Epochen > Absolutismus und Revolution

Die Schlacht um Dresden, 26./27.08.1813

<< < (2/4) > >>

Davout:
Ich denke nicht, dass bei Dresden ein entscheidender Sieg möglich war. Die Verfolung war schon schwer mit genug möglich, denn die Armee war abgekämpft nachdem sie gegen eine Übermacht die Stadt behauptet hatte. Außerdem müssen die Wegeverhältnisse katastrophal gewesen sein nach dem heftigen Regen. Selbst wenn es gelungen wäre energischer nachzusetzen waren die Allierten zahlenmäßig noch ziemlich stark. Das war auch keine Niederlage wie bei Austerlitz. Man muss zudem bedenken, dass zwar die alliierte Hauptarmee geschlagen war, aber noch intakte Armeen bestanden, die zugleich zeigten, dass sie ihre französischen Gegner besiegen konnten. Der strategische Zusammenhang ist dabei besonders wichtig. Die Niederlage von Kulm war besonderes Pech. Es konnte keiner ahnen, dass da plötzlich Kleist von hinten kam (nicht York, der war bei der schlesischen Armee Blüchers).

Statt bei Dresden hätte Napoleon bei Bautzen den Krieg vielleicht mit einem Schlag entscheiden können. Allerdings hatte keiner Erfahrung mit dem \"getrennt marschieren, vereint schlagen\", so dass Ney eben nicht in der Lage war, eine vernichtende Entscheidung herbeizuführen.

Preußen war bereits ein Satellit Russlands und das im Frühjahr 1813 genauso wie bereits im Winter 1806/07. Ohne Russland wäre Preußen nie wieder eine Großmacht geworden.

Grüße

Davout

tattergreis:
Damit Dresden eine Entscheidung hätte herbeiführen können, hätte es nach Chandler* von franz. Seite anders angelegt werden sollen: statt nur Vandamme in die Versorgungslinien der Alliierten über Pirna zu verlegen, hätte Napoleon ein weiteres Corps mit dieser Aufgabe betrauen sollen, oder er hätte Vandamme nach Dresden zur Unterstützung St.Cyrs befehlen und dann selbst ein echtes Manoeuvre sur les Derrières ausführen sollen, indem er seine Hauptstreitmacht (Garde, Reservekavallerie, Marmont und Victor) über die Elbe in den Rücken der Südarmee verlegt.  Das hätte wahrscheinlich zur Vernichtung der Südarmee geführt.


--- Zitat ---Allerdings hatte keiner Erfahrung mit dem \"getrennt marschieren, vereint schlagen\", so dass Ney eben nicht in der Lage war, eine vernichtende Entscheidung herbeizuführen.
--- Ende Zitat ---
Das ist ein Grundmuster der napoleonischen Kriegsführung gewesen, schon bei Castiglione 1796 hat Napoleon geplant, seinem Gegner den Rückzug mit überraschend in der tiefen Flanke erscheinenden Truppen abzuschneiden (hat auch nicht geklappt)
Ney war einfach der falsche Mann für den Job. Man fragt sich wirklich, was Napoleon in ihm sah.

cheers

*Chandler, The Campaigns of Napoleon

Davout:
Wenn Chandler das wirklich so geäußert hat, dann ist das eigentlich kompletter Unsinn und verkennt die Situation. Dresden war keine von Napoleon geplante Schlacht. Im Gegenteil, er kam mit seinen Reserven dem arg bedrängten St. Cyr zu Hilfe. Wo sollte er denn noch mehr Korps für eine grandiose Aktion hergenommen haben, wenn auch so die Allierten noch zahlenmäßig überlegen waren? Das ist genauso realistisch wie der angebliche Vorschlag zum massiven Umgehen der russischen linken Flanke bei Borodino. Strategisch sicher richtig, takisch viel zu riskant.
Der Ausgang der Schlacht ist ohnehin schon eine ziemliche Leistung von französischer Seite gewesen. Möglicherweise wäre es bei einem energischeren allierten Vorgehen garnicht erst zu einer so großen Schlacht gekommen, wenn St. Cyrs Truppen gleich allein aus Dresden vertrieben worden wären

Irgendwelche Flankenmanöver in napoleonischen Schlachten kann man nicht mit dem Moltkeschen Prinzip gleichsetzen. Das strategische Führen mehrerer kompletter Armeen auf einmal war einfach nicht möglich. Insofern trifft das für Ney bei Bautzen eigentlich auch nicht so ganz zu, trotzdem war die Nummer zu groß für ihn. Ich habe auch nie wirklich verstanden, warum Napoleon Ney 1813 so viel Verantwortung übertrug. Der war vielleicht geeignet als Korpskommandeur aber alles andere überforderte ihn doch. Bei der Jungen Garde war er wohl noch am besten aufgehoben.

Grüße

Davout

Poliorketes:
Das die Verbündeten bei Dresden ziemlich Mist gebaut haben, steht außer Frage. Ich frage mich, aus welchem Kriegshandbuch Schwarzenberg die Idee hatte, erst mal 2 Tage mit dem Angriff zu warten - inzwischen hätten die Österreicher gelernt haben müsesn, daß Napoleon kein Freund von Kaffeepausen war. Napoleon hatte angeblich tatsächlich vor, selbst von hinten anzugreifen, nur fehlte ihm schlicht die Zeit. Wenn man bedenkt, wie knapp sein Eingreifen war, klingt das plausibel. Trotzdem hätte eine intensivere Verfolgung die Alliierten schwer getroffen - Kleists (natürlich nicht Yorck, der ist ja auch von Wartenburg und nicht von Nollendorf) Angriff war ja recht riskant und nur deshalb erfolgreich, weil er den Rücken frei hatte - was bei nachrückendcen Franzosen anders ausgesehen hätte. Auf den engen Erzgebirgsstraßen hätten die langen Kolonnen der zurückweichenden Alliierten nur schwer Widerstand leisten können - Vandamme hat ja auch am ersten Tag von Kulm den Russen schwer zugesetzt.

Wozu Ney zu gebrauchen war? Nun, eigentlich genau für das, was er bei Waterloo versucht hat. Er war sicher kein guter selbständiger Befehlshaber, aber als Korpskommandant in der Hauptschlacht war er schon gut. Ihm wird ja immer wieder sein Verhalten bei Quatre Bras und Waterloo vorgehalten, aber was sollte er machen, wenn sein Oberbefehlshaber ihm wesentlich Informationen vorenthielt? Den armen Kerl haben sie zweimal als Sündenbock umgebracht - erst haben sie ihn erschossen, dann seinen Ruf ruiniert und ihm zum Sündenbock für alles gemacht, was Napoleon jemals falsch gemacht hat. Das ihm nicht auch noch der Marsch auf Moskau angelastet wurde, ist ein Wunder. Ney ist nun einmal der typ Befehlshaber, den Napoleon haben wollte - aggressiv, aber bloß nicht zuviel Eigeninitiative. Daß er 1813 und 1815 so stark auf ihn gesetzt hat lag sicherlich vor allem daran, daß er wenig Alternativen hatte (die anderen kandidaten hatten schon vorher gezeigt, daß sie es auch nicht konnten) und sich auf Neys Loyalität zu 100% verlassen konnte. Ich bin extrem OT, aber Neyx zu verteidigen ist eine Art Steckenpferd von mir  8)

Davout:
Eins verstehe ich nicht. Wie soll Napoleon denn von hinten gekommen sein? Bei den bis heute wenigen Elbbrücken war das unmöglich.
Ney hatte sicher seine Qualitäten, aber der Topmann Napoleons war sicher Davout, taktisch und organisatorisch talentiert und absolut loyal - nur leider zu intelligent und fähig unabhängig zu denken und handeln. Er ist nach Russland leicht in Ungnade gefallen und nach Hamburg abgeschoben worden, was sicher strategisch wichtig war, aber nicht die Position entscheidend einzugreifen. Napoleon hat es wohl nie verwunden, dass Davout 1806 allein mit seinem Korps die preußische Hauptarmee besiegte.

Grüße

Davout

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln