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Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Pappenheimer:
--- Zitat von: D.J. am 25. April 2019 - 12:01:34 ---Danke dir für die beiden Rezensionen.
Also werde ich mir für die beiden kein Bein ausreißen
--- Ende Zitat ---
Als Fan des Zeitschnittes sind die Musketier-Verfilmungen insgesamt spannend, da zum einen immer wieder andere Aspekte auftauchen (vielleicht passt sogar die Richelieu-Serie hier rein - mal schauen) zum anderen Soldaten vorkommen und teilweise Zusammenhänge des Kriegswesens sogar ziemlich richtig widergespiegelt werden.
Doch so mehr Adaptionen ich anschaue, so deutlicher wird es wie großartig die Lester-Verfilmung war und bis heute unübertroffen. Ich habe mal einige Szene aus der BBC-Serie aus den 2000ern angeschaut. Das ist ja echt so ein Quatsch mit den Musketieren als eine Art Motorrad-Rocker-Clique und dann noch diese banalen Dialoge! Vielleicht tue ich es mir der Vollständigkeit halber doch noch an.
Zuerst aber ein gelungener modernerer "Klassiker". Der Scarlett Pimpernel"-Stoff mit teilweise extrem anderer Handlung als in der 1930er Adaption.
"The Scarlett Pimpernel"
UK 1982
Regie: Clive Donner
Darsteller: Anthony Andrews, Jane Seymour, Ian McKellen, James Villiers, Eleanor David, Julian Fellows
Handlung: Frankreich im Jahre 1792. Der Terror beginnt in Frankreich und der junge englische Adlige Lord Percy rettet Aristokraten vor der Guillotine. Er begegnet der Schauspielerin Marguerite Saint-Just, deren Bruder Armand er vor royalistischen Schlägern bewahrt indem er sie bewaffnet mit einem Stockdegen vertreibt. Er verliebt sich in Marguerite, die offenbar eine Liaison mit dem französischen Agenten Chauvelin unterhält, den sie aber doch zurückweist, als dieser um ihre Hand anhält. Aus Rache lässt Chauvelin das Gerücht verbreiten sie habe den Marquis de St. Cyr an ihn verraten, der ihren Bruder hat angreifen lassen. Armand gerät zusehends in eine Klemme als er erlebt, dass die von ihm unterstützten Republikaner auch ganze Familien offensichtlich unschuldig hinrichten. Als Percy in Paris Marguerite heiratet, erfährt er von dem von Chauvelin verbreiteten Gerücht und beschließt seiner schönen Gemahlin zu misstrauen. Sie geht mit ihm nach England, wo sie von seinem frostigen Charakter erschüttert ist. Robespierre und Chauvelin zwingen einen französischen Adligen nach England zu gehen, um Frankreich dort zu repräsentieren und den Scarlett Pimpernel zu suchen. Auch Chauvelin geht nach England. Ein Bote des Scarlett Pimpernel ist den Robespierristen in die Hände gefallen und durch die abgefangene Botschaft weiß Chauvelin, dass Armand ein Komplize des Scarlett Pimpernel ist. Da nun Armand wieder bei seiner Geliebten Louise in Paris weilt, kann Chauvelin nunmehr Marguerite dazu bewegen für ihn nach dem Scarlett Pimpernel zu forschen. Sie kommt auch an ein geheimes Schreiben. Als Marguerite einsieht, dass sie den Scarlett Pimpernel dadurch ans Messer liefert, versucht sie ihn zu warnen. Doch Chauvelin ist auf dem Ball des Prinzregenten nicht mehr hinters Licht zu führen. Obwohl Chauvelin nun ahnt wer der Scarlett Pimpernel ist, beschließt Percy dennoch das Unternehmen durchzuführen. Denn er plant nichts geringeres als die Befreiung des Dauphin. Tatsächlich gelingt sie ihm. Der Dauphin wird an den österreichischen Spion de Batz überstellt und in Sicherheit gebracht. Aber Percy wird seinerseits bei einem Versuch Armand zu retten gefangen genommen. Marguerite hofft durch ein Schreiben der britischen Regierung ihren Gemahl zu befreien. Doch Chauvelin hat damit auch sie in seinen Händen. Nun müssen Percy und sie alle Raffinesse aufbieten, um doch noch zu entkommen. Zu ihrem Glück ist Chauvelin wie versessen auf seine Karriere und da Percy ihm in Aussicht stellt ihn zum Versteck des Dauphins zu führen willigt er ein, sich mit seinen Gefangenen auf den Weg zu einem Schloss an der nordfranzösischen Küste zu machen ...
Die Kostüme erinnern diesmal deutlich stärker als in der 1930er Verfilmung an die Handlungszeit. Gerade die Uniformen sind aber dennoch überwiegend eher karikaturenhaft und die Frisuren fast durchweg verkehrt für die 1790er. Die Degen in der finalen Fechtszene wirken auf mich zu modern und irgendwie seltsam. Woher die da eigentlich kamen, erschloss sich mir auch nicht. Hätte man besser welche von den Chauvelin eskortierenden Offizieren genommen.
Es war natürlich eine immense Herausforderung, da sich der Cast mit solchen Darstellern wie Merle Oberon und Leslie Howard messen lassen mussten. Aber wo Jane Seymour vielleicht nur schön, aber nicht so berückend schön wie Merle Oberon sein mochte, schauspielerte sie doch ganz grandios und auch Andrews gibt einen exquisiten Scarlett Pimpernel mit zahlreichen Facetten, der vielleicht nicht ganz so exaltiert wie Howard den Fop porträtiert. Ian McKellen macht Chauvelin etwas menschlicher, weniger karikaturenhaft böse. Das finale Duell ist witzig und originell.
Die Bauten und Handlungsorte sind teilweise etwas dürftig, v.a. wenn es um das Frankreich der Revolutionszeit geht. Da wirkt zum Beispiel der Platz mit den Hinrichtungen einfach wenig belebt. Daran erkennt man ein bisschen, dass es eben doch "nur" eine TV-Verfilmung war.
Insgesamt eine schöne Adaption, die man als Fan des Mantel- und Degenfilms trotz der Abstriche gesehen haben sollte.
Darsteller *****
Bilder ***
Story ***
Fechtszenen ***
Pappenheimer:
Dies ist einer der Filme, die man gesehen haben muss um zu glauben, dass es sie gibt. Ein irrer Mix mit einem noch bekloppterem Ensemble.
"Das Geheimnis der Eisernen Maske" (The fifth musketeer)
D, A 1979
Regie: Ken Annakin
Darsteller: Beau Bridges, Silvia Kristel, Cornel Wilde, Ian McShane, Ursula Andress, Rex Harrison, Lloyd Bridges, José Ferrer, Olivia de Haviland
Handlung: Die Handlung spielt im 17. und 18. Jh., man blickt es einfach nicht. Der alte Colbert (wohl der Finanzminister des Königs - sic!) besucht D'Artagnan und die anderen Musketiere auf deren Schloss. Dadurch lockt er die Häscher des Ministers Fouquet an, die dort einen geheim gehaltenen jungen Mann verbergen. Die Rentner-Musketiere und der Geheimnisvolle werden nach Paris gebracht, wo die Musketiere in der Bastille landen. Fouquet lässt daraufhin die Entführer allesamt ermorden, damit es keine Mitwisser gibt. Der Geheimnisvolle bekommt eine Eiserne Maske, um gleich am nächsten Tag anlässlich der Ankunft der spanischen Prinzessin Maria Theresa bei einem Mordkomplott einzustehen, um anstatt des echten Königs ermordet zu werden. Der Stellvertreter entgeht aber dem Mord und lässt seine Freunde befreien; die Spanierin verliebt sich in ihn. Am selben Abend verlässt er dennoch den Hof und kehrt mit seinen Freunden aufs Land zurück. Colbert befreit Fouquet und am nächsten Tag tritt wieder der echte Louis XIV als König auf und stößt Maria Theresa mit seinen Forderungen ab. Seine Mutter, Königin Anna, klärt Louis über die Wahrheit auf. Es stellt sich heraus, dass der Geheimnisvolle der Zwillingsbruder des Königs ist und sie beschließen ihm doch auf den Thron zu verhelfen entgegen der Ränke des bösen, etwas trotteligen Königs und seiner Mätresse Madame de la Valière.
Dieser Film ist wahrscheinlich einer der unglaubhaftesten Verfilmungen oder vielmehr Reminiszenzen an einen Dumas-Stoff. Die Handlung wurde konsequenterweise in Österreich gedreht. So erkennt man in Außenszenen eindeutig Schönbrunn. Sowohl die Drehorte, als auch die extrem billig wirkenden Kostüme ("Sachsens Glanz und Preußens Gloria" sind dagegen noch als exzellent ausgestattet zu bezeichnen) machen es eigentlich unmöglich die Handlung irgendwie in den Kontext der Dumas-Geschichte, die 1660 spielen müsste, einzuordnen. Rex Harrison, der immerhin noch eher in Kleidung, die an irgendetwas anmutet, auftritt, wirkt als alter Mann vom Kostüm her z.B. eher nach Grob-18.Jh..
Aber darum geht es offensichtlich in dem "Film" auch nicht. Er scheint eher irgendwie ein Vorwand zahlreiche berühmte Schauspieler zusammen auf die Leinwand zu bringen. Ursula Andress scheint vom Alter her (obwohl nur ein paar Jahre älter) deutlich älter als Beau Bridges, was die Szenen mit ihr als des Königs Mätresse irgendwie etwas perverses oder zumindest unglaubwürdiges gibt. Natürlich wird auch ein Vorwand gefunden die damals berühmte Softsexfilmdarstellerin Silvia Kristel nackt zu zeigen. Beau Bridges verunglückt in seiner Rolle vollkommen, selbst wenn man dem Film unterstellen würde, dass er eh nicht ernst gemeint ist. Denn zu einem Klamaukfilm passen auch die zahlreichen Grausamkeiten nicht. Cornel Wilde spielt natürlich hölzern wie schon in den 1940ern. Manche Schauspielgrößen wie Lloyd Bridges und Rex Harrison machen ihre Sache den Umständen entsprechend noch passabel. Olivia de Haviland vervollständig seltsam aus dem Rahmen fallend das Ensemble mit eher einer Cameorolle als Königinmutter.
Die zeitgenössischen Kritiken sind durchweg zutreffend: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Geheimnis_der_eisernen_Maske#Kritik
Ein eigenwilliger Film, der mit dem Versuch den Sexfilm der 70er, den Klamaukfilm der 70er mit einem biederen Mantel- und Degenensemble zu vermengen deutlich scheitert. Trotz des Staraufgebots wohl damals auch ein Flop. Eh seltsam so ein deutscher Film mit überwiegend englischsprachigen Darstellern.
Darsteller **
Bilder *
Story *
Fechtszenen *
Pappenheimer:
Dieser Film ist wirklich unglaublich.
"Die Frau mit der Eisernen Maske"
USA 1952
Regie: Ralph Murphy
Darsteller: Louis Hayward, Patricia Medina, Alan Hale Jr., John Sutton
Handlung: Frankreich nach dem Tod von Louis XIII. Nicht etwa Mazarin oder Königin Anna übernehmen die Regentschaft, nein ein gewisser Duc de Valdac. Die fiesen Ränkeschmiede stecken die Prinzessin Anne in eine Eiserne Maske. D'Artagnan versucht diese zu retten und Valdacs Pläne zu durchkreuzen. Doch was soll mit Louise, der falschen Prinzessin werden? Letztlich treten nachdem Valdac besiegt und Anne befreit ist, Anne und Louise gemeinsam auf und keiner kann die beiden voneinander unterscheiden. D'Artagnan, der sich in Anne verliebt hat, wird vom "Chevalier von Frankreich" ernannt (wtf? ;D ) und soll Louise nach Amerika begleiten.
Also sowas von gaga habe ich doch selbst bei italienischen Filmen noch nicht erlebt. Der ganze Plot kommt einem vor wie ein Autounfall und es ist schwer der "Handlung" zu folgen, wenn man nur irgendwann einen Hauch von Dumas oder französischer Geschichte gehört hat.
Die Kostüme entsprechen den damaligen Sehgewohnheiten, die Herren haben eine Art Betonfrisur.
Unfreiwillig komisch der Schnitt in der letzten Szene.
Immerhin scheint man bemüht gewesen zu sein, keine Langeweile vor den Pappkulissen aufkommen zu lassen. So wird munter gefochten und herum galoppiert. Kein Wunder in 75 Minuten ist das zweifelhafte Vergnügen auch schon wieder rum.
Bei ansonsten steif agierenden Darstellern, ist einzig Patricia Medina sehenswert und bemüht sich auch um ein bisschen Leidenschaft fürs auch noch so absurde Thema.
Denn ein Louis XIV und überhaupt historische Figuren tauchen praktisch fast nicht auf.
Darsteller **
Bilder
Story
Fechtszenen **
D.J.:
Meine Herren, du bist aber hart im Nehmen ;D
Was du dir da im Dienste der Menschheit antust, würde ich keine 10 Minuten aushalten, weil mir meine Lebenszeit dafür zu schade wäre ;D
Pappenheimer:
@ D.J.
Da hast Du natürlich recht.
Naja. Manchmal ist ja auch was gescheites dabei. Obendrein kann ich mich durch diesen Thread davor hüten denselben Schund nochmal zu schauen.
Es gibt ja wirklich einige Filme, die ich in letzter Zeit motiviert war zu suchen und die mir gefallen haben und die ich ehedem noch nie gesehen hatte:
- die beiden "Scarlett Pimpernel"-Verfilmungen
- "Der tolle Musketier"
- "St. Ives"
Hilfreich war dazu teilweise "Frock Flicks" eine Art Blog, der Historienfilme bespricht und wo man sich anhand der Fotos ein paar Impressionen holen kann. Piratenfilme und dergleichen werden da aber scheinbar überwiegend gemieden wie der Teufel das Weihwasser.
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