Epochen > Moderne
Warum Sturmgewehre nicht früher?
Davout:
Ingenieurstechnisch war immer einiges möglich, doch nicht alles sinnvoll, manches auch totaler Unsinn. Eins sollte man nicht vergessen, bei den ganzen technischen Neuerungen - die Wehrmacht war in der Masse eben keine wirklich hochtechnisierte Armee. Die meisten Waffen waren im Prinzip nur verbesserte Modelle aus dem 1. Weltkrieg. Was einem da immer wieder im TV vorgeführt wird, Panzer, Flugzeuge, U-Boote usw. betraf nur eine Minderheit der gesamten Streitkräfte. Die Masse trug einen Karabiner und hatte mit Motoren nichts zu tun, sondern mit Pferden. Maschinenwaffen waren nicht als allgemeine Standardwaffen vorgesehen, da sie teurer waren und eigene Munition erforderten. Man setzte die Priorität bei der Feuerkraft auf dem Gefechtsfeld vor allem auf die MGs und die Artillerie. Gerade die deutschen MGs waren von Gewicht und Handlichkeit, sowie der dem schnellen Laufwechsel her den veralteten Modellen der Alliierten überlegen, so dass da vielleicht weniger Bedarf für Machinenwaffen für Einzelschützen bestand. Möglicherweise spielten die Erfahrungen mit den sowjetischen Maschinenpistoleneinheiten eine Rolle bei der Entwicklung eines Allroundgewehrs. Wie genau Sturmgewehre am besten einzusetzen sind, war bis in den Vietnamkrieg in der Diskussion und Erprobung. Der Feuerstoss löste das Dauerfeuer ab.
Grüße
Gunter
Black Guardian:
--- Zitat von: \'Decebalus\',\'index.php?page=Thread&postID=125547#post125547 ---Ich weiß ja nicht, wie das damals in Kriegszeiten mit dem StG44 war, aber wir bekamen bei der Ausbildung am G3 ununterbrochen zu hören, dass wir Einzelfeuer einsetzen sollten.
--- Ende Zitat ---
Hängt mit Sicherheit damit zusammen, dass das G3 kein Sturmgewehr im engeren Sinne ist - im englischen gibts da die Unterscheidung zwischen Assault Rifle (Selective Fire, Intermediate Calibre Rifle) und Battle Rifle (größeres Kaliber) - siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Battle_rifle. Die G3 fällt in die Kategorie \"Battle Rifle\", da sie mit der 7,62x52mm Munition nicht mehr als \"intermediate Calibre\" zählt .
Das StG44 verwendet hingegen eine Patrone vom Kaliber 7,92x33mm (7,9mm Kurz). Laut Wikipedia hat dieses Kaliber eine Energie von 1909J, was im Vergleich zu den 3500J des 7,62 NATO-Kalibers schon bedeutend weniger ist und in etwa vergleichbar mit der Energie der modernen 5,56x45 NATO.
D.h. die Waffe ist im Gegensatz zu einer G3 auch bei kurzen Feuerstößen kontrollierbar, da der Rückstoß entsprechend geringer ist.
Dass nach dem 2. Weltkrieg nicht sofort auf die modernen Sturmgewehrkaliber umgestiegen wurde, hatte politische Gründe. In den 50ern kam die NATO-Standardisierung, die andere Entwicklungen (z.B. das britische 7x43mm Kaliber) ersteinmal verdrängten bzw. deren Einstellung zur Folge hatte.
Damit verzögerte sich die ganze Sache nochmal, bis wir bei den heute typischen Kalibern ankamen. Und die entwickeln sich ja auch weiter. So wird z.B. diskutiert, ob die etwas durchschlagkräftigeren 6.5mm Kaliber nicht die bessere Wahl sind, da mit der Entwicklung moderner Body Armor wieder mehr Power benötigt wird. Und so geht die Evolution der Feuerwaffen dann halt kontinuierlich weiter.
Der englische Wikipediaartikel ist übrigens sehr detailliert und äußerst interessant in diesem Zusammenhang: http://en.wikipedia.org/wiki/Assault_rifle
SisterMaryNapalm:
Hi,
um da noch mal einzuhaken: Auch das Sturmgewehr G 36, der Nachfolger der G 3 (übrigens im Deutschen auch Sturmgewehr bezeichnet), wird noch heute mit der Präferenz zum Einzelschuss ausgebildet. Grund ist hier zum einen der hohe Munitionsverbrauch der Waffe, zum anderen die Kontrollierbarkeit, zum Dritten aber auch der Schütze selbst. Bei den heutigen Kadenzen ist die gezielte Schussabgabe nun einmal kein Zuckerschlecken. (Betätigt man beispielsweise den Abzug des MG 3 nur kurz, feuert man minimal 2 Schuss ab)
Es ergibt einfach keinen Sinn, dass ein Schütze bei der einmaligen Schussabgabe gleich das halbe Magazin leert - bei so \"kleinen\" Magazinen sowieso nicht (und wenn ein junger Rekrut einmal den Abzug durchzieht, dann hämmert der in seiner Aufregung mal in gut zehn Sekunden sein Magazin leer).
Daher wird beim Bund zum Beispiel auch der Feuerkampf mit Einzelschuss oder Doppelschuss ausgebildet, um bei minimalem Munitionsverbrauch effektive Man-Stop-Wirkung zu erreichen.
Ab noch mal zum Begriff Sturmgewehr. Der Begriff Sturmgewehr ist in sofern schwammig, als dass es ihn gar nicht gibt. In den offiziellen Papieren sind Sturmgewehre stets Gewehre, da es sich auch beim G 36 und dem G 3 um nichts anderes handelt als (je nach Feuermodus) Halbautomatisch oder Vollautomatisch repetierende ... Gewehre mit einem Mittelkaliber.
Der Begriff Sturmgewehr ist eine suggestivbezeichnung, die aus der Tatsache resultiert, dass der Maschinenkarabiner 42 (welcher ja ein maschinell repetierender Karabiner sein sollte) von den Nationalsozialisten als Sturmgewehr bezeichnet wurde (Nicht aufgrund seiner stürmischen Art, sondern als Teil der Vergeltungsdoktrin).
Heutzutage ist das Sturmgewehr einfach ein trivialer Begriff, ebenso wie der Jeep ein Jeep ist, auch wenn es zig hundert verschiedene Fahrzeugtypen gibt, die dem Begriff Jeep entsprechen.
Mad Mö:
Ein Faktor ist sicherlich auch das Anforderungsspektrum.
Mir fällt jetzt die Quelle nicht ein...
Das Gewehr K98 sollte einen Kavalleristen auf 1.000 Meter stoppen können. Dementsprechend waren Kaliber, Lauflänge und Pulvermenge gewählt worden.
Wie sich im WWII herausstellte, betrug die Kampfentfernung selten mehr als 400 Meter.
Die heute bei der Bundeswehr verwendete Munition ist kleiner und leichter geworden, genauso wie das dazu passende Gewehr.
Die Anforderungen haben sich geändert.
Poliorketes:
--- Zitat von: \'Mad Mö\',\'index.php?page=Thread&postID=125635#post125635 ---Ein Faktor ist sicherlich auch das Anforderungsspektrum.
Mir fällt jetzt die Quelle nicht ein...
Das Gewehr K98 sollte einen Kavalleristen auf 1.000 Meter stoppen können. Dementsprechend waren Kaliber, Lauflänge und Pulvermenge gewählt worden.
Wie sich im WWII herausstellte, betrug die Kampfentfernung selten mehr als 400 Meter.
Die heute bei der Bundeswehr verwendete Munition ist kleiner und leichter geworden, genauso wie das dazu passende Gewehr.
Die Anforderungen haben sich geändert.
--- Ende Zitat ---
Du verwechselst da was. Der Karabiner K98 war bereits die verkürzte Form des Gewehr 98 und war im Gegensatz zu diesem nicht mehr darauf ausgerichtet, Kavallerie bekämpfen zu können.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln