Der Pub > An der Bar
Hobby Schatzsucher macht großen Fund
Menic:
Den Archäologen geht\'s nicht darum \"etwas\" zu besitzen, blödsinn.
Der Mist an den Metall-Sondierer ist, dass sie die Fundstücke aus ihrem Fundkontext reissen. Da geht nicht nur die genaue Datierung flöten - Vorallem wenn sie einfach die Münzen entfernen, Argh! Sie gehen nur auf die Objekte los. Wenn sie doch wenigstens genau dokumentieren würden wie und wo der Fund liegt! Nach der Bearbeitung (Fotos, Zeichnungen, Vergelichen mit anderen Funden etc.) können die von mir aus das Zeug nachher wieder haben...
Aber in England können die den Fund sogar legal VERKAUFEN!!! Ich glaub\'s nicht. Horrorio, das gibt mir den Einschmelz-blues!
grüss
m
Jimo:
--- Zitat von: \'Menic\',index.php?page=Thread&postID=40237#post40237 --- ... Aber in England können die den Fund sogar legal VERKAUFEN!!! ...
--- Ende Zitat ---
Nicht ganz. Würde der Finder den Fund verkaufen wollen macht er sich strafbar. Ganz so einfach funktioniert es in England nicht. Sondern ...
1) zuerst stellt ein Untersuchungsrichter fest worum es sich handelt. Ob also der Fundgegenstand z.B. einer Person zugeordnet werden kann. Maßstab ist hier z.B. der Zeitraum von 300 Jahren. Ob der Gegenstand von einer Person nachweislich \"versteckt\" wurde o.ä. Ist eine Zuordnung möglich geht der Gegenstand an diese Person oder dessen Nachkommen. Alles was länger als 300 Jahre im z.B. Boden gelegen hat ... Ist dies der Fall wird der Fund als \"Schatz\" deklariert und geht ...
2) dann in den Besitz der Krone über. Wobei die Krone quasi für den Moment (wobei dieser durchaus Jahre dauen kann, siehe 3 - 5) der Treuhänder ist.
3) Nun wird ein unabhängiges Komitee beauftragt den \"Marktwert\" des Fundes zu bestimmen.
4) Der Gegenstand wir dann grundsätzlich dem Britischen Museum zum Kauf angeboten (Preis s.o.).
5) Leht das BM ab können andere Museen sich um den Kauf bemühen.
6) Vom Erlös erhält der Finder 50%, der Eigentümer des Erdbodens ebenfalls 50%.
Im aktuellen Fund haben Experten bereits geschätzt, dass der Verkaufspreis bei einem 7-stelligen Wert liegen dürfte. Also 1-9 Mio Pfund. Nicht schlecht ...
In Britannien ist es zum Glück der Regelfall, das Sondensucher Ahnung von der Suche haben und auch recht ordentliche Kenntnisse der wissenschaftlichen Arbeit haben. So ist es normal, dass der Fund nicht (!) an die große Glocke gehangen wird, sondern Archäologen sehr früh eingeschaltet werden (s.o.), d.h. der Fund nicht (!) publik gemacht wird und z.B. Ausgrabungen in aller Stille getätigt werden. Sogar über Jahre hinaus. Wenn diese abgeschlossen sind (oder zum größten Teil), dann wird der Fund erst veröffentlicht und die oben beschrieben Punkte 3 etc. kommen ins rollen ...
Antipater:
Menic hat die Problematik gut zusammen gefasst. Der Fundplatz ist das Spannende, egal was Indy und Miss Croft behaupten. Auch vermeintliche Streufunde lassen sich i.d.R. vergemeinschaften und so zu historisch-archäologisch relevanten Konzentrationen zusammenpuzzeln. Abgebrochene Siedlungs-, Befestigungs- oder Grabplätze kann man eigentlich nur so erschließen.
--- Zitat von: \'Angrist\',index.php?page=Thread&postID=40194#post40194 --- (...) Es mag immer wieder sein, das unter deutschen Äckern Krüge mit Münzen oder ähnliches aufgebrochen liegen (durch Pflug etc),
aber die Forschung sucht ja nichtmal auf Äckern, das ist für die ja \"gestörter Boden\" und damit wertlos. (...)
--- Ende Zitat ---
Und das ist Mumpitz (warum, siehe oben). Ausgrabungen bzw. Surveys finden allermeistens auf freiem Feld statt; natürlich am besten, bevor Erosion und Pflug die älteren Kulturschichten komplett weggerissen haben. Dass man heutzutage nicht unbedingt gleich den Spaten ansetzt, hat zum einen mit der miserablen Finanzlage der Archäologen zu tun; zum anderen damit, dass das Ausbuddeln immer auch (Zer-)Störung der Fundsituation bedeutet. Und die ist, wie gesagt, wichtiger für die Forschung als das Fundstück. Dass die Archäologen eben höchstens mit einem Georadar anrücken, um Befunde zu sichern, ist noch kein Freifahrtsschein für Sondengängerei. Was im Boden liegt, kann da ruhig bleiben - mit Ausnahme von Giftstoffen vielleicht, aber die will man ja normalerweise nicht mal geschenkt. ;)
Mehrunes:
Jaja, das übliche Argument vom \"Bodentresor\" seitens der Archäologie. Was moderne Düngemittel und andere Stoffe mit Metallen im Boden anrichten, scheint dabei gerne vergessen zu werden. Irgendwann ist das Zeug nämlich weg. Und da ist es doch wohl besser wenn der Sondengänger 1! Stück ausgräbt und danach den Archäologen verständigt, oder?
Es spricht ja niemand davon eine großangelegte, unprofessionelle Grabung zu starten. Anderseits kann man aber auch nicht bei jedem Piepen den Archäolgen verständigen. \"Oh, sorry, nur ein Kronkorken\".
Schrumpfkopf:
Also was ihr mir sagen wollt ist das ich die Speerspitze und die paar römischen Muenzen die ich bei Schwarzenholz (durch Zufall) gefunden habe abgeben muss?
Ich glaube ich nehme die Gefahr mich strafbar zu machen in Kauf...
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