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Spielertypen

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drpuppenfleisch:
Hallo Razgor,

die Ulmer Stratgen haben mit der DBx/FoG-Turnierorientierung eine ziemlich einheitliche Ausgangsbasis. Das ist vielleicht einer der am meisten unterschätzten Vorteile von Turnierkultur. Als Du in Ulm mit Deinen ACW-Szenarien angefangen hast, ist zum ersten Mal (in regelmäßigem Umfang?) eine leicht andersartige Spiele-Kultur bei den Strategen dazugekommen. Ich habe beobachtet, dass sich einige alte Ulmer DBx/FoG-Hasen sich von ACW dennoch sehr lange auffallend konsequent ferngehalten haben, während Teile der Augsburger/Münchner mir da interessierter schienen. Ich nehme das als Hinweis dafür, dass es auch in Ulm latent unterschiedliche Spielmotivationen gibt.

Ein Problem ist das bei Euch aber darum nicht, weil das schlimmstenfalls zu einer gemütlichen Koexistenz in den selben Räumlichkeiten führt. Schwierig wird Heterogenität erst beim erzählerischen Spiel, weil da unterschiedliche Herangehensweisen/Spieletypen schnell die gemeinsam gekochte Suppe verderben können. Xothian schreibt ja davon, dass bei der Afrikakampagne teilweise Spielerspiel und Spielleitung in schlechter Spannung zu einander standen. Ein einzelner Spieler kann durch seine latente, andersartige Spielmotivation ganz unbewusst ein Problem damit haben, sich bedingungslos den Regeln von gelungenem dramatischen Erzählens zu unterzuwerfen. Und damit ganz ohne Absicht eine ganze Kampagne im Sinne von (C) (siehe oben) ohne Zustimmung der anderen in (B) verwandeln.

Gruss,
dr.p

drpuppenfleisch:
@\"Spielertyp\":

Mir gefällt der Begriff nicht wirklich, weil er zum einen verdammt stark nach Schublade riecht und man dann gerne denkt, einer passe immer nur genau in eine Schublade rein.

Zum anderen glaube ich, dass teilweise Motivationen zum Zuge kommen, die nicht primär mit der Art und Weise des Spieles zusammenhängen. Manche Leute (nicht alle) wollen Bier&Brezel-Spiele, weil sie Intelligenzduelle scheuen :warning: . Andere (nicht alle) meiden Turniere, weil Niederlagen zu stark am Selbstwert knabbern :beaengstigend: . Manche Leute (nicht alle) unterstreichen den Wert von Armeelisten, weil sie gerne Rechenaufgaben durchknobeln :wissenschaftler: . Andere (nicht alle) bleiben DBMM treu, weil ein Umsatteln auf FoG einen sozialen Bedeutungsverlust in der Turnierszene bedeuten würde :freunde: . Manche (nicht alle) mögen superjuristische Spielregeln, weil sie sich sonst bei jeder Regelimprovisation persönlich angegriffen und benachteiligt fühlen und sie das dann natürlcih unglaublich stresst :| . Manchen macht Verlieren nichts aus, solange sie dem Gegner trotzdem beweisen konnten, dass sie das Zeug zu brillianten Zügen haben :pilot: . Manche spielen liebend gerne Skirmish-Spiele, weil hier die eigentliche Wettkamp-Währung \"kreativität\" heisst, und sie dort in Glanz erstrahlen können und Anerkennung bekommen :musik: . Manche hassen 1-vs-1, weil sie mit Tabletop spielen das Ziel von Geseligkeit un Gemeinschaftsgefühl verfolgen :party: . Manche mögen sogar überhaupt nicht spielen, brauchen es aber, um sich beim bemalsport eine Ziellinie zu stecken 8o . Manche geniessen Allmachtsfantasien bei dem Gedanken, den Gegner mit einer ausgefeilten Armeeliste so volle Kanne auf dem falschen Fuß zu erwischen :imsohappy: .

Diese Beispiele schreibe ich jetzt hin, ohne an konkrete Spieler zu denken. Denn jeder TT-Spieler hat seine ganz eigene Motivationslage, die prinzipiel legitim ist, auch wenn die Motive dem ein oder anderen nicht gerade sehr vornehm klingen mögen. Ohne Motivlage hält sich aber keiner im Hobby . Ich finde: es ist nicht Sache eines Forums, da tiefer über die Psyche der einzelnen Leute zu schreiben. Diese Kiste will ich gar nicht erst auf machen.

Warum ich aber diese etwas karrikaturhafte Küchen-Psychologie dennoch anführe:

Jeder Spieler sollte sich seiner eigenen, ganz persönlichen Beweggründe klar sein. Durch deine dir eigene Motivationslage gibt es bestimmte Spielweisen, die Dir liegen, und andere, gegen Du dich sperren wirst. Denn jeder normale Mensch wird versuchen, die soziale Situation \"Wir-spielen-zusammen-TT\" so hinzubiegen, dass seine eigenen Motive weitgehend \"bedient\" werden. Dieser völlig natürliche Vorgang  ist üblicher Weise beim TT kein Problem, aber beim erzählerischen TT haben Unterschiede ein hohes Sprengpotential, zumindest bei Kampagnen.

Mein Ziel ist daher ein Kampagnendesign, bei dem aus der Vielfallt und Unterschiede der Menschen nicht Not sondern Tugend wird. :verrueckt:

Razgor:

--- Zitat ---
--- Zitat von: \'drpuppenfleisch\',index.php?page=Thread&postID=45958#post45958 ---Hallo Razgor,

die Ulmer Stratgen haben mit der DBx/FoG-Turnierorientierung eine ziemlich einheitliche Ausgangsbasis. Das ist vielleicht einer der am meisten unterschätzten Vorteile von Turnierkultur. Als Du in Ulm mit Deinen ACW-Szenarien angefangen hast, ist zum ersten Mal (in regelmäßigem Umfang?) eine leicht andersartige Spiele-Kultur bei den Strategen dazugekommen. Ich habe beobachtet, dass sich einige alte Ulmer DBx/FoG-Hasen sich von ACW dennoch sehr lange auffallend konsequent ferngehalten haben, während Teile der Augsburger/Münchner mir da interessierter schienen. Ich nehme das als Hinweis dafür, dass es auch in Ulm latent unterschiedliche Spielmotivationen gibt.
--- Ende Zitat ---

Ich spiele nie mit und mache immer den Spielleiter, weil sich ansonsten das erzählerische und überraschende Element im Spiel nicht anders machen läßt.
Ich verschweige immer die Schlacht, die Armeestärken (die oft total \"unfair\" sind, wie im echten Leben...  :D  ) usw.  Ist wahr, einige Spieler mögen es sehr, andere weniger.
Da ich es nicht übertreiben will, spielen wir 3-4 x im Jahr. Und ja, es gibt unterschiedliche Spielmotivationen im Club.



--- Zitat ---Ein Problem ist das bei Euch aber darum nicht, weil das schlimmstenfalls zu einer gemütlichen Koexistenz in den selben Räumlichkeiten führt. Schwierig wird Heterogenität erst beim erzählerischen Spiel, weil da unterschiedliche Herangehensweisen/Spieletypen schnell die gemeinsam gekochte Suppe verderben können. Xothian schreibt ja davon, dass bei der Afrikakampagne teilweise Spielerspiel und Spielleitung in schlechter Spannung zu einander standen. Ein einzelner Spieler kann durch seine latente, andersartige Spielmotivation ganz unbewusst ein Problem damit haben, sich bedingungslos den Regeln von gelungenem dramatischen Erzählens zu unterzuwerfen. Und damit ganz ohne Absicht eine ganze Kampagne im Sinne von (C) (siehe oben) ohne Zustimmung der anderen in (B) verwandeln.

--- Ende Zitat ---

Ja.  Man muss mit den \"Überaschungen\" bei erzählerischen Spielen, die teilweise unfair erscheinen, klarkommen können.

Ich mache folgendes:
Die Schlachten sind immer \"echte\" Szenarien/Schlachten, die tatsächlich stattfanden. Also nichts erfundenes, daher im Nachhinein von jedem nachprüfbar.
Es gibt zu Anfangs des Spiels immer eine Erläuterung der Gesamtlage und der strategischen Situation (wie gesagt, die Spieler kennen die Schlacht nicht, die sie spielen, sonst würden sie nachlesen worum es geht!)
Es gibt ein schriftliches Briefing, wo die Befehle der oberen Generalität erläutert werden. Die Spieler übernehmen Divisions- oder Korpsgeneräle, die Befehle kommen von oberen Armeekommando. Ich selber bin als Spielleiter nicht der oberste General sondern moderiere nur das Spiel, gebe die Info, wann verspätete Armeeteile oder Reserven kommen und
von wo... die Dramatik ist manchmal fühlbar, wenn du nur 1 Division hast und plötzlich 3 gegnerische auf dich zukommen...
Oder wenn du dir sicher bist, dann du den Gegner in der Falle hast und plötzlich 3 gegnerische Brigaden von deiner ungesicherten Flanke kommen...
Nach Spielende erläutern wir gemeinsam wie das aktuelle Spiel gelaufen ist und wie die Schlacht in Wirklichkeit ablief. D.h. vielleicht hast du als Unterlegener verloren aber
wesentlich besser verloren als der \"echte General\".

Das sind Dinge, die nicht jeder mag, schätze ich.  Ist aber nicht tragisch, da erfreulicherweise bei mind. 8-10 Leuten pro Spielabend jeder Topf seinen Deckel findet  :)
Übrigens, die gleichen Spieler spielen beim nächsten Treff dann wieder begeistert FOG oder DBX, sind also flexibel.

Andere Spieler wiederrum haben überhaupt kein Interesse an so einem Spiel. Empfinde ich nicht als tragisch, da darf man nicht empfindlich sein.


P.S.

Dein Beitrag Nr. 12 ist echt klasse  :thumbup:
--- Ende Zitat ---

Diomedes:

--- Zitat von: \'drpuppenfleisch\',index.php?page=Thread&postID=45959#post45959 ---....
Mein Ziel ist daher ein Kampagnendesign, bei dem aus der Vielfallt und Unterschiede der Menschen nicht Not sondern Tugend wird. :verrueckt:
--- Ende Zitat ---
Redest du eigentlich von Kampagnendesign oder von der Durchführung eines Spiels? Ich habe den Eindruck das meiste bezieht sich auf das Spielen direkt und hat mit Kampagnen weniger zu tun. Eine Kampagne ist ja nur der zusammenhängende Faden, der mehrere Einzelspiele verbindet. Ich würde das nicht unbedingt mischen.

Diomedes:

--- Zitat von: \'Razgor\',index.php?page=Thread&postID=45963#post45963 ---....
Andere Spieler wiederrum haben überhaupt kein Interesse an so einem Spiel. Empfinde ich nicht als tragisch, da darf man nicht empfindlich sein.
..

--- Ende Zitat ---
Finde ich super, daß ist die höchste Kunst des erzählerischen Spiels. In die Rolle eines echten Armeeführers zu schlüpfen, sich einen Plan zu überlegen und zu versuchen seine Truppen passend einzusetzen.

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