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Es war einmal...ein Kriegsspiel
drpuppenfleisch:
Ich war Oberbefehlshaber der Österreicher. Bei dem Szenario hatte ich die Aufgabe, als Nachhut eines österreichischen Heeres die Verfolger (Franzosen) aufzuhalten, um möglichst viel Zeit zu erkaufen.
Zwischen Franzosen und mir lag ein Fluss mit drei Brücken. Eine Brücke A \"ganz rechts\" (Osten?) war direkt an einem Dorf gebaut und war aus massivem Stein. Eine Brücke B etwas im Süden von mir, aus Holz. Und eine dritte Brücke, C, weit im Südwesten, auch aus Holz. Von den Franzosen hatte ich Kundschaft, dass sie sich im Osten bzw. Ost-Süd-Ost befanden. Außerdem war zwischen mir und der Steinbrücke A auf zweidrittel Wegstrecke eine sehr markante Felsformation, von den Einheimischen \"LaBreccia\" genannt. Im Prinzip schlug hier die Straße eine Bresche in einen Höhenkamm, d.h. Links und Rechts ging die Felswand senkrecht nach oben.
Ich verfügte über:
[/li]
* Drei Batallione
* Drei Schwadrone
* Eine berittene Ari
Meine Überlegung:
Beim vermessen der Distanzen war mir aufgefallen, dass der gemutmaßte Startpunkt der Franzosen in etwa so gewählt war, dass sie zu den Brücken A und B etwa gleich weit entfernt waren wie ich. Zu B war ich etwa geschätzte 10 Minuten näher dran, vorausgesetzt, die Franzosen stünden genausospät auf wie wir. Brücke A konnte ich hingegen nicht halten, da sie aus Stein ist und nicht angezündet werden kann. Außderdem fiel mir auf, dass LaBreccis etwa die Breite eines Batallions hat. Auf mich wirkte das recht konstruiert, sodass ich mir gesagt habe: Jepp, ich geh mal auf Risiko und nehme an, dass diese Konstruktion nicht zufällig ist. Das heisst, ich bin davon ausgegangen, dass das Szenario planbar ist.
Ich habe darum Brücke C komplett unbewacht gelassen (die war für die Franzosen sehr weit weg, und wären sie dort auf eine abgebrannte Brücke gestoßen, hätten sie vermutlich schon allein wegen des langen Hin- und Rückwegs das Szenario verloren. Tattergreis hätte ich so ein Höllenfahrtskommando zugetraut, aber ich dachte: mehr als einen Irren können die ja statistisch nicht haben, nene, die spielen konservativ) und mich ausschließlich auf die Brücken A und B konzentriert.
Zu Brücke B (im meinem Süden) habe ich daher eine Squadron Husaren (Sharku) hingeschickt - was schnelleres habe ich nicht, und zwei Squadrone zünden eine Holzbrücke nicht schneller an, als ein Squadron. Zur Sicherung habe ich ein Batallion Infanterie (Strand) hinterhergeschickt. Falls die Husaren die Brücke rechtzeitig anzünden können, sollten sie schnell mit Meldereiter die nachrückende Infanterie benachrichtigen, damit die ohne größeren Zeitverlust kehrt macht und Richtung LaBreccia abzieht (wo ich die eigentlichen Kämpfe erwartet habe). Falls die Husaren die Brücke nicht rechtzeitig abfackeln können, sollten sie die Brücke wenigstens halten, oder zumindest die Bildung eines französischen Brückenkopfs eindämmen, bis die Infanterie da ist. Dann sollte die Infanterie das Kommando übernehmen und entweder die Brücke teilweise anzünden oder wenigstens eine stabile Patt-Situation schaffen.
Da die Brücke A aus Stein war, also nicht angezündet werden konnte, schickte ich zwei Squadrone + berittene Ari hin (Christoph Hänseler, hier nicht im Forum). Sein Auftrag lautete, zunächst LaBreccia zu sichern, und falls kein Feindkontakt, dann weiter bis Brücke A vorrücken. Bei starkem Widerstand sollte er kein Risiko eingehen, und nach LaBreccia zurückfallen. Falls aber möglich, sollte mit Ari die Brücke unter Feuer genommen werden, um Zeit zu erkaufen.
Ich selber bin mit den restlichen zwei Batallionen Infanterie in Richtung LaBreccia abgezogen und wollte dort einen Riegel aufstellen.
Soviel zur Planung. Was dann (aus meiner Sicht geschah):
Ich bin marschiert, marschiert, marschiert. Nach langer Zeit sind dann französische Husaren (ein paar Kundschafter nur) in einigen hundert Meter Entfernung an meiner Marschkolonne vorbeigezogen. Da wurde mir ganz mulmig und ich dachte: wie sind die an Christoph vorbeigekommen??. Aber die sind brav weitergeritten und haben noch mehr erkundet. Dann, nach einer weile kam ein Meldereiter aus dem Süden, also von wo ich gerade her kam. Der gab mir Nachricht, das der Franzose die Brücke B genommen hat und wenig Aussicht auf Erfolg besteht, ihn da lange zu halten. Da mein Adjudant mir sagte, dass Christoph Hänseler als rein berittene Einheit schon allein klar kommen würde, liess ich meine Kolonne 180 Grad kehrt machen. Ich rechnete damit, ungefährt dort Feindkontakt zu bekommen, wo ich morgens mit meinen Truppen aufgebrochen war.
Einschätzung: Ich fand das Risiko, dass ich eingegangen bin, nicht übertrieben. Auch wenn die Franzosen Brücke B eingenommen haben, so war kein Porzellan zerbrochen. Das Gebiet nördlich von Brücke B war hügelig und waldig, so dass ein geordneter Rückzug möglich war, ohne leicht Opfer von Flankenumgehung zu werden. Ich habe mich im Nachhinein nur geärgert, dass ich meine Horse-Artillerie nicht aufgeteilt habe und ein Drittel mit zu Brücke B geschickt habe. Ich hatte aber im Moment der Befehlsausgabe nicht damit gerechnet, dass das Auflösen von Truppenorganisationen im Rahmen des erlaubten ist.
Bis heute weiss ich nicht, was an der Brücke B nun tatsächlich die Situation war. Würde gerne die Auflösung erfahren.
tattergreis:
Ich war als Kommandeur von Teilkräften mit zwei Schwadronen Kavallerie und reit. Artillerie schnellstmöglich zur Brücke B vorgerückt. Die feindlichen Kräfte konnte ich von der Brücke wegdrücken. Ich begann mit der Reparatur der Brücke, um der Artillerie das Übersetzen zu ermöglichen. Ich hatte zwar den Befehl zum waghalsigen Vormarsch, den ich aber ignoriert hab, denn ich hatte keine Lust abgeschnitten zu werden. 2 Bataillone meiner Infanterie trafen irgendwann ein, nachdem ich einen feindlichen Angriff (7:22h) abgewehrt hatte. Ich hab ne Zeitlang auf mir versprochene Kavallerie-Verstärkung gewartet, die es aber gar nicht gab :sm_pirat_censor: . Da die Feindlage nicht klar war, habe ich erstmal abgewartet, bis die Brücke vollständig repariert war. Mein Plan war es mit der aufmunitionierten Artillerie (nach 2 Minuten Kartäschenfeuer war mein Munitionsvorrat arg niedrig, bin mir noch immer nicht sicher, ob das so richtig ist), meinen 2 Schwadronen und einem Btl in Richtung Repultano vorzurücken, den Gegner dabei von der Brücke wegzudrücken. 1 Btl wollte ich als Brückensicherung zurücklassen.
Ich hatte eigentlich andere Befehle, ich sollte auf Deibel komm raus den vermuteten Feind in den Rücken fallen, um ihn im Zusammenspiel mit dem anderen Angriffsflügel unter Widor zu vernichten. War mir aber zu gefährlich, meine Leute eventuell in den Untergang zu führen. tattergreis (that´s me) spielte also verdammt konservativ, würde ich sagen.
Anmerken möchte ich noch, dass das Kriegsspiel m.E. einen schweren Geburtsfehler in der Hast der Planungsphase hatte, denn was mein Befehlshaber wirklich von mir wollte, erfuhr ich eher zufällig, als ich ihn persönlich danach fragte.
Ich fand die Sache trotz aller Unzulänglichkeiten höchst interessant und lehrreich. Nochmals vielen Dank an Zieten für sein Engagement :hutab:
cheers
sharku:
joa,
meine husarenschwadron musste ich ja leider teilen, die hälfte der jungs musste zur brücke C um diese anzuzünden! als ich bei der brücke b ankam haben meine jungs das ganze versucht anzuzünden (hatten extra brennmaterial ausgegeben bekommen vor dem abmarsch).
als sie dabei waren dies zu tun kamen auf der gegenüberliegenden flussseite aber auch schon die franzosen an! also stand ich mit meiner kleinen schar husaren gegen die geballte macht von tattergreis gegenüber! meine jungs sind dann in die drenagegräben und haben von dort den feind versucht mit störfeuer das übersetzen zu verhindern! hat durch die verdammte artillerie der franzosen leider nicht geklappt! später kam dann strands infanterie an wo ich das kommando übernahm.... dieses regiment war auf einer straße umgeben von zwei bewaldeten hügeln..... wurden dann auch gleich von feindlicher kavallerie umgangen (welche stärke weis ich nicht mehr) vor mir stand artillerie etc..... muss sagen das war schon eine (für mich) hoffnungslose situation..... aber genau wie man sich in solcher verhällt hat das ganze ja spannend gemacht!
irgendwie konnte man sich nach dem kriegsspiel besser in die situation solch eines offiziers hineinversetzen, denke das waren wirklich gute übungen fürs offizierskorps damals!
PS. wo kriegt man den die Krisgspielregeln her?! würde mir das auch gerne mal durchlesen!
PPS. wann geht das nchste los?! kriege gerade richtig lust!
drpuppenfleisch:
Ah, Sharku, Du hast recht, ein ganz kleiner Teil der Husaren war doch noch zu Brücke C geschickt worden. Aber in meinen verbleichenden Erinnerungen war das ein sehr geringer Teil...
Was mich noch immer wundert (vermutlich hab ich da falsche Vorstellungen der napoleonischen Kriegsführung) ist, dass die Franzosen auf einer Brücke ihre Überzahl ins Spiel bringen konnten. Im Prinzip mussten meine Husaren ja nur ca. 10 Minuten(?) lang dafür sorgen, dass der Feind das Feuer nicht lischt. Ich hatte vom SL die Information, dass es sehr (!) einfach sei und sehr schnell (!) gehe, eine solche Brücke anzuzünden und damit komplett unbrauchbar zu machen. Darauf beruhte ja der gesamte österreichische Plan. Die Husaren hätten dann nur ein Feuer bewachen müssen, also quasi auf Feuerwehr einprügeln. Nach mehrfacher Nachfrage beim SL (weil ich ja keine Ahnung hab, wie schwer oder leicht so ein Anzünden ist) war bei mir jedenfalls das Bild entstanden: Wenn Deine Jungs auch nur 5 Minuten vor den Franzosen ankommen, dann darfst Du felsenfest davon ausgehen, dass Brücke B in Flammen stehen wird.
Ich glaube, dass hier der SL ein sehr schwierige Aufgabe erfüllen musste. Hätte er gesagt: \"so ne Brücke brennt, aber das dauert ne Weile bis die Flammen vom Brennmaterial auf die Brücke übergreifen und so ein Feuer kann in den ersten 10 Minuten leicht gelöscht werden\", oder \"man kann nie wissen\", hätte ich einen ganz anderen Plan gefasst, als wenn er sagt: \"so ne Brücke brennt in Null komma nichts Lichterloh, ist so!\". Es kam nach meinem Eindruck also wahnsinnig stark auf das Wording des SL an.
Jetzt wo ich das alles so hinschreibe wird mir auch klar, warum ich mit dem Kriegsspiel damals wirklich ein bisschen unzufrieden war. Ich hatte das Gefühl, nicht durch strategische Fehlentscheidungen meinerseits oder glänzende Leistung meines Gegners besiegt worden zu sein, sondern durch Kommunikationsprobleme auf der Meta-Ebene: Für mich lag bei der Risikoeinschätzung des Brückenanzündprojekts eine klare Fehlkommunikation zwischen SL und mir vor. Ohne irgendeine Vorstellung von der Epoche war ich voll und ganz auf die SL-Aussagen angewiesen, und die wurden in diesem Szenario halt auf die Goldwaage gelegt.
Das Schreibe ich nur, um Probleme im Hinblick auf ein zukünfitges Spiel (bei dem ich dabei wäre, wenn die Zugfolge schneller gelöst wird) rechtzeitig zu identifizieren.Insgesamt möchte ich noch unterstreichen, dass Ziethen ein wunderbares Feelig aufgebaut hat, und ich ihm für diese Erfahrung sehr (!) dankbar bin :freunde: lag
tattergreis:
0637
\"Wohlan meine Herren, wir sehen uns in der Hölle!!
Hörnerschall, Pferdewiehern, die Kolonne fällt in Trapp , ihr nähert euch der Brücke. Die Geschwindigkeit steigert sich, die Brücke kommt besser in Sicht,
0638
noch 300 Schritt, \"Rüber und drauf!! Haut sie nieder, ich will keine Gefangenen sehen!!\"Ihr fallt in einen furiosen Galopp, da! Ihr seht Flammen, die vorausgeschickten Späher gestikulieren wild: \"Achtung Männer!!!\"
0639
Der Feind hat sich zwischenzeitlich komplett auf die andere Flusseite zurückgezogen. Flammen lodern, das Feuer brennt in der Mitte der Brücke. Deine Husaren zügeln ihre Pferde. Die Schwadron schwärmt aus nach links und rechts. Schüsse fallen. Karabiner-Feuer von der anderen Flussseite! Der erste Husar fällt getroffen vom Pferd ...
Capitaine Batiste springt vom Pferd, befiehlt Absitzen. Die Husaren schwärmen aus, beziehen Stellung in der Baum- und Buschreihe links und rechts der Brücke. Der Feind feuert weiter aus der Deckung auf der anderen Flusseite. Deine Husaren verzichten zugunsten von Deckung auf die Erwiderung des Feuers. Bis hierher nur eine Handvoll Verluste.
Capitaine Batiste und Du nehmen die Brücke von deren südlichen Ende her in Augenschein:
\"Es war offensichtlich nicht viel Zeit für die Vorbereitung. Nur die Bodenplanken und das Geländer brennen, aber nicht die Pfeiler! Wenn wir schnell handeln und die Weißröcke vom anderen Ufer vertreiben, können wir die Brücke retten und sind in weniger als einer Stunde auf der anderen Flußseite. Wenn wir nur wüßten ob Verstärkungen hier her unterwegs sind ... \"
0640
Beide Seiten in Deckung, Rauchschwaden ziehen umher, nur noch vereinzeltes Karabiner-Feuer. Ein Teil der Husaren führt die Pferde der ersten Schwadron zurück. Du schaust hinter Dich und siehst die 2. Schwadron, 300 Schritt hinter Dir in Linie links und rechts der Strasse haltend. Sie sind wieder etwas auf Abstand gegangen um sich dem Karabiner-Feuer zu entziehen. Die Artillerie auf gleicher Höhe, auf der Strasse, noch aufgeprotzt.
Capitaine Batiste sieht Dich fragend an ...
Leider hat mein PC nach dieser Email bald den Geist aufgegeben, weitere Informationen wurden mir telefonisch mitgeteilt. Hatte immerhin den Vorteil, dass ich in Echtzeit anworten konnte, was das Ganze noch authentischer machte :vinsent: . Leider habe ich dadurch eine wichtige Nachricht meines Oberkommandierenden auch mit erheblicher (wochenlanger!)Verspätung bekommen, ich hatte den Eingang der Email einfach übersehen.
@Puppenfleisch: Friktion sag ich, Friktion...
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