In den letzten Monaten habe ich eine 15mm FoG Armee bemalt, um mal das Experiment einer Turnierteilnahme zu wagen. Die Ausrichtung des ersten FoG Thementurniers auf deutschem Boden kam mir da sehr entgegen, da ich hier halbwegs glaubwürdige Armeepaarungen erwarten durfte. Nachteil: Das ganze fand gute 600 km weit im Süden statt. Also auf zum \"3. Amberger Treffen\".
An einem heißen Wochenende im Juli betrete ich bayrischen Boden. Da fühlt man sich als Hamburger natürlich per Definition etwas unsicher. Glücklicherweise werde ich von Martin, einem sehr netten Mitspieler, vom Flughafen abgeholt und nach Amberg gefahren. Erkenntnis der Tages: Auch Turnierspieler können sehr nette Menschen sein ;-)
Das Turnier findet in einer der wenigen noch bewirtschafteten, deutschen Bundeswehrkasernen statt. Unser Gastgeber Ferdi ist da der Stabschef oder so, jedenfalls öffnet der Name gleich alle Türen, auch wenn mindestens ich so aussehe, als hätte ich einen Sprengstoffgürtel unterm T-Shirt. Ich bekomme zusammen mit Patrick (Wraith) und Jürgen (Sorandir) eine super Bundeswehrstube mit Stockbetten zugewiesen. Wie vor 25 Jahren, als ich meinen Beitrag zur Vaterlandsverteidigung leistete. Hoffentlich gibt es heute Nacht keinen NATO-Alarm. Ich bin nicht der einzige Weitgereiste, es sind auch 4 (!) Belgier da, die 10 Stunden gefahren sind.
Der Freitagabend geht dahin, indem ich bei Wings of War mit meiner Me109 mit Motorschaden über den Himmel tuckere, während um mich herum die Luftschlacht um England verloren geht. Weitere Erkenntnis des Tages: Die sind hier eigentlich alle sehr nett. Was mache ich jetzt bloß mit meinen Vorurteilen gegen Turnierspieler?
Samstag Morgen, gefechtsmäßiges Aufstehen um 08:30 Uhr. Mein Rücken schmerzt. Keine Ahnung, ob Bundeswehrsoldaten harte Buschen sind, aber auf jeden Fall schlafen sie auf verdammt harten Matratzen.
Nach exzellentem Frühstück geht es an die erste Partie. Ich spiele gegen einen der Belgier und seine mittelalterlichen Cyprioten.
Gleich zu Anfang ist der Tag bereits für mich gerettet. Ich gewinne den Initiativwurf und darf mein Dorf und einige weitere Teile meines extra angefertigten Geländes auf die Platte stellen. Strike!
Es wird dann eine sehr entspannte, freundschaftliche Partie gegen eine Armee, die meiner eigenen sehr ähnlich ist. Der einzige Fehler, den Jean Luc macht, wirkt sich fatal aus und ich habe auch noch unverschämtes Würfelglück. Ende vom Lied ist der Zusammenbruch der cypriotischen Armee, 24:1 Punkte.
Nach einem mir unverständlichen, hochkomplexen System, bei dem sicher auch das Periodensystem der Elemente und die Kalorientabellen der Weight Watchers zu Rate gezogen wurden, werden die Punkte vergeben und die nächsten Paarungen ermittelt.
Ich muß gegen den nächsten Belgier antreten. Die Partie ist etwas anstrengender, was sowohl am Gegner als auch an seiner Armee (Byzantiner) liegt. Ich habe vergessen, Jaques zu fotografieren. Statt dessen hier ein Bild von Bodo. Gegen den habe ich zwar gar nicht gespielt, aber er ist auch ganz fotogen.
Außerdem verliere ich den Initiativwurf und werde mit sehr unvorteilhaftem Gelände konfrontiert. Der Belgier Jaques manövriert meine armen Ritter schwindelig. Ich bekomme dann auch noch ein paar Regeln erklärt, von deren Existenz ich bisher noch keine Notiz genommen hatte. Tja - Erfahrung ist eine sehr nützliche Sache. Leider macht man sie immer kurz nachdem man sie gebraucht hätte. So verliere ich 3 Battlegroups, die irgendwie in die Wälder gelockt und dort niedergestochen werden, während meine restliche Armee den Gegner nicht zu fassen kriegt. Fazit: Es ist nicht viel passiert, aber genug, um nach der ominösen Berechnungstabelle voll auf die Mütze zu bekommen (4:16 Punkte).
Vorläufige Erkenntnis des Tages: Alle Regeln kennen wäre schon mal ein Anfang. Alle Regeln verstehen kommt dann in Phase 2.
Inzwischen habe ich eine Lücke in meinem perfekten Plan gefunden. Mein Flugzeug geht morgen zu früh zurück, da bleibt gar keine Zeit für die 4. Partie am Sonntag Nachmittag. Doch bevor ich still in meinen Figurenkoffer weinen muß, springt mein Retter Jürgen (Sorandir) aus dem Gebüsch und bietet sich an, die Partie mit mir noch am Samstag Abend zu spielen. Nach einer unglaublich leckeren Grillplatte zum Abendessen bereuen wir diese Idee zwar beide kurz, aber treten trotzdem mutig mit unseren Armeen an. Heinrich der Löwe mit seiner Armee aus den nördlichen Reichsgebieten gegen den Enkel seines Erzrivalen, Kaiser Friedrich II.
Jürgen verdaut das Grillfleisch anscheinend deutlich besser als ich. Zumindest scheint er einen Plan zu haben. Während ich mit einem Drittel meiner Armee ziel- und sinnlos auf der rechten Flanke herumirre und mich im Zentrum nach anfänglichem Erfolg in ineffektivem Geplänkel verliere, überrennt Jürgen, ein bißchen vom Glück begünstigt, meine linke Flanke, schlägt meine Ritter und Sergeanten tot und plündert mein schönes Lager. Meine Truppen brechen zusammen und suchen ihr Heil in der Flucht. 5:20 verloren. Eine bittere, durch Unfähigkeit verschuldete Niederlage. Einziger Trost: Damit verschaffe ich Jürgen die nötigen Punkte, um am Ende das Turnier als Dritter zu beenden. Fotos vom Schlachtverlauf gibt es für Partie 3 und 4 leider keine mehr, da ich vergessen habe, welche zu machen.
Das letzte Spiel am Sonntag Vormittag habe ich gegen unseren Gastgeber Ferdi. Der ist bekannt dafür, daß er seinen Truppen das Letzte abverlangt und keine Niederlagen duldet. Ganz der Herr Oberstleutnant eben.
Warum der nette Rekrut, der uns die ganze Zeit hervorragend bewirtet hat, bei diesem Foto im Hintergrund die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, bleibt leider ungeklärt
Es wird ein sehr hart umkämpftes, gutes Spiel, bei dem ich zwar diverse Fehler durch Regelunkenntnis und Vergesslichkeit mache (sowohl zu meinem Vor- als auch zu meinem Nachteil), aber zumindest taktisch nicht so völligen Schwachsinn verzapfe. Nach guten 3 Stunden haben wir uns gegenseitig nahezu ausgelöscht und beide Lager sind geplündert. Ein verdientes Unentschieden, 10:10 Punkte.
Fazit: Eine schöne, gut organisierte Veranstaltung mit netten Teilnehmern, guten Spielen und gutem Essen. Turniere sind gar nicht so doof. Zumindest bei FoG nicht. Es bestehen gute Chancen, daß es nicht meine letzte und einzige Turnierteilnahme war.
Herzlichen Glückwunsch an Patrick (Wraith) zum 2. Platz und Jürgen (Sorandir) zum 3. Platz. Natürlich auch an Thomas (Killing Zoe) zum Turniersieg.
Zum Abschluß noch ein paar Bilder von Wraith\'s und Sorandirs Figuren, die beide sehr sehenswert waren (also die Figuren, meine ich jetzt...):