So, ich habe mir die letzten beiden Teile auch angetan. Was soll ich sagen, jedesmal wenn ich die wieder die Bajonette aufpflanzen sah, wurde mir anders. Richtig lustig auch der Navy-Colt, der in bester Westernmanier ohne Ende abgefeuert werden konnte und das sogar im Double-Action-System, Respekt! Mir scheinen überhaupt etliche amerikanischen Waffen verwendet worden zu sein. Man hat es nicht genau gesehen, aber die dänischen Seitengewehre könnten amerikanischen Artilleriekurzschwerter gewesen sein, wie auch immer.
Die Preußen waren auch in diesen Teilen eigentlich fast nur anonymes Tötungsfleisch, während die Dänen sich heroisch verteidigten. Fand ich nicht so gut, genausowenig wie die Inszenierung des Gegenangriffs der dänischen Reserve, wo man sich fragte, wer denn nun letztendlich die Schanzen erfolgreich erstürmt hat.
Eine Schuldfrage bezüglich Preußens sehe ich eher nicht. Das hatte zusammen mit Österreich endlich klare Verhältnisse geschaffen, später dann auch gegen Österreich. Das war zweifellos nicht schön, aber fast schon alternativlos, wenn man bedenkt was für ein Haifischbecken die innereuropäischen Beziehungen waren. Die Einflussnahme außenstehender Großmächte auf die Belange des Deutschen Bundes konnten auf Dauer nur Probleme bringen. Bismarcks Reich war auf Strömen von Blut gebaut worden und dennoch blieb es für über 40 Jahre der Stabilitätsanker Europas, das sollte man nicht vergessen. Selbstverständlich war so eine lange Friedenszeit keineswegs, das hat man gerade in den sogenannten Einigungskriegen gesehen. Um die Mitte des Jahrhunderts war die halbe Welt politisch ziemlich instabil.
Nochmal zurück zum Film. Ich halte es für nicht sonderlich glaubwürdig, wie die Kriegsbegeisterung dargestellt wurde. Das ist aus meiner Sicht eine oberflächliche Betrachtungsweise. Dass da psychologisch sehr viel mehr dahinter steckte und hinter der Fassada ganz andere Emotionen eine Rolle spielten, kam so irgendwie nicht rüber. Gut, dafür bin ich wohl schon zu tief in diese Problematik eingetaucht gewesen. Leider hat der Film dann auch dramaturgische Elemente aufgenommen, die allzu gängig sind, wie z.B. das Hinzueilen von Peter als Laust erschossen wurde in einer ziemlich langen Einstellung. Genau wie bei schon so oft gesehenen ähnlichen Szenen hätte der Feind den Trauernden doch locker genauso umlegen können. Das ist deutliche Emotionssteuerung beim Zuschauer. Muss das sein? Neuere Produktionen zum WWII zeigen das ganz anders und realitischer, aber auch rücksichtsloser. Einerseits wirkte \"1864\" teilweise wie im falschen Krieg, also WWI-mäßig, da es sich aber um Belagerungsszenen handelte, erscheint das durchaus glaubwürdig, denn da traten bereits ähnliche psychische Belastungen auf. Ob man das wirklich so gleichsetzen kann ist eine offene Frage. Insgesamt frage ich mich, was man eigentlich gelernt hat und was man beim Sehen der Reihe hätte lernen können. Dass die Preußen egal warum immer auf Krieg aus waren, selbst wenn ihre Führung an sich eigentlich ganz moderat war, ist es wohl nicht. Dass die politische Elite aus einer Mischung von Irren, Versagern und Perversen besteht ist ja bei allem Verständnis auch ein wenig übertrieben. Am Ende wurde ich mit den Akteuren nicht so richtig warm, vielleicht hätte man sich auf weniger handlungstragende Personen konzentrieren sollen. Diese ganze Liebeskatastrophe fand ich zu dominierend und zu speziell, um die ganze Situation zu illustrieren. Was lob ich mir doch einen meiner Lieblingsfilme \"Master & Commander\", der gänzlich ohne sowas auskommt. Vielleicht sollte ich mir lieber keine \"historischen\" Filme mehr ansehen...
In diesem Sinne
Gunter