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Kanoniere auf Linienschiffen der Jahrhundertwende?

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Davout:
Ähem, Breitseite bedeutet aber nicht unbedingt dass alle Geschütz (nach) einer Seite exakt zur selben Zeit abgefeuert wurden. Salven waren an sich garnicht sinnvoll, weil dabei zwangsläufig viel danebengehen musste. Für die Stabilität des Schiffs und auch eine minimale Sicht auf das Ziel bei Folgeschüssen war es besser die Geschütze nacheinander abzufeuern. So konnte ein Ziel auch kontinuierlich unter Feuer gehalten werden. Das machte die Artillerie an Land auch nicht anders, da wurden Salven ebenfalls als sinnlos betrachtet.

Grüße

Gunter

Grimnir:
Ein 32-Pfünder samt Truck hat zwar \"nur\" eine ruhende Masse von 3,5 Tonnen. Der Rückstoß erfolgt aber mit einer Masse von 16 Tonnen.

Mehr als 1 bis 3 gleichzeitig abgefeuerte Breiseiten pro Gefecht hat man mit den Schiffen der damalgen Zeit aus zweierlei Gründen nicht abgefeuert:
a) Es gefährdet die strukturelle Integrität des Schiffrumpfs. (Von Schiffen des 1. WK auf die napoleonische Zeit zurückzuschliessen ist m. E.  nicht sinnvoll)
b) Die akustische Gewalteinwirkung einer großkalibrigen Breitseite auf die Besatzung in einem  bis auf die Stückpforten geschlossene Geschützdeck ist kaum vorstellbar. Das geht soweit, dass Seeleute in einen Schockzustand verfielen. Die Wahrscheinlichkeit hierfür wuchs mit jeder weiteren Breitseite beträchtlich an.  

Die Antwort auf die ursprüngliche Frage: Die Mannschaften der Breitseitengeschütze waren für beide gegenüberliegende Geschütze zuständig. Für einzelne Schritte eines Schuss- und Ladezyklus brauchte man zwar nicht die gesamte Crew, beim Ausrennen der Geschütze aber schon.
Es war auch  eher die Ausnahme, dass man sein Schiff in eine Position manövrierte in der man zwischen zwei Gegnern lag.

prof. Zweistein:
Danke an euch alle. Dann ist die Regel ja doch sinnvoll und passt so weit.

@Grimnir: Den Ansatz mit der Belastung für das Schiff hatte ich auch mal bedacht. Doch denke ich (ohne jetzt in die Festigkeitslehre zu gehen), dass ein Segelschiff in seiner Kariere nicht so oft schießen wird, dass der Rumpf unter der Belastung ausschlaggebenden Schaden nimmt, aber das müsste man mal historisch recherchieren und ggf. nachrechnen (aber nur an einem ultimativ langweiligen Wochenende ohne Kleber, Farben, Freunde und Medien ;) ).

Shinkansen:
Das bei einem Linienschiff eine Geschützbedienung von ca. 14 Mann je einen 32 Pfünder auf Steuerbord & Backbord bedienen sollte, habe ich auch noch irgendwie im Hinterkopf, hierbei bilden ca. 6 Mann die Kernmannschaft, der Rest ist dazu da, das Geschütz wieder in seine Position zu wuchten. Die Musterrolle der HMS Victory für die Schlacht von Trafalgar http://www.hms-victory.com/index.php?option=com_content&view=categories&id=81&Itemid=486 gibt bei 820 Mann ca. 536 Seeleute an; wenn man mal 14 Mann für die schweren und ca. 9 Mann für die leichteren Geschütze rechnet, geht das gerade so auf, ist aber schwer vorstellbar, da man im laufenden Gefecht sicherlich Mannschaften für die Pumpen, Gefechtsschäden, Segelmanöver usw. benötigte. Wenn ein Linienschiff beidseitig feuern wollte, müsste also rechnerisch die komplette Mannschaft gebunden sein.

PS: Vielleicht noch interessant Gun Drill http://www.navyandmarine.org/ondeck/1800gundrill.htm

Davout:
Der springende Punkt ist, wer nach beiden Seiten schießen will/muss, der wird meist auch selbst von beiden Seiten beschossen. Erstrebenswert ist das nicht. Zu diesem Thema müsste man mal den Einsatz der russischen Brigg \"Merkur\" gegen die Türken genauer beleuchten.
Die damaligen Holzschiffe mögen an sich das gleichzeitige Abfeuern aller Geschütze einer Seite ausgehalten haben - wenn sie neu waren. Sehr viele waren aber halbvergammelte Seelenverkäufer, wo man dazu lebensmüde sein musste. Man muss sich nur mal die Fertigungsdaten etlicher Schiffe gerade der RN ansehen.

Grüße

Gunter

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