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Autor Thema: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?  (Gelesen 20988 mal)

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Frank Bauer

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« am: 23. März 2015 - 17:03:58 »

Zitat von: \'Antipater\',\'index.php?page=Thread&postID=188768#post188768
Vorweg, ich finde die Initiative, Regelwerke fürs historische Tabletop in deutscher Sprache zugänglich zu machen, ganz hervorragend. Dafür also Lob und Anerkennung. (!!einseinself, damit\'s auch jeder gesehen hat. ;) )

Was ich aber vermisse, ist ein bisschen mehr Sorgfalt. Ich rede nicht vom Sinn der Einführungen weiter oben. Mit dem Fokus auf Armeelisten, Sonderfertigkeiten etc. macht das SAGA-Marketing offensichtlich vieles richtig, ob man das persönlich mag oder nicht. Trotzdem will SAGA im Kern ein historisches Regelwerk sein, und da stößt mir die Qualität gerade der deutschen Variante leider übel auf.
Mir ist klar, historische Wargamer haben den Ruf, old farts, Reenactors, Simulationisten und ganz allgemein blöde Spielverderber zu sein – und manche von uns pflegen das Image nur zu gern. Wenn man aber nun mal Regeln mit historischem Anspruch unters – vielfach vom ganzen Drumherum unbeleckte – Volk bringen will, sollte man sich da nicht in der Pflicht sehen, keine schlecht geskripteten Sprechblasen zu produzieren? Sonst würde doch das Regelwerk seinem sowieso schlechten Ruf unter den zornigen alten Männern im Hobby nur gerecht.

Konkret meine ich zum einen die Texte, die sich wie ein holpriger Schulaufsatz lesen. Bei einigem bin ich mir nicht sicher, auf wessen Mist das gewachsen ist; anderes erkennt man leider recht klar als Entlanghangeln per LEO & Co. Ich weiß, dass gute Übersetzer Geld kosten. Wenn man sich als Verleger so jemanden nicht leisten kann oder will, sollte aber wenigstens ein günstig einzukaufender Philologe drüber gucken. Der könnte allzu wörtliche Übertragungen ausbügeln und ein bisschen \"muttersprachliche Eleganz\" (danke, Tankred, für den Ausdruck) reinbringen. Darunter fielen dann auch zu begradigende Formulierungen oder, ganz simpel, Grammatik und Rechtschreibung. Vielleicht steckt im gedruckten Buch mehr solcher Arbeit, die Texte hier lassen das aber nicht erkennen.
Zum anderen, und das finde ich im Setting eigentlich noch störender, entsprechen die historischen Infos leider dem sprachlich gesetzten Niveau. Ich erwarte keine fachwissenschaftlich haltbare Einführung mit Belegstellen und Pipapo, kein cutting edge der Forschung. Es kann aber auch nicht schaden, nicht nur Wörterbücher, sondern auch ein bisschen Einführungsliteratur zu wälzen. Da sollte man dann z.B. bei vormodernen Themen über die Anführungszeichen bei Begriffen wie \"Staat\", \"Nation\", \"Volk\" oder, im gegebenen Kontext, \"Franken\" stolpern. Man mag auch von Kreuzzügen lesen, die teilweise schon vor dem Stichtag anno 1095 liefen, allerdings nach Spanien, Nordafrika, England und sogar quer durchs Hl. Römische Reich (noch fern der Teutschen Nation) führten. Und man wird vielleicht von theologisch-terminologischem Glatteis ferngehalten wie der \"Vergebung der Sündenstrafen\" oder dem \"ayyubidischen Kalifat\".

Klar, den allermeisten, allen voran den \"Zockern\", ist solcher Kram vollkommen Wumpe. Und ich will hier auch nicht von irgendwelchen Bildungsaufträgen fantasieren. Es wäre nur einfach schön, wenn man bei der Neukundenakquise für historische Systeme den Standard der Langstrumpf\'schen Ich-mach-mir-die-Welt-Maxime im SciFi- und Fantasy-Bereich überbieten könnte. Dafür muss der Subtext stimmen. Und der steckt nun mal in den Details, die vom Durchschnittsleser zwar einfach mitverdaut werden, die von Autoren und Übersetzern aber hart zu erarbeiten sind.

Die Diskussion erübrigt sich für dieses Mal, ein paar zerstreute Gedanken aber wollte ich doch eingeworfen haben. Trotz allem freue ich mich nämlich auf das Buch.

Tilmann, wenn du es erlaubst, habe ich deinen Beitrag aus dem SAGA – Kreuzzüge-Thread mal herauskopiert, um an anderer, meiner Meinung nach passenderer Stelle darauf zu antworten.  
Ich finde, du hast ganz grundsätzlich völlig Recht mit dem Anmahnen von mehr historischer Genauigkeit bei Spielen, die sich einen historischen Kontext zuschreiben. Die Diskussion darüber, bei welchen \"historischen\" Regelwerken es da großen Nachholbedarf gibt und welche vielleicht ein leuchtendes Beispiel historischer Genauigkeit sind, ist eine gute Diskussion, die aber im Kontext der deutschen Übersetzung der SAGA-Regeln gleich dreifach falsch ist.

Erstens hat Saga tatsächlich nach Aussage des Autors ausdrücklich keinerlei Anspruch auf historische Korrektheit, sondern ist, wie der Name schon sagt, von den nordischen Sagas und ihrer Umsetzung in modernen Medien inspiriert, also Hollywood und Konsorten.
Zweitens weiß ich nicht, warum du SAGA nun gerade exemplarisch herausgreifst, um zu wenig korrekten historischen Rahmen zu bemängeln. Dieser Prüfung müßte sich ja jedes andere Regelwerk ebenfalls stellen und es gibt einige, die da deutlicher dilettieren.

Drittens geht es hier ja \"nur\" um eine Übersetzung. Bei der Übersetzung von Regeln ins Deutsche haben sich bisher wenige mit Ruhm bekleckert. Ich persönlich finde, dass Stronghold bei den ersten beiden SAGA-Büchern da hervorragende und weit bessere Arbeit geleistet haben als viele zuvor. Das ist aber eher eine Frage der Professionalität bei der Übertragung von einer Sprache in die andere und nicht eine Frage historischen Wissens. Ein deutscher Übersetzer wird schwerlich seine Aufgabe darin sehen, historische Ungereimtheiten des Originals richtig zu stellen, von der rechtlichen Seite, im Text massiv von der Vorlage abzuweichen, mal ganz abgesehen.
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Mansfeld

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« Antwort #1 am: 24. März 2015 - 08:56:54 »

Dem kann ich insgesamt zustimmen.

Wobei ich noch anmerken möchte, daß mit SAGA durchaus möglich ist, in gewissem Rahmen historisch glaubwürdige Skirmishaktionen durchzuspielen. Viele der Battleboardfähigkeiten schöpfen sich aus Klischees, die wiederum verschiedenen Lesarten der Quellen geschuldet sind. Historische Darstellungen benutzen die gleichen Quellen, so daß z.B. die Normannen bei SAGA ziemlich genau so agieren wie die historischen Vorbilder.
Das trifft natürlich nicht auf alle durch die Battleboards erzeugten Eigenheiten zu, aber völlig traumtänzerischer Fantasyblödsinn ist das Bild, das einem SAGA vermittelt, auch nicht.
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(soll er angeblich tatsächlich gesagt haben)

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DonVoss

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« Antwort #2 am: 24. März 2015 - 09:26:01 »

Ich habe neulich mal vom \"Golden Age\" des Wargaming gelesen.
Damals bei Featherstone und Young gings noch um Fun und nicht primär um hist. Korrektheit...

Mir kommt das mit der hist. Korrektheit bei Historikern immer so ein bisschen vor, wie die Bauern, die abends am Trecker-Simulator spielen...;)
(is übrigens laut Branchenerhebungen wirklich der Fall...)

Mir reicht es wirklich seicht. Mehr als die Rückseite der Perry-Verpackung muss es nicht sein. Ein bisschen Fachsimpeln geht immer.

Aber ärgerlich wirds für mich, wenn durch Knöpfchenzählerei und Fachwissen, Leute ausgebremst werden. Also vom Spielen, Bemalen oder Übersetzen abgehalten werden. Das hilft dem Hobby nicht weiter, sondern behindert...

Wer immer sich da berufen fühlt seinen Histo-Kram beizutragen, sollte sich aus meiner Sicht fragen, ob er der Sache wirklich weiterhilft.
Denn wie meine Oma immer sagte: Ratschläge sind auch Schläge!

Cheers,
Don
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Mansfeld

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« Antwort #3 am: 24. März 2015 - 09:35:36 »

Wobei das auch zu 99% vom Tonfall abhängt. Wenn ich mit meinen Kumpels SAGA spiele, mache ich auch mal Anmerkungen, wie weit das jetzt realistisch ist, aber eher locker. Belehrend sind eh nur immer die Leute, die sich irgendwie profilieren wollen (und die meistens auch nicht unbedingt die tolle Ahnung haben  :D ).
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Pappenheimer

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« Antwort #4 am: 24. März 2015 - 09:38:27 »

Bei den 1-2 Regelwerken, die mir extrem historisch korrekt vorkamen, rauchte mir immer der Schädel beim Lesen.  :wacko:
Ich war anfänglich sehr angetan von \"Pistolado\". Da werden so ziemlich - so gut beurteilen kann ich das auch nicht - sämtliche Taktiken des späten 16./frühen 17.Jh. abgebildet. Schon allein der Hirnschmalz der da aufgewendet wurde für das Spiel zeitgenössische Schalchten abzubilden ist beachtlich! Nur sind dadurch die Ausnahmen und Detailregeln für jede mögliche Formation oder die verschiedenen Formationswechsel, zeittypischen Kombinationen verschiedener Typen wie leichte und schwere Reiter usw. so umfangreich, dass ich es irgendwann aufgegeben habe, dahinter zu kommen und auf das Skirmish-Regelwerk der Verfasser von \"Pistolado\" ausgewichen bin.

Ich denke auch, es kommt immer auf den Anspruch des Regelwerks an. Ein Regelwerk, das wie Kugelhagel oder andere damit wirbt möglichst einfach zu sein, kann natürlich nicht bis ins Detail alles abbilden. Und wer die \"Details\" für unverzichtbar findet, wird also diese Regelwerke wahrscheinlich für nicht ganz korrekt halten.

Was anderes ist es für mich, wenn in einem Regelwerk (wie in Pike&Shotte) angeblich hist. Hintergründe in Begleittexten erklärt werden und man dort Fehler findet. Das ist eventuell ärgerlich. Andererseits wird sich eh, wer über sowas jammert, noch entsprechende Fachliteratur besorgen, die ja oftmals außer Romanen ein Hauptantrieb zum Zocken eines bestimmten Themas ist.
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Shapur

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« Antwort #5 am: 24. März 2015 - 09:55:50 »

Alles was auf enem Tisch gespielt wird kann nicht historisch korrekt sein. Ich trage keine Rüstung, übersehe das gesamte Schlachtfeld, habe in der Regel fast volle Kontrolle über meine Truppen und habe keine sonstigen Einflüsse der Natur (Sonne, Regen usw.) zu erdulden.

Außerdem gibt es dazu einige aufschlussreiche Artikel in den Wargames Soldiers und Strategie Heften. Als gestandener Spieler (seit 1984) kann man z.B. Sam Mustafa nur zustimmen, dass Truppen, die verdeckt sind, nicht gesehen werden können, ebenso wenn sie hinter einem Hügel sind. Außerdem kann Kavellerie nicht in Quaree gehen. :blush2:

Regeln sind immer eine Gradwanderung zwischen dem Versuch historischen Verhaltensmustern bzw. Abläufen, einer Spielmechanik und dem Spielern herzustellen.

Fehler in der Darstellung passieren immer wieder:

Hier mal was: http://www.landmarktrust.org.uk/Properties-list/hougoumont-waterloo/Holiday/

The Battle of Waterloo ended over 20 years of unprecedented warfare as
Napoleon Bonaparte occupied most of continental Europe, Britain’s
conquest clearly in his sights. Newly escaped from exile on the island
of Elba, the confrontation at Waterloo was his last stand. Wellington,
commanding the combined British, Dutch and Prussian forces
, had no
choice but to fight a defensive battle, his hastily assembled army
outnumbered and outgunned by the French. The open terrain offered few
defensible points: only Chateau Hougoumont and a little farmhouse
nearby, La Haye Sainte, could prevent Wellington’s Allied line being
outflanked.

Abgesehen, davon ist die Ferienwohnung ganz nett, leider kann man sie erst ab Juli buchen. :smiley_emoticons_pirate_down:
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Hanno Barka

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« Antwort #6 am: 24. März 2015 - 10:05:06 »

Ich glaub es gibt kein allgemeingültiges Richtig oder Falsch. Ausser, daß wie in den Good Old Days of Featherstone der Spaß an der Sache das Ziel ist. Und genau da fangen die Differenzen an. Das Hobby umfasst viele Aspekte und es ist individuell, was wie wichtig jeder einzelne von Ihnen ist.
Es gibt da die beiden Archetypen - der eine will nur zocken und es ist ihm egal wie die Figuren aussehen, wie historisch oder fantastisch seine Armeen sind juckt ihn nicht, und anmalen braucht man die Figuren sowieso auch nicht. Dann gibts den Typen, der jahrelange Recherche (ob geschichtliche Quellen oder Tolkien) betreibt um seine Figuren so korrekt wie möglich zu bemalen und seine Armeen zu organisieren, wie sie im Spiel performen ist völlige Nebensache, Hauptsache alles ist korrekt.
Wir kennen beide Archetypen, oder vielmehr wir kennen sie beide nicht. Man kann noch mehr Archetypen konstruieren, wenn man mag, aber im Endeffekt - es gibt keine Person, die einem Archetyp entspricht, denn es sind eben Archetypen, aber jeder von uns hat etwas von ihnen, vom einen mehr vom andern weniger.
Unsere Spiele sind, nun ja - mehr oder weniger taktische Würfelspiele (oder von mir  aus Kartenspiele), keine Simulation, keine Wissenschaft. Was macht also ihren Reiz gegenüber anderen Spielen wie Schach, Go, Bridge, Eskalero und Konsorten aus? Es ist denke ich wohl der \"Fluff\" - das Flair, das sie vermitteln. Das kann eine geschichtliche Epoche sein, oder halt ein fantastischer Background wie Hammer\'s Slammers. Wieviel sich von diesem Fluff in den Regeln spiegeln \"muss\" ist individuelle Geschmackssache. Der eine spielt WH40K mit WW2 Figuren und ist glücklich, der andere ist nur zufrieden, wenn seine Napos genau die Farben haben, wie ihre historischen Vorbilder in der einen spezifischen Schlacht.
Recht haben beide, den beide wollen eben das im Spiel wiederfinden, das ihnen Spaß macht und das ist individuell verschieden. Aber es ist imo nicht ok einen individuellen Zugang zum Hobby herabzuwerten. Klar kann man sagen, die Leute, die extremen Wert auf Korrektheit legen sind Spaßbremsen und schrecken Neulinge ab. Aber für selbige sind 40K Spiele mit WW2 Figuren auch eine Spaßbremse, die sie abtörnt und sie dürfen sich vom Hobby ebensoviel Freude erwarten wie der \"Gamer-Archtetyp\". Natürlich ist es nicht gut wenn Neulinge \"verschreckt\" werden, aber statt die \"Knöpfchenzähler\" in die Schranken zu verweisen, kann man dem Neuling auch sagen: \"Hallo, wir z.B. nehmen es nicht so genau, das Hobby ist vielfältig und hat Platz für jeden\". (Es findet lustigerweise kaum jemand schlimm, wenn sich Leute Seitenlang das Maul zerreissen, wenn eine Elfe mit einem Zwergen flirtet, weil das geht gar nicht, aber Römer gegen Samurai is daneben? - komm sei doch kein Knöpfezähler ;) )
Wenn das einen Neuling dann immer noch zu arg ist, dann ist er in diesem Hobby vielleicht eh nicht gut aufgehoben... Und wenn mir jemand, der keine Knöpfe, aber alles andere zählt (Entschuldige bitte, daß ich Dich herausgreife, aber ich mag Deine Signatur einfach :) ), erklärt, daß an meinen Figuren das oder das inkorrekt bemalt ist, kann ich das als Verbesserungsvorschlag werten und meine Figuren korrigieren, oder den Hinweis ignorieren, weil es mich halt nicht stört, daß die Bemalung falsch ist. Aber ich sollte so einen Hinweis nicht als negativ werten, was ich dann damit tue ist eh meine Entscheidung.
Daher wie immer im Leben - Toleranz und Akzeptanz sind das entscheidende - in beide Richtungen.
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Mit meiner brandneuen ergonomischen Gamingtastatur geschrieben. Kryptische Wortschöpfungen sind tastatur-, geschicklichkeits- und koordinationsbedingt und nicht als Zeichen geistigen Verfalls zu werten!

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DonVoss

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« Antwort #7 am: 24. März 2015 - 10:28:15 »

Meine liebe Graumaus, der Vergleich hinkt. Und das weißte auch...;)

Ich habe noch nie einen Gamer gesehen, der einem Knöpfchenmann sagt, er solle seine Figuren mal nicht so korrekt anmalen, sondern n bisschen mehr Richtung Fantasy gehen. Ansonsten könne er ja das Hobby verlassen...:D

Die teils demotivierende Kritik kommt doch immer nur aus dem Knöpfchenlager.
Und der Vergleich mit dem klopperten Hobbit-Film is doch wenig zielführend.
Wäre Peter J, ein eingefleischter Zinn-Hobbyist und hätte ne schöne Vignette zum Thema Zwergenliebe gemacht oder n kleines .45-Adventure geschrieben, wo man Zwerge in Fässern n Bach ruterschickt, wäre ich der erste der ihm dazu gratuliert hätte. Und ich hätte mich natürlich auch gleich vorgedrängelt und ne Runde mitgegamed...:D

Und ich versteh echt nicht, wie man sich persönlich angegriffen fühlen kann, wenn jemand anderes seine Napo-Mäntel blau anmalt statt grau...;(

Naja, vielleicht ist es auch einfach der blanke Neid, denn die dicksten Knöpfchen-Historiker haben meist den geringsten Maloutput... :thumbsup:

Cheers,
Don
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Nikfu

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« Antwort #8 am: 24. März 2015 - 10:31:23 »

So ausführlich der Kommentar von Grey ist, so richtig ist er auch. Bravo dafür und dank dass ich mir die Schreiberei erspart hab  :)
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Black Guardian

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« Antwort #9 am: 24. März 2015 - 10:40:37 »

Ich glaube wir müssen die Diskussion in mindestens zwei Aspekte unterteilen:
Wie von Frank im Ausgangspost erwähnt geht es einerseits um die Korrektheit der historischen Hintergründe, wie sie in Regelwerken zum historischen Tabletop dargestellt sind. Schleichen sich hier Fehler ein (aus Übersetzung oder falscher Recherche) so ist das Regelwerk nicht mehr \"historisch korrekt\" im Sinne des Ausgangsposts.

Die zweite Facette ist das, was die Regelsysteme simulieren und darstellen. Hier gibt es glaube ich erstmal keinen Zweifel darüber, dass Spiele generell nur Abstraktionen sein können und damit nicht 100% historisch korrekt werden. Die Frage, die sich dennoch stellt, ist, ob das Spielsystem in seiner Abstraktion die Ergebnisse richtig simuliert und den Spieler durch Spielmechaniken und Performance verschiedener Einheiten in ähnliche Entscheidungssituationen hineinversetzen, wie sie ein historischer Kommandeur wohl gehabt hätte.

Hier gibt es natürlich ein großes Spektrum mit Gestaltungsspielraum und verschiedenen Abstraktionsleveln. Die Frage, die man hier aufwerfen könnte: Sind \"historische Tabletops\" die \"nur\" vor einem historischen Hintergrund spielen auch dann noch als historische Tabletops abzusehen, wenn ihre Regeln komplett darin scheitern, historische Ergebnisse zumindest annähernd abzuliefern?
Provokativ gefragt: Wenn ich Warhammer 40k mit Figuren des 2. Weltkriegs spiele und Sowjets und Deutsche statt Imperialer Armee und Spacemarines (oder Warhammer Fantasy für mittelalteriche Schlachten..?) nehme, ist das ganze dann ein historisches Tabletop? Und wo zieht man dort die Grenze, ab der es ein historisches Regelwerk wird? (Hallo Bolt-Action... :P )

Insgesamt ist das eine sehr schwierige Frage glaube ich - und eine, die man auch nicht unbedingt ausdiskutieren muss, glaube ich. Jeder hat da unterschiedliche Präferenzen - und daher gibts auch unterschiedliche Regelwerke. EIne solche Diskussion bis zum Ende zu führen, würde ja auch bedeuten, dass wir einige Leute aus dem Kreis der \"historischen\" Spieler ausschließen müssten. Aber wozu? Welchen tieferen Sinn hätte so eine Fragmentierung unserer eh schon kleinen Tabletop-Community? :(

Nikfu

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« Antwort #10 am: 24. März 2015 - 10:54:58 »

Don, du siehst das meiner Meinung nach zu einseitig und jetzt muss ich doch ein bisserl was schreiben  :)

Zitat
Ich habe noch nie einen Gamer gesehen, der einem Knöpfchenmann sagt, er solle seine Figuren mal nicht so korrekt anmalen, sondern n bisschen mehr Richtung Fantasy gehen. Ansonsten könne er ja das Hobby verlassen...:D

Das vielleicht nicht, aber ich kenne genug spieler, die es gerne hsitorisch korrekt(er) haben und die drauf pfeifen gegen unhistorisch angemalte Figuren - oder gar nacktes Zinn - zu spielen. Wer verjagt da wem? \"im klub spielens nur mit nackerten minis Fantasy und Warmachine\" hab ich nicht nur einmal gehört...

Zitat
\"\"Aber ärgerlich wirds für mich, wenn durch Knöpfchenzählerei und Fachwissen, Leute ausgebremst werden. Also vom Spielen, Bemalen oder Übersetzen abgehalten werden. Das hilft dem Hobby nicht weiter, sondern behindert...\"\"
Auch einseitige Ansichtssache. Warum bringt es das Hobby weiter, wenn die leut zb napos kunterbunt und falsch anmalen? Warum wollen die leut überhaupt napo spielen?
Vielmehr ist es der fall dass leut die napo spielen wollen auch Interesse an der Historie haben, sich Fachliteratur kaufen und über tipps dankbar sind....

Ich liebe es wenn eine Diskussion abtriftet  :D
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Shapur

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Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
« Antwort #11 am: 24. März 2015 - 11:25:37 »

Nikfu, du kommst mit deinen Napo Preussen an und wir spielen Waterloo Angriff der Preussen. Und ich fange an dir zu erzählen, dass a - dein Linieninfantrie-Regiment keine Fahnen hatte, weil es ehemals ein Reserve Regiment war und b - sie die falsche Uniform tragen, weil sie nicht die normale Uniform trugen, sondern eine besondere für jedes Battalion. Außerdem sind c- deine Landwehreinheiten aus dem falschen Wehrkreis und ganz prinzipell d- haben die auch keine Fahnen. Und um einen drauf zu setzen bemängel ich, dass du den dritten Battalionen eine Truppenfahne gegeben hast.

Da fängt der Frustfaktor an, denn du hast deine Figuren ordentlich gem. der Plastikbox bemalt, auch die Landwehr an sich historisch richtig. Nur für diese Zusammensetzung stimmen die Jungs nicht. Du hast weniger Spaß beim Spiel und überlegst dir ob es sich lohnt mehr Zeit und Geld in diese Richtung zu investieren.

Ach ja das gilt für jede Napo-Armee.
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Nikfu

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« Antwort #12 am: 24. März 2015 - 11:35:59 »

1) sind meine preussen korrekt für Waterloo angemalt  ;) (sorry aber der musste sein)
2) hab ich in meiner wirklich langen karriere als wargamer noch nie, wirklich NIE jemanden getroffen der ein grösseres Problem damit gehabt hätte, wenn Figuren nicht 100% zum historischen Szenario gepasst hätten, da das dann wohl doch ein bisserl sehr arg ausarten würde. Auch peninsular briten werden da als Klassiker für später aus der not gefressen.

Falls ich jemals mit einem solchen hardcorler zusammentreffen würde, hätte ich 2 Optionen.
1) genauer malen
2) nicht mit ihm spielen
beides ok und demjenigen nicht vorzuwerfen, der Interesse am genauen historischen hat (und auch seine mitspieler aus einem entsprechend kleinerem Umfeld rekrutieren muss)

Gegenfrage: hättest du Interesse mit fantasyuniformen, gelben preussen und rosa russen zu spielen bzw. diese so zu bemalen?
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« Antwort #13 am: 24. März 2015 - 11:36:27 »

Zitat von: \'Shapur\',\'index.php?page=Thread&postID=189241#post189241
Da fängt der Frustfaktor an, denn du hast deine Figuren ordentlich gem. der Plastikbox bemalt, auch die Landwehr an sich historisch richtig. Nur für diese Zusammensetzung stimmen die Jungs nicht. Du hast weniger Spaß beim Spiel und überlegst dir ob es sich lohnt mehr Zeit und Geld in diese Richtung zu investieren.

Ach ja das gilt für jede Napo-Armee.
Ist das nicht eher ne Frage von Selbstbewusstsein?

Wenn mir einer sagt, ich spiele mit den falschen Figuren, dann ist das erstmal nicht demotivierend für mich. Er kann mitspielen oder nicht. Demotivierend wäre es maximal, wenn ich deswegen aus einer Spielgemeinschaft ausgeschlossen werde, wo ich unbedingt mitspielen will. Da ich hier bei mir in der Gegend froh bin, wenn ich überhaupt wen finde, der freiwillig historisch spielt, kann ich die Wahrscheinlichkeit von Letzterem nicht mal beurteilen.
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Tellus

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« Antwort #14 am: 24. März 2015 - 11:38:01 »

Nun, wenn ich es richtig verstanden habe ging es in Antipaters Post weniger darum ob das Spiel historisch korrekt in seinen Regelmechanismen abgebildet ist, sondern wie der historische Kontext vermittelt wird.

Das sich da der Historiker eher dran stösst als der unbedarfte Tellus, ist für mich schon nachvollziebar. Geht mir ja auch so bei Sachen mit denen ich mich besser auskenne.

Die Aussage das Saga im Kern ein historisches Spiel ist, ist in meinen Augen auch nicht falsch, sonst würden dort die Wikinger alle beritten sein und die Iren hätten vielleicht eine Einheit Feen.

Saga benutzt den historischen Hintergrund. Da wäre es doch wünschenswert wenn historische Begebenheiten auch richtig vermittelt werden.

So verstehe ich jedenfalls Antipaters Kritik, deswegen finde ich den Thread-Titel auch leicht missverständlich. ;)
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