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Autor Thema: Verändert der 3D-Druck unser Hobby, zerstört er es etwa sogar?  (Gelesen 4953 mal)

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gwyndor

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Re: Verändert der 3D-Druck unser Hobby, zerstört er es etwa sogar?
« Antwort #45 am: 04. Mai 2021 - 09:27:20 »

Ja.

Damit ist alles gesagt!  ;D
Tatsächlich würde ich auch alle diese Fragen durchaus mit Ja beantworten. Ich sehe/fühle keinen Unterschied zwischen gedruckten und gegossenen Figuren. Wieso auch? Es ändert sich nur der Herstellungsprozess.
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tattergreis

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Re: Verändert der 3D-Druck unser Hobby, zerstört er es etwa sogar?
« Antwort #46 am: 04. Mai 2021 - 10:49:25 »

Perryfiguren zu sammeln macht mir ehrlich gesagt überhaupt keinen Spaß, weil sie wirklich ein weit verbreitetes Massenprodukt sind. Ich bemale Plastik auch mit weniger Hingabe. Meine gedruckten Sachen (6mm Fahrzeuge) bekommen genauso wenig malerische Hingabe wie alles ohne Augen, Resin mag ich noch immer von der Haptik her lieber, selbst während des Bemalvorganges war das für mich wichtig.
Zinn ist immer noch was anderes als Plastik/Druck, aber beim 16ten Linien-Btl ist das auch alles anders als bei einer Einzelfigur. Tabletop/Painting/Life is what you make it.

Special greetings to Mr Warhol...
« Letzte Änderung: 04. Mai 2021 - 10:52:08 von tattergreis »
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Parmenion

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Re: Verändert der 3D-Druck unser Hobby, zerstört er es etwa sogar?
« Antwort #47 am: 05. Mai 2021 - 07:58:34 »

Moin,

ich sehe den 3D Druck auch eher als Bereicherung und Ergänzung.

Den Geldfaktor würde ich für das Hobby auch eher vernachlässigen, da man immer unbedingt noch dieses oder jenes braucht...da ist mir der Preis auch bis zu einer (zugegeben sehr hohen) Schmerzgrenze recht egal.

Ich vermute, der Druck wird eine "normale" Co-Existenz neben den großen (und kleinen) Figurenschmieden haben.
Letzendlich wird die Zeit es uns zeigen ;).

Parmenion
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Frank Bauer

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Re: Verändert der 3D-Druck unser Hobby, zerstört er es etwa sogar?
« Antwort #48 am: 05. Mai 2021 - 09:56:00 »

Man soll ja Diskussionen neu beleben, daher noch mal ein philosophischer Gedanke.

Es gibt von Walter Benjamin ein Buch "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit". Sein Argument ist, dass Kunstwerke durch die Möglichkeit der massenhaften Reproduktion ihre Aura des Originals verlieren und damit auch anders wahrgenommen werden.

Kann man das auf den 3D Druck übertragen?

Unsere Figuren waren immer Massenprodukte, hatten dabei aber auch immer die Aura des Einzigartigen. Bedeutend sind hier natürlich:
- Selbstgestaltete Figuren (sicher eine Ausnahme)
- Umgebaute Figuren (die eben einzigartig und nicht - wie Khde für 3d bemerkte - reproduzierbar sind
- Alte und/oder seltene Figuren (Sammlerstücke): meine Erstedition GW Harlequins, Figuren von untergegangenen Reihen, Figuren aus GB (Brexit-Witz!), der österreichische General der Perrys, den man nur bekommt, wenn man drei Plastikboxen Husaren kauft usw. Gemeint ist also alles das, was wir als unsere "Schätzchen" betrachten.
- Selbstgebautes Gelände (im Unterschied zu Resin oder 3D-Druck-Gelände).

Geht diese Aura verloren? Erzeugt Bemalen genug Einzigartigkeit? Haben wir überhaupt Lust 3D gedruckte Figuren zu bemalen? Macht es genauso viel Spaß 3D gedruckte Figreun zu sammeln, wie es Spaß macht, Perry Figuren zu sammeln?
Diese Betrachtung führt zwar keinen Deut weiter, aber ich mag Philosophie  ::)
Figuren waren und sind schon immer Massenware, wie du schon schreibst. Nur bei vollständig selbst modellierten Figuren wäre das gegeben. Aber wer modelliert schon selbst. Also ist die Diskussion eigentlich schon im Ansatz obsolet.
Auch eine seltene oder vergriffene Figur ist nicht einzigartig. Für mich waren die Figuren nie Selbstzweck, sondern immer nur (schöne) Spielsteine. Wenn sie überhaupt durch unser Zutun einzigartig werden, dann durch die individuelle Bemalung und (in meinem Augen noch viel wichtiger) durch die Basierung, bzw. Basegestaltung. Sehr viele meiner Wargamingfreunde haben eine fast unverwechselbare Art, ihre Figuren zu basieren, an der ich viel mehr als durch die Bemalung erkennen kann, wem sie gehören. Bemalung und Basegestaltung gehen aber auch bei gedruckten Figuren genauso.

Dein Argument greift beim Geländebau. Ein aus Styrodur und Pappe selbst geschnitztes Gebäude ist wirklich einzigartig. Und da greift das Argument dann, wie ich ja weiter oben auch schon geschrieben hatte. Da muß sich jeder überlegen, ob er die Muße und die Befähigung hat, selbst einzigartige "Kunstwerke" schaffen zu wollen und ob es ihm den Aufwand wert ist.
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Decebalus

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Re: Verändert der 3D-Druck unser Hobby, zerstört er es etwa sogar?
« Antwort #49 am: 05. Mai 2021 - 11:16:31 »

Figuren waren und sind schon immer Massenware, wie du schon schreibst. Nur bei vollständig selbst modellierten Figuren wäre das gegeben. Aber wer modelliert schon selbst. Also ist die Diskussion eigentlich schon im Ansatz obsolet.

Sorry Frank, ich finde Du benutzt einen argumentativen Trick. Du erklärst nämlich alles, was nicht vollständig selbst gemacht ist, für irrelevant. Das ist aber in unserem Hobby eher nicht so.

Zitat
Auch eine seltene oder vergriffene Figur ist nicht einzigartig. Für mich waren die Figuren nie Selbstzweck, sondern immer nur (schöne) Spielsteine.

Sobald Du Spielfiguren in Vitrinen stellst, sind sie nicht mehr NUR Spielfiguren. Gilt übrigens für Kaffeetassen genauso.

Zitat
Wenn sie überhaupt durch unser Zutun einzigartig werden, dann durch die individuelle Bemalung und (in meinem Augen noch viel wichtiger) durch die Basierung, bzw. Basegestaltung.

Ich bin nicht überzeugt. Die Bemalung setzt natürlich am Ende die Krone auf die Beziehung zum Modell. Aber vorher gibt es doch schon etwas. Sonst würden viele von uns keine Figuren sammeln.

Unsere Figuren haben nämlich manchmal eine Geschichte (und zwar schon vor der Bemalung). Das ist die Figur, die es nur auf der Tactica gab - und die jetzt auf Ebay für 30 Euro geht. Das ist die Figur, die ich nach dem Brexit bestellt habe, und die ich in Hintertupfingen beim Zoll abholen musste (1h Autofahrt). Das ist die Airfix-Figur, die tatsächlich noch in der Original-Schachtel von vor 1979 war. Das ist die Figur, die alle hässlich finden, aber ich habe sie schon damals unbemalt für ein tolles Spiel benutzt, an das ich immer gerne zurückdenke.

Kapitalismuskritisch kann man sagen, das sind alles Kauferlebnisse. Aber Sammeln macht das ja gerade aus.

Kann man diese "emotionale" Beziehung auch zu einer 3D Figur haben? Das ist doch die Frage. Und die macht sich dann bemerkbar, wenn die Figur bemalt werden soll. Ich bemale lieber Zinnfiguren als Plastikfiguren. Würde ich auch gerne 3D Figuren bemalen? D.h. will ich einer Figur, die gar keine Aura mitbringt, überhaupt die Aura meiner Bemalung geben?

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tattergreis

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Re: Verändert der 3D-Druck unser Hobby, zerstört er es etwa sogar?
« Antwort #50 am: 05. Mai 2021 - 13:01:25 »

Zitat
Kann man diese "emotionale" Beziehung auch zu einer 3D Figur haben?

Der kleine Prinz ging wieder zu den Rosen.

    »Ihr seid nicht wie meine Rose, noch seid ihr nichts«, sagte er. »Niemand hat sich mit euch vertraut gemacht, und ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mir mein Fuchs zuvor gewesen war. Er war nur ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich habe ihn zu meinen Freund gemacht und jetzt ist er einzigartig in der Welt.«

Man "hat" Beziehungen, man "gestaltet" Beziehungen; warum soll die Beziehung zu einer Figur von ihrem Material bedingt werden?



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gwyndor

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Re: Verändert der 3D-Druck unser Hobby, zerstört er es etwa sogar?
« Antwort #51 am: 05. Mai 2021 - 13:34:13 »

Sehr schön zitiert!
Auch wenn ich aus Gründen der Haptik immer noch lieber Zinn als Plastik bemale, ist das Material letztlich zweitrangig für meine emotionale Beziehung zu der Figur.
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Dirk Tietten

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Re: Verändert der 3D-Druck unser Hobby, zerstört er es etwa sogar?
« Antwort #52 am: 05. Mai 2021 - 14:27:33 »

Also ich bin seit dem es hier um Aura bei einer Figur/Gebäude usw. geht raus.


Grüße  Dirk
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Habe eigentlich immer Napoleonische Figuren 28mm für den Verkauf  :D
Und bin immer auf der Suche nach Napi-Spielern

Riothamus

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Re: Verändert der 3D-Druck unser Hobby, zerstört er es etwa sogar?
« Antwort #53 am: 08. Mai 2021 - 11:44:27 »

Masse vernichtet nicht die Kunst. Allenfalls die Wertschätzung. Wird die Kunst für die Masse verändert, kann das etwas anderes sein. Sonst könnte auch gesagt werden, dass jede Funktionalität Kunst vernichtet. Darum kann ich Perry-Minis als Kunst dem Warlord-Spielzeug gegenüberstellen. (Disclaimer: Das gilt nicht für alles von Warlord. Und einiges Spielzeug ist auch Kunst. Ich will mit dem forschen Urteil nur zum Ausdruck bringen, dass diese Frage wesentlich komplexer ist.)

Wenn ich Perry-Minis bemale macht das auch mehr Spaß als bei anderen Minis. Dennoch sind wir da im Bereich des Geschmacks, worüber sich nicht streiten lässt. Und ähnlich ist es damit, ob eine Beziehung sich entwickelt. Zu großen Teilen ist das auch nur erfahrbar. Und darum geht es auch bei der Ablehnung von Massenprodukten, obwohl doch gerade diese unsere politische Verfassung, so wie die Mehrheit sie wohl versteht, verwirklichen, während Einzelstücke sie genau genommen gefährden. Doch sprechen Einzelstücke eben auch unsere Individualität an. Wir müssen also einen Ausgleich finden, der im Bereich der Kunst im Gegensatz zur Gesellschaft rein individuell sein kann.

Was diese Fragen angeht, ist eben auch die Frage, wie sehr der 3D-Druck zu einem Werkzeug des künstlerischen Ausdrucks des Einzelnen wird. Es ist eine Möglichkeit, individuelle Kunst auch formal mit unserem politischen System zu versöhnen.

Wie sehr jemand das Hobby zum künstlerischen Ausdruck nutzt -bei eintönigen Massenarmeen wohl selten hilfreich*, kann verschieden sein. Spielzeug, historische Darstellung und Kunst können drei Pole sein.

Weil das ein so weites Feld ist, zu dem die wenigsten Meinungen übereinstimmen werden, sehe ich es auch so, mich eher auf die Notwendigkeiten zu beschränken. Auch die wollen viele ja schon nicht zur Kenntnis nehmen. 100€ für Hobbyausgaben hört sich viel an, aber in Deutschland kann die Mehrheit nicht soviel aufbringen. Jedenfalls nach einer einige Jahre alten Pressemeldung. Das kann bei der Beurteilung der Auswirkung von 3D-Druck nicht außen vor bleiben. Sagen wir es gäbe in unserem Bereich, um die Zahlen einfach zu halten, 1 Millionen Hobbiisten. 100 Millionen könnten dann im Hobby abgegriffen werden, wenn alle nur dies Hobby hätten. Sagen wir, wegen weiterer Hobbys bleiben 80 Millionen übrig. Für Farbe, Minis, Basierung, Gelände, Reisen, Bemalung, ... Der Markt hat damit Grenzen, zumal es ja auch Verkäufe und Täusche unter Hobbiisten gibt. Wenn ihr auch angebt, dass Geld für euch im Hobby keine Rolle spielt, gilt doch immer noch der Durchschnitt. Und davon müssen die Firmen leben. (Ja, da ist dann auch die Frage, wem ich mein Geld gebe und damit erhalte. Aber das würde einen Aspekt aufmachen, den wir wohl eher woanders besprechen.)

Wie wird also die Landschaft verändert würde ich fragen, nicht ob sie erhalten bleibt. Kann man weiter ohne Drucker oder Dienstleister Figuren zu passenden Preisen kaufen, oder werden weitere Zugangsschranken aufgebaut, ist für mich da die spannende Frage?

(Ja, das habe ich jetzt negativ formuliert. Aber so bekommt man ja oft bessere Antworten. Meine positive Sicht habe ich ja mehrfach, nicht nur hier im Thread, auch deutlich gemacht.)

*Wohl auch ein Grund, warum wir die bunten Armeen Napoleons bevorzugen.
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Gruß

Riothamus