Es ist November 1941, die Wehrmacht steht vor den Toren Moskaus. Gleichzeitig versucht sie, die Stadt von Norden und Süden zu umgehen und einzuschließen. Im Süden rückt Guderians Panzerarmee auf Tula vor. Im Norden rückt die 3.Panzerarmee nach Osten, an der Spitze die 7.te Panzerdivision, die einst unter Rommel den Durchbruch zum Ärmelkanal errang.
Aber nach dem langen Feldzug ist die 7.Panzerdivision nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ihre Speerspitze besteht aus einer kleine Kampfgruppe: 2 Bataillone Infanterie, eine Kompanie Pz.Kw 38(t), ein paar Züge Unterstützungstruppen.
Die Kampfgruppe rückt über Schleichwege auf den Moskau-Wolga.Kanal vor. Er ist das letzte Wasserhindernis in Nord-Südrichtung, das eine Umfassung Moskaus blockiert. Und die Rote Armee hat dahinter keine Befestigungsanlagen mehr...
In der Nacht zum 28. November gelingt es einem kompaniestarken Stoßtrupp, sich durch die Wälder bei Jachroma zu schleichen und dort die Brücke über den Kanal zu nehmen.
Das Gros aber steht noch weiter westlich und muß den Weg durch die Stadt freikämpfen.
Ohne daß es die Deutschen ahnen, ist östlich des Kanals das Aufmarschgebiet der 1.ten Stoßarmee, die, frisch aufgestellt, die Gegenoffensive der Roten Armee vorbereitet.
Dieses Szenario haben wir neulich in unserem Hamburger Club mit 6mm Miniaturen nachgespielt.
Gespielt haben wir mit den Regeln „Battle Group Commander“, einer Weiterentwicklung von „Spearhead“. Auf die Details will ich nicht eingehen. Zum Verständnis der Bilder sei aber gesagt, daß ein Modell, bzw. eine Base Infanterie einen ganzen Zug darstellt. Maßstab des Geländes ist 1“ = 100 m.Ein grauer Wintertag bricht an. Schnee liegt auf dem Boden. Es ist kalt – noch nicht die mörderische Frostkälte des Dezembers, aber kalt genug. Die Deutschen treten zum Angriff an.
Währenddessen schlafen die ahnungslosen Russen in ihren Zelten und Quartieren.
Aber es gibt aufmerksame Posten: „Alarm,
Nemetzki, Dawai, Dawai. Auf Männer“. Die ersten Schüsse empfangen die Deutschen. Aber der Angriff ist im Gange.
Aber nicht überall klappt die Alarmierung so gut. „Was ist?“ „Alarm,
Desantniki, Fallschirmjäger auf der Brücke. Wo ist der Kommandeur?“ „Keine Ahnung, hier nicht! Versuch\'s mal bei Swetlana“
Es gelingt der Kampfgruppe, durch Jachroma zu brechen. Aber im Vorort nördlich des Einbruchs, vom Gros getrennt, hält sich ein Zug russischer Schützen hartnäckig gegen zahlreiche Sturmangriffe. Und im Stadtkern steht fast ein ganzes Sowjetbataillon.
Währenddessen versucht der Stoßtrupp, seine Stellung zu erweitern. Der erste Deutsche Zug über die Brücke bermerkt im offenen Feld vor sich keinen Feind. Allzu sorglos rückt er vor und wird von flankierenden MG aus Semeschki und Peremilowo vernichtet.
Wird es den Landsern gelingen, das Ostufer zu nehmen und zu halten?
Der Sowjetkommandeur telefoniert in alle Richtungen nach Verstärkungen. PAK, Artillerie, Schützen..., aber sie treffen nur kleckerweise ein.
Während ein Zug Panzer über die Brücke prescht, gehen die beiden anderen am Westufer in Stellung, um Feuerschutz zu geben.
Eine Kompanie Panzerabwehrgeschütze rollt von Süden heran (links vorne im Bild). Die werden den faschistischen Tanks Beine machen. Aber – die Entfernung von Semeschki aus ist zu groß. Also, vor, auf die offene Fläche. Schwerer Fehler, die PAK werden von den Panzern am anderen Ufer zusammmengeschossen, noch bevor sie abprotzen können.
„#*@%, die PAK hat\'s erwischt. Los, bereitet Molotowcocktails vor.“, „Wir haben kein Benzin, Genosse Kommandeur“. „Egal, alles, was brennt“, „Da sind ein paar Kasten Wodka“ „Also, worauf wartet ihr noch?“ „Genosse, es ist Wodka, guter Wodka“. Aber dazu kam es am Ende doch nicht.
Der Kampf in Jachroma dauert lange. Langsam gewinnen die Deutschen die Oberhand. Der Sowjetische Kommandeur sieht sich in die Defensive gezwungen, dann gibt er den Befehl, sich nach Süden abzusetzen.
Der einzelne Zug in Nord-Yakhroma hat bis jetzt durchgehalten. Nun zerstreuen sich die Männer, sie versuchen, sich in kleinen Gruppen über die Vorgärten und durch die Wälder zur eigenen Truppe durchzuschlagen.
Den abrückenden Schützen gelingt es im Straßengewirr von Jachroma, sich vom Feind zu trennen. Beim Bataillonschef trifft ein Offizier ein, Vertreter des Regimentskommandeurs. „Sind Sie verrückt geworden? Hinter uns ist Moskau. Hier muß bis zum letzten Mann gehalten werden. Sorgen Sie dafür, daß Ihre Männer zum Stehen kommen. Sonst ...“ Und tatsächlich, es gelingt, die weichende Truppe zum Halten zu bringen. In Süd-Jachroma sammeln sie sich wieder. Der Kampf auf dem Westufer geht weiter.
Im Osten gehen drei Batterien Haubitzen hinter dem Wald in Stellung. Aber, noch können sie nicht gezielt schießen. Ein Beobachter muß vor, um Anweisungen zu geben.
Endlich ist der Artilleriebeobachter in Stellung. Am Telephon zu den Haubitzen kurbeln. Nichts. Nachprüfen, reparieren, endlich steht die Verbindung.
Die Haubitzen schießen sich auf die Brückenabfahrt ein. „Volle Deckung“, wenn die Granaten heranheulen. Die Landser, die über die Brücke wollen, müssen sich immer wieder auf den Boden werfen. Und „Los weiter“, bis die nächste Salve herunterrauscht. Den Panzerfahrern geht es nicht viel besser. „Luken Dicht“, und immer wieder von Nahtreffern durchgeschüttelt. Schließlich gelingt es doch, von der Brücke herabzukommen und sich zu entfalten.
Von Norden rückt ein Infanteriebataillon heran und besetzt, Höhe 213 und das Waldstück.
Nach einiger Verzögerung kommt auch von Süden Infanterie heran. Ein Panzerregiment ist ebenfalls in Bewegung gesetzt worden – keine T-34, sondern nur T-26 – Blechbüchsen – aber immerhin.
Doch es kommt nicht mehr zu weiteren Kämpfen. Die Nacht kommt früh in dieser Jahreszeit.
Unsere Spielzeit war zu Ende bevor es zu Nahkämpfen am Ostufer kommen konnte.
Im Spiel waren die Deutschen nicht ganz so erfolgreich wie 1941:Die Kampfgruppe konnte die Hügel über dem Kanal und die nächstgelegenen Ortschaften erobern und gegen all Angriffe halten.
In der Nacht dann kam der Befehl zum Rückzug. Die Heeresgruppe Mitte hatte keine Reserven mehr, mit denen sie den Brückenkopf hätte ausnutzen können.
Deutsche Lagekarte, oben, südlich Dmitrow ist der Brückenkopf eingezeichnet.
Nach dem Rückzug wurde die Brücke bei Jachroma gesprengt, die Kampfgruppe zur Bereinigung von russischen Stellungen am westlichen Ufer eingesetzt.
Eine Woche später rollte die Gegenoffensive der Roten Armee an...
Denkmal in Peremilowo
Oberleutnant Reineck, der Führer des Stoßtrupps, der die Brücke genommen hatte, erhielt mehrere Wochen später für diese „schlachtentscheidende Tat“ das Ritterkreuz – posthum. Er war den Wunden erlegen, die er bei Jachroma erlitten hatte.
Wer mehr über das Geschehen 1941 erfahren will, sei verwiesen auf:
Osprey Campaign, Moscow 1941
Paul Carell, Unternehmen Barbarossa
H.Scheibert, Die Gespensterdivision
http://i14.tinypic.com/4vqxag5.jpg (Verweis aus:
http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?t=4791&postdays=0&postorder=asc&highlight=jachroma&start=45)