Seeschlachten und schon im Vorspann wird zugegeben, dass ein Nachbau der "Golden Hinde" (vielleicht aus dem hier schon behandelten europäischen Francis-Drake-Film von 1962?) als Piratenschiff verwendet wurde. Um das tote Pferd Piratenfilm nochmal zu reiten wird hier ein Mix aus Blaxploitation, Komödie, Abenteuer und Horror zusammen gebraut. Kostüme, Frisuren und Bühnenbild verraten deutlich die bunten 1970er. Ich konnte bei keinem der Gags lachen, was an mir liegen mag. Einzig Geneviève Bujold vermag als Charakterdarstellerin zu überzeugen, während Shaw für die Rolle irgendwie unpassend alt wirkt. Wem solch ein Nonsense wie messerwerfende Killer, die ne ganze Garnison niedermetzeln können und der Look der 1970er bis hin zu Pannesamtklamotten Spaß bereitet, kommt hier sicher auf seine Kosten. Ich fand das Ganze auch irgendwie arg hohl, auch wenn die Aneinanderreihung von Actionszenen immerhin von der dummen Handlung geschickt ablenkt, die man einfach schon hundert Mal erlebt hat.

Darsteller **
Bilder ***
Schiffe *
Story

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