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Kanonendonner über'm Meer - Filme mit großen Segelschiffen
Pappenheimer:
Das ist ein Schmankerl mit den US-Schauspielern und WK2-Veteranen Lex Barker und John Kitzmiller. Leider ist das aber auch schon fast alles Positive, was man über den Streifen sagen kann.
"Küste der Piraten"
I, F 1960
Regie: Domenico Paolella
Darsteller: Lex Barker, Estella Blain, Livio Lorenzon, Liana Orfei, Loris Gizzi, John Kitzmiller
Handlung: Im 17. Jh. (?) kommt Capitano Luis Monterrey nach Hispaniola, um eine Lieferung Silber abzuholen. Doch der Auftrag wird dem Piraten Olonese durch den Gouverneur verraten und dieser überfällt das Silberschiff "Victoria". Zurück auf Hispaniola wird Monterrey zu Deportation verurteilt. Aber bei der Überfahrt gelingt es ihm und anderen das Schiff in ihre Gewalt zu bringen und damit zu den Piraten nach Tortuga zu segeln. Sie schließen sich Oloneses Angriff auf Veracruz an und nur wenige überleben den Kampf, da Olonese sie im Stich lässt. Als dann der Krieg zwischen Briten und Spaniern ausbricht, gelingt es Monterrey die meisten Piraten für die Sache Spaniens zu gewinnen. Olonese aber und der Gouverneur beschließen die Piraten an die Briten auszuliefern und Tortuga, wo Monterrey die Stellung hält zu vernichten. Natürlich kann Monterrey alle Pläne durchkreuzen und gewinnt obendrein die Nichte des Gouverneurs, die sich ehedem gegen ihn wegen seiner bürgerlichen Herkunft sträubte.
Der Film soll auf dem Gardasee gedreht worden sein. Das erkennt man auch an den Schiffen, die etwa wie in "Der Schwarze Korsar" aussehen und offensichtlich nicht hochseetauglich sind. Insgesamt sehen sie aber doch besser aus als in z.B. "Der schwarze Seeteufel" und dadurch wirkt der ganze Film ein wenig aufwendiger. Die Kostüme sind genretypisch für die Zeit.
Die Handlung zeigt wieder dasselbe Schema wie in allen italienischen Piratenfilmen, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Die Spanier können nicht die Bösen sein. Vielleicht wäre da das überwiegend italienische Publikum nicht mitgegangen. Daher sind entgegen der Geschichte fast alle Piraten hier Spanier, die sich am Ende sogar bereitwillig wieder den Spaniern anschließen, um gegen die Briten zu kämpfen, die wie in "Die Ritter der grauen Galeere" als heimtückische Strippenzieher charakterisiert werden, die finstere spanische Intriganten kaufen. Auch die Behauptung mit der übermächtigen englischen Flotte ist natürlich für die Mitte des 17. Jh. - so das denn die Handlungszeit sein soll - völliger Unfug.
Barker, Lorenzon und Kitzmiller heben das schauspielerische Niveau im Vergleich zu vergleichbaren Massenprodukten. Liana Orfei hat praktisch die gleiche Rolle wie in "Der schwarze Seeteufel" als exotische, etwas naive Piratenbraut, die als Nebenrolle primär theatralisch draufgehen muss.
Darsteller ***
Bilder *
Schiffe *
Story *
Pappenheimer:
Derzeit ist scheinbar ein Klassiker in der Arte-Mediathek. Mal kein Piratenfilm im klassischen Sinne, aber teilweise interessant für die Entwicklung des Genres.
Nicht wundern, wenn man zahlreiche Passagen des Films weder aus anderen Filmen, noch aus Geschichtsbüchern kennt. ;)
"Christopher Columbus"
GB 1949
Regie: David MacDonald
Darsteller: Frederic March, Florence Eldridge, Francis Lister, James Robertson Justice, Ronald Adam
Handlung: Nach seinem erfolglosen Versuch in Lissabon Gehör zu erhalten, begibt sich Columbus in den 1480ern mit einem Trick an den spanischen Hof. Hier wird er von Joanna de Torres unterstützt und erhält eine Audienz beim Königspaar. Besonders der Höfling Bobadilla, der Interesse am Mittelmeerhandel hat, versucht nun Columbus Erfolg zu verhindern. Über Jahre ziehen sich Columbus Bemühungen vor einer Kommission hin. Derweil verliebt sich Beatriz de Pezara scheinbar in Columbus, der überlegt ob er diese Cousine Bobadillas heiraten soll. Er entscheidet sich dagegen, überrascht aber König Ferdinand als dieser Beatriz bedrängt und stößt den König um. Nun gelingt Bobadilla endlich Columbus einzureden, dass er dadurch zwangsläufig den Hof verlassen muss. Königin Isabella wird von ihrem ehemaligen Beichtvater Talavera überzeugt auf eigene Faust Columbus zurück zu holen und entgegen der Meinung König Ferdinands zu unterstützen.
Nun kann Columbus endlich aufbrechen. Außer dem Notar Diego hat Columbus aber keine Freunde an Bord, auch wenn der Maat der Santa Maria stets zu ihm hält. Die Besatzung will rasch umkehren. Als es zur lange befürchteten Meuterei kommt, schafft es Columbus die Mannschaft abzulenken und eine Frist von 3 Tagen heraus zu handeln. Columbus sichtet als erster ein Licht, welches auf Land hindeutet in der Nacht des letzten Tages. Endlich erreichen sie San Salvador und Columbus kann triumphierend nach Spanien heimkehren.
Hier versucht sein Intimfeind Bobadilla die Errungenschaften klein zu reden. Als Columbus einiger Verfehlungen entgegen den Anweisungen des Königspaares bezichtigt wird, ist Bobadilla froh Columbus absetzen und in Ketten nach Spanien zurückschicken zu dürfen. Hier erhält Columbus trotz seiner Verachtung gegenüber den Herrschern eine Wiedereinsetzung in seine Rechte.
Etwa die Hälfte des Films spielt in den Pappkulissen, die überwiegend den Königshof repräsentieren sollen. Um so mehr erstaunt es, wenn dann später tatsächlich Nachbauten der drei berühmten Schiffe zu sehen sind. auffällig hierbei teilweise die Ungenauigkeit, wie wenn die Niña teilweise mit falscher Takelage dargestellt wird. Auch die Ureinwohner wirken wenig glaubhaft. Das Kostümbild ist für die Entstehungszeit typisch theatermäßig.
Die ganze Story, dass Columbus ein quasi Nebenbuhler König Ferdinands von Aragon war, ist sehr eigenwillig. Während der Rest der Handlung eher gediegen bis langweilig daher kommt, sind die Dramatisierungen irgendwie deplatziert.
Typisch für Columbus-Filme wird wieder die Mär kolportiert, dass selbst gebildete Leute 1492 nicht wussten, dass die Erde eine Kugel ist, auch wenn das bereits seit der Antike Lehrmeinung war. Komischerweise taucht ja auch die Weltkugel im Mittelalter immer wieder in der Ikonographie auf... Der wahre Charakter Columbus verschwindet hier hinter dem Geniekult (ich musste da an den Schiller-Film aus dem Dritten Reich denken).
Interessant ist bei allen Schwächen doch der Aufwand des Films, wenn er mal das Parkett der höfischen Intrigen verlässt, die trotz ein paar schöner Frauen enorm langweilt. Leider ist die Bildqualität sehr miserabel, was den Sehgenuss obendrein trübt.
Darsteller **
Bilder **
Schiffe ***
Story *
Pappenheimer:
Nun wieder auf eher gewohnten Kurs, also nen "klassischer" Piratenfilm aus italienischen Film(schrott)schmiede.
"Der Größte aller Freibeuter"
I, 1970
Regie: Antonio Mollica
Darsteller: Robert Woods, Tania Alvarado, Armando Carvo
Handlung: Karibik 1763 (so heißt es). Die Nationen haben sich darauf geeinigt allesamt die Piraten zu jagen. Daher sind die Meere rot von Blut (so das Intro). Jeffry Brook hat sein Schiff beim Würfeln verloren. Darum kommt er auf den absurden Plan etwas anzustellen, damit er verhaftet und dann deportiert wird. Das Gefangenenschiff will er da kapern. Der bekloppte Plan geht auf, da die Ketten aus Alu oder sowas sind. Wozu die Ketten überhaupt von drei Mann zerbrochen werden müssen, wenn Brook die Handschellen alleine klein kriegt, erfährt man nicht... Er hat jetzt jedenfalls ein Schiff voll geiler Weiber und ner Menge offenbar brauchbarer Seeleute. Dann kapert er zahlreiche Schiffe, u.a. sein altes, ne Art Äppelkahn... Er kann eigentlich keine Häfen anlaufen, da die Vereinten Nationen beschlossen haben, ihn daran zu hindern. Auf der Insel San Luisan gerät Brook und seine bescheuertsten Galgenvögel in die Fänge von Jackson, einem ergeizigen Engländer, der die Portugiesen von der Insel vertreiben will. Dann stiehlt sich Brook mit seinen Leuten wieder davon und kapert ein großes Kriegsschiff mit 25 Kanonen, das er angeblich irgendwie für den Angriff aufs Fort braucht. Er lässt sich doch auf Jacksons Plan ein, weil er auf die Gefahr scharf ist. Dann erobert Brook aber das Fort fast im Alleingang, während die Leute von Jackson die Garnison nieder machen. Am Ende verlässt Brook die Insel ohne ne rechte Motivation, vielleicht um seinen fetten Kumpel auf dem Meer zu bestatten.
Die Handlung ist völlig konfus und das Gesamtgebilde wirkt, als habe man 3 Stunden Material irgendwie beliebig zusammen geschnitten. So kommt mal ein Aufstand von Indianern (?) vor, der dann wieder keine Rolle spielt oder auch warum sich Brooks Trulla an Jackson ranmacht ist obskur und auch die Funktion des Geistlichen und warum er die Engländer ins Fort lassen will, ist unverständlich.
Die Ausstattung ist ein absurder Mix. Sehr strange das mehrfach gleiche Muster. Brook kapert ein Schiff und der Kapitän wird in seiner Kajüte von Brook umgelegt, statt die Seesoldaten zu kommandieren. Die Klamotten passen weder zu 1763, noch in sonst irgendeine Zeit. "Portugiesen" mit Morionen, Brook mit nem "Dreispitz" und so ner Art Hemd, das eher an eine Zwangsjacke erinnert.
Überhaupt kommt mir Robert Woods wie ne Art nicht durchtrainierter Giuliano Gemma für Arme vor. Sein ganzer Charakter entspricht ähnlich wie die rüden gewollt peppigen Dialoge eher Italowestern. Auch professionelle Kritiken haben wie bei einem anderen Werk, einem tatsächlichen Italowestern, des Regisseurs betont, dass er sein Handwerkszeug einfach nicht beherrscht und das Ergebnis einfach öde ist. So auch hier.
Dabei ist der Aufwand erstaunlich, da zahlreiche Handlungsorte und Schiffe vorkommen. Letzteres mag aus anderen Filmen zusammengeschnitten sein, da man vor allem bei den Schiffskämpfen unlogische Szenen (Breitseiten von Schiffen, die man in der Totalen garnicht sieht) präsentiert bekommt.
Typisches Spätprodukt der Schwemme an italienischen Filmen dieses Genres.
Eine Besonderheit allerdings, dass die positiven Figuren durchweg Engländer sein sollen, auch wenn sie aussehen wie Italiener...
Darsteller
Bilder *
Schiffe *
Story
Pappenheimer:
Nun mal ein Klassiker des Genres aus Italien. Offenbar vor dem Hintergrund, dass um 1960 auch in UK zahlreiche Streifen zu Elisabeth I. erschienen.
"Pirat der sieben Meere"
I, 1962
Regie: Rudolph Maté
Darsteller: Rod Taylor, Irene Worth, Keith Michell, Edy Vessel, Mario Girotti
Handlung: Es geht mit zahlreichen Freiheiten um das Leben von Sir Francis Drake, wobei der Fokus fast eher auf seinen Gefährten Malcom Marsh gelegt wird. So erleben wir Drakes Weltumseglung. Auch bei der Barbington-Verschwörung spielen Drake und Marsh eine entscheidende Rolle und retten die Königin. Daraufhin befiehlt der König von Spanien den Angriff der Armada, die von Drake geschlagen werden kann. Drake muss sich bei der Königin dafür einsetzen, dass nicht Marshs Geliebte das Schicksal ihres Verlobten, Barbington ereilt, der sie in die Affäre hinein gezogen hatte, als er Maria Stuart hatte befreien wollen.
Außergewöhnlich für einen italienischen Swashbuckler ist, dass die Handlung doch sehr umfangreich ist. Der Film teilt sich ungefähr gleichmäßig in eine Hälfte, die auf See spielt und eine am Hof von Königin Elisabeth. Die englischen Rollen sind überwiegend mit damals namenhaften englischsprachigen Stars besetzt, außer Barbington, der von Mario Girotti gespielt wurde. Girotti hatte damit mal wieder eine typische Rolle für den Zeitpunkt der Karriere, eines im Grunde aussichtslosen jungen Schwärmers, der irgendwann drauf geht.
Einige Szenen wurden im Golf von Neapel gedreht, was dafür spricht, dass zumindest zum Teil Schiffs"nach"bauten verwendet wurden. Die Schiffe wirken im Grunde durchweg lächerlich, mit seltsam anmutenden Masten und Segeln, aber immerhin besser als in "Der schwarze Seeteufel" (1961). Für damalige Verhältnisse ein wohl sehr aufwendiger Film.
Immerhin schauspielern wenigstens Rod Taylor und Irene Worth über Mittelmaß und deutlich besser als bei zeitgleichen italienischen Produktionen.
Darsteller ***
Bilder *
Schiffe *
Story **
Pappenheimer:
Ich kannte den Film bislang garnicht, was daran liegen mag, dass es eine französisch-russische Koproduktion ist - allerdings deutlich eher russisch als Französisch vom Cast her. Ich habe noch nirgends ne deutschsprachige Version oder Besprechung des Streifens gesehen. In Russland lief er wohl auch im Kino, in Frankreich auf FR3 im Fernsehen.
"L'Odyssée Du Capitaine Blood"
UDSSR, F, 1991
Regie: Andrei Prachenko
Darsteller: Yves Lambrecht, Valérie Jeannet, Leonid Yarmolnik, Mindaugas Capas
Handlung: Blood ist ein Arzt in England, als die Monmouth-Rebellion über die Gegend hereinbricht. Dr. Blood weigert sich, sich den Rebellen anzuschließen, versorgt aber einen ihrer Verwundeten und wird daher in die Karibik deportiert, wo er als Sklave leben muss. Als die Spanier mit einer Galeone den Hafen angreifen, nutzt Blood die Gelegenheit und kapert zusammen mit anderen Deportierten das Schiff. Da er anschließend den grausamen Gouverneur Bishop über die Planke laufen lässt, wird dieser sein erklärter Feind.
Blood segelt mit seinem Schiff nach Tortuga. Der französische Gouverneur dort zeigt sich höchst angetan von Blood. Kapitän Blood trifft aber auch auf Levasseur, einem schurkischen Piratenanführer, der Bloods Erfolg neidisch beäugt. Dennoch gelingt es Levasseur mit Blood einen Vertrag auszuhandeln. Statt sich daran zu halten, entführt Levasseur die Tochter und den Sohn des Gouverneurs von Tortuga. Blood befreit beide und bricht indem er Levasseur verstümmelt entgültig mit diesem. Vor der Küste von Peru muss Blood feststellen, dass Levasseur ihm zuvorgekommen ist beim Angriff auf einen reichen spanischen Stützpunkt, den sie gemeinsam als Ziel anvisiert hatten. Mittlerweile ist Levasseur auf Bishops Seite übergelaufen. Doch Blood gelingt es mithilfe einiger Tricks nicht nur mit seinem Zweidecker "Arabelle" zu entkommen, sondern auch mittels eines Branders Bishop das Gold des peruanischen Hafens abzujagen.
Derweil wird ein britischer Lord entsandt um Blood seine Amnestie zu überbringen, denn es ist 1688 und es kommt zu einem Umsturz in England. Der Lord wird allerdings von Levasseur gefangen genommen und Blood befreit den Lord und die schöne Nichte von Gouverneur Bishop. Blood ahnt, dass ihm die Amnestie zwar nutzen würde, doch fragt sich, was aus seiner Piratenmannschaft dann würde. Schließlich wird er von Bishops Flotte eingeholt und ergibt sich ins scheinbar unvermeidliche. Auf Barbados überlässt Blood den Engländern seine Schätze. Aber wird auch er sich unterwerfen und Offizier der Engländer?
Das Ende des Films fand ich ziemlich überraschend.
Am überraschendsten war aber der Aufwand. Man sieht echte Schiffe. Also nicht so Nusschalen, sondern richtig fette Teile, die grob in die Handlungszeit passen mit den charakteristischen riesigen Heckaufbauten wie großen Laternen, Türmchen usw.. Der Mix aus richtigen Schiffen und Modellen ist wirklich gelungen. Auch die Menge an Settings: Häfen, Kneipen, Palästen etc. ist beachtlich. Der Anfang des 2-Teilers (lief im franz. TV scheinbar als 2-teiler) kommt etwas unbeholfen daher. Dass nunmal die Engländer allesamt wie Russen oder Franzosen aussehen, naja, das muss man halt verschmerzen (wie die Engländer in den Surcouf-Filmen, die Italiener waren). Das Kostümbild ist ein eigenwilliger Mix. Der Lord z.B. wirkt wie aus nem zeitgenössischen Modestich, andere Figuren doch sehr anachronistisch. Die Kanonen sind oftmals irgendwie zu klein. Die Kanoniere müssen sich ja beinahe hinlegen, um die abzufeuern - aber das war wohl nötig, wenn man Zweidecker darstellen wollte.
Wer nen Piratenfilm mit wirklich massig Action, Enterkämpfen und so weiter sehen will, ist man hier gut bedient. Yves Lambrecht und Leonied Yarmolnik sind exzellente Gegenspieler. Auch der Rest des Cast weiß zu unterhalten. Was vielleicht fehlt, ist ein bisschen Humor.
Darsteller ****
Bilder ***
Schiffe ***
Story ***
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