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Marvin the ARVN - Südvietnamesische Streitkräfte für 'Nam

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Zerknautscher:
Das freut mich zu hören, Leute, danke!  :D

Weiter geht es heute mit der Panzer-Kavallerie.

ARVN ACAV Cavalry Squadron HQ

Meine vorläufigen M113 ACAV HQ 'Tracks' - werden irgendwann durch die Variante mit Zwillings-MG-Geschützturm ersetzt.


Update: Die neuen Fahrzeuge sind nun da: Im HQ ersetzen M113 mit M74C Geschützturm die bishering Standard-ACAV M113. Diese werden, zusammen mit einem zusätzlichen neuen M113 ACAV die drei Züge auf jeweils fünf Fahrzeuge bringen. Und schlussendlich sind nun auch die vier M106 Mörserträger 4.2“ des Regiments verfügbar. Leider fehlen noch diverse Besatzungen, die hat Battlefront leider nicht mitgeliefert. Aber da wird zukünftig sicher was gehen.




Das ARVN ACAV Cavalry Squadron HQ besteht aus zwei M113 APCs. Zur genauen Ausführung sage ich später noch etwas. Der M113 Schützenpanzer war das Ergebnis eines Entwicklugnsprozesses, der über den M114 schließlich in dem Fahrzeug mündete, das ab den frühen 60er Jahren ausgeliefert und unter anderem in Vietnam im Feld erprobt wurde. Als ‘Battle Taxi‘ geplant, erwies es sich als vielseitige Plattform für zahlreiche unterschiedliche Konfigurationen. Neben den „klassischen“ Rollen des bewaffneten Truppentransporters, Mörserträgers und Ambulanzfahrzeugs auch als Feuerleit- und Befehlswagen, FlaK-Fahrzeug und eben ACAV. ACAV steht nicht, wie man denken könnte, für ‘Armored Cavalry‘, sondern für Armored Cavalry Assault Vehicle.

Die Idee dazu stammt übrigens auch nicht von den Amerikanern, sondern von der ARVN selbst: entgegen der Doktrin der Amerikaner und ihrer ausgesandten Militärberater setzten die Südvietnamesen die M113 als Sturmfahrzeuge ein. Statt abzusitzen, kämpften die Besatzungen aufgesessen aus dem hinteren Kampfraum. Neben der Beweglichkeit und dem Panzerschutz, den die Fahrzeuge boten, waren auch das Mitführen zusätzlicher schwerer Waffen und der Munition erheblich leichter, insbesondere für die etwas kleineren Südostasiatischen Bauern. Auch die meisten Anti-Personen-Minen wurden auf diese Weise weit weniger bedrohlich, wenngleich Panzerabwehrminen stets eine große Gefahr blieben. Gegen die Guerrillas boten die Fahrzeuge jedoch meist ausreichenden Schutz.

Für die ACAV-Konfiguration entwarfen und bauten die Amerikaner schließlich sogenannte ‘ACAV Upgrade Kits‘, also Rüstsätze, die in Feldwerkstätten aber zum Teil auch schon ab Werk nachgerüstet werden konnten und die ad hoc Modifikationen aus angebrachten Stahlplatten ergänzten und schließlich ersetzten. Je nach Typ und Produktionsort tragen diese unterschiedliche Bezeichnungen wie z.B. das ‘Okinawa‘-Schema mit den markant gewinkelten Seitenplatten.

Neben diesen zunächst improvisierten und später industriell gefertigten Panzerplatten gab es auch verschiedene vollständig geschlossene Geschütztürme für den M113, unter anderem in einer Konfiguration mit einem .50Cal MG und einem .30 Cal MG (T50) und mit zwei .30 Cal MGs (M47C). Diese Türme setzten die Amerikaner nicht selbst ein, der M47C war jedoch bei den ARVN-Besatzungen sehr beliebt, da er rundum Schutz und viel Feuerkraft bot. Außerdem hatten die vietnamesischen Besatzungen weniger Schwierigkeiten mit dem kleinen und engen Turm als ihre größer gebauten, amerikanischen Verbündeten.

In ‘Nam dient diese HQ Einheit als Anker für die Formation, durch die Möglichkeit Motivationstests einschließlich Last Stand/Unit Morale zu wiederholen. Die Fahrzeuge verfügen außerdem über ein etwas anderes Profil als die anderen ACAV-Fahrzeuge der Formation, was darauf schließen lässt, dass der M47C-Turm für diese vorgesehen ist (MGs ROF 4/4, kein .50Cal MG).
Ich habe hier (noch) Modelle mit .50Cal MGs darauf, eines mit s.g. „Okinawa-Pattern“ Schilden, eines ohne. Allerdings besitze ich bereits einen Blister mit den passenden Türmen und werde die Formation sicher irgendwann nochmal um ein paar M113 aufstocken, dann bekommen diese gebraucht übernommenen Fahrzeuge einen neuen Platz in einem ACAV Platoon und die neuen M113 erhalten die korrekten Geschütztürme für das HQ. In diesem Zuge folgt dann ggf. auch noch ein M113 ACAV der Amerikaner als Militärberater (und Spearhead Team).




ARVN M113 ACAV Cavalry Platoon


Die ARVN M113 ACAV Cavalry Platoons bestehen aus bis zu 5 Fahrzeugen und entsprechen damit der späteren Organisationsstruktur ab 1967/68; von der Einführung des Fahrzeugs 1962 bis 1967 wurden nur 3 Fahrzeuge pro Platoon eingesetzt. Wie bereits im Beitrag zum ARVN M113 ACAV Cavalry Squadron HQ erwähnt, musste sich die ACAV-Doktrin erst entwickeln und der M113 durchlief zahlreiche Konfigurationen ehe man schließlich bei den finalen Varianten ankam, die bis Kriegsende im Einsatz blieben. Die Infanterie und ihre mitgeführten Unterstützungswaffen, die ursprünglich dem amerikanischen Konzept folgen und abgesessen kämpfen sollten, erhielten nach und nach andere Waffen und kämpften aufgesessen vom Fahrzeug aus. Neben den .50cal und 7,62mm Maschinengewehren wurden auch verschiedene 60mm und 81mm Mörser, 3.5“ Raketenwerfer und 57mm Leichtgeschütze montiert. Ab 1968 schließlich trug ein Fahrzeug pro Platoon ein M40 „106“mm Leichtgeschütz zur Bekämpfung harter Ziele (Kaliber 105mm, allerdings als „106mm“ geführt, da andere, inkompatible Munition in 105mm verfügbar war).

Organisatorisch bildeten zwei Squadrons M113 und eine Squadron M24 Chaffee (ab 1965 M41A3 Walker Bulldog) ein Panzer-Kavallerie-Regiment. Zur Unterstützung verfügte jede Squadron über ein Platoon 81mm Mörser (ab 1967/68 81mm Mörserträger M125). Das Regiment konnte außerdem auf vier M106 4.2“ Mörserträger und später drei M132 ‘Zippo‘ mit Flammenwerfer zur Unterstützung zurückgreifen. Jeder Infanterie-Division war ein Panzer-Kavallerie-Regiment zugewiesen.

In ‚NAM verfügen die M113 ACAV über eine Menge Feuerkraft: 3/2 Schuss .50Cal und 2/2 Schuss MG pro Fahrzeug. Das macht sie einerseits zu einer schlagkräftigen Einheit gegen ihren hauptsächlichen Gegner, die auf 3+ getroffene Infanterie der PAVN bzw. PLAF. Andererseits haben die Fahrzeuge selbst dem B40 (RPG-2) nichts entgegenzusetzen und werden selbst bei 3+ getroffen, sind also entsprechend anfällig für Gegenfeuer. Das Leichtgeschütz kann die Frontpanzerung eines K2 (T-54) frontal durchschlagen und auf kurze Distanz ‚Beehive‘-Streugranaten gegen ungeschützte Infanterie verschießen, allerdings macht der Einsatz der Waffe durch die ‚Recoilless‘-Sonderregel das Platoon auch äußerst verwundbar für Gegenfeuer. Gegen Panzer lohnt sich der Einsatz also nur aus dem Hinterhalt und in absoluten Notsituationen.


Ein ACAV Platoon mit vier Fahrzeugen, davon eines mit M40 '106mm' recoilless rifle, unterstützt einen Zug Infanterie mit seiner Feuerkraft beim Vorgehen in einem Reisfeld.

Politischer Exkurs – „Palastwachen“
Das Panzer-Korps der ARVN wurde spöttisch auch als „Palastwachen“ bezeichnet. Dies hatte mehrere Ursachen. Einerseits verblieben die gepanzerten Einheiten trotz ihrer Mobilität, Schlagkraft und ihres relativ guten Schutzes zumeist in den Städten oder ihrer unmittelbaren Umgebung. Zum anderen dienten sie ganz unverhohlen der Einflussnahme auf die Politik und waren ein wichtiges Werkzeug um Macht in der RVN zu verteilen, zu erhalten oder zu stürzen.


Dunstan, S., Sarson, P., & Bryan, T. (1985): Armour of the Vietnam Wars. Osprey Publishing Ltd. S. 13

Ab 1968 änderte sich jedoch zumindest die Einsatzweise merklich: Die Tet-Offensive im Januar 1968 forderte die Stärke der ARVN heraus, welche daraufhin die Feuerkraft und Mobilität der Panzer-Kavallerie erstmals voll ausspielte. Die Kavallerie-Einheiten waren ein wichtiger Faktor in der blutigen Niederschlagung der Offensive und wurden infolge des überraschenden Angriffs auch erstmals in größerem Ausmaß außerhalb der Städte eingesetzt. 1971 gipfelte dies im Unternehmen Lam Son 719, bei dem die Grenze nach Laos überschritten und die Versorgungslinien und Nachschublager der PAVN (Schnellstraße 559/Ho-Chi-Minh-Pfad) in Tschepone anvisiert wurden, wobei es erstmals zu schweren Gefechten zwischen regulären nordvietnamesischen und südvietnamesischen Truppen kam.

ARVN M125 Mortar Platoon

M125 81mm Mörser auf APC in Feuerstellung auf einem Marktplatz.

Ich hatte ja von den zahlreichen M113-Varianten berichtet; hier nun also das ARVN M125 Mortar Platoon mit drei 81mm Mörsern auf M113 APC. Nachdem die Kavallerie ja mit 60mm Mörsern gestartet war und dann auf 81mm Mörser aufrüstete, war es nur logisch diesen Mörsern dieselbe Beweglichkeit wie dem Rest der Truppe angedeihen zu lassen. Auch der Panzerschutz und das .50Cal Maschinengewehr kam den Mörserzügen der Kavallerie nicht ungelegen. Üblicherweise waren zwar die Patrouillengebiete durch das (idealerweise überlappende) Feuer aus verbündeten Fire Support Bases abgedeckt und auch Luftunterstützung stand gelegentlich zur Verfügung. Die mobilen Mörser konnten jedoch auch – für den Gegner schwieriger einzuschätzen – diese Feuerzonen verschieben bzw. erweitern. Diese Beweglichkeit war aber hauptsächlich außerhalb des Guerrillakampfes von Vorteil, wo sich die Fronten und Anforderungen schneller änderten.

Wie auch schon die 81mm Mörser der Infanterie sind die M125 leider nicht wahnsinnig zuverlässig, was an ihrem Skill von 5+ in Kombination mit den Geländeregeln in ‘Nam liegt, wodurch sie immer auf 6 einrichten und nachts das Feuer gar nicht verlegen können. Im Gegensatz zu den Firebase-Mörsern sind die Teams aber auf dem Tisch, beweglich, gepanzert und mit MGs ausgerüstet. Damit kann man also immerhin Aufstellungsräume blockieren und im Notfall auch Infanterie Teams bekämpfen oder ein Missionsziel bedrohen. Die dünne Panzerung der APCs bleibt aber auch hier ein Problem, denn sie macht aus den Kisten ein gefundenes Fressen für RPGs. Zusätzlich ist der offene Kampfraum empfindlich gegen Sturmangriffe… Trotzdem war es mir ein Anliegen, dass auch die ACAV eine eigene Schablone dabei hat und die Mörser haben sich mit beeindruckender Konsistenz (trotz Range in auf 6!) im Spiel bewährt.


Sorandir:
Bewundernswert, wie akribisch du die ganzen Sachen recherchierst. Sehr interessant zu lesen.

Koppi (thrifles):
Bisher komplett an mir vorbeigegangen. Tolles Thema, klasse umgesetzt, muss ich mir die Woche in Ruhe durchlesen... 8)

Commissar Caos:
Tolles Projekt! ich bin gerade echt erschlagen von deiner Recherche.  :o
Deine Fotos sind wahnsinnig schön. Da kommt richtig feeling rüber!

Parmenion:
Wieder ein super Bericht und sehr detailiert! Gerade die Ausführungen über den M113 finde ich sehr gut.
Habe ich mit ein wenig Wehmut gelesen, da ich auch einige Jahre auf  der Kiste herum geschaukelt bin :D.

Deine Bilder sind weiterhin serh inspirierend  :)!! Alle Daumen hoch!! Wo hast du denn diese etwas "dickeren Palmen" her?? Die gefallen mir auch sehr gut.

Parmenion

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