Da stellt sich zunächst einmal die Frage, wem er noch bekannt sein soll. Viele Deutsche werden auch von Prinz Eugen nichts gehört haben, geschweige denn von Mercy, während Turenne in Frankreich sicher so bekannt ist wie Eugen bei uns. Ähnlich dürfte es mit Suworow sein, der in Rußland Nationalheld ist, aber bei uns nicht so bekannt.
Die sicherste Methode für einen Feldherren, auch einer breiten Masse bekannt zu bleiben, ist wohl die, gleich einer ganzen Epoche seinen Namen zu geben. Das geht besser, wenn man gleichzeitig auch noch Kaiser/König/Diktator/Oberhoncho ist. Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich, daß sich zeitnah ein guter Propagandist - will sagen Historiker - findet, der den Ruhm des Feldherrn weiter verkündet. Ein Beispiel ist hier Julian der Apostat. OK, den kennt der Normalbürger auch nicht, aber in der Liste der bekannten römischen Feldherren steht er weit oben, weil er einer der wenigen spätrömischen Feldherren mit einer überlieferten Geschichte ist. Das er verschiedene interessante Gegner bekämpft hat, hat wohl auch geholfen. Was der nächste Punkt ist. Ein Sieg über ein Volk, daß heute kein Mensch mehr kennt, kommt nicht halb so gut im Lebenslauf wie einer gegen heute als wichtig erachtete Nationen. Sonst wäre heute Karl XII. nicht um ein vielfaches bekannter als Karl X. Gustav, dessen Dänemarkfeldzug in der Geschichte seinesgleichen sucht (ich will damit nicht sagen, daß Dänemark keiner kennt, aber wem ist klar, daß es damals im Vergleich zu Rußland als größere Macht galt?). Ein weiteres Problem von KXG war aber wohl auch, daß er zeitlich zwischen Gustav Adolf und Karl XII. \'eingeklemmt\' ist.
Ein weiterer Zeitgenosse von KXG und Turenne, Montecuccoli, hatte das \'Pech\', daß er keine bekannten Kriege hatte. Für die großen Schlachten im 30jährigen Krieg kam er zu Spät, für den großen Türkenkrieg zu früh - und sein Sieg bei St. Gotthard an der Raab hat durch den folgenden Friedensvertrag an Glanz verloren. Da außerdem nur wenige Deutsche Turenne oder Condé kennen, hilft es ihm wenig, daß er einer der wenigen war, der den beiden Paroli bieten konnte. Moritz von Sachsen dagegen fehlten die Gegner von Format, und sein größter Sieg bei Fontenoy ist eher deshalb in Erinnerung geblieben, weil zum letzten Mal ein englischer und ein französischer Monarch gegeneinander auf dem Schlachtfeld angetreten sind und ihre Offiziere einander höflich dazu aufforderten, doch zuerst zu schießen.
Was noch? Insbesondere in unserer heutigen Zeit neigen wir zu Vereinfachungen. Da hat eben Friedrich II. alle Schlachten im 7-jährigen Krieg und Napoleon alle Schlachten seit der Revolution gewonnen, weil es viel zu kompliziert ist sich all die anderen Namen wie Braunschweig, Moreau usw. zu merken. Bei den ganzen Braunschweigern finden ja sowieso nur Ahnenforscher durch, und wenn sogar Wikipedia Hohenlinden als Sieg Napoleons angibt, muß das doch stimmen (ich habe es korrigiert)!