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Kanonendonner über'm Meer - Filme mit großen Segelschiffen

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Pappenheimer:
Obwohl eigentlich keine Piraten vorkommen und das Ganze ein übler Etikettenschwindel ist, war das einer der wenigen Filme der letzten Zeit, der mir wirklich Spaß gemacht hat. Einfach weil er lustig war und eindeutig auch ironisch gemeint.

"Maciste im Kampf mit dem Piratenkönig"
I 1962
Regie: Domenico Paolella
Darsteller: Ed Fury, Erno Cresa, Gisella Arden, Piero Lulli, Massimo Carocci

Handlung: Im 17.Jh. (?) greift der Herzog von Málaga die Stadt Melida in Afrika an und stürzt dabei den dortigen Obelisken. Er gerät in Gefangenschaft. Sein Stellvertreter will die Tochter des Herzogs heiraten, die nichts von ihrer Herkunft weiß (warum eigentlich?). Doch sein fieser Bruder macht ihm einen Strich durch die Rechnung indem er den Scheich die schöne Isabella rauben lässt. Der Statthalter will Hilfe vom König von Spanien erbitten, da er nur über 2 Galeonen verfügt. Doch der Draufgänger Antonio, der mit Isabella verlobt ist, entbietet sich selber die Geliebte zurück zu holen. Dafür brauche er nur einen Mann - Maciste. Auf der Überfahrt lässt der fiese Alvarez das Schiff anzünden. Doch durch Macistes Kraft gelangen sie doch nach Melida. Dort versuchen sie sich auf verschiedene Weise Isabella zu befreien. Aber der Scheich durchkreuzt ihre Pläne. Der fiese Alvarez, der unterdessen hat seinen Bruder ermorden lassen, meint nun vom Scheich alles zu bekommen. Doch auch dieser hat eigene Pläne, will Isabella heiraten und die Rückeroberung Südspaniens für die Mauren beginnen. Macistes imposante Kraft gibt schließlich den Ausschlag und der Scheich lässt sich erweichen. Der echte Herzog von Málaga muss nun allerdings noch Alvarez von seinem Thron verscheuchen...

Das ist schon ein lustiger Film. Europäischer Trash vom feinsten. Das Beste aber ist, dass sich der ganze Quatsch selber nicht ernst nimmt. Maciste z.B. - vielleicht ein Verweis, dass er ja sonst in die "Antike" gehört - will sich eeeendlich zur Ruhe setzen, als Antonio anfragt. Die Mauren sehen zum Schießen aus mit lächerlichen Klamotten und Waffen. Die (Papp-)Settings und selbst das eine "Schiff" sind offenbar aus Standardsandalenfilmen entnommen.
Ein paar Szenen etwa beim Eindringen in Isabellas Kloster oder auch mit der strangulierten Frau des Scheichs haben auch Horrorelemente, die an Hammer-Filme erinnern.
Insgesamt erstaunlich ist die, wenn man bedenkt, dass sich alles in der Maciste-Welt abspielt, stringente und in sich plausible Handlung. Es gibt mehrere Handlungsstränge, die aber überwiegend einen Sinn ergeben. Anders als in den Massenwaren-Seeräuberfilmen der Zeit, wo man fragt, warum dieses und jenes denn jetzt geschieht (siehe Ende von meinem letzten hier besprochenen Film). Maciste hat - ganz der Logik des Maciste-Universums folgend - nie irgendeine Angst, dass etwas schief gehen könnte. Warum auch? Er ist ja offensichtlich unbesiegbar.
Dass alle Gebäude und Requisiten nach Pappe aussehen, erhöht eher noch den eigenen Charme dieses wirklich witzigen Trash-Filmchens. Überraschend für mich war die offensichtlich von einer Toleranzphilosophie geprägte Aussage des Films. Die Mauren sind nicht schlechter als die Christen, die mindestens ebenso intrigieren. Im Gegenteil, der Scheich spiegelt das im 18.Jh. verbreitete Bild des "turc genereux" wider, wie wir ihn etwa aus "La Caravane du Caire"(1784, Grétry/Chédeville), "Die Entführung aus dem Serail" (1782 Mozart/Stephanie) oder "Les Indes Galantes" (1735, Rameau/Fuzelier) kennen.
Zum Schießen das Ende!
Ed Fury ist perfekt als tumber Muskelprotz. Die Bösewichte sind hingegen gut besetzt.

Darsteller **
Bilder
Schiffe
Story ***

Pappenheimer:
Der Streifen könnte auch heißen: "Keine weibliche Selbstbestimmung in der Karibik".

"Tiger der Meere"
I 1963
Regie: Luigi Capuano
Darsteller: Giana Maria Canale, Anthony Steel, Grazia Maria Spena, Andrea Aureli

Handlung: Der Seeräuber "Tiger" wird nachdem er sein Schiff an seine Tochter, Consuela, vererbt hat, von einem Verräter ermordet. Consuela verdächtigt daraufhin ihren Liebhaber William und muss sich erstmal ein Schiff kapern, um sodann William wiederzutreffen. Gemeinsam wollen sie dann dem Verräter ans Leder, der beim Gouverneur von Cordoba Unterschlupf findet. Dieser hat es nur auf den Schatz des Tigers abgesehen. William gerät in die Hände des Gouverneurs. Consuela gelingt es aber ihn auf einem Maskenball zu befreien, doch als sie gemeinsam zum Schatz gelangen, wartet dort eine böse Überraschung auf die beiden, denn auch die Mätresse des Gouverneurs ist nicht auf den Kopf gefallen.

Eigentlich ist dieser Streifen ein ödes Produkt der Massenware aus Italien. Nicht nur Filmszenen, die man auch in "Queen of the Pirates" und "Der Löwe von San Marco" sieht, sondern auch Kostüme wurden wiederverwendet.
Erstaunlicherweise aber "immerhin" in einem glaubhafteren Piratensetting. Die Piraten sollen tatsächlich die Brüder der Küste sein, die es wirklich in der Karibik gab.
Etwas geschmacklos wie beständig Consuela von ihrem spröden Macho-Liebhaber unterdrückt werden soll.
Das Einzige, was mir hier gefällt ist, dass die Mätresse des Gouverneurs die eigentliche Gewinnerin ist.
Schauspielerisch schwach. Miese Fechteinlagen und da nur wiederverwertete Kampfszenen dasselbe mit Schiffen etc. wie in den bereits erwähnten Streifen.

Darsteller *
Bilder *
Schiffe
Story **

D.J.:
Puuh, du gibst dir aber auch Klamotten ...  :o

Pappenheimer:

--- Zitat von: D.J. am 18. April 2020 - 07:37:13 ---Puuh, du gibst dir aber auch Klamotten ... 

--- Ende Zitat ---
Jepp.

Dieser Maciste-Film z.B. ist aber echt ein Knüller. Für Fans des Bad Taste auf jeden Fall eine Empfehlung.
Anders als moderner Trash wie die neueren Musketierverfilmungen immerhin gewollt und ungewollt lustig.

Der Lex Barker-Piratenfilm war obendrein auf jeden Fall ein schönes Schwelgen in der Vergangenheit. Ich hab den hundertprozentig x-mal in der Kindheit gesehen, als sowas 14:00 samstags auf den Dritten Programmen lief.  :)

emigholz:
So ein paar Kracher hast schon dabei aber auch viele Kindheitserinnerungen. Manchmal war es eben egal wenn es nicht historisch korrekt war oder eben billig, trotzdem geguckt und Spaß gehabt.

Übrigends habe ich die Piratenbraut damals gemocht. Für die Zeit (da waren Piratenfilme halt nicht in Mode) haben sie es ganz schön krachen lassen und ich denke so manches hat sich Fluch der Karibik da abgeschaut (Kutschenfahrt am Hafen). Schade das es so ein Mega Flop war. Hey und Frank Langella aka Skeletor, bloß nix gegen sagen  ;)

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