Der ein oder andere hat ja schon mitbekommen, daß ich mich zur Zeit voll in den Herbstfeldzug von 1813 stürze. Dabei fällt mir verstärkt auf, wie sehr die Schlacht bei Dresden vernachlässigt wird. Napoleonistyka hat eine recht ordentliche Beschreibung der Schlacht, aber die Wikipedia-Artikel (Deutsch, Englisch, Französisch) sind ein Witz und z.B. in D. Lievens Russia against Napoleon, das ich gerade lese, wird die wohl neben Leipzig größte Schlacht der napoleonischen Kriege nur am Rande behandelt. In den meisten Beschreibungen der Schlacht (wenn denn 2 Absätze diese Bezeichnung verdienen) wird neben der Tatsache, daß Napoleon gewonnen hat, nur Moreaus Tod besonders erwähnt.
Ich komme aber immer mehr zu dem Eindruck, daß Dresden - und nicht Waterloo oder Leipzig - die eigentliche Entscheidungsschlacht der napoleonischen Kriege war. Ein Sieg bei Leipzig hätte schon von der Anlage der Schlacht her nicht entscheidend sein können, ein Sieg bei Waterloo hätte Napoléon nicht automatisch wieder zum Herrscher von Europa gemacht. Aber der Sieg von Dresden, richtig ausgenutzt, wäre der entscheidende Sieg über die Koalition gewesen. Bei Dresden stand gegen Napoleon das stärkste Heer der Verbündeten, ungefähr die Hälfte ihrer Truppen. Eine Vernichtung dieser Armee hätte Österreich aus der 6. Koalition geworfen und es Napoleon ermöglicht, die beiden übrigen Heere der Verbündeten nacheinander zu zerschlagen, da das Katz- und Maus-Spiel des Trachtenbergplanes nicht mehr funktioniert hätte.
Ohne die Vernichtung der Südarmee wurde der Sieg Napoléons natürlich nahezu wertlos gemacht durch die Niederlagen an der Katzbach, bei Kulm und Dennewitz. Wahrscheinlich liegt hier der Grund, warum die Schlacht um Dresden so vernachlässigt wird. Aber eine Verfolgung hätte Vandammes Korps gerettet und statt dessen die Südarmee vernichtet. Dann wäre der alliierte Sieg an der Katzbach wertlos gewesen und bei Dennewitz hätte Napoleon sein Hauptheer aufstellen können.