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Kavallerie in der Napoleonischen Zeit

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Trencavel:
Hallo, bin neu hier, hab aber trotzdem ein paar Anmerkungen.

Man muß immer den Sinn und Zweck der jeweiligen Einheit in Betracht ziehen. Hier bezogen auf Abschaffung des Kürasses 1809.

Das Gegenteil war der Fall. Bis 1809 hatten die Carabiniers keinen Kürass. Aufgrund der verhältnissmäßig hohen Verluste dieser Einheit wurden diese

nach dem 1809er Feldzug mit Doppelkürass ausgerüstet. Das ein Doppelkürass durchaus Sinn machte, zeigte die Schlach von Eggmühl.

Die österreichischen Kürassiere hatten nur einen Fronzpanzer. Sie wurden von den französischen Kürassieren \"stehend\" empfangen. Die Kürassiere benutzten ihre

Karabiner und feuerten den angreifenden Österreicher eine \"Salve ins Gesicht\" und gingen dann erst in den Angriff über. Als die Österreicher zu flüchten begannen

wurden sie von der französischen Kavallerie verfolgt. Da die Österreicher keinen Rückenpanzer hatten wurden viele von ihnen von hinten niedergestochen.

Nach Augenzeugenberichten war die Strecke von Eggmühl bis Eglofsheim bedeckt mit toten österreichischen Kürassieren

SG,Heinz

tattergreis:
Interessant, dass das SChießen im Stand nicht dazu führte, dass die Verteidiger über den Haufen gerannt wurde. Ich fand es immer suspekt, dass dies offensichtlich manchmal gemacht wurde, ohne das ich von Erfolgen gelesen hab.

Im Melee mit feindlicher Kavallerie war ein (Doppel-)Kürass von Vorteil, um feindliche Infanterie zu besiegen war er nicht notwendig, vermutlich sorgte er für psychologische Vorteile (+1 auf den Moraltest ob man charged ;) )

Aber wie Du schreibst:

--- Zitat ---Man muß immer den Sinn und Zweck der jeweiligen Einheit in Betracht ziehen.
--- Ende Zitat ---

Kürassiere waren m.E. wirklich dazu geschaffen, feindliche Kavallerie auf dem Schlachtfeld zu besiegen. Für Aufklärung und Verfolgung auf operativer Ebene waren sie nicht da. Selbst die Dragoner waren nicht gut für Aufklärung zu verwenden.

Chasseure haben meines Wissens auch Attacken auf dem Schlachtfeld geritten, sie waren meines Erachtens am ehesten allround-Kavallerie.

1805 bis 1812 war das alles kein Problem, weil es genügend Kavallerie  (auch Verbündete) gab, nur 1813, 1814 und 1815 war es eben ganz anders.
Meine These ist eben, dass man die vorhandenen Pferde eher für leichte Kavallerie hätte verwenden sollen, und dass die Konzentration der Kavallerie in die Reserve statt als Beigabe zu den Korps ein Luxus war, den sich Napoleon nicht leisten konnte. Als Feldherr auf dem Schlachtfeld befehligt er Korps, mit den Korps der schweren Kavallerie schafft er sich (und nicht seinen Untergebenen) ein Werkzeug (wie auch mit der Garde).

cheers

Shapur:
Das Problem mit der leichten Kavellerie ist, dass sie mehr Ausbildung braucht. Schlachtfeldkavellerie braucht \"nur\" in Ordnung nach vorne reiten.
Wenn die Franzosen ihren Kavellerie-Ersatz aus Frankreich ohne Pferde losschicken, damit sie vor Ort (Mainz) endausgestattet (Pferd bekommen) werden, sagt dies schon etwas über den Stand der franz. Kavellerie. Schon für den Feldzug von 1812 gab es Dragoner-Einheiten als Infanterie, weil Pferde fehlten.

Für mich ist es einfach die Frage, was kann ich aus dem vorhandenen Material (Mensch und Pferd) machen. Wenn ich den Reiter irgendwo in Frankreich ausbilde und dann 600 km oder weiter wegschicke, damit er sein Pferd bekommt, dann geht viel Trainingszeit verloren. Pferde brauchen für den Marsch Futter und Verbrauchsmaterial (Hufeisen), kann man sparen, wenn der Reiter zum Pferd kommt.

Trencavel:
Hallo nochmal

Also, grundsätzlich wäre bei der französischen Kav. folgende Einteilung bzw. Klassifizierung zu sehen:

Husaren und berittene Jäger - leichte Kavallerie

Dragoner und Lanzenreiter - Linienkavallerie

Kürassiere und Karabiniers - Schwere- bzw. Schlachtenkavallerie

bei der Garde zählte man die Jäger zur leichten, die Lanciers zur mittleren und die Dragoner, Gendarmes und Grenadiere zur schweren Kavallerie.

 

Stehende Kürassiere wurden nicht niedergeritten, da die Schwere Kavallerie in der Regel im Trab attackierte allenfalls die letzten Meter in Galopp verfiel.

Die Schwere Reiterei verwendete vollkommen andere Pferderassen als leichte Reiterei. Die schweren \"Schlachtrösser\" wären für die leichte Reitere

vollkommen nutzlos und unpassend gewesen. Mitnichten wurde die schwere Reiterei nur dazu benutzt gegen gegnerische Reiterei zu kämpfen. Die

Reservekavallerie wurde i.d.R. in der vermeintlichen Entscheidungsphase eingesetzt um eine Situation zu entscheiden (Nick of time). Ob gegen Infanterie

oder Kavallerie wär da egal.

Selbstverständlich ritten auch die leichte Reiterei Attacken auf dem Schlachtfeld. Haben die \"Schweren\" oft genug rausgehauen. Die Hauptaufgaben der

leichten Reiterei waren aber Aufklärung, Flankensicherung, Sicherung des Nachschubes und des Troß und das Vertreiben gegnerischer leichter Reiterei.

Nach dem Russlandfeldzug war die französische Kavallerie in einem nicht sehr gutem Zustand. Das konnten selbst die aus Spanien herangezogenen

Dragonerregimenter nicht ausgleichen. Das waren fast ausschließlich Veteranen. Das \"Pferdematerial\" war allerdings schlecht. Nichtsdestotrotz

konnte die franz. Kavallerie, dank ihrer großartigen Kavallerieführer, hervorragende Erfolge vorweisen.

tattergreis:

--- Zitat von: \'Trencavel\',\'index.php?page=Thread&postID=178436#post178436 ---Husaren und berittene Jäger - leichte Kavallerie
Dragoner und Lanzenreiter - Linienkavallerie
Kürassiere und Karabiniers - Schwere- bzw. Schlachtenkavallerie
bei der Garde zählte man die Jäger zur leichten, die Lanciers zur mittleren und die Dragoner, Gendarmes und Grenadiere zur schweren Kavallerie.
--- Ende Zitat ---

Ich bevorzuge die simplifizierende Einteilung in leichte und schw. Kavallerie, weil die Übergänge eh fließend sind: die Lanciers wurden aus Dragonerregimentern gebildet, die als Linienkavallerie bezeichnet werden können. Die Lanciers heißen aber m.E. Cheveaux-lèger lanciers.

Die Gardekavallerie kann man 1815 auch nach ihrem Gebrauch einteilen: Reservekavallerie und \"Unsterbliche\": Napoleon setzte seine Gardekavallerie genau wie seine mittlere und alte Garde sehr ungern ein, er unterstellte die leichte Gardekavallerie z.B. Ney als dieser in Richtung Quatre-Bras vorgehen sollte, aber dieser sollte sie nicht einsetzen (!) Quelle:Waterloo der Feldzug von 1815 von Wenzlik
Ich wollte nicht ausdrücken, dass es den Kürassieren \"verboten\" war, feindliche Infanterie anzugreifen, sondern dass Napoleon sie mit dem Gedanken erschaffen hat, eine der feindlichen Kavallerie überlegene Waffe zu haben. Ich denke, das habe ich aus Nosworthys \"Battle tactics\", aber leider besitze ich das Buch nicht mehr und kann das nicht nachprüfen.


--- Zitat --- Die Reservekavallerie wurde i.d.R. in der vermeintlichen Entscheidungsphase eingesetzt um eine Situation zu entscheiden (Nick of time). Ob gegen Infanterie oder Kavallerie wär da egal.
--- Ende Zitat ---
IIRC nannte Napoleon den verfrühten Einsatz der Reservekavallerie als (einen) Grund der Niederlage von Waterloo.
Und da kommt wieder meine These: welchen Sinn macht es, große Mengen an Reservekavallerie zu haben, wenn man sie eigentlich erst einsetzt, wenn man den Coup de Grâce ansetzt?

cheers

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