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Autor Thema: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte  (Gelesen 781718 mal)

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D.J.

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2775 am: 29. Oktober 2020 - 14:01:30 »

Memo an mich selber:
Gib' erst dann wieder Befehle, wenn du wieder voll dabei bist, Mon General ;)
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Maréchal Davout

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2776 am: 29. Oktober 2020 - 19:16:01 »

Memo an mich selber:
Gib' erst dann wieder Befehle, wenn du wieder voll dabei bist, Mon General ;)

In diesem Sinne wartest du noch etwas mit deiner Feldschlacht, ich verstehe.
Als Brite ist es bisher nicht der Gipfel des Aktionismus, aber manchmal muss man auch abwarten können...
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Pappenheimer

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2777 am: 06. November 2020 - 17:24:19 »

Schick. Es ist ein bisschen unübersichtlich, weil die Brigaden so dicht beieinander stehen, dass man beinahe an klassische 2 Treffen des 18. Jh. denken möchte, statt an eine Schlacht der Napoleonischen Zeit. Das betrifft aber v.a. die Seite der Alliierten.

Napi hat ja bislang ganze Arbeit geleistet und Wellington sich mit der Aufgabe seiner vorgeschobenen Posten begnügt. Die Platte scheint nicht gerade tief. Von daher ist es natürlich riskant sich bis auf die hintere Kante drängen zu lassen. Können dort vertriebene Einheiten wieder in die Schlacht zurück kehren?
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Maréchal Davout

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2778 am: 07. November 2020 - 12:07:03 »

Schick. Es ist ein bisschen unübersichtlich, weil die Brigaden so dicht beieinander stehen, dass man beinahe an klassische 2 Treffen des 18. Jh. denken möchte, statt an eine Schlacht der Napoleonischen Zeit. Das betrifft aber v.a. die Seite der Alliierten.

Danke! Ja, da steht alles recht gedrängt. Ein bisschen hängt der Eindruck wohl auch damit zusammen, dass die Standardbase bei mir so voll mit 1/72-Figuren bestückt ist. Hätte man auf der gleichen Brigade-Base z.B. viel kleine Bataillone in 6mm, dann würde es anders aussehen, aber ich mag es so und kann mich hier auch mehr an den Uniformen erfreuen als in 6mm 😀
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Maréchal Davout

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2779 am: 07. November 2020 - 16:46:43 »


Napi hat ja bislang ganze Arbeit geleistet und Wellington sich mit der Aufgabe seiner vorgeschobenen Posten begnügt. Die Platte scheint nicht gerade tief. Von daher ist es natürlich riskant sich bis auf die hintere Kante drängen zu lassen. Können dort vertriebene Einheiten wieder in die Schlacht zurück kehren?

So, jetzt habe ich Zeit auf den anderen, nicht minder spannenden Teil von Pappenheimers Beitrag einzugehen:
Ja, lief gut bisher für Boney. Die Tischgröße/Raumgröße lässt leider nicht mehr zu. Aber es gibt extra-Platten auf denen die Tiefe der britischen Aufstellung und Räume zum Sammeln von Truppen nachvollzogen werden können. Da benutze ich die gleiche Extraplatte auf der am Anfang der Aufmschraum der Franzosen dargestellt wurde 😉
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Maréchal Davout

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Waterloo-Spiel Herbst 2020 - Teil 7
« Antwort #2780 am: 09. November 2020 - 10:23:25 »

Hallo Leute, es geht weiter!
Zuletzt war der Spielzug 1 (nach 2 Unterspielzügen, Pulse genannt) überraschend geendet, das Wetter war konstand geblieben und die Preußen waren noch nicht gekommen.

Beim Wurf für den nächsten Pulse gewannen die Briten und finden an. Zunächst kam das Skirmish-Gefecht ohne spektakuläre Ergebnisse (der Großteil der Skirmisher war noch außer Reichweite und keine Batterie konnte durch Plänkler niedergehalten werden).



So folgte dann die Artillerie simultan für beide Seiten. Die Franzosen konnten diesmal kaum etwas bewirken, leider auch nicht die vier Batterien die vor Hougomont aufgefahren waren.

Die Briten schwächten vor allem D´Erlons Brigaden, die sich zum Sturm auf die Anhöhe bereitmachten.



Oben zusehen ist z.B. eine franz. Brigade, die nach dem Sturm auf LHS noch die Flanke den britischen Geschützen bietet. Diese Brigade wurde unter halbe Sollstärke geschossen (Bonus für Flankenfeuer).



Auch auf Wellingtons rechtem Flügel hatten die 9pfünder schon die Franzosen unter Reille, Kellermann und Lobau knapp in Reichweite. Leichter Schaden wurde verursacht.



Ein Großteil der franz. Artillerie (siehe oben) war noch positioniert, um LHS zu zerschießen, was nun aufgrund der überraschenden Einnahme obsolet war. Diese, vor allem ein Großteil der Gardeartillerie müsste sich nun neu positionieren, um das brit. Zentrum im Folgenden auseinanderzunehmen.



Wie gesagt, Hougomonts feste Mauern halten.

Die Briten bewegten sich kaum in ihrem Beweguns-Pulse. Um Command Points zu sparen, wurde nur dem aggressiven Vandeleur (leichte Kav. und Art. auf der linken Flanke) konkreter Befehl erteilt, nicht anzugreifen, sondern sich auf eine Linie mit Pictons Infanterie und Artillerie zurückzuziehen.

Der Großteil der Force-Commanders war so nah an Wellington höchstselbst, dass er sie automatisch unter Kontrolle hatte. Nur der Prince of Orange musste würfeln, ob er gemäß seines Quality-Levels die Befehle insgesamt richtig verstanden hatte und "unter Kontrolle des Spielers" sein würde. Der Wurf ergab einen Misserfolg. Und der Wurf was sein Corps täte, ergab, dass alles am Platz bliebe und Artillerie sich neu ausrichten könne - ausgezeichnet für Wellington! Was anderes hätten die sowieso nicht machen sollen (Katastrophe wäre ein Großangriff des Corps Orange gewesen).

So wurde denn wenig bewegt, nur die Kavalleriereserve wurde still und heimlich hinter der Front Richtung linkem britischen Flügel ausgerichtet und langsam dorthin bewegt, denn die Preußen waren noch nicht zu sehen, dafür aber Milhauds Kürassierverbände, die wohl bald in die britische linke Flanke krachen sollten.

Weiter wird es mit dem französischen Zug gehen, dann wird es Angriffe entlang der Anhöhe durch    D´Erlon und auf Hougomont durch Reille geben...

(Fortsetzung folgt)
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Maréchal Davout

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Waterloo-Spiel Herbst 2020 - Teil 7 (Ergänzung)
« Antwort #2781 am: 09. November 2020 - 11:01:51 »

Ergänzung zum längeren Beitrag von vorhin:



Hier sieht man, wie zwei Legere-Brigaden Hougomont angreifen. Wie lange hält das Gehöft wohl noch?
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Pappenheimer

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2782 am: 09. November 2020 - 12:27:24 »

Beeindruckende Leistung der Artillerie. Die schien mir ja schonmal bei einem anderen Spiel, wo Du mit den Franzosen die Höhen leer geblasen hast ziemlich mächtig (was mich vom Spielerstandpunkt her stören würde).
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Maréchal Davout

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2783 am: 09. November 2020 - 13:07:02 »

Beeindruckende Leistung der Artillerie. Die schien mir ja schonmal bei einem anderen Spiel, wo Du mit den Franzosen die Höhen leer geblasen hast ziemlich mächtig (was mich vom Spielerstandpunkt her stören würde).

Militärhistorisch waren 80% der Verluste in napoleonischen Schlachten durch die Artillerie verursacht. In gewisser Weise ist diese Effektivität also berechtigt. Bei Grande Armée ist es nicht ganz so viel, weil ein Teil der Artillerie in die Stärkepunkte der Infanterie eingerechnet ist (sofern sie unterhalb des Brigadelevels angeschlossen war, was je nach Nation und Zeitpunkt mehr oder weniger der Fall war).

Hier im Spiel war die Artillerie bisher ja noch gar nicht so effektiv. Bei Hougomont gewinnt sie bisher keinen Blumentopf, LHS wurde durch Infanterie genommen und nur unwesentlich vorher durch Artillerie geschwächt. Vor allem wurde eine Brigade, die schon nicht mehr bei vollen Kräften war, in der Flanke von 5 Batterien in Kernschussreichweite gut geschwächt. Das sollte auch so sein, denke ich. Wenn man mit Bataillonen so vor eine "Grande batterie" gerät, sollte da schon entscheidender Schaden entstehen, oder?
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Maréchal Davout

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Waterloo-Spiel Herbst 2020 - Teil 8
« Antwort #2784 am: 09. November 2020 - 14:40:35 »

So, nun zum französischen Angriff:

Die Gardeartillerie unterstützt durch Lobaus und Teile von D´Erlons Artillerie versammelt sich um LHS nahe der britischen Linie, während so viele von D´Erlons Infanteriebrigaden den Hang hinaufstürmen.



Rechts oben im Bild sieht man auch drei Brigaden, die es bis in den Nahkampf schaffen. Eine Brigade rechts über LHS greift zwei brit. Batterien an, die erstmal ordentlich Kartätschen schießen und sich dann in letzter Sekunde zwischen den Linien zurückziehen können.
Ney hat jetzt hier das Kommandoübernommen (Napoleon hat ihm in der Rolle eines Flügelkommandanten die Kontrolle über Garde, D´Erlon und Milhaud für diesen Angriff überlassen). Ganz Ney hat er sich selbst nah hinter die eigentliche Kampflinie begeben. Mal sehen, wann er das erstmal persönlich mitkämpft und ob er dabei fällt...



Ney gibt Milhaud auf jeden Fall den Befehl, die Flanke der Briten zu zerschmettern und so reiten hier seine Kürassiere an, vor ihnen sind nur 2 Batterien leichter Royal Horse Artillery und zwei leichte Kavalleriebrigaden von Vandeleur, um ihn aufzuhalten.



Die vorgeschobene franz. Artillerie von der brit. Anhöhe aus gesehen. Wellington kann sich wohl nicht erlauben, den Hügel herab anzugreifen, um die Artillerie zu vertreiben, oder doch? Seine Artillerie scheint auf jeden Fall zu schwach, um die franz. Artillerie im Feuerduell zu besiegen.



So beschränkt sich die brit. Artillerie erstmal darauf überall entlang der Front verschiedene Brigaden leicht zu schwächen, um deren Angriff später weniger effektiv zu machen.



Hier sieht man nochmal, wie nah die Franzosen der britischen Linie kommen.



Hier sieht man das Ergebnis der ersten französischen Angriffe. Die franz. Brigade, die links am höchsten den Hang hoch gekommen ist, hat die zwei Batterien versucht anzugreifen. Diese sind nun hinter Wellingtons Linien verdrängt und die Brigade steht stark geschwächt am Hang, aber eine Brigade Nassauer steht bereit, sie wieder zu vertreiben. Die anderen Angriffsbrigaden haben alle gegen die Briten und Verbündeten den kürzeren gezogen. Leicht geschwächt kamen sie oben an, wurden von einen Hagel von Kugeln empfangen und wieder zurückgetrieben, ohne selbst viel Schaden anzurichten.
Jetzt sind sie hinter die leichte Gardekavallerie und die Linienlanzer D´Erlons zurückgefallen. Nun könnte die Kavallerie angreifen...
Hinter Ney (große Kommado-Base) haben sich vier Batterien (drei davon Garde) versammelt, um den Briten auf der Kuppe zu schaden. Dahinter ist die schwere Gardekavallerie, die sich auch zum großen Angriff bereit macht!

(Fortsetzung folgt)
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tattergreis

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2785 am: 09. November 2020 - 14:53:27 »

Zitat
Militärhistorisch waren 80% der Verluste in napoleonischen Schlachten durch die Artillerie verursacht.
Meinst Du damit 80% der Getöteten oder wie ist diese Zahl zu verstehen?
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Zusatz von 1752: „Die Hauptregel im Kriege bei allen Kämpfen und Gefechten besieht darin, daß man sich selbst in Flanke und Rücken sichert, dem Feinde aber die Flanke abgewinnt. Dies geschieht auf verschiedene Weise, läuft aber alles auf eins hinaus.“

Maréchal Davout

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2786 am: 09. November 2020 - 16:40:39 »

Zitat
Militärhistorisch waren 80% der Verluste in napoleonischen Schlachten durch die Artillerie verursacht.
Meinst Du damit 80% der Getöteten oder wie ist diese Zahl zu verstehen?

Ich habe das gerade nochmal nachgelesen: 60-80% der Verluste (also Ausfälle durch schwerere Verwundung, Tod oder in anderer Weise, die dafür sorgt, dass Truppen keine Rolle an dem Tag mehr spielen) direkt auf dem Schlachtfeld.
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tattergreis

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2787 am: 09. November 2020 - 16:50:56 »

Hätte nicht gedacht, dass die % Zahl soo hoch ist, welche Quelle verwendest Du ?
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Zusatz von 1752: „Die Hauptregel im Kriege bei allen Kämpfen und Gefechten besieht darin, daß man sich selbst in Flanke und Rücken sichert, dem Feinde aber die Flanke abgewinnt. Dies geschieht auf verschiedene Weise, läuft aber alles auf eins hinaus.“

Maréchal Davout

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2788 am: 09. November 2020 - 17:57:35 »

Militärhistoriker Prof. Dr. Sam Mustafa höchstselbst (Mustafa, La Grande Armée. Historical Note, S. 17). Lese aber gerade nochmal bei John Keegan nach, denn der hatte ähnliches geschrieben. Etwas habe ich da gerade gefunden: Keegan beschreibt u.a. den Erlebnischarakter von Waterloo aus der Sicht der einfachen Soldaten bei dem 27. Regiment (den Inniskillings). Sie kamen um 15 Uhr aus der Reserve und stehen dann fast die gesamte Zeit an der LHS-Kreuzung, bilden gelegentlich Karree und formieren wieder zurück. Ohne selbst in direkte Kämpfe verwickelt worden zu sein, hat das Regiment in vier Stunden 450 Mann fast ausschließlich durch Artillerie verloren (Verwundet oder tot), von den 18 Offizieren war hinterher nur einer nicht verwundet (Keegan, Das Antlitz des Krieges, S. 162). Mercer ist ein Batteriekommandant, dessen  Batterie am 18. Juni 700 (!) Salven abgab, er war fast taub am Abend der Schlacht (Keegan, S. 165). Finde bestimmt noch mehr!
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Maréchal Davout

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Re: Grande Armee in 1/72: Aufbau der napoleon. Armeen und Spielberichte
« Antwort #2789 am: 09. November 2020 - 18:51:59 »

Mehr zur Artilleriewirkung bei Keegan: Die Artillerie sei vor allem für die höheren Verlustraten bei Schlachten des frühen 19. Jh. verantwortlich im Vergleich zu früheren Kriegen (Vgl. S. 166).

Keegan analysiert dann im weiteren die Kämpfe bei Waterloo. In den großen Reiterattacken waren die meisten Verluste der Kürassiere durch die britische Artillerie, die den erstmal im Schritt und kurz vor Ende im Trab anreitenden Kürassieren mehrere Salven Kartätschen entgegen schicken konnte. Dann liefen die Artilleristen in den Schutz eines Karrees, einen Moment schwärmten die überlebenden Kürassiere umher, wurden z.B. vom drohenden Gegenangriff britischer Kavallerie vertrieben und bekamen noch im Rückzug eine weitere Salve durch die britische Artillerie ab. Normalerweise wäre reitende Artillerie mit vorgegangen und hätte die Karrees beschossen, was dann wiederum für hohe Verluste (bzw. die entscheidenden Verluste bei der Infanterie während des Kavallerieangriffs geführt hätte). Das Mitvorrücken der reitenden franz. Artillerie habe nur die Enge des Geländes nicht zugelassen (S. 185f.).

Später vergleicht er die Tödlichkeit der Waffen und sagt, dass Kanonenkugeln da auf Platz 1 stehen (wenn man mit ihnen in Berührung kam, war die Tödlichkeit am höchsten), gefolgt von Kartätschenhagel (Vgl. S. 234).

Natürlich sorgen Musketenkugeln immernoch für über meist über 20% der Verluste, aber Keegan erläutert auch, warum sie oft nicht so tödlich bzw. effektiv waren. Viele Salven gingen daneben, weil die Soldaten nicht akkurat zielten (und das auch nicht befohlen/gedrillt worden war), weil die Musketen unpräzise schossen, was euch sicherlich bekannt ist (Vgl. S. 188ff.).

Die Aufgabe von Kavallerie (ins Karree zwingen) und Infanterie war oft, durch ihre Anwesenheit die gegnerischen Truppen dazu zu zwingen, an einem Punkt zu verweilen, an dem sie dann von der Artillerie auseinander genommen werden konnten.
Waren die Breschen im Karree dann groß genug, konnte die Kavallerie eben doch einbrechen oder der Erfolg kam allein durch den Artilliebeschuss. Konnte eine Infanterieformation durch Artilleriebeschuss hinreichend geschwächt werden, konnte sie dann eine Position nicht mehr gegen feindliche Infanterie schützen.
Man braucht also nach wie vor alle drei Truppengattungen, um die Effektivität der Artillerie zu entfalten, aber all dies in den letzten zwei Posts macht deutlich, warum 60-80% Verluste in der Schlacht durch Artillerie bei näherer Überlegung doch nicht so überraschend sind. Abseits des Schlachtfeldes sieht es gleichwohl anders aus, der Kleine Krieg, Krankheiten in Massenheeren sind Felder, wo der Tod oder die Dienstunfähigkeit anders über die Soldaten kommt als durch Artilleriebeschuss.

PS: Bei Waterloo kommt hinzu, dass das Verhältnis zu anderen Truppen recht hoch ist und darum ihre Wirkung auch höher als z.B. bei den Peninsula-Schlachten wo fast immer nicht so viel Artillerie dabei ist. Und auch bei anderen Schauplätzen habe ich zumeist mehr Infanterie im Verhältnis zur Artillerie gesehen als bei Waterloo.
« Letzte Änderung: 09. November 2020 - 18:55:47 von Maréchal Davout »
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