Da ich heute oder in den nächsten Tagen jederzeit auf 1-2 Wochen abberufen werden könnten und vor Jahresende noch hier meinen kleinen Bericht abliefern wollte und die letzte Schlacht nicht viel daran ändern wird, mache ich das jetzt einfach mal.
Ich habe den Grafen Melchior von Hatzfeldt gespielt, einen alten Veteran aus dem 30-jährigen. Entsprechend stellte ich ihn mir auch ein bisschen mürrisch, kriegserfahren und sonderbar vor. Seine Mission, die er vom Kaiser erhalten hatte, behagte ihm nicht wirklich, aber Befehl ist Befehl.
Da Hatzfeldt am Anfang bei Leslau stand und er seine Aufträge möglichst direkt erfüllen wollte, plante er trotz der vielen potentiellen Feinde auf dem Weg dorthin (die Osmanen in Ostrolenka, die Tataren etwas nördlich davon), eine sofortige Vereinigung mit dem polnischen Hetman Lanckoronski. Er setzte dabei alles auf eine Karte indem er Mielau als erstes Marschziel anvisierte. Sollten die Türken Artillerie mitnehmen und von Ostrolenka aus starten, gab es den Hauch einer Chance vor ihnen in Mielau zu sein, wo ich eine schwache Besatzung zurücklassen wollte. Würde diese angegriffen, hätte ich zumindest Kenntnis von der Lage der Feinde bekommen.
Vorbereitend begann ich mit fast allen Seiten zu verhandeln. Lanckoronski wollte ich irgendwo auf der Mitte zwischen Lyck und Leslau treffen und mich mit ihm vereinigen. Schweden und Brandenburger bemühte ich mich mit Drohungen zu behandeln. Bei Sachsen und Brandenburgern kam noch hinzu, dass der Kaiserliche General im Hinterkopf hatte, wie die Brandenburger oftmals im Großen Kriege gekniffen haben und wie die Sachsen bei Breitenfeld Fersengeld gaben. Nicht nur deswegen habe ich alter Kriegsmann sie ein bisschen von oben herab behandelt. Schien mir passend. Lanckoronski hingegen habe ich zähneknirschend beschlossen ein bisschen zu hofieren. Von den Moskovitern und den Rebellen hielt ich erstmal nichts, weil es mir sowieso bei der Entfernung zweifelhaft schien, mit denen je zu tun zu bekommen. Lanckoronski, so hoffte ich, würde irgendwann die Kosaken mit Geld oder dergleichen auf seine Seite bringen.
Bei Mielau platzte dann mein schöner Plan. Nicht nur, dass meine stolzen Truppen Dresche bezogen, nein das war auch der Beginn einer ganzen Reihe von Runden, in denen ich immer wieder unter Versorgungsmängeln zu leiden hatte, was das Auffüllen der gelichteten Reihen erschwerte und mich unendlich vorsichtiger machte.
Deswegen informierte Hatzfeldt erstmal nur seine offensichtlichen Verbündeten, die Sachsen und Lanckoronski, und zog sich mit etwas Piffpaff nach Leslau zurück. Hier erreichten mich irgendwelche unverschämten Erpressungsversuche der Türken, die ich stolz wie ich bin keiner Antwort würdigte. Erstmal suchte ich eine geeignete Stellung, wo ich es für machbar halten würde, einem weiteren Angriff der Türken stand zu halten. Thorn fand ich von Sachsen ganz entblößt und musste nach ein bisschen Verhandlungen eine zeitaufwändige Belagerung beginnen. Von Anfang an hatte ich beschlossen meine Dragoner, die sich so schmachvoll gegenüber den Türken in die Flucht haben schlagen lassen, damit zu bestrafen, dass sie einen faden Festungsdienst auferlegt bekamen. Außerdem schien mir meine Armee gegenüber der türkischen für eine offene Feldschlacht als ungeeignet. Meine Truppen war einfach m.E. zu schwerfällig.
Nachdem die Sachsen mehrfach um Unterstützung gefleht hatten, hatte ich endlich meine Armee frei bekommen, ließ sogar die Artillerie zurück um rascher agieren zu können (außerdem war sie bei Mielau schon völlig wertlos gewesen). Weil ich die meisten Nachrichten durch die Sachsen viel zu spät empfing, begann daraufhin ein sinnloses Auf- und Abrücken entlang der Weichsel. Ich beabsichtigte die Türken von Süden zu attackieren, während die Sachsen auf der Straße von Osterod aus angreifen würden. Scheinbar sind aber solche Pläne zu komplex und nicht wirklich abstimmbar. Das Ende vom Lied war, dass die Sachsen bei Mielau vermöbelt wurden und ich 2 Runden auf und ab lief ohne was zu erreichen. Ich spielte auch mit den Gedanken nach Leslau zu gehen und den Ort zu befestigen, um somit die Weichsellinie bis zum Ende zu verteidigen. Würde man Thorn angreifen, hätte ich nur eine Runde gebraucht um dazu zu eilen.
Schließlich machte ich Kehrt und marschierte nach Osterod, wo ich mich eigentlich mit den Sachsen vereinigen wollte.
Großzügig schenkte ich ihnen 50 Geldeinheiten und hätte vielleicht auch ein paar billige Truppen abgegeben. Das unterließ ich aber, da sie mir nicht halfen, als mich die Schweden direkt auf dem Osteroder Gebiet anfielen. Zu meinem Erstaunen siegten meine von mir geschmähten und beschimpften Truppen über die Schweden in einer Generalschlacht.
Hierauf spielte ich mit dem Gedanken Allenstein zu belagern, wusste aber nicht, ob die Brandenburger dort waren und ob ich dann nicht vielleicht zwischen zwei Feuer geraten würde, falls mich dann die Schweden im Rücken angriffen. Außerdem hatte ich das lange Warten auf schwere Artillerie einigermaßen satt und fürchtete sonst nichts mehr in dem Jahr unternehmen zu können.
Deswegen schickte ich Lanckoronski und Flemming ein paar hinhaltende Botschaften und nahm mir vor Graudenz zu erobern. Die Schweden sollen ja schon sehr dort gehaust haben. Daher erwartete ich kaum Widerstand, höchstens eine schwache schwedische Garnison. Zu meiner wirklichen Überraschung stieß ich auf meinem Marsch nach Graudenz auf die geschlagene schwedische Hauptarmee. Weil ich dieser scheinbar in einer größeren Bataille auf der Landstraße nach Graudenz den Rest gab und dann, wenn auch unter höheren Verlusten als erwartet, Graudenz einnahm, kamen mir noch ganz andere Ideen. Vielleicht könnte ich Elbing oder Königsberg einnehmen?
Hier obsiegten in mir wieder die Zweifel des alten Kriegsmannes. Thorn könnte dann den Türken in die Hände fallen und ich könnte es nicht unterstützen. Ich bräuchte 2 Runden um nach Elbing bzw. Königsberg zu kommen und dann noch auf die Belagerungsartillerie warten …
Diesmal gaben die Sachsen den Ausschlag. Ich verwarf den Gedanken meine Armee durch eine Garnison in Graudenz selber zu schwächen und mich erreichte in meinem Lager vor Allenstein mal wieder ein Hilferuf Flemmings. Zugleich versuchte mich Lanckoronski zu einem Waffenstillstand mit den Türken zu überreden. Aber das hielt ich zum einen, da ich bereits von denen geschlagen worden war, für würdelos, zum anderen wollte ich einen solchen Verrat an der Sache des Kaisers nicht ohne Rücksprache nach Wien begehen. Zwar war Osterod in einer letzten Schlacht den Osmanen doch noch in die Hände gefallen, aber das war mir gerade recht.
Lanckoronski unterrichtete ich, dass ich meinte mit zwei Generalschlachten gegen die Schweden mehr als genug für die Wünsche des Königs von Polen getan zu haben, und dass ich ihm anbot mit ihm Osterod in Schutt und Asche zu legen, dies aber notfalls auch allein täte. Denn mir dünkte das die vielleicht letzte Chance noch einigen Ruhm in Polen für die Fahnen des Kaisers zu erwerben. Daher schrieb ich auch Flemming, dass ich vorhätte möglichst gemeinsam mit ihm die Osmanen zu vernichten. Sollte er nach meinem Wunsch gemeinsam mit mir angreifen, so kam dem alten Schlachtross, Hatzfeldt, der Erfolg unzweifelhaft vor. Zudem hatte ich ja extra frisch Kanonen und Musketiere ausgehoben.
Ob nun die Sachsen tatsächlich mit mir Osterod angegriffen haben, bin ich äußerst gespannt. Das wäre nämlich das erste Mal, dass eine Koordinierung zweier Armeen in der Kampagne meines Wissens gelungen wäre.
Die Nachrichten, so erfolglos sie in etwa 100% der Fälle auch gewesen waren, haben mir mit am meisten Spaß gemacht. Ich bin eben ein sehr kommunikationslustiger Mensch und habe an Briefen des 17./18. Jh. meine Freude. Schreibe ja auch im Reenactment viele Briefe, Erlässe und Befehle in meiner Rolle.