Das ist wieder ein schöner Bericht.
Die Behandlung der Tuniken bei Sumner zieht sich allerdings durch alle drei Bände, da er sämtliche Zeugnisse zur Tunikafarbe aufführt. Und dadurch ist Fuentes veraltet, auch wenn der Illustrator sich dort kein eigenes Urteil erlaubte.
Bei dein weißen Tuniken geht es nicht um 'alba' (nicht reines weiß), sondern um 'candida' (reinweiß). Das wird von einigen Reenactorn nicht verstanden.
Dann hatten alle Römer , auch Zenturionen, bei Kulthandlungen eine reinweiße Tunika zu tragen. Bei den Spielen zum Soldempfang etwa oder bei einem Tempelbesuch. Zeugnisse zu weißen Tuniken liegen zudem fast nur vor kultischem Hintergrund vor. Im Laufe der Zeit ändert sich die Mode und Tuniken werden verziert, auch die tunica candida. In der Spätantike waren dadurch militärische und zivile Tuniken zu unterscheiden.
Im Wüstensand hat sich etwas sehr interessantes erhalten. Zentrale Bestellungen von Tuniken in einer Farbe für ganze Einheiten aus der Kaiserzeit. Grün und braun, wohl für den Alltag.
Plinius berichtet, dass Legionäre, Zenturionen und höhere Offiziere verschiedenes Rot trugen und der Staat die Pflanzen dafür anbaute. Klar, eine Kostenfrage. Die roten Tuniken scheinen für den Kampf reserviert gewesen sein, wenn sich das vorhersehen ließ. Ganz klar sind die Quellen da nicht. Das einfache Rot viel entweder aus wie die billigen Versionen britischer Uniformen, so wie bei Connolly gezeigt, oder rotbraun (rubra), was auch getrocknetes Blut etwas verbarg. Zenturionen bekamen Karmesin, Offiziere 'gefälschtes Purpur', wohl ein Rot, während die Feldherrnmäntel violettes Purpur zeigten.
Römische Seesoldaten trugen aus Aberglaube Blau. Es wird angenommen, dass das auch für aus Seesoldaten aufgestellte Legionen galt.
Aber der dicke Hund kommt noch: Außer für die reinweiße Kleidung gab es keine Vorschrift und in 400 Jahren ändern sich Bräuche und Moden. Das Bild, auch wenn ich sehr vereinfache, sah also komplexer aus, als sich Fuentes das vorstellte. Es gab keine Uniform.
Dank Graham Sumner braucht mir das auch keiner glauben, da er die Zeugnisse aufführt und es durchaus Raum für Zweifel gibt. Ich kann die drei Bände Roman Military Clothing, auch als ein Buch erschienen, nur empfehlen. Besseres gibt es nicht zum Thema und jeder kann sich selbst ein Bild zu dieser alten Frage machen.
(Bis zu Marius brachte der Legionär wohl eigene Tuniken mit. Einheitlich war da wohl nur, dass alle eine reinweiße Tuniken hatten.)
(Sumner vertritt im Gegensatz zur herrschenden Meinung die Existenz von Lederrüstungen. Er interpretiert als Lederharnische von Wagenlenkern eingestufte Funde als militärisch. Diese sind jedoch durch Bildwerke in ihrer Funktion abgebildet.)