Wie angedroht, kommen wir damit zur Stunde Null; historisch ganz wörtlich, für das klassische Centurionen-Image im übertragenen Sinn. Zum Kampf gegen ungebärdige Germanen bläst Lucius Caedicius, Primipilar und Lagerkommandant in Varus\' verlorener Armee, Germanien 9 n. Chr.
Was dem unglücklichen Statthalter Roms in den Teutoburger Wäldern zustieß, muss ich hierzulande wahrscheinlich nicht eigens nacherzählen. Interessant wird das ja immer dadurch, wenn man das mit Beteiligten verbinden kann. Die Geschichte des
Marcus Caelius ist jedem Römer-Enthusiasten ebenso hinlänglich bekannt. Deshalb wollte ich einen anderen Centurio würdigen, der in den Berichten von Velleius Paterculus und Frontinus als Retter in der Not auftraucht. Nachdem sich nämlich die Überlebenden der Katastrophe in Aliso gesammelt haben, wird das Lager von Germanen berannt. Nur mit List gelingt Caedicius die Verteidigung und schließlich der Ausbruch, und die Soldaten können sich an den Rhein retten. Das war nun sicher auch anderen Centurionen gelungen, aber ein (gewesener) Primus Pilus war wahrscheinlich publikumstauglicher. Als Chef der ersten Centuria der Legion (zuvor vom Manipel der Triarier, dem
pilus, gestellt) war man nämlich entweder geadelter Veteran oder Quereinsteiger aus der Oberschicht. Die Taten solcher VIPs sind eben ungleich erbaulicher.
Hier steht Caedicius allerdings noch ganz am Beginn des Schlachtgetümmels. Laut Dio Cassius befanden sich die Römer auf dem Marsch, als die Germanen angriffen (wie sonst hätte man sie je schlagen können?!). Deshalb ist Caedicius gerade erst aus dem Sattel gesprungen (Offiziere reisten zu Pferd) und hat sich einen Schild vom Packwagen gegriffen (offensichtlich schleppten die \"Marianischen Mulis\" doch nicht immer alles selbst). Quasi als lebendes Feldzeichen versucht er, seine Leute zu formieren und geordnet ins nahe Aliso abzurücken.
Über die Lage von Aliso ist genauso viel spekuliert worden wie über den Ort der Schlacht im Teutoburgischen. Zufälligerweise wohne ich nur wenige Kilometer entfernt von zwei mehr oder minder heißen Kandidaten: Einer davon ist das Lager von Anreppen. Verkehrsgünstig an der Lippe gelegen, sollte das beachtlich große Lager wohl den Nachschub der östlich operierenden Truppen sichern. Beachtlich zum Zweiten sind deshalb die Getreidespeicher. Und beachtlich zum Dritten ist die Kommandantur: Hier logierte wohl ein hochrangiger, vielleicht kaiserlicher Befehlshaber. Weniger spektakulär sind allerdings die heutigen Überreste. Hinfahren lohnt also nur, wenn man sowieso in der Gegend ist (was selten vorkommen dürfte

).
Immerhin hat sich die Dorfgemeinschaft redlich um eine \"Teilrekonstruktion\" von Lagerstraßen und Gräben bemüht. Pfiffig gemacht sind außerdem die Hinweistafeln in Form römischer Feldzeichen. Dafür gibt\'s ein Fleißkärtchen und ein Bild.
Damit sind also die wesentlichen Phasen der Entwicklungsgeschichte des römischen Centurio abgedeckt. Es sollte ja eine
kurze Geschichte sein. Womit nicht gesagt sein soll, dass es nicht noch ein bisschen weiter gehen kann. Mal sehen. Ein Gesamtbild kommt nach dem Urlaub.
In jedem Fall vielen herzlichen Dank für Eure Kommentare und die damit verabreichte Motivation!Ich erlaube mir dennoch, ganz am Schluss, wiederum den Hinweis auf den zugehörigen
Blogeintrag.

PS: Die Figur ist ein Auxiliar-Centurio von Warlord Games; den Schild aus demselben Haus habe ich ergänzt.