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Autor Thema: Napoleonische Greatcoats  (Gelesen 5351 mal)

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J.S.

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Napoleonische Greatcoats
« am: 25. August 2011 - 22:04:56 »

Zur Einstimmung erst mal ein Bildchen  :D



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Folgendes Anliegen:
Die napoleonischen FranzmĂ€nner werden ja in der Regel ( bzw. seit der Perry Plastikbox  :whistling: ) als lustiger Greatcoat/Uniform Mix dargestellt, am besten noch mit verschiedenen Farben bei den MĂ€nteln; andere Nationen trugen scheinbar nie ihre MĂ€ntel, zumindest nicht auf heroischen Schlachtenbildern (Austerlitz im Dezember war ja auch bestimmt nicht kalt  :whistling: ) und in den Köpfen von Miniaturenherstellern. Allerdings frage ich mich, inwiefern dies den tatsĂ€chlichen Gegebenheiten \"on campaign\" entsprach, denn so ne schicke Uniform ist ja schön und gut, aber sonderlich praktisch stell ich mir das dann bei Wind & Wetter auch nicht vor. Oder tĂ€usche ich mich und es sind tatĂ€chlich nur die Franzosen und ab und an die Russen auch mal mit ihren MĂ€nteln in den Kampf gezogen?
Aja, als spitzfindiger Miniaturenmaler lĂ€uft die ganze Fragerei hier natĂŒrlich mit dem Hintergedanken, dass man Miniaturen im Mantel irgendwie schneller bemalen kann als ohne.  Eine umgebaute bayrische Armee mit MĂ€nteln fĂŒr 1812 existiert zumindest schon in meinem Kopf :sm_pirate_ugly:

also vs.
(jetzt ist aber genug editiert^ ^)
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1314304638 »
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Aenar

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #1 am: 25. August 2011 - 23:11:38 »

Also so weit ich weis gibt es so viele Französische Minis mit MĂ€nteln weil es damals tatsĂ€chlich viele Franzosen gab die nur den Mantel als uniform hatten , zumindest als der Kaiser meine voen Elba rĂŒber zu dĂŒmpeln und rasch eine neue armee aufstellen zu mĂŒssen , wo schlichtweg keine Zeit blieb derartig viele Uniformen zu schneidern, wĂ€rend der 100 tage hatte Napoleon irgendwas um die 120 000 Mann aufgeboten das ist schon eine Menge in der Zeit.

Zu den MĂ€nteln in anderen Armeen, bei nass/kaltem Wetter denke ich wird keiner freiwillig in einer zugigen wenn auch hĂŒbschen Uniform herumsehen aber belegen kann ich das nicht, die bĂŒcher die ich habe geben darĂŒber keine Auskunft.

Auf dem Marsch werden die Meisten doch so fern vorhanden MĂ€ntel getragen haben , ich erinnere mich daran irgendwo mal gelesen zu haben das die Soldaten ihre beste Uniform (meist halt die die sie hatten ;) ) immer top in Schuss hielten und nur zu großen AnlĂ€ĂŸen , sprich großen Schlachten angezogen haben.


Da fÀllt mir der dumme Struch des Französischen Offiziers bei Der Patriot ein , \"wenigstens sterbe ich gut gekleidet\" :koenig:
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Davout

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #2 am: 25. August 2011 - 23:28:07 »

MĂ€ntel waren in allen Armeen gĂ€ngig, bis auf die Preußen um 1806, die hatten nur einzelne fĂŒr die Wachen. Die MĂ€ntel der einzelnen Armeen waren wohl unterschiedlich lang, die Russen dĂŒrften die lĂ€ngsten gehabt haben. Na gut, die hatten es auch mit am KĂ€ltesten zuhaus ;-) Offiziere trugen ihre Uniformröcke auch nicht allzu oft, deshalb sind auch so hĂ€ufig die großen Uniformen erhalten geblieben - weil sie fast nie getragen wurden. Stattdessen hat man lieber die einfacheren und billigeren Surtouts, Interimsröcke, Überröcke oder Redingotes getragen.
Der Mantel war ein Utensil der modernen KriegsfĂŒhrung, nur mit Mantel konnte man im Freien biwakieren und brauchte keine Zelte (zumindest meinte die FĂŒhrung das so). Deshalb dienten die MĂ€ntel auch als Deckenersatz beim Biwakieren. Mit kurzem Mantel hatte man da natĂŒrlich schlechte Karten. Auch im Sommer war es natĂŒrlich luftiger, nur im Hemd und mit Mantel darĂŒber zu marschieren, anstatt in dem engen Rock. Zum Schutz gegen KĂ€lte waren MĂ€ntel eigentlich nur bei wirklich kaltem Wetter sinnvoll, der Rock selbst wĂ€rmte auch recht gut. Bevor ich es vergesse, die sĂ€chsische Armee hatte seit dem 18. Jahrhundert und auf jeden Fall noch 1806 sogenannte Kittel statt dess Rockes, die aus einfachem grauen Tuch waren. Insgesamt wurde alles getan um ja den guten Uniformrock zu schonen.

GrĂŒĂŸe

Davout
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J.S.

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #3 am: 25. August 2011 - 23:51:35 »

Wunderbar, danke!  :thumbup:
kann ich also guten Gewissens loslegen.

Zitat
Auf dem Marsch werden die Meisten doch so fern vorhanden MĂ€ntel getragen haben , ich erinnere mich daran irgendwo mal gelesen zu haben das die Soldaten ihre beste Uniform (meist halt die die sie hatten  ) immer top in Schuss hielten und nur zu großen AnlĂ€ĂŸen , sprich großen Schlachten angezogen haben

Habe ich auch mal gelesen, ich glaube bei Dominic Lieven- Russia against Napoleon.. ganz vielleicht  ?(
Allerdings habe ich mich seinerzeits schon gefragt wie das in der Praxis funktioniert hat..das SĂ€chsische Guarde du Corps hats ja nicht mal ihren KĂŒrassen geschafft... wenn da jeder Hamperer erst mal zum Tross laufen muss um die schöne Uniform zu holen  :whistling:
von irgendwelchen unerwarteten Schlachten nach wochenlangen MÀrschen und GegenmÀrschen will ich ja gar nicht anfangen.
 \"Wir greifen erst an, wenn jeder ordentlich aussieht\"  :sm_pirate_ugly:
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Davout

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #4 am: 26. August 2011 - 00:13:47 »

Äh, Moment mal, die sĂ€chsische Garde du Corps hatte niemals je KĂŒrasse besessen. Die Röcke der großen Uniform wurden in der Regel am Mann getragen, im Tornister oder Mantelsack oder draufgeschnallt. Normalerweise sollten die einfachen Soldaten sie aber anhaben. Dass auch mal Regimenter komplett bestimmte Teile verloren hatten, kenne ich nur von den Russen. Da hatten mehrere Divisionen 1812 ihre Winterhosen verloren. Vermutlich weil sie parademĂ€ĂŸig auftreten sollten und das ĂŒberflĂŒssige GepĂ€ck in den Wagen ließen. Die weißen Paradehosen wurden von den französischen Truppen schon kurz nach Feldzugsbeginn hĂ€ufig als sinnloser Ballast weggeworfen.

GrĂŒĂŸe

Davout
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J.S.

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #5 am: 26. August 2011 - 00:21:06 »

Moment, wo habe ich dann das schon wieder aufgeschnappt.. irgendwas mit Borodino war das  ?(
Ich kann jetzt nicht schon wieder den armen Herrn Lieven fĂŒr mein Halbwissen heranziehen  :D
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PeryRhodan

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #6 am: 26. August 2011 - 10:46:25 »

weil ich mich grad mit den Sachsen befasse... hier mal ein nicht-franze...
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Die Enden der alten Welten 1: Der Anfang von alledem

Game of Thrones trifft auf die Grimmschen MĂ€rchen

ein pseudohistorischer Roman im Erzgebirge von vor 1000 Jahren

Davout

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #7 am: 26. August 2011 - 10:50:12 »

Hach der gute alte Knötel... es ist nur blöd, dass der Grenadier die falsche Seitenwaffe hat.

GrĂŒĂŸe

Davout
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Tabris

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #8 am: 26. August 2011 - 11:15:43 »

Zitat von: \'Davout\',index.php?page=Thread&postID=92717#post92717
Hach der gute alte Knötel... es ist nur blöd, dass der Grenadier die falsche Seitenwaffe hat.
Wer gaggert muß auch Eier legen ;)... hatten die sĂ€chsischen Grenadiere ander SĂ€bel als die Zentrumssoldaten ?
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\"Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen ĂŒberrascht wird, rennt die
Strasse hinunter, um nicht nass und durchtrÀnkt zu werden. Wenn man es
aber einmal als natĂŒrlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit
unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnÀsst werden. Diese Lektion gilt
fĂŒr alles.\"

HAGAKURE von Yamamoto Tsunetomo

Shapur

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MĂ€ntel
« Antwort #9 am: 26. August 2011 - 11:37:17 »

Bei Waterloo hat es die Nacht davor geregnet, die MĂ€ntel wurden also in der Nacht als Regenschutz benutzt, trotzdem wird berichtet, dass die weißen Hosen rosa am Tag der Schalcht waren. Die MĂ€ntel waren also durchgeweicht. Ich hĂ€tte nach dem Regen auch meinen Mantel ausgezogen, ihn versucht zu trocknen und dabei auch mein restliche Kleidung am Körper trocknen lassen, war ja bis Nachmittags Zeit dafĂŒr.

Der wichtigste Punkt fĂŒr keine MĂ€ntel ist einfach, die MĂ€nnchen sehen schöner aus.  Außerdem wurden große Schlachten selten bewußt bei Regen ausgetragen, da dann die Infantrie mit dem Schiessen Probleme hatte.
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Razgor

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #10 am: 26. August 2011 - 13:38:23 »

Napoleonische Figuren mit MĂ€ntel sind doch total langweilig.

Die Epoche spiele ich vor allem wegen den farbenfrohen und schönen Uniformen, da stören MÀntel den
Gesamteindruck der Armee.
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Davout

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #11 am: 26. August 2011 - 15:02:22 »

Zitat von: \'Tabris\',index.php?page=Thread&postID=92719#post92719
Zitat von: \'Davout\',index.php?page=Thread&postID=92717#post92717
Hach der gute alte Knötel... es ist nur blöd, dass der Grenadier die falsche Seitenwaffe hat.
Wer gaggert muß auch Eier legen ;)... hatten die sĂ€chsischen Grenadiere ander SĂ€bel als die Zentrumssoldaten ?

Na klar, sagte ich doch. Hier das Ei: http://www.napoleon-online.de/html/hess_sachsen.html
Die GrenadiersĂ€bel sind die Teile mit Korb und gekrĂŒmmter Klinge.

GrĂŒĂŸe

Davout
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J.S.

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #12 am: 26. August 2011 - 18:17:13 »

Zitat von: \'Razgor\',index.php?page=Thread&postID=92734#post92734
Napoleonische Figuren mit MĂ€ntel sind doch total langweilig.

Die Epoche spiele ich vor allem wegen den farbenfrohen und schönen Uniformen, da stören MÀntel den
Gesamteindruck der Armee.

de gustibus non est disputandum  ;)

Weis auch nicht, ich mags halt eher simpel. Hat schon ne Zeit lang gedauert, bis ich mit der napoleonischen Epoche ĂŒberhaupt warm geworden bin, die Kasernenhof Optik vieler Armeen gefĂ€llt mir bis heute nicht. WĂŒrde auch nie eine Einheit in Paradeuniform aufstellen, da mich sowas eher an Fasching als an Schlachten erinnert  sm_party_jung2  sm_party_jung3
Ich persönlich mag die Epoche wegen der Dynamik auf den Schlachtfeldern und weil hier tatsĂ€chlich alle Truppentypen noch von Bedeutung waren (die Uniformen ab ~1859 gefallen mir weitaus besser, aber ab da kann man dann schön langsam die Kavallerie vergessen z.B.). Gibt natĂŒrlich auch Ausnahmen, die Preußen nach 1807 gefallen mir z.B sehr gut. Weis schon, komische Ansichten  :sm_pirate_ugly:
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Hanno Barka

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #13 am: 27. August 2011 - 01:28:05 »

Die meisten Soldaten waren \"on campaign\" nach neueren Erkentnissen (oder sollte man Spekulationen sagen :D) ĂŒberhaupt nicht so schmuck gekleidet wie wir sie am Tisch gern darstellen. So ist es aus heutiger Sicht wahrscheinlich das der meiste Zierrat der Uniformen abmoniert und gut verstaut war und nicht getragen wurde. (Damit meine ich die Kordeln und Tressen, Epauletten, FederbĂŒsche und was sich sonst noch so auf Tschakos und Jacken tummelte) Die Dinger wurden vermutlich nur auf Paraden getragen. Es ist ĂŒberliefert das Kutusov einen Soldaten \"zurechtgewiesen\" hatte als er gesehen hat, daß dieser sein Leder Zeug putzte. Er sagte in etwa: Ein Soldat hat auf einem Feldzug keine Zeit gut auszusehen, er muss sich um sein leibliches Wohlergehen kĂŒmmern, damit er in der Schlacht gut kĂ€mpfen kann.
Man muss aber auch dagegenhalten, daß es viele Offiziere gab (grade bei den Russen), die auf einen parademĂ€ssigen Auftritt ihrer Truppen mehr wert legten, als auf ihre Performance im Kampf.
Und zum Thema Greatcoats - gerade bei den Russen waren die sehr beliebt und entsprechende Dekrete und Ermahnungen von Offizieren deuten darauf hin, daß die MĂ€nner ihren Mantel auch noch weitertrugen wenn der Wechsel von Winter auf Sommeruniform bereits vollzogen war.
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Mit meiner brandneuen ergonomischen Gamingtastatur geschrieben. Kryptische Wortschöpfungen sind tastatur-, geschicklichkeits- und koordinationsbedingt und nicht als Zeichen geistigen Verfalls zu werten!

Graue Maus A.D. - Jetzt im Dienst Karthagos nördlich der italischen AlpenpÀsse.

Davout

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Napoleonische Greatcoats
« Antwort #14 am: 27. August 2011 - 09:37:33 »

Mal ein paar Worte zu den ParadestĂŒcken. Es war von Armee zu Armee unterschiedlich wie damit verfahren wurde. Hier mal ein paar Beispiele zu den Franzosen:
Manche Teile blieben bei der Mobilmachung zurĂŒck, wenn die Truppe eine eigene Kaserne hatte, wie z.B. die Garderegimenter. Einiges, wie die Paradehosen, wurden schon zu Beginn der FeldzĂŒge weggeworfen. Man könnte nun meinen, dass die Paradeteile also wenig wichtig genommen worden sind. Das kann man aber nicht verallgemeinern. Solche Teile, die von den Soldaten selbst bezahlt werden mussten, wie die Tschakostutze, hĂŒteten sie wie ihren Augapfel. Auch wenn die Uniform im Feld schmutzig und zerlumpt war - die Epauletten als Zeichen des Prestiges wurden getragen. Teilweise wurde sogar unnĂŒtzer Ballast mitgeschleppt. FĂŒr die Chasseurs der leichten Infanterie und sĂ€mtliche Voltigeure waren eigentlich die SĂ€bel verboten, nur hielt man sich meist nicht daran. Generalisierungen helfen also nicht weiter, man muss sich das schon genau anschauen, was 1. praktisch und 2. aus Sicht der Zeit angesagt war. Die gĂ€ngige Felduniform dĂŒrfte wohl in der Regel eine morbide Mischung aus Gammel und Glanz gewesen sein.

Kurz zu den Russen:
Das parademĂ€ĂŸige outfit interessierte vermutlich eher die höhere FĂŒhrung. Die Offiziere selbst liefen ziemlich wild herum.

GrĂŒĂŸe

Davout
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