Epochen > Absolutismus und Revolution
Die Schlacht um Dresden, 26./27.08.1813
Poliorketes:
Der ein oder andere hat ja schon mitbekommen, daß ich mich zur Zeit voll in den Herbstfeldzug von 1813 stürze. Dabei fällt mir verstärkt auf, wie sehr die Schlacht bei Dresden vernachlässigt wird. Napoleonistyka hat eine recht ordentliche Beschreibung der Schlacht, aber die Wikipedia-Artikel (Deutsch, Englisch, Französisch) sind ein Witz und z.B. in D. Lievens Russia against Napoleon, das ich gerade lese, wird die wohl neben Leipzig größte Schlacht der napoleonischen Kriege nur am Rande behandelt. In den meisten Beschreibungen der Schlacht (wenn denn 2 Absätze diese Bezeichnung verdienen) wird neben der Tatsache, daß Napoleon gewonnen hat, nur Moreaus Tod besonders erwähnt.
Ich komme aber immer mehr zu dem Eindruck, daß Dresden - und nicht Waterloo oder Leipzig - die eigentliche Entscheidungsschlacht der napoleonischen Kriege war. Ein Sieg bei Leipzig hätte schon von der Anlage der Schlacht her nicht entscheidend sein können, ein Sieg bei Waterloo hätte Napoléon nicht automatisch wieder zum Herrscher von Europa gemacht. Aber der Sieg von Dresden, richtig ausgenutzt, wäre der entscheidende Sieg über die Koalition gewesen. Bei Dresden stand gegen Napoleon das stärkste Heer der Verbündeten, ungefähr die Hälfte ihrer Truppen. Eine Vernichtung dieser Armee hätte Österreich aus der 6. Koalition geworfen und es Napoleon ermöglicht, die beiden übrigen Heere der Verbündeten nacheinander zu zerschlagen, da das Katz- und Maus-Spiel des Trachtenbergplanes nicht mehr funktioniert hätte.
Ohne die Vernichtung der Südarmee wurde der Sieg Napoléons natürlich nahezu wertlos gemacht durch die Niederlagen an der Katzbach, bei Kulm und Dennewitz. Wahrscheinlich liegt hier der Grund, warum die Schlacht um Dresden so vernachlässigt wird. Aber eine Verfolgung hätte Vandammes Korps gerettet und statt dessen die Südarmee vernichtet. Dann wäre der alliierte Sieg an der Katzbach wertlos gewesen und bei Dennewitz hätte Napoleon sein Hauptheer aufstellen können.
tattergreis:
Napoleon war eben nicht in der Lage, einen entscheidenen Sieg zu erzielen, deshalb brachte sein Sieg keine Änderung der strategischen Lage. Eine Verfolgung fand ja statt (was zur Vernichtung von Vandammes Korps führte), aber ein entscheidendes Manoeuvre sur la Derrières war eben nicht möglich gewesen.
--- Zitat ---Ich komme aber immer mehr zu dem Eindruck, daß Dresden - und nicht Waterloo oder Leipzig - die eigentliche Entscheidungsschlacht der napoleonischen Kriege war.
--- Ende Zitat ---
Das verstehe ich nicht, meinst Du, danach war die franz. Niederlage unausweichlich?
Und was wäre gewesen, wenn Ney und Lauriston bereits bei Bautzen am 21. Mai der alliierten Armee die Rückzugswege verlegt hätten? Wäre Österreich überhaupt noch zur alliierten Seite hinzugetoßen?
Poliorketes:
Vandamme hat doch eigentlich weniger verfolgt, sondern das Manouevre sous les Derrieres ausgeführt. Er konnte ja die Russen und Österreicher sogar aufhalten, bis Verstärkung kam - zu seinem Pech aber Yorck und nicht Napoléon.
Ein entscheidenderer Sieg bei Bautzen (oder schon Lützen/Großgörschen) hätte wohl Preußen zum Satelliten Rußlands gemacht, insofern waren beides auch Entscheidungsschlachten, aber hätte Österreich dann nicht erst recht in den Krieg eintreten müssen, um nicht das preußische Erlebnis von 1806 zu teilen? Ich denke, Dresden war der Punkt, an dem Napoleon den Krieg gewinnen konnte. Im Gegensatz zu seinen Mai-Siegen war ja auch das Gelände für ihn - Schwarzenberg mußte ja seine Truppen durch die Schluchten des Erzgebirges bringen, die völlig verstopft waren.
tattergreis:
eine kleine Frage: die alliierte Armee wurde noch von anderen franz. Truppen verfolgt (außer Vandamme), ich weiß allerdings nicht, wieviel Truppen an dieser Verfolgung teilnahmen. Hat jemand dazu Informationen?
Poliorketes:
Ich weiß nur, daß Murat in der falschen Richtung gesucht hat, kann nicht allzu energisch gewesen sein.
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