Epochen > Tabletop allgemein
Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Shapur:
Alles was auf enem Tisch gespielt wird kann nicht historisch korrekt sein. Ich trage keine Rüstung, übersehe das gesamte Schlachtfeld, habe in der Regel fast volle Kontrolle über meine Truppen und habe keine sonstigen Einflüsse der Natur (Sonne, Regen usw.) zu erdulden.
Außerdem gibt es dazu einige aufschlussreiche Artikel in den Wargames Soldiers und Strategie Heften. Als gestandener Spieler (seit 1984) kann man z.B. Sam Mustafa nur zustimmen, dass Truppen, die verdeckt sind, nicht gesehen werden können, ebenso wenn sie hinter einem Hügel sind. Außerdem kann Kavellerie nicht in Quaree gehen. :blush2:
Regeln sind immer eine Gradwanderung zwischen dem Versuch historischen Verhaltensmustern bzw. Abläufen, einer Spielmechanik und dem Spielern herzustellen.
Fehler in der Darstellung passieren immer wieder:
Hier mal was: http://www.landmarktrust.org.uk/Properties-list/hougoumont-waterloo/Holiday/
The Battle of Waterloo ended over 20 years of unprecedented warfare as
Napoleon Bonaparte occupied most of continental Europe, Britain’s
conquest clearly in his sights. Newly escaped from exile on the island
of Elba, the confrontation at Waterloo was his last stand. Wellington,
commanding the combined British, Dutch and Prussian forces, had no
choice but to fight a defensive battle, his hastily assembled army
outnumbered and outgunned by the French. The open terrain offered few
defensible points: only Chateau Hougoumont and a little farmhouse
nearby, La Haye Sainte, could prevent Wellington’s Allied line being
outflanked.
Abgesehen, davon ist die Ferienwohnung ganz nett, leider kann man sie erst ab Juli buchen. :smiley_emoticons_pirate_down:
Hanno Barka:
Ich glaub es gibt kein allgemeingültiges Richtig oder Falsch. Ausser, daß wie in den Good Old Days of Featherstone der Spaß an der Sache das Ziel ist. Und genau da fangen die Differenzen an. Das Hobby umfasst viele Aspekte und es ist individuell, was wie wichtig jeder einzelne von Ihnen ist.
Es gibt da die beiden Archetypen - der eine will nur zocken und es ist ihm egal wie die Figuren aussehen, wie historisch oder fantastisch seine Armeen sind juckt ihn nicht, und anmalen braucht man die Figuren sowieso auch nicht. Dann gibts den Typen, der jahrelange Recherche (ob geschichtliche Quellen oder Tolkien) betreibt um seine Figuren so korrekt wie möglich zu bemalen und seine Armeen zu organisieren, wie sie im Spiel performen ist völlige Nebensache, Hauptsache alles ist korrekt.
Wir kennen beide Archetypen, oder vielmehr wir kennen sie beide nicht. Man kann noch mehr Archetypen konstruieren, wenn man mag, aber im Endeffekt - es gibt keine Person, die einem Archetyp entspricht, denn es sind eben Archetypen, aber jeder von uns hat etwas von ihnen, vom einen mehr vom andern weniger.
Unsere Spiele sind, nun ja - mehr oder weniger taktische Würfelspiele (oder von mir aus Kartenspiele), keine Simulation, keine Wissenschaft. Was macht also ihren Reiz gegenüber anderen Spielen wie Schach, Go, Bridge, Eskalero und Konsorten aus? Es ist denke ich wohl der \"Fluff\" - das Flair, das sie vermitteln. Das kann eine geschichtliche Epoche sein, oder halt ein fantastischer Background wie Hammer\'s Slammers. Wieviel sich von diesem Fluff in den Regeln spiegeln \"muss\" ist individuelle Geschmackssache. Der eine spielt WH40K mit WW2 Figuren und ist glücklich, der andere ist nur zufrieden, wenn seine Napos genau die Farben haben, wie ihre historischen Vorbilder in der einen spezifischen Schlacht.
Recht haben beide, den beide wollen eben das im Spiel wiederfinden, das ihnen Spaß macht und das ist individuell verschieden. Aber es ist imo nicht ok einen individuellen Zugang zum Hobby herabzuwerten. Klar kann man sagen, die Leute, die extremen Wert auf Korrektheit legen sind Spaßbremsen und schrecken Neulinge ab. Aber für selbige sind 40K Spiele mit WW2 Figuren auch eine Spaßbremse, die sie abtörnt und sie dürfen sich vom Hobby ebensoviel Freude erwarten wie der \"Gamer-Archtetyp\". Natürlich ist es nicht gut wenn Neulinge \"verschreckt\" werden, aber statt die \"Knöpfchenzähler\" in die Schranken zu verweisen, kann man dem Neuling auch sagen: \"Hallo, wir z.B. nehmen es nicht so genau, das Hobby ist vielfältig und hat Platz für jeden\". (Es findet lustigerweise kaum jemand schlimm, wenn sich Leute Seitenlang das Maul zerreissen, wenn eine Elfe mit einem Zwergen flirtet, weil das geht gar nicht, aber Römer gegen Samurai is daneben? - komm sei doch kein Knöpfezähler ;) )
Wenn das einen Neuling dann immer noch zu arg ist, dann ist er in diesem Hobby vielleicht eh nicht gut aufgehoben... Und wenn mir jemand, der keine Knöpfe, aber alles andere zählt (Entschuldige bitte, daß ich Dich herausgreife, aber ich mag Deine Signatur einfach :) ), erklärt, daß an meinen Figuren das oder das inkorrekt bemalt ist, kann ich das als Verbesserungsvorschlag werten und meine Figuren korrigieren, oder den Hinweis ignorieren, weil es mich halt nicht stört, daß die Bemalung falsch ist. Aber ich sollte so einen Hinweis nicht als negativ werten, was ich dann damit tue ist eh meine Entscheidung.
Daher wie immer im Leben - Toleranz und Akzeptanz sind das entscheidende - in beide Richtungen.
DonVoss:
Meine liebe Graumaus, der Vergleich hinkt. Und das weißte auch...;)
Ich habe noch nie einen Gamer gesehen, der einem Knöpfchenmann sagt, er solle seine Figuren mal nicht so korrekt anmalen, sondern n bisschen mehr Richtung Fantasy gehen. Ansonsten könne er ja das Hobby verlassen...:D
Die teils demotivierende Kritik kommt doch immer nur aus dem Knöpfchenlager.
Und der Vergleich mit dem klopperten Hobbit-Film is doch wenig zielführend.
Wäre Peter J, ein eingefleischter Zinn-Hobbyist und hätte ne schöne Vignette zum Thema Zwergenliebe gemacht oder n kleines .45-Adventure geschrieben, wo man Zwerge in Fässern n Bach ruterschickt, wäre ich der erste der ihm dazu gratuliert hätte. Und ich hätte mich natürlich auch gleich vorgedrängelt und ne Runde mitgegamed...:D
Und ich versteh echt nicht, wie man sich persönlich angegriffen fühlen kann, wenn jemand anderes seine Napo-Mäntel blau anmalt statt grau...;(
Naja, vielleicht ist es auch einfach der blanke Neid, denn die dicksten Knöpfchen-Historiker haben meist den geringsten Maloutput... :thumbsup:
Cheers,
Don
Nikfu:
So ausführlich der Kommentar von Grey ist, so richtig ist er auch. Bravo dafür und dank dass ich mir die Schreiberei erspart hab :)
Black Guardian:
Ich glaube wir müssen die Diskussion in mindestens zwei Aspekte unterteilen:
Wie von Frank im Ausgangspost erwähnt geht es einerseits um die Korrektheit der historischen Hintergründe, wie sie in Regelwerken zum historischen Tabletop dargestellt sind. Schleichen sich hier Fehler ein (aus Übersetzung oder falscher Recherche) so ist das Regelwerk nicht mehr \"historisch korrekt\" im Sinne des Ausgangsposts.
Die zweite Facette ist das, was die Regelsysteme simulieren und darstellen. Hier gibt es glaube ich erstmal keinen Zweifel darüber, dass Spiele generell nur Abstraktionen sein können und damit nicht 100% historisch korrekt werden. Die Frage, die sich dennoch stellt, ist, ob das Spielsystem in seiner Abstraktion die Ergebnisse richtig simuliert und den Spieler durch Spielmechaniken und Performance verschiedener Einheiten in ähnliche Entscheidungssituationen hineinversetzen, wie sie ein historischer Kommandeur wohl gehabt hätte.
Hier gibt es natürlich ein großes Spektrum mit Gestaltungsspielraum und verschiedenen Abstraktionsleveln. Die Frage, die man hier aufwerfen könnte: Sind \"historische Tabletops\" die \"nur\" vor einem historischen Hintergrund spielen auch dann noch als historische Tabletops abzusehen, wenn ihre Regeln komplett darin scheitern, historische Ergebnisse zumindest annähernd abzuliefern?
Provokativ gefragt: Wenn ich Warhammer 40k mit Figuren des 2. Weltkriegs spiele und Sowjets und Deutsche statt Imperialer Armee und Spacemarines (oder Warhammer Fantasy für mittelalteriche Schlachten..?) nehme, ist das ganze dann ein historisches Tabletop? Und wo zieht man dort die Grenze, ab der es ein historisches Regelwerk wird? (Hallo Bolt-Action... :P )
Insgesamt ist das eine sehr schwierige Frage glaube ich - und eine, die man auch nicht unbedingt ausdiskutieren muss, glaube ich. Jeder hat da unterschiedliche Präferenzen - und daher gibts auch unterschiedliche Regelwerke. EIne solche Diskussion bis zum Ende zu führen, würde ja auch bedeuten, dass wir einige Leute aus dem Kreis der \"historischen\" Spieler ausschließen müssten. Aber wozu? Welchen tieferen Sinn hätte so eine Fragmentierung unserer eh schon kleinen Tabletop-Community? :(
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln