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4 Kartons voll Büchern

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Riothamus:
Ich bin überraschend an so ca. 75 Bücher zum WW2 gekommen. An sich recht nett, da ich da doch eher weniger informiert bin. Klar, wir haben in der Schule die Zeit doppelt und dreifach durchgenommen und im Studium kommt man auch nicht daran vorbei, doch stehen da eher Themen wie der Holocaust oder die Gleichschaltung im Vordergrund, weniger Panzer, Ausrüstung und Kriegsverlauf. Und das Thema liegt eben schon weit nach der mich eher interessierenden Zeit. Jetzt habe ich da aber ein Problem. Auch wenn mir viele Titel und Autoren etwas sagen, bin ich unsicher womit ich beginnen soll.

Neben 12 Romanen von Konsalik und anderen sind es Sachbücher, aber auch einige Stücke aus dem III. Reich. Zunächst aber mal ein Teil der Sachen, die ich auf Anhieb einordnen kann.

Da ist zunächst eine gekürzte Version der berühmten Memoiren von Churchill, betitelt 'Der zweite Weltkrieg'. Klar, wer sich ernsthaft damit beschäftigt kommt daran nicht vorbei, auch wenn auf meiner Liste eher eine vollständigere Ausgabe steht - diese ist etwa so dick wie die 'Befreiung Afrikas' allein.

In vielen Bücherschränke wird auch Raymund Cartier "Der zweite Weltkrieg" stehen und ich vermute, dass dies ein guter Einstieg in die Lektüre ist. Cartier war französischer Journalist, dem seine Tätigkeit während der Besetzung Frankreichs verboten wurde. Als Angehöriger der Militärpolizei konnte er später auch hohe Offiziere befragen. Dennoch wird ihm genügend Distanz bescheinigt. Ich habe sein Werk irgendwie als Standard abgespeichert, zudem ist es für eine Ausgabe der 60er geradezu mit Fotos gespickt.

Weit verbreitet sind sicher auch die Schriften von Paul Carell, der die Sicht des Krieges für viele Bundesrepublikaner geprägt hat. Allerdings gibt es da so einige Versäumnisse. Er hat seine eigene Vergangenheit als Pressechef von Ribbentrops und Obersturmbannführer nicht wirklich aufgearbeitet. Zudem gelangen ihm zweifelhafte Kunststücke, wie in seinem Buch über den Angriff auf die UdsSR das Wort 'Juden' nicht zu verwenden. Und auch innerhalb rein militärischer Meinungen beschränkte er sich häufig auf eine Ansicht, wenn ich es richtig im Kopf habe. Sein 'Die Wüstenfüchse', das ich schon als Heranwachsender las, würde ich wegen seiner spannenden Darstellung und weil es - korrigiert mich da, falls ich falsch liege - sein Erstlingswerk ist und noch nicht so dezidiert ein harmloseres Bild erzeugt. dennoch immer noch empfehlen. Die beiden anderen von ihm in den Kisten enthaltenen Werke sind 'Verbrannte Erde - Schlacht zwischen Wolga und Weichsel' sowie 'Sie kommen!' über die Ladung in der Normandie.

Telford Tayler, 'Die Nürnberger Prozesse' trifft unser Thema nur am Rande, aber der Standpunkt eines der damaligen Hauptankläger vom Anfang der 90er Jahre ist interessant für das Thema. Zudem auch sicher besser lesbar als vieles, was deutsche Autoren hervorgebracht haben, was ja ein wichtiger Grund dafür ist, dass Autoren wie Carell einen solchen Erfolg hatten.

Auch über Schlicht / Angolia 'Die deutsche Wehrmacht - Uniformierung und Ausrüstung 1933-1945 Band 1 Das Heer' aus dem Motorbuchverlag bin ich schon gestolpert. In seiner Fülle ist es eher ein Handbuch zum Nachschlagen. Das hätte ich gebraucht, als ich meine späten Deutschen bemalte. Nun, vielleicht kann ich ja noch etwas ändern. Hierzu lautet meine Frage, wie zuverlässig es ist, da ich das wirklich nicht beurteilen kann.

Besonders freut mich Waldemar Becker, Das Kriegsende 1945 im ehemaligen Hochstift Paderborn aus der heimatkundlichen Schriftenreihe der Volksbank Paderborn. An deren, meist sehr guten Hefte ist schwierig zu kommen und auch dies stand wie Cartier und Taylor schon länger auf meiner Liste.

Weiter geht es im nächsten Post etwas systematischer mit den Büchern aus der NS-Zeit.

Riothamus:
Sicher nicht als solches lesen werde ich das Reichsministerialblatt, Jahrgang 1938 und das Reichsversorgungsblatt, Jahrgänge 1935-1945. Dann ist da das Lesebuch 'Bausteine zum Dritten Reich - Lehr- und Lesebuch des Reichsarbeitsdienstes', Leipzig o.J., 5. Auflage. Nun. Auch das eher eine Quelle für Themen außerhalb unseres Bereichs.

Fritz Otto Busch, 'Narvik - Vom Heldenkampf Deutscher Zerstörer (1940)' war damals sehr erfolgreich, ist aber als Kriegsberichterstattung auf Linie der Partei natürlich nur mit entsprechenden modernen Werken heranzuziehen.

So ist es natürlich auch mit Fritz von Forell, 'Mölders und seine Männer' vom 1941.

Adolf Hitler, 'Bilder aus dem Leben des Führers' müsste von 1936 sein. Eine reines Propagandawerk mit Fotos zum Einkleben. Es stammte ja auch vom Cigaretten-Bilderdienst. Ich habe mal gehört, dass es schließlich mit den schon eingeklebten Bildern ausgeliefert wurde, weil es zu zahlreichen, sagen wir, Respektlosigkeiten gekommen war. Ich habe aber keine Ahnung, ob das stimmt. Im berühmten Vorwort versucht Goebbels den Begriff 'Propaganda' umzudeuten. Für uns sind die Bilder mit Uniformen und Panzern interessant.

Für uns Figurenmaler interessanter ist ein weiteres Propagandawerk: 'Der Kampf im Westen - Die Soldaten des Führers im Felde, 2. Band.' Der Text ist mit zahlreichen Farbfotos versehen und dazu gehört eine der alten metallenen 3D-Brillen ("Raumbildbetrachter"), die mitsamt vier Stapeln schwarz-weißer 3D-Bilder im dicken Einband sitzt. Natürlich alles Propaganda, was aber an dem Quellenwert für Ausrüstung, Waffen und Uniformen nichts ändert.

So, passenderweise klingelt es nach den Propagandaschinken. Im nächsten Post wird es wieder moderner.

meyer:
Bin gespannt was du noch ausgräbst...

Der Band "Schlicht / Angolia 'Die deutsche Wehrmacht - Uniformierung und Ausrüstung 1933-1945 Band 1 Das Heer" ist sehr gut für Recherchen zu Unifomrierung und Ausrüstung des Heeres. Ich nutze es oft. Wenn man aber auf schöne bunte Fotografien hofft, wird man enttäuscht.

Ja der Carell ist schon toll zu lesen. Aber wie du selber feststellt, hat er das Bild des Krieges, vorallem an der Ostfront geprägt, und dieses Bild ist nicht immer so ganz richtig (um es diplomatische auszudrücken).

Bin also gespannt  :) .

Riothamus:
Ah, danke! Ich hatte erhofft dass ich den Band zur Uniform und Ausrüstung des Heeres jetzt als Referenzwerk nehmen kann. Und ja, Carell ist natürlich problematisch. Aber ich habe bisher ja nur 'Die Wüstenfüchse' gelesen, da will ich nicht über die späteren Bücher zu harsch urteilen. In Afrika wurde ja Einiges bewusst heimlicher getan, weil es zu einen Rommel als störend empfand und man die Soldaten in der ungewohnten Umgebung nicht zu sehr belasten wollte, wenn ich es richtig in der Erinnerung habe. Dadurch wirkt es sich bei dem Thema nicht so aus.

Weiter geht es mit diesen großformatigen, reich bebilderten Bänden, die man nur in einem großen Sessel oder an einem Pult richtig lesen kann.

Janusz Piekalkiewicz, Der zweite Weltkrieg: Der Autor war schon als Jugendlicher im polnischen Widerstand und hat am Warschauer Aufstand teilgenommen. Nach Lagerhaft und Kriegsende wurde er Journalist. Er ist bekannt für seine gründliche Recherche und seinen neutralen Standpunkt. Manche werfen ihm vor, zu deutschfreundlich zu schreiben. Doch das große Lob, dass Sebastian Haffner ihm im Vorwort ausstellte und die Tatsache, dass er in diesem Werk einfach nur objektiv das Geschehene berichtet, dürften die Lektüre empfehlen.

Wladimir Karpow, 'Russland im Krieg 1941-1945': Bei diesem Autor kenne ich mich dann kaum noch aus. Meine Erinnerung sagte irgendwie russischer Militär und Kriegsveteran, was Wikipedia bestätigte. Nach seiner Laufbahn beim Militär war er Journalist und Schriftsteller, dies Buch kann ich aber nicht weiter einordnen.

Alexander Lüdeke, Der zweite Weltkrieg: Zur Abwechslung mal tatsächlich ein Militärhistoriker. Allerdings ist das Buch zwar modern aufgemacht mit vielen Bildern, Karten, bunte Zeichnungen von Militärgerät und Erklärkästen, hat aber weniger Text als Bilder. Ganz ohne es zu lesen mag es zwar durch seine Abbildungen eine Fundgrube sein, kann im Text aber nur eine Übersicht bieten, wenn hier nicht auf geringem Platz viele Fakten präsentiert werden, woran das Teetisch-und-Sessel-Format zweifeln lässt.

Willmott, Cross und Messenger: Der zweite Weltkrieg: Vereinfacht gesagt tun sich ein Militär, ein Militärhistoriker und ein Journalist/Autor zusammen. Der bekannteste ist natürlich Willmott, der schon mehr zum Thema schrieb. Es fehlen die mehr technischen Bildchen, die Fotos sind stimmungsvoller, der Text mehr und kleiner geschrieben als bei Lüdeke; sonst ist die Optik vergleichbar.

Dann ist da die 'Chronik 1945 - Tag für Tag in Wort und Bild' aus dem Chronik Verlag. Ich denke, hierzulande brauche ich zu dem Format nichts zu schreiben. Dabei war auch die 'Chronik des Zweiten Weltkriegs' vom selben Verlag. Ich nehme an, dass es sich - trotz der dicke des Bandes - um eine verkürzte Version der der Bände zu den Kriegsjahren handelt.

Kurt Zentner, beide Bände der 'Illustrierten Geschichte des Zweiten Weltkriegs' und der erste Band der 'Illustrierten Geschichte des dritten Reiches'. Vom äußeren Format her sind die Bände weniger sperrig. Ähnlich wie Carell problematisch. Zentner war jüdischer Herkunft und hat sich durch die Mitarbeit an der Propaganda des III. Reichs gerettet. Ich habe beide Werke nicht gelesen und vermag sie also nicht selbst zu beurteilen. (Zentner hatte ich nur dunkel im Kopf und musste wieder bei Wikipedia spicken, um das zusammenzubringen, was mir einfiel.)

Dann gab es auch Autobiografisches zu finden.

Heinrich Haape, Endstation Moskau 1941/42 - Tagebuch eines Frontarztes. An der Zusicherung des Vorworts, dass am Tagebuch keine Änderungen vorgenommen wurden, wage ich schon wegen des Charakters von Tagebüchern, die selten durchgehend verständlich für andere geführt werden, etwas zu zweifeln. Aufgrund einiger Leseproben liegt die Vermutung nahe, dass die Einträge für die Veröffentlichung zumindest verbunden und vielleicht ausgeführt wurden, wenn sie nicht komplett überarbeitet sind. Sonst kann ich nichts dazu sagen.

Paul Schmidt, 'Statist auf diplomatischer Bühne 1923-1945 - Erlebnisse des Chefdolmetschers im Auswärtigen Amt mit den Staatsmännern Europas': Diplomatenerinnerungen von 1949. Der Titel und wohl auch das Buch verschweigen allerdings, dass er Dolmetscher Hitlers und SS-Standartenführer war.

Lew Kopelew, 'Aufbewahren für alle Zeit! Aus Ostpreußen in russische Straflager - Ein Sowjetmajor im Widerstand': Ins Gulag kam er, weil er Gräueltaten russischer Truppen kritisierte. Nach Stalins Tod entlassen, arbeitete er als Autor und Uni-Dozent bis er wieder in Konflikt mit den Machthabern geriet. Er lebte schließlich im Exil in Köln und trat für Versöhnung ein. Seinen Namen habe ich bisher eher nicht mit dem Krieg in Verbindung gebracht.

Dann war da auch eine Goebbels-Biographie, ganz langweilig von einem Historiker:
Ralf Georg Reuth: Goebbels. Irgendwie befremdlich, dass er andererseits auch über Helmut Kohl und Angela Merkel schrieb. Aber die Geschichte ist eben manchmal so.

Die Bücher sind noch nicht durch, aber ich muss jetzt erstmal was anderes machen.

Jens von Tabletop Generals:
Sieht ja nach einem richtigen Schatz aus. Glückwunsch.

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